29.09.08: BAO-MAO-Aktuell

BAO-MAO-Aktuell; Nr. 42/08, vom 29. September 2008
Nachrichten für Ambulante Operateure und Anästhesisten

Gesetzliche Krankenversicherung

Freie Ärzteschaft: Protestveranstaltung in Berlin ein voller Erfolg
Sicher hätten es zusätzlich zu den 5.000 Teilnehmern, die die hoch seriöse Presseagentur Reuters gezählt hat, einige Kombattanten mehr sein können - wichtig ist aber doch, dass unsere zentrale Botschaft über die zahlreichen Medien in die Öffentlichkeit gelangt ist.
- Ganz wesentlich ist im Jahr vor der Bundestagswahl die Tatsache, dass Ärzte und Patienten gemeinsam gegen die politische Fehlsteuerung unseres Gesundheitswesens vorgehen.
- Dabei muss die zentrale Frage sein: Was wird aus der wohnortnahen haus- und fachärztlichen Versorgung? Behalten die Patienten auf Dauer ihren vertrauten "Doktor um die Ecke"? Oder steuern wir auf eine seelenlose Gesundheits-Abfertigung zu?
Quelle: Pressemitteilung der Freie Ärzteschaft e.V. vom 24.07.2008

130.000 fordern eine Zukunft für Kliniken
Mehr als 130.000 Ärzte, Pflegekräfte, Klinikmanager und Auszubildende haben nach Angaben der Polizei in Berlin gegen die aus ihrer Sicht andauernde Finanzmisere an Kliniken demonstriert.
- Auf der zentralen Kundgebung forderte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Rudolf Kösters, von Bund und Ländern 6,7 Milliarden Euro mehr für die Kliniken.
- Christian Ude, Präsident des Deutschen Städtetags und Oberbürgermeister von München, warnte die Koalition angesichts der ungedeckten Ausgabensteigerungen vor einem Krankenhaussterben und einer Privatisierungswelle.
- Der Vizechef des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen, Johann-Magnus von Stackelberg, forderte die Deutsche Krankenhausgesellschaft hingegen auf, sich dem Strukturwandel zu stellen, "statt ihn nur zu beklagen und mehr Geld zu fordern".
Quelle: Ärzte Zeitung, 25.09.2008

Hoppe: Vertragsärzte haben Recht auf Streik
Nach Ansicht von Bundesärztekammer-Präsident Professor Jörg-Dietrich Hoppe haben Vertragsärzte Streikrecht. Die Grundlagen der KV als Körperschaft seien durch den Gesetzgeber sukzessive ausgehöhlt worden, sagte Hoppe dem "Deutschen Ärzteblatt".
Bislang hätten die Vertragsärzte deshalb auf ihr Streikrecht verzichtet. "Diese Vereinbarung ist jetzt aufgelöst", so der BÄK-Chef. Für Hoppe kennzeichnet diesen Trend eine "totale Wettbewerbsideologie".
Quelle: Ärzte Zeitung, 26.09.2008

Der EBM 2008 wird wieder nachjustiert - die wichtigsten Änderungen ab Oktober
Zum 1. Oktober gibt es im EBM 2008 wieder einige Neuerungen.
* Notfalldienst Hier werden die widersprüchlichen Ausschlussregeln, die bislang bei den Notfallpauschalen existieren, vereinheitlicht.
* Kleinchirurgische Leistungen Ein Ärgernis beseitigt der Bewertungsausschuss immerhin bei den Nummern 02300 bis 02302. Bei der Diagnose Nävuszellnävussyndrom (ICD-GM: D22.-) und/oder der Diagnose mehrere offene Wunden (ICD-10-GM: T01.-) können die Ziffern 02300, 02301 und 02302 nun endlich auch nebeneinander abgerechnet werden - allerdings höchstens fünfmal am Behandlungstag. Das war für niedergelassene Ärzte bisher nicht möglich.
Quelle: Julia Frisch Ärzte Zeitung, 26.09.2008

Eine unangenehme Botschaft über Geld und Gesundheit
Die Mehrheit der Politiker weigert sich, die Zukunftsprobleme des Gesundheitswesens zur Kenntnis zu nehmen, sagt der Gesundheitsökonom Fritz Beske.
- Erst recht fehle Politikern der Mut zu unpopulären Korrekturen im Interesse einer langfristigen Finanzierbarkeit, sagte der Direktor des Kieler Instituts für Gesundheits-System-Forschung Professor Fritz Beske bei den Mitteldeutschen Fortbildungstagen in Leipzig. Auf Basis einer Prognose der Entwicklung der GKV bis zum Jahr 2050 empfahl er den Ärzten, die Gesundheitspolitiker aller Parteien bei den Bundestagswahlen 2009 mit kritischen Fragen zu quälen.
Nach der Analyse des Kieler Instituts hat Deutschland in etwa 40 Jahren 14 Millionen Einwohner weniger, die Zahl junger Menschen sinkt um etwa 42 Prozent, die Gruppe der Erwerbsfähigen geht um rund 31 Prozent zurück. Demgegenüber nehme der Anteil der über 65-Jährigen um 65 Prozent zu und die Zahl der Hochbetagten von über 80 Jahren erhöhe sich um etwa 150 Prozent auf dann zehn Millionen Menschen.
In der älter werdenden Bevölkerung werden sich Herzinfarkte verdoppeln, Schlaganfälle nähmen um 86 Prozent, Tumorerkrankungen und Diabetes mellitus um je 29 Prozent zu. Die Inzidenz von Demenz werde gar um 149 Prozent steigen.
Aufgrund dieser Daten, einem unveränderten Leistungskatalog und der Annahme, dass der medizinische Fortschritt die GKV-Ausgaben jährlich um mindestens ein Prozent steigert, beziffert Beske die GKV-Ausgaben im Jahr 2050 auf 225 Milliarden Euro im Vergleich zu heute 143 Milliarden. Fazit des Gesundheitsökonomen: "Es wird unmöglich sein, die so zunehmenden Leistungen mit einer kleineren und älteren Bevölkerung zu finanzieren".
- Er verwies darauf, dass Deutschland den weltweit umfangreichsten Leistungskatalog habe. "Ohne dessen Reduzierung ist die Zukunft der GKV nicht vorstellbar", sagte Beske. Er hält daher eine Grundversorgung mit definiertem Standard und eine Zusatzversorgung mit Zusatzfinanzierung für unabdingbar. Dies sei in Deutschland allerdings ein Tabuthema, beklagte er. Darüber hinaus habe die prognostizierte Entwicklung auch Auswirkungen auf den Personalbedarf des Gesundheitswesens der Zukunft. Dieser müsse ebenfalls bereits jetzt ermittelt und der künftige Bedarf im Zusammenhang mit dem Leistungskatalog diskutiert werden. Fest steht für ihn, dass niedergelassene Ärzte durch die Zunahme chronischer Erkrankungen und Multimorbidität ebenso wie durch die Reduzierung von Krankenhausbetten und Pflegepersonal wesentlich mehr Menschen zu betreuen haben.
Quelle: Institut für Gesundheits-System-Forschung Kiel 2008. Brigitte Düring. Ärzte Zeitung, 22.09.2008
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Neue Leistungen nur via Kostenerstattung
Vertragsärzte werden im kommenden Jahr neue Leistungen nur dann über das Sachleistungsprinzip erbringen, wenn die Krankenkassen dafür zusätzliche Finanzmittel zur Verfügung stellen.
"Wenn die Krankenkassen sich nicht bewegen, werden wir 2009 keine neuen Leistungen einführen", sagte KBV-Chef Dr. Andreas Köhler auf der Vertreterversammlung der KV Westfalen-Lippe.
- Das Thema zeigt seiner Ansicht nach die Konsequenzen, die der Gesundheitsfonds langfristig für die Versorgung haben kann. "Werden Patienten künftig Innovationen nur noch über Zusatzprämien erhalten?", fragte Köhler.
Quelle: Ärzte Zeitung, 23.09.2008

Koalition entschärft Wettbewerb in GKV
Mit einem umfassenden Gesetzespaket will die große Koalition in den kommenden Wochen die letzten Hürden für den Start des Gesundheitsfonds ab 2009 nehmen.
Dabei dreht die Regierung mit dem Entwurf zum GKV-Organisations-Weiterentwicklungsgesetz den Wettbewerb teilweise zurück. Heute ist die Vorlage Thema in einer vierstündigen Anhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestags. So sollen nach den Plänen der Koalition alle Kassen ab 2010 notfalls auch pleitegehen können. Allerdings soll die geregelte Schließung einer Not leidenden Kasse Vorrang vor der Einleitung eines Insolvenzverfahrens haben.
Bei der hausarztzentrierten Versorgung setzt Schwarz-Rot durch ein Ultimatum auf die flächendeckende Einführung von Verträgen bis zum 30. Juni 2009. Gleichzeitig sollen Verbände oder Gemeinschaften, in denen wie beim Bayerischen Hausärzteverband mindestens 50 Prozent der Hausärzte organisiert sind, im Vergleich zu den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) Vorrang beim Abschluss von Hausarztverträgen genießen. Ein Schiedsverfahren soll dieser Forderung Nachdruck verleihen. Für die KVen dürften so nur noch kleinere Verträge oder die Rolle als Lückenfüller bleiben.
Eine Entschärfung des Wettbewerbs plant die Koalition auch beim Einkauf von Hilfsmitteln durch die Kassen: So wird die für 2009 geplante Pflicht zur Ausschreibung von Hilfsmitteln in eine "Kann-Vorschrift" umgewandelt. Dadurch will die Koalition die mittelständisch geprägte deutsche Hilfsmittelbranche schützen.
Quelle: Ärzte Zeitung, 23.09.2008

Medi-Vorsitzender kritisiert Honorarplus als "Taschenspielertrick"
Das zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung ausgehandelte Honorarplus von rund 2,7 Milliarden Euro ist nach Auffassung des Vorsitzenden des Medi-Verbundes, Werner Baumgärtner, ein "Taschenspielertrick".
- "Das allseits gefeierte Honorarplus beträgt weniger als 2,7 Milliarden, weil der Zuwachs auf 2007 gerechnet wird und die Grundlohnsummensteigerungen 2008 und 2009 nicht berücksichtigt werden", schreibt Baumgärtner in einem Brief an die Medi-Mitglieder Ende September.
- Die Vergütung der einzelnen Leistungen werde um rund 30 Prozent abgesenkt, im Gegenzug werde der Deckel der Leistungsbegrenzung um circa 40 Prozent angehoben. Nur wer zukünftig etwa 40 Prozent mehr Leistungen abrechne als die bisher zugestandenen Leistungen, komme gegebenenfalls auf ein höheres Honorar, so Baumgärtner.
Quelle: hil/aerzteblatt.de 26.09.2008

Anästhesisten: E-Card eröffnet Parallelwelt
Die niedergelassenen Anästhesisten lehnen die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (E-Card) ab. Bereits jetzt müssten Ärzte ihre Patienten z.B. nach dem ICD-Code verschlüsseln.
Aus den Daten könne man aber nicht immer Rückschlüsse für die Therapie ziehen, so die Kritik auf der "Narkose ambulant", der bundesweiten Jahrestagung niedergelassener Anästhesisten.
"Die Politik schafft mit der E-Card eine Parallelwelt der medizinischen Versorgung, die den Patienten nicht gesünder macht", sagte der Anästhesist Elmar Mertens. Sie mache ihn aber verletzlicher in seiner Datensicherheit.
Quelle: Ärzte Zeitung online, 23.09.2008

TK plant zehn weitere Versorgungszentren
Die Techniker Krankenkasse plant weitere Medizinische Versorgungszentren (MVZ) in Kooperation mit der Betreiberfirma AtrioMed.
- Bereits in Betrieb ist das AtrioMed in Köln. In der Startphase stehen drei weitere AtrioMed-MVZ in Hamburg, Berlin und Leipzig.
Damit will die Kasse nach Straubs Angaben niedergelassenen Ärzten aber keine Konkurrenz machen.
- Eine große Rolle spiele der Service. Als Beispiele nannte er kurze Wartezeiten und Parkplätze.
Quelle: Ärzte Zeitung, 26.09.2008

Kassenbeiträge sollen ab 2010 absetzbar sein
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) wollen die Steuerzahler vom 1. Januar 2010 an um rund neun Milliarden Euro entlasten. Nach dem Willen von Merkel und Steinbrück sollen dann Beschäftigte und Selbstständige die Kosten für die Krankenversicherung vollständig steuerlich geltend machen können, wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet. Auf Maßnahmen zur Gegenfinanzierung wolle die Koalition verzichten.
Die Entscheidung über die steuerlicher Absetzbarkeit der Krankenversicherungsbeiträge soll in der kommenden Woche bei einer Besprechung auf Leitungsebene des Bundesfinanzministeriums fallen, berichtet die "Neue Presse" vom Montag aus Ministeriumskreisen.
Hintergrund ist die vom Bundesverfassungsgericht bis 2010 geforderte steuerliche Abzugsfähigkeit der Beiträge zur Krankenversicherung.
Quelle: ddp/aerzteblatt.de Montag, 22. September 2008

Ärzte-Altersgrenze: 68er-Regelung für Vertragsärzte fällt am 1. Oktober
Betroffen dürften nur einige wenige hundert Niedergelassene sein - dennoch hat sich die Koalition bei der Altersgrenze für Vertragsärzte von 68 Jahren zu einem Rundumschlag entschieden: So soll die so genannte 68er-Regelung bereits zum 1. Oktober fallen, so beide Regierungsfraktionen in einem Antrag zum GKV-Organisationsweiterentwicklungsgesetz (GKV-Org-WG).
Aber auch Ärzte, die bis zu diesem Stichtag ihren 68. Geburtstag feiern, sollen weiter praktizieren können, sofern das Nachbesetzungsverfahren noch nicht zur Praxisnachfolge geführt hat. Und: Ärzte, die ihre Praxis bereits an einen Nachfolger übergeben haben, können immerhin einen Antrag auf erneute Zulassung stellen. Die Lockerungen gelten auch für Ärzte in MVZ. Von der Altersgrenze gab es bereits Ausnahmen.
Interessant: Obwohl das GKV-Org-WG erst zum 1. Januar 2009 in Kraft treten dürfte, sollen die Zulassungsausschüsse den Willen des Gesetzgebers bereits ab dem nächsten Monat berücksichtigen, fordern die Abgeordneten.
Quelle: Ärzte Zeitung, 24.09.2008

Klinik-Kooperation ist keine Einbahnstraße
Im Wettbewerb zwischen Niedergelassenen und Kliniken gibt es viele Facetten. Oft fahren beide Seiten am besten, wenn sie kooperieren, statt nur zu konkurrieren. Und dafür gibt es viele Modelle. Das hat eine Diskussion in Hamburg gezeigt.
Für den Chirurgen Dr. Manfred Giensch ist es wesentlich, dass Niedergelassene ihre eigenen Herren bleiben können.
- Giensch arbeitet mit Orthopäden, Allergologen, Chirurgen, Apothekern und Pflegediensten in einem gemeinsamen Gesundheitszentrum zusammen. "Eigentlich sind wir ein ambulantes Krankenhaus" schilderte Giensch sein Gesundheitszentrum Harburg, "21 fachärztliche Kollegen auf 6.000 Quadratmetern Praxisfläche." Besonders wies er auf die gelingende Zusammenarbeit mit dem Harburger Krankenhaus Mariahilf hin. "Wir bieten dem Krankenhaus operative Proktologie als Leistung unserer Praxis an, die dann in der Klinik von mir gemacht wird", so der Chirurg, "ich bin sozusagen mein eigener Einweiser".
Giensch erhält für seine Leistungen seinen DRG-Anteil, das Krankenhaus macht die Verwaltung. "Wenn man mit einer Spezialität ans Krankenhaus geht, ist man ein begehrter Partner." Anders wäre es, wenn er als Belegarzt arbeiten würde. "Da bleiben wir Niedergelassene immer an die schlechten Punktwerte gebunden, im Konsiliardienst bringt meine Leistung dem Krankenhaus mächtig Geld - und mir auch."
Von Vorteil dürfte sein, dass Giensch, und das Krankenhaus Mitglied im Praxisnetz Süderelbe sind, einem Ärztenetz das unter anderem mit der BKK einen Vertrag zum ambulanten Operieren geschlossen hat, und bei dem "auch die zuweisenden Hausärzte eingebunden sind," wie Giensch betonte.
Quelle: Christian Beneker. Ärzte Zeitung, 23.09.2008

Privatversicherer

Wann kommt die neue Gebührenordnung?
Bundesgesundheitsministerium peilt 2009 an / PKV ist weniger optimistisch
Wann die neue GOÄ in Kraft tritt, hängt ganz entscheidend von zwei Faktoren ab: Wie schnell die Novellierung der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) vonstattengeht, und wie schnell anschließend das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) in die Verhandlungen eintritt.
Denn nicht nur Dr. Franz Gadomski, Vorsitzender des Ausschusses Gebührenordnung bei der Bundesärztekammer, rechnet nicht mit konkreten Gesprächen beim BMG, bevor es nicht eine neue GOZ gibt.
Das BMG selbst gibt zu, sich noch nicht mit der GOÄ zu beschäftigen. Laut Pressestelle widme sich die zuständige Fachabteilung zunächst der GOZ. Anschließend werde man die GOÄ angehen. Daher will man noch nichts über die mögliche Ausgestaltung der neuen GOÄ sagen.
Grundsätzlich sei mit der Gesundheitsreform eine Angleichung der Gebührenordnung an die GKV-Honorare gewünscht. Mit der Honorarreform 2009 habe man da eine gute Grundlage, auf der sich aufbauen lasse.
Warum das BMG überhaupt mitentscheiden muss, liegt daran, dass es für Ärzte, wie für andere freie Berufe, eine staatlich verordnete Gebührenordnung gibt. Für deren Ausgestaltung ist das BMG zuständig. Mit einem Entwurf für die GOÄ rechnet man im BMG für 2009.
Weniger optimistisch ist Dr. Volker Leienbach, PKV-Verbandsdirektor: "Vermutlich kommt es eher zu einer neuerlichen Neiddebatte und dem Ruf nach sozialer Gerechtigkeit im Wartezimmer, spätestens im nächsten Wahlkampf".
Quelle: Ärzte Zeitung, 24.09.2008

Die GOÄ im Zeitverlauf

  • 1982: Die GOÄ wird am 12. November erstmals im Bundesgesetzblatt veröffentlicht und gilt von da an für die Abrechnung privatärztlich erbrachter Leistungen.
  • 1996: Die erste GOÄ-Reform nach immerhin 14 Jahren tritt am 1. Januar in Kraft. Dabei wurde sogar diskutiert, die staatlich verordnete Gebührenordnung eventuell durch eine frei verhandelte GOÄ zwischen Ärzten und Kostenträgern zu ersetzen. Durchgesetzt hat sich diese Idee aber nicht.
  • 1999: Für privat Versicherte mit Standardtarif wird der Einheitssteigerungssatz von 1,7 eingeführt. Leistungen aus dem Abschnitt M dürfen sogar nur mit dem 1,1-fachen Gebührensatz abgerechnet werden.
  • 2001: Umstellung der GOÄ von DM-Werten auf Euro: Statt bei 11,4 Pfennig liegt der Punktwert nun bei 5,82873 Cent.
  • 2007: Der 110. Deutsche Ärztetag in Münster beschließt, dass die Bundesärztekammer dem Bundesgesundheitsministerium noch 2007 das Konzept einer modernisierten GOÄ zur Beschlussfassung vorlegen soll.
  • Frühjahr 2008: Die Bundesärztekammer rechnet für Mitte des Jahres mit ersten Zahlen für die Leistungsbewertung in der neuen GOÄ.
  • September 2008: Ein Verhandlungstermin mit dem Bundesministerium für Gesundheit steht noch immer nicht fest. Und die Ausgestaltung der Leistungsbewertung beschäftigt die Bundesärztekammer nach wie vor.

Quelle: Ärzte Zeitung, 24.09.2008

Praxismanagement

Neue Richtlinien zur Förderung von Freiberuflern
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) setzt die Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen sowie von Freiberuflern und Existenzgründern mit neuen Richtlinien fort. Auch für Praxischefs ist das Programm interessant.
Seit den 80er Jahren unterstützt das BMWi mit zwei Förderprogrammen unter anderem Freiberufler beim Start und der Führung von Unternehmen. Allein 2007 wurden über 10.000 Unternehmensberatungen und fast 4.000 Informations- und Schulungsveranstaltungen mit insgesamt 14,6 Millionen Euro bezuschusst.
Seit Anfang Juli werden ausschließlich Unternehmen und freiberuflich Tätige gefördert, die seit mindestens einem Jahr am Markt bestehen und die Kriterien der Europäischen Union für kleine und mittlere Unternehmen erfüllen.
Unternehmen und Freiberufler können einen Zuschuss für Beratungen zu allen wirtschaftlichen, technischen, finanziellen, personellen und organisatorischen Fragen der Unternehmensführung erhalten. Darüber hinaus werden Zuschüsse für spezielle Beratungen wie Technologie-/Innovations- oder Qualitätsmanagementberatungen vergeben.
Der Zuschuss zu den Kosten einer Beratung beträgt maximal 1.500 Euro. Darüber hinaus gibt es Förderungen für Seminare, die Informationen zur Gründung beziehungsweise zur Leistungssteigerung vermitteln.
Leitstelle für Gewerbeförderungsmittel des Bundes, http://www.leitstelle.org
Quelle: Ärzte Zeitung, 23.09.2008

Bewusstseinstrübung nach Operationen unterschätztes Problem
An einer Bewusstseinstrübung nach einer Operation leiden fünf bis fünfzehn Prozent der Patienten. Die Bedeutung des sogenannten postoperativen Delirs für die Erholung der Patienten wurde bisher unterschätzt. Darauf hat die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivtherapie im Rahmen eines Kongresses Ende September hingewiesen.
Eine unbehandelte Bewusstseinstrübung erhöhe nicht nur die Komplikationsrate, sondern könne auch als Spätfolge eine demenzielle Störung auslösen.
Quelle: hil/aerzteblatt.de Freitag, 26. September 2008

Qualitätsoffensive von Krankenhäusern
Sieben Klinikträger haben eine bundesweite Initiative zur Sicherung und Verbesserung der Qualität in der Medizin gegründet. Mitglieder der Initiative Qualitätsmedizin (IQ) sind einer Mitteilung zufolge die Medizinische Hochschule Hannover, die Helios-Kliniken, die Berufsgenossenschaftlichen Kliniken, die SRH Kliniken, die Malteser und die Johanniter GmbH sowie das Uniklinikum Carl Gustav Carus in Dresden. Die Krankenhäuser verpflichten sich, die Qualität ihrer Leistungen auf der Basis vorhandener Daten zu erheben. Sie wollen sich auch untereinander vergleichen.
Quelle: Ärzte Zeitung, 22.09.2008

Arztrecht: Ortsnamen in der Internetadresse verboten
Ortsnamen in der Internetadresse von Ärzten sind verboten, zum Beispiel Konstruktionen wie "http://www.allgemeinmedizin-bielefeld.de". Grund ist das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG). Darauf hat die Rechtsanwältin Wiebke Baars, Kanzlei Tayor Wessing, Hamburg, auf dem 9. Deutschen Medizinrechtstag in Erfurt hingewiesen.
Vorsicht ist auch geboten bei der Kopie von Stadtplänen aus dem Internet. Diese sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nur mit Zustimmung des Urhebers benutzt werden. Quelle: hil/aerzteblatt.de Dienstag, 23. September 2008

Allgemeines

Kopfschmerztherapie in der Steinzeit: Kaugummis aus Birkenpech
Schon vor über 5000 Jahren legten die Menschen viel Wert auf Hygiene und hielten ihre Wohnungen sauber. Zahn- und Kopfschmerzen betäubten sie mit Kaugummis aus Birkenpech.
Sie aßen mit den Fingern, heizten mit offenem Feuer und kannten auch kein Metall: Die Bauern der Jungsteinzeit besaßen als Handwerkzeug nur Steinbeil, Feuersteinklinge und Knochenmeißel. "Doch die damaligen Menschen sind uns näher, als wir es uns vorstellen können", sagt Archäologe Rüdiger Kelm. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass Steinzeitmenschen sauber und ordentlich waren. Um schöner zu wohnen, schmückten sie ihre Wohnungen sogar mit Blumen: Das beweisen frische Blüten, die sie in den feuchten Lehmputz ihrer Hauswände gedrückt hatten.
Kelm betreut in Albersdorf (Kreis Dithmarschen) den Nachbau eines norddeutschen Steinzeitdorfs. Obwohl es über das Leben vor 5000 Jahren keine Augenzeugenberichte gibt, ist das heutige Wissen über den Alltag der sogenannten Bauernsteinzeit (Neolithikum) keine Fantasterei, sondern Ergebnis ernsthafter Forschung, erklärt der Wissenschaftler.
So fanden Chemiker bei Bodenuntersuchungen in den Resten von Häusern unter anderem nur sehr niedrige Phosphatwerte, während es außerhalb einige Stellen mit deutlich höheren Werten gab. Daraus folgerten die Wissenschaftler, dass die Steinzeitler ihren Wohnbereich aufräumten, um ihn mit Reisigbesen zu fegen und sauber zu halten. Als "Toilette" nutzten sie den Dachüberstand draußen an der Hauswand.
Die Menschen in der Jungsteinzeit (3500-1700 v.Chr.) lebten in Großfamilien zusammen. "Es war eine durchweg junge Gesellschaft, mindestens die Hälfte waren Kinder", sagt Kelm. Doch auch die Alten starben damals nach unseren Maßstäben jung: Die durchschnittliche Lebenserwartung der Männer betrug 33 Jahre, die der Frauen 30 Jahre. Durch Analyse der Knochen entdeckte man, dass die Kinder damals bis zu einem Alter von drei bis vier Jahren an der Brust ernährt wurden. Erst danach mussten sie sich das Essen mit den anderen Familienmitgliedern teilen, litten auch sie unter Hunger und Mangelerscheinungen.
Ernährten sich die Jäger der Alt- und Mittelsteinzeit zu 90 Prozent vom Fleisch, lebten die Menschen der Jungsteinzeit "bäuerlich" und löffelten schon morgens einen Brei: Meist aus Gerste, nur selten aus Weizen, und ab der Bronzezeit auch aus Hafer, das Ganze angereichert mit Erbsen, Bohnen oder Fleisch. "Knochenabfälle aus Bauernsiedlungen der Jungsteinzeit zeigen uns, dass zuerst ein sehr großer Anteil Jagdwild dabei war", erzählt Kelm. Doch das Verhältnis änderte sich sehr schnell, bis am Ende überwiegend Haustiere in den Kochtopf wanderten: Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine. Dazu kamen Störe und andere Fische, die nicht nur mit Fischspeeren, sondern auch mit Netzen und Reusen gefangen wurden.
Besonders für ältere Steinzeitmenschen waren die Mahlzeiten nicht unbedingt eine richtige Freude, meint Kelm. Da die Menschen mit dem gemahlenen Getreide gleichzeitig das abgeriebene Gesteinsmehl aus den "Mörsern" kauten, wurden die Zähne so stark abgerieben, bis nur noch kurze Stümpfe übrig waren. "Da war ein Brei sicher ein Vorteil, denn der geht einfacher zu essen." Trotzdem müssen die Menschen damals ständig Schmerzen gehabt haben. "Zahn- und Kopfschmerzen, wie wir es uns gar nicht vorstellen können." Wie gingen sie damit um? "Es gibt Hinweise, dass sie Kaugummis aus Birkenpech kauten: Die haben eine betäubende Wirkung." Außerdem bauten die Menschen schon in der Steinzeit Mohn an. "Daraus kann man Schmerzmittel herstellen."
Nach dem Frühstück brachen sie auf, um ihr Tagwerk zu verrichten: Das Feuer hüten, Felder bestellen, Brennholz und andere Vorräte für den Winter sammeln. "Vielleicht teilten sie sich in Gruppen nach ihren Fähigkeiten auf", sagt Kelm. "Im Gegensatz zur folgenden Bronzezeit gab es damals noch eine Art Universalwissen: Jeder konnte grundsätzlich ein Essen zubereiten, eine Pfeilspitze herstellen und Holz bearbeiten, und jeder wusste, welche Pflanzen man sammeln sollte und welche giftig sind."
Die Steinzeitbauern waren auch sehr eng mit ihren Vorfahren verbunden. Das zeigen die sogenannten Großsteingräber. Diese im Volksmud "Hünengräber" genannten Grabstätten wurden mit einem viel größeren Aufwand errichtet als die Häuser für die Lebenden. "Die Bestattungszeremonien gehörten wahrscheinlich zu den Höhepunkten im Jahr", erklärt Kelm. Man weiß durch den Erhaltungszustand der Toten, dass Großsteingräber nicht sofort geöffnet wurden, wenn jemand gestorben war. "Dann feierten sie vermutlich in einer gemeinsamen Zeremonie eine Gruppenbestattung."
Quelle: Wolfgang Runge, dpa. Ärzte Zeitung online, 07.08.2008

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