28.05.08: BAO-MAO-Aktuell

BAO-MAO-Aktuell; Nr. 24/08, vom 28. Mai 2008
Nachrichten für Ambulante Operateure und Anästhesisten

Gesetzliche Krankenversicherung

111. Deutscher Ärztetag beendet: Zusammenfassung
Sorge um sozial schlechter gestellte Menschen hat der Deutsche Ärztetag am Freitag geäußert. Die individuelle Patient-Arzt-Beziehung werde ausgehöhlt und Leistungen für Kranke schleichend und zunehmend rationiert. Eine Wartelistenmedizin drohe durch die Zerstörung bewährter Strukturen in der ambulanten und stationären Patientenversorgung. Der Ärztetag forderte deshalb die Bundesregierung auf, " für eine zukunftsfeste Gesundheitsversorgung der Bevölkerung nachhaltige und ausreichende Finanzierungsmodelle vorzulegen".
- Die Praxisgebühr soll nach dem Willen des Deutschen Ärztetages wieder abgeschafft werden.
- Das Praktische Jahr muss vergütet werden, um den ärztlichen Nachwuchs zu motivieren, auch weiterhin in der Patientenversorgung zu arbeiten, forderte der Deutsche Ärztetag von Universitäten und Lehrkrankenhäusern.
- Abschiebung ist kein flugmedizinisches Problem.
Die Ausländerbehörden sollten sich eher an die Psychotherapeuten und Allgemeinmediziner wenden, die diese Menschen behandelt haben.
- Der Deutsche Ärztetag in Ulm hat den Gesetzgeber aufgefordert, eine Verpflichtung zur Kennzeichnung von Arzneimitteln einzuführen, die weniger als fünf Jahre auf dem Markt sind.
Quelle: EB/aerzteblatt.de Freitag, 23. Mai 2008

Ärzte fordern Neuausrichtung des Gesundheitswesens
Mit großer Mehrheit hat der 111. Deutsche Ärztetag nach ausführlichen Diskussionen am vergangenen Mittwoch das "Ulmer Papier" verabschiedet. Adressat der gesundheitspolitischen Leitsätze der Ärzteschaft ist in erster Linie die Politik.
- Vor dem Hintergrund zahlreicher Reformen und Kostendämpfungsgesetze wolle die Ärzteschaft mit dem "Ulmer Papier" konstruktive Gestaltungsvorschläge für ein funktionsfähiges, freiheitlich gestaltetes Gesundheitswesen aufzeigen, erklärte Hoppe. Die jahrzehntelange Kostendämpfungspolitik habe sukzessive in die Rationierung geführt. Den Ärzten würden aus ökonomischen Gründen immer mehr Leistungsbeschränkungen zugemutet. Die tradierte Patient-Arzt-Beziehung werde damit empfindlich gestört.
Im "Ulmer Papier" fordert der Deutsche Ärztetag für das Gesundheitswesen eine ordnungspolitische Neuausrichtung, die auf einer klaren Rollenverteilung von Staat, Markt und Selbstverwaltung basiert. Die Ärzteschaft sei bereit, Mitverantwortung für die Gestaltung des Gesundheitswesens zu übernehmen, vorausgesetzt, die Verantwortung für die Mittelknappheit im Gesundheitswesen werde transparent gemacht.
  Ulmer Papier bezieht Position
- Thesenartig beschreibt das "Ulmer Papier" den Ist- und den Soll-Zustand des Gesundheitswesens aus Sicht der Ärzteschaft.
* Der Arztberuf ist ein freier Beruf und kein Gewerbe.
* Nicht der Arztberuf ist unattraktiv, sondern die Rahmenbedingungen, unter denen er ausgeübt werden muss.
* Alle Patienten haben Anspruch auf eine flächendeckende hausärztliche und fachärztliche Versorgung.
* Integrierte Versorgung ist als sinnvolle Ergänzung, nicht als Alternative zu der im Kollektivvertragssystem erbrachten Versorgung zu betrachten.
* Die Gewährleistung einer wohnort- und zeitnahen leistungsfähigen Krankenhausversorgung im Sinne der sozialstaatlichen Daseinsvorsorge muss weiterhin eine unverzichtbare staatliche Aufgabe bleiben.
* Die völlig unzureichenden Budgets zur Finanzierung des Gesundheitswesens haben zu Wartelisten, Unterversorgung und Rationierung geführt.
* Der Leistungsumfang der GKV hat sich nach dem Versorgungsbedarf der Patienten zu richten und nicht nur nach der Finanzierbarkeit.
Quelle: Ärzte Zeitung, 21.05.2008

Neues Konzept für die E-Card
Der 111. Deutsche Ärztetag hat sich für eine Neukonzeption des E-Card-Projektes ausgesprochen. Die elektronische Gesundheitskarte in der bisher vorgelegten Form lehnten die Delegierten ab.
Ebenso eine Pflicht zur Online-Anbindung sowie die Speicherung von Krankheitsdaten auf zentralen Servern. Die Bundesärztekammer will jedoch weiterhin in der gematik mitarbeiten.
Quelle: Ärzte Zeitung, 26.05.2008

MVZ reißt in Hamburg Versorgungslücken auf
Medizinische Versorgungszentren (MVZ) sind bundesweit im Kommen. Mehr als 900 von ihnen gibt es bereits, viele von ihnen unter ärztlicher Führung. Besonders kritisch sehen Praxisinhaber MVZ in anderer Trägerschaft. Warum das so ist, wird gerade in Hamburg deutlich. Dort eröffnet das MVZ Atrio-Med im kommenden Monat seine Pforten - und sorgt schon seit Wochen hinter den Kulissen für Unruhe in der hanseatischen Versorgungslandschaft.
Zehn angestellte Ärzte mit Zulassungen für insgesamt sieben Fachrichtungen werden im Atrio-Med arbeiten. Sie kommen in Innenstadtnähe zum Einsatz. Die Zulassungen aber kommen aus dem ganzen Stadtbereich Hamburgs, das zulassungsrechtlich als ein Bezirk gilt. Was das für die Versorgung vor Ort bedeuten kann, lässt sich am Beispiel Finkenwerder ablesen. Auf der Elbinsel suchte der hausärztlich tätige Internist Dr. Haico Brüning schon seit geraumer Zeit vergeblich nach einem Nachfolger, der die Praxis übernimmt und damit die Patientenversorgung gewährleistet. Verschiedene Interessenten erteilten Brüning eine Absage.
KV kann Zulassungskäufern keinen Standort vorschreiben
Erst über einen Praxismakler hatte der inzwischen im schleswig-holsteinischen Elmshorn tätige Brüning Erfolg: Das im Aufbau befindliche MVZ Atrio-Med übernahm die Zulassung, nicht aber den Standort. Damit blieben nur fünf Hausärzte in Finkenwerder übrig - für 11.629 Einwohner. Zum Vergleich: In Hamburg insgesamt kommt ein Hausarzt auf 1.585 Einwohner, in Finkenwerder auf 2.345. Ein Ausweichen in andere Stadtteile ist für die Patienten wegen schlechter Verkehrsanbindung und der Insellage nur schwer möglich.
Für die öffentliche Kritik musste die KV herhalten - in diesem Fall unberechtigt. Denn weder die Körperschaft noch der Zulassungsausschuss können dem Inhaber einer Zulassung vorschreiben, welchen Standort er auswählt. So kann der Atrio-Med-Betreiber Zulassungen in ganz Hamburg aufkaufen, ohne die Folgen für die Versorgung im betroffenen Stadtviertel berücksichtigen zu müssen.
Quelle: Dirk Schnack. Ärzte Zeitung, 26.05.2008

Insolvenzgesetz für Kassen beschlossen
Alle gesetzlichen Krankenkassen sollen ab 1. Januar 2010 pleitegehen können. Nach monatelangem Streit zwischen Bund, Ländern und Kassen beschloss das Bundeskabinett als weitere Umsetzung der Gesundheitsreform dazu am Mittwoch ein Insolvenzgesetz.
Das berichtete das Gesundheitsministerium in Berlin. Das Gesetz betrifft die 16 Ortskrankenkassen und andere Versicherungen unter Landesaufsicht. Bislang sind nur Kassen unter Bundesaufsicht wie Barmer oder DAK insolvenzfähig.
Quelle: Ärzte Zeitung, 23.05.2008

Privatversicherung

Kein Preisvergleich vor Operationen
Wohl keinem Patienten gelingt, vor einer OP bei verschiedenen Kliniken einen "Preisvergleich" anzustellen. Aber genau dieses müsste er tun, will er sicherstellen, dass seine Privatkasse die Kosten komplett übernimmt. Das ist die Quintessenz aus dem neuen Versicherungsvertragsgesetz (VVG) im Paragraf 192 Absatz 2. Der legt es nahezu ausschließlich in die Hand der Versicherer, ob eine Leistung gezahlt wird oder nicht. Der Bund der Versicherten: Ein "Willkürparagraf"! So wird für Privatpatienten jede kostspielige Operation zur Zitterpartie. Erst im Nachhinein erfährt er, ob seine Gesellschaft zahlt oder nicht.
Quelle: Arzt & Wirtschaft 04/2008, 12

Rechtliches

Spannungsfeld zwischen Ethik und Planwirtschaft
Der Arztberuf lebt von dem Heilauftrag, dem Gebot des 'Salus aegroti suprema lex'. Hierzu gehört unabdingbar die ärztliche Therapiefreiheit. Doch die jüngsten Gesundheitsreformen messen der finanziellen Seite des Arztberufs mehr Bedeutung zu als der ethischen Verantwortung für den Patienten.
- Ein Grund hierfür ist das Sachleistungsprinzip, das tragende Prinzip der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), das sie seit über 100 Jahren prägt. Den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ist es aber nicht mehr gewachsen. Um es gleichwohl aufrecht zu erhalten, wird die GKV mit jeder Gesundheitsreform bürokratischer, undurchschaubarer und starrer.
- Die Therapiefreiheit steht für den Vertragsarzt in vielen Fällen nur noch auf dem Papier. Denn er ist durch seine Zulassung strikt an die Regeln der GKV gebunden. Im ambulanten Bereich darf er nur diejenigen neuen Methoden anwenden, die der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) anerkannt hat. Alle anderen neuen Methoden scheiden aus, es sei denn, der Patient leidet an einer lebensbedrohlichen oder regelmäßig tödlichen Erkrankung - eine Ausnahme, die vom Bundessozialgericht restriktiv angewandt wird.
- Nach zivilrechtlichem Arzthaftungsrecht muss der Arzt in eigener Verantwortung eine neue Methode anwenden, wenn er nach sorgfältiger Prüfung zu dem Ergebnis kommt, dass sie notwendig ist und dem allgemein anerkannten medizinischen Standard entspricht. Tut er das nicht, macht er sich schadenersatzpflichtig und strafbar. Der Arzt der GKV befindet sich also in einer Zwickmühle: Das Zivilrecht verlangt in bestimmten Fällen die Anwendung allgemein anerkannter neuer Methoden, die Regeln der GKV verbieten sie.
- Angemessene Honorierung ist ebenfalls eine Voraussetzung für ärztliche Therapiefreiheit. Nach Ansicht des Bundessozialgerichts ist sie für einen Vertragsarzt jedoch erst dann unangemessen niedrig, wenn kein finanzieller Anreiz für Ärzte mehr besteht, in der GKV tätig zu sein, und die Funktionsfähigkeit der vertragsärztlichen Versorgung gefährdet ist. Die Verwechslung von angemessenem Honorar und Existenzminimum nimmt dem Arzt die Möglichkeit, zum Wohl des Patienten zu handeln und seinen Heilauftrag zu verwirklichen.
- Auch die Bonus-Malus-Regelung, die Auslobung einer Prämie, damit Vertragsärzte ihre Patienten kurz halten, konterkariert den Heilauftrag und macht ihn zur Farce. Das gilt auch für die Angebote des Gesetzgebers an Ärzte, in die integrierte Versorgung einzusteigen. - Während es dem herkömmlichen Arzt der GKV untersagt ist, eine neue ambulante Methode anzuwenden, wenn sie vom G-BA nicht anerkannt ist, darf der Arzt im System der Integrierten Versorgung auch mit neuen, noch nicht anerkannten Methoden behandeln. Mit Qualitätssicherung, Therapiefreiheit und ärztlichem Heilauftrag hat diese unterschiedliche Handhabung nichts zu tun.
- Die GKV braucht eine Strukturreform, die diesen Namen auch wirklich verdient. Voraussetzung ist, dass die breite Öffentlichkeit darüber aufgeklärt wird, von welchen dirigistischen Mechanismen die GKV heute geprägt ist, welche Folgen das für den ärztlichen Heilauftrag und damit für die gesamte ärztliche Kultur in Deutschland hat. Erst dann kann eine ehrliche und erfolgreiche Diskussion darüber beginnen, wie die GKV, die sich immer tiefer in Bürokratismen, Widersprüchlichkeiten und Unaufrichtigkeiten verstrickt, zukunftstauglich umgestaltet werden kann.
Quelle: Ruth Schimmelpfeng-Schütte (Vorsitzende Richterin am Landessozialgericht Niedersachsen-Bremen) in ARZT & WIRTSCHAFT 04/2008, 8

Praxismanagement

Wie Sie ein persönliches Netzwerk aufbauen
Wenn Sie sich ein Netzwerk aufbauen möchten, gibt es einige Regeln, die für alle Netzwerke gelten. Wenn Sie diese beherzigen, werden Sie gut zurechtkommen und die Vorteile eines Netzwerks sinnvoll nutzen können.
Entscheidend: Geben und Nehmen
Die wichtigste Voraussetzung für die Gründung eines Netzwerkes ist die richtige Einstellung: Es geht um den persönlichen und zweckfreien Beziehungsaufbau, nicht um die Überlegung, was ich davon habe, wenn ich meinem Kollegen oder Nachbarn einen Tipp gebe. Erfolgreiche Netzwerker prüfen immer erst einmal, wie sie anderen Menschen helfen können, und bieten unaufgefordert Nutzen. Die Ausgangsfrage lautet somit nicht "Wer kann mir einen Nutzen bieten?", sondern "Wem kann ich einen Nutzen anbieten?" Gelingt dies, entsteht mit der Zeit ganz von selbst eine ausgeglichene Situation.
Bestehende Kontakte auf- und ausbauen
Analysieren Sie zunächst einmal Ihr bestehendes Kontaktnetz: Ihre Liste sollte berufliche und private Beziehungen umfassen, zum Beispiel Kollegen, Kunden, Institutionen, aber auch Freunde und Verwandte. Im nächsten Schritt überlegen Sie, auf welchem Stand der Kontakt ist, welchen Nutzen Sie der jeweiligen Person bieten können und wie Sie künftig vorgehen wollen. Dabei muss der Nutzen nicht immer aus dem beruflichen Umfeld stammen, man kann auch einem Arzt-Kollegen seine besonderen EDV-Kenntnisse anbieten oder seiner Freundin, die Apothekerin ist, eine Bekannte empfehlen, die ihr eine Tagesmutter für ihre Kinder vermitteln kann. Die Kette lässt sich beliebig fortführen.
Neue Kontakte knüpfen und Netzwerk-Pflege
Bevor man ein Netzwerk bewusst aufbaut, ist es notwendig, die potenziellen Netzwerkpartner über das Vorhaben zu informieren. Sie müssen also deutlich machen, dass Sie einen losen Zusammenschluss anstreben, bei dem sich die Netzwerkpartner dazu bekennen, sich gegenseitig zu unterstützen. Dies kann auf allen zur Verfügung stehenden Kanälen geschehen: im persönlichen Gespräch, per Telefonat, per E-Mail.
- Wer erfolgreich "networken" will, muss stets bemüht sein, auch völlig neue Kontakte zu erschließen. Das heißt, Sie müssen aktiv auf fremde Personen zugehen. Der Einstieg in ein solches Gespräch führt stets über den "Small Talk". Dieser ist nicht immer ganz einfach und will gut vorbereitet sein, denn man möchte ja "locker" wirken und niemanden vor den Kopf stoßen.
Da sich andere über Körpersprache sowieso meist nicht täuschen lassen, ist es wichtig, authentisch zu bleiben. Beginnen Sie Ihren Small Talk möglichst in einer entspannten Situation, wenn Sie sich wohl fühlen. Wenn Sie offen für ein Gespräch sind, eine positive Einstellung zu Ihrem Gegenüber haben und auch mal ein "Nein" akzeptieren können, werden Sie Erfolg haben.
Im Sinne einer langfristig angelegten Netzwerk-Pflege ist es außerdem wichtig, dass Sie Ihre Kontakte regelmäßig sichten und auf den Prüfstand stellen: Brauche ich diesen Kontakt wirklich? Bei wem muss ich mich dringend wieder melden? Durch Ihre kritische Prüfung und eine stete Weiterentwicklung kann Ihr Netzwerk über Jahre lebendig bleiben.
Quelle: Manfred Stoll (ApothekerPlus, 23.05.2008), Ärzte Zeitung 26.05.2008

Checkliste hilft bei der Suche nach einer guten Arztpraxis
Das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) hat die dritte, überarbeitete Auflage der Checkliste "Woran erkennt man eine gute Arztpraxis?" herausgegeben. Darin enthalten sind Qualitätskriterien, die Patientinnen und Patienten bei der Suche nach einer guten Arztpraxis anlegen können. Es wird beispielsweise erklärt, welche Anforderungen eine gute Praxis erfüllen sollte und woran man erkennen kann, ob diese Kriterien erfüllt sind.
- Wichtige Qualitätsanforderungen sind verständliche Information und Beratung, Einbeziehung in Entscheidungen, respektvoller Umgang sowie der Zugang zu Patienten- unterlagen.
- Neu in die Checkliste aufgenommen wurden Ratschläge zur Vorbereitung des Arztbesuches und des Patient-Arzt-Gesprächs, zum Beispiel, was der Patient zu einem Arztbesuch mitbringen sollte und welche Fragen er seinem Arzt stellen kann.
- Die Checkliste wurde von Vertretern der Patientenselbsthilfe und der ärztlichen Selbstverwaltung im Auftrag des Patientenforums, der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung erarbeitet. Die Checkliste "Woran erkennt man eine gute Arztpraxis?" kann im Internet heruntergeladen oder als Broschüre zu einem Preis von 8,80 Euro im Buchhandel bestellt werden. http://www.arztcheddliste.de
Quelle: BÄK intern Mai 2008, 8

Insolvenz - für Ärzte gibt es Wege aus der Schuldenfalle
Für niedergelassene Kollegen, die kurz vor dem Konkurs stehen, ist die Lage nicht hoffnungslos: Sie haben in den meisten Fällen die Chance, ihre Praxis ohne gerichtliches Insolvenzverfahren erfolgreich zu sanieren.
- Noch ist die Zahl der Ärzte, die Insolvenz anmelden, gering. 230 von etwa 140.000 Arzt- und Zahnarztpraxen taten dies im Jahr 2007 nach einer Auswertung des Wirtschaftsdienstleisters Creditreform. Dennoch fürchten 60 Prozent der niedergelassenen Kollegen, dass ihre Praxis Pleite gehen könnte, wie vor kurzem eine Umfrage des FAZ-Instituts im Auftrag der Deutschen Ärzteversicherung und der DBV Winterthur ergab.
- Die außergerichtliche Sanierung hat für Ärzte viele Vorteile. Sie sind zum einen nicht der Aufsicht eines Treuhänders unterworfen. Auch müssen sie in der Regel nicht den gesamten pfändbaren Teil ihres Einkommens an die Gläubiger abführen. Außerdem: Im Gegensatz zur Insolvenz wird die außergerichtliche Sanierung nicht öffentlich bekannt gemacht. Die Patienten erfahren von den finanziellen Schwierigkeiten ihres Doktors also für gewöhnlich nichts.
Quelle: Ärzte Zeitung, 27.05.2008

Fehler kommt bei Online-Überweisung teuer
Wer eine Überweisung per Online-Banking tätigt und dabei eine falsche Kontonummer angibt, ist sein Geld möglicherweise los.
Denn im beleglosen Online-Überweisungsverkehr muss die Empfängerbank keinen Abgleich zwischen der Kontonummer und dem Namen des gewünschten Empfängers vornehmen, stellte das Amtsgericht München in einem am Montag veröffentlichten, rechtskräftigen Urteil klar.
In einem solchen Fall sei die Empfängerbank vielmehr berechtigt, die ihr von der überweisenden Bank übermittelten Daten ausschließlich aufgrund der Kontonummer auszuführen. Die Benutzung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs beinhalte den Verzicht auf einen Abgleich.
Urteil des Amtsgerichts München, Az.: 222 C 5471/07
Quelle: Ärzte Zeitung, 26.05.2008

Europa

Briten halten an Abtreibungsrecht fest
Britische Ärzte sind geteilter Meinung, nachdem das Unterhaus am Dienstag eine Verkürzung der Abtreibungsfristen von 24 auf 22 beziehungsweise 20 Wochen abgelehnt hat. Damit behält Großbritannien eine der liberalsten Regelungen zu Schwangerschaftsabbrüchen in der EU
- In Deutschland haben in der 24. Schwangerschaftswoche geborene Frühchen eine Überlebenschance von 60 Prozent.
Quelle: Ärzte Zeitung, 23.05.2008

Britische Hausärzte kassieren am Telefon ab
Britische Hausärzte sind ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Der Grund dafür: Immer mehr Hausärzte gehen dazu über, Patienten, die in der Praxis anrufen, überdurchschnittlich hohe Telefongebühren abzuverlangen.
- Wie aus aktuellen Zahlen des Londoner Gesundheitsministeriums hervorgeht, haben landesweit etwa 1.500 Hausarztpraxen des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) neue Telefonverbindungen eingerichtet. Für die müssen anrufende Patienten umgerechnet rund 60 Cent pro Minute Gebühren bezahlen. Das ist mehr als dreimal so viel wie der normale Ortstarif.
Quelle: Ärzte Zeitung, 23.05.2008

Allgemeines

Google bietet Krankenakte an
Der Internet-Konzern Google hat das Online-Gesundheitsportal Google Health gestartet.
Auf ihm können zunächst nur Patienten in den USA kostenlos eine Krankenakte anlegen, in der sie ärztliche Diagnosen, Laborwerte oder ähnliches abspeichern und verwalten können.
Die E-Krankenakte war zuvor in der Cleveland Clinic getestet worden. Kritiker sehen es skeptisch, dass Google nun große Mengen vertraulicher Daten sammelt.
Quelle: Ärzte Zeitung, 22.05.2008

Oxytocin: Hormon des zwischenmenschlichen Vertrauens
Gynäkologen kennen Oxytocin als Medikament zur Förderung von Uteruskontraktionen und Milcheinschuss. Doch das Hypophysenhormon ist auch im Gehirn aktiv, wo es nach einer Studie in Neuron (2008; 58: 639-650) das Vertrauen in den Mitmenschen fördert - selbst wenn diese es nicht verdienen.
- Dass Oxytocin hilft, soziale Nähe herzustellen und Partner aneinander zu binden, hatten US-amerikanische Wissenschaftler bereits vor einigen Jahren bei Präriewühlmäusen festgestellt. Die graubraunen Pelztiere aus der amerikanischen Steppe sind gewöhnlich monogam. Nach einer ersten Liebesnacht bleiben sie sich ein Leben lang treu - dank Oxytocin, deren Rezeptoren die US-Forscher im Gehirn der Tiere in auffällig hoher Dichte nachwiesen.
- Oxytocin fördert nicht nur die eheliche Treue, auch die Wirtschaft kann nur florieren, wenn die Handelspartner zur Überzeugung gelangen, dass ihr Gegenüber ihnen grundsätzlich wohl gesonnen ist. Oxytocin wirkt hier förderlich, wie der Ökonom Ernst Fehr von der Universität Zürich und Mitarbeiter bereits vor drei Jahren in Nature (2005; 435: 571-572) in einem "Vertrauensexperiment" zeigten.
- Oxytocin verleitet deshalb nicht per se zum Risiko, es erhöht in erster Linie das Vertrauen in die Mitmenschen, sagen die Zürcher Forscher.
Quelle: rme/aerzteblatt.de

Forscher beobachten kleinste Strukturen der Synapse im lebenden Organismus
Der Umbau einzelner Proteine ist ein grundlegender Schritt bei Lernvorgängen und der Gedächtnisbildung. Das konnten Wissenschaftler vom Rudolf-Virchow-Zentrum der Universität Würzburg zeigen. Sie haben kleinste Strukturen von Nervenzellen der Fruchtfliege, die für Lernen und Gedächtnis zuständig sind, bei der Entwicklung unter dem Mikroskop beobachtet. Die Arbeitsgruppe veröffentlichte ihre Ergebnisse in der Zeitschrift Nature Neuroscience (doi:10.1038/nn.2122).
Erst seit einigen Jahren ist bekannt, dass das menschliche Gehirn sich beim Lernen stark verändert. Ein ganzes Netzwerk an Nervenzellen ist daran beteiligt. Die Zellen werden aus- und umgebaut, neue Verbindungen geknüpft oder bereits vorhandene effizienter gemacht. Dabei wird jede einzelne Nervenzelle umgestaltet. Diese Prozesse sind bisher nur wenig verstanden, unter anderem deswegen, weil sie mit bisherigen Mikroskoptechniken im lebenden Organismus nicht sichtbar waren.
Wissenschaftler um Manfred Heckmann und Stephan Sigrist konnten jetzt im lebenden Organismus beobachten, wie einzelne Bestandteile der Synapsen verändert werden. Die Wissenschaftler untersuchten dazu Synapsen bei Larven der Fruchtfliege. In der nachgeschalteten Zelle markierten die Forscher dazu Glutamat-Rezeptoren. Untersuchungen im Reagenzglas deuteten bereits darauf hin, dass Glutamat-Rezeptoren beim Lernen vermehrt gebildet werden und auch kleinste Veränderungen im Aufbau der Rezeptoren bei dem Vorgang wichtig sind.
Veränderungen im Aufbau der Rezeptoren konnten die Forscher im Fluoreszenzmikroskop durch verschiedenfarbige Markierungen erkennen. Der Rezeptor besitzt verschiedene Bausteine, die er individuell verändern kann. Je nach Baustein ändert sich die Intensität, mit der ein Signal weitergeleitet wird. Die Forscher verfolgten die Entwicklung der Kontaktstellen über einen Zeitraum von 24 Stunden.
Währenddessen konnten sie deutliche Veränderungen im Aufbau der Glutamat-Rezeptoren sehen. Zu Beginn der Entwicklung wird ein Subtyp in den Glutamat-Rezeptor eingebaut, der Signale besonders effektiv weiterleitet, am Ende ihrer Entwicklung wird er durch einen anderen ausgetauscht, der Signale weniger effektiv leitet.
"Das macht Sinn. Zu Beginn der Entwicklung der Nervenzelle müssen wenige Rezeptoren jeweils sehr effektiv arbeiten. Mit der Zeit bilden sich an den Kontaktstellen immer mehr dieser Rezeptoren, die dann in Summe ein gleiches Signal mit weniger Intensität erreichen können. Ist das ankommende Signal groß genug, so wird nur noch der langsame Typ eingebaut. Das wird von der Zelle selbst reguliert", sagte Sigrist.
Die Ergebnisse seien auf den Menschen übertragbar, da dieser ähnliche Rezeptoren besitze. "Sie liefern einen Baustein nicht nur zum Verständnis von Lernen und Gedächtnisprozessen, sondern auch zur Entstehung von Epilepsie, Schizophrenie und Alzheimer", hieß es aus der Gruppe.
Quelle: hil/aerzteblatt.de Dienstag, 13. Mai 2008

Übergewichtige Teenager sterben früher
Übergewicht im Teenageralter erhöht einer Studie im American Journal of Epidemiology (2008; doi: 10.1093/aje/kwn096) zufolge die spätere Mortalität an zahlreichen Erkrankungen.
Quelle: rme/aerzteblatt.de Donnerstag, 22. Mai 2008

Deutschland beim Alkoholkonsum auf einem Spitzenplatz
In Deutschland wird mehr Alkohol getrunken als anderswo. Etwa 22 Prozent der 18 bis 59 Jahre alten Erwachsenen trinken Alkohol in einem Ausmaß, in dem auf Dauer physische, psychische und soziale Schäden zu erwarten sind.
Darauf hat das Robert-Koch-Institut bei der Vorstellung eines Themenheftes im Rahmen der Gesundheitsberichterstattung des Bundes hingewiesen. Besonders der Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen habe in den vergangenen Jahren stark zugenommen.
Zu den Gesundheitsschäden durch exzessiven Alkoholkonsum gehörten Krebs, neurologische und psychische Störungen, kardiovaskuläre und Magen-Darm-Krankheiten, Alkoholvergiftungen, Unfälle, Selbstmorde und durch Gewalt verursachte Todesfälle. So erfolgten im Jahr 2006 etwa 40 Prozent der Totschlagsfälle unter Alkoholeinfluss.
Interessierte erhalten das Themenheft kostenlos unter der E-Mail-Adresse gbe@rki.de.
Quelle: hil/aerzteblatt.de Montag, 26. Mai 2008

Prof. Dr. Jost Brökelmann, Redakteur BAO-MAO-Aktuell
Bundesverband für Ambulantes Operieren e.V. – BAO
Präsident Dr. med. Jörg-A. Rüggeberg
Vereinsregister VR 6346
Managementgesellschaft Ambulantes Operieren – MAO
Sterntorbrücke 1, D-53111 Bonn
Tel.: 0228-692423, Fax: 0228-631715
E-Mail: baobonn@t-online.de oder maobonn@t-online.de
Internet: http://www.operieren.de oder http://www.mao-bao.de

Chirurgen Magazin + BAO Depesche

Heft 111 | Ausgabe 1 – Februar 2024
Sektorenverbindende Versorgung: Können Hybrid-DRG wirklich die verschleppte Ambulantisierung retten?
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OP-Netzwerk

2021 OP-Netzwerk | Ein Service des BAO e. V. Auf OP-Netzwerk finden interessierte Ärztinnen und Ärzte umfangreiche Informationen, hilfreiche Tipps und wichtige Anlaufstellen rund um das Thema "Ambulantes Operieren". !
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Berufsverband der Phlebologen e.V.

Der Berufsverband der Phlebologen und Lymphologen e.V.
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Helmsauer Gruppe

Persönlicher Kontakt, Vertrauen und Stabilität stehen bei uns an erster Stelle, wenn es um die Betreuung unserer Kunden geht...
+ Kompetenz aus jahrzehntelanger Erfahrung + Spezialisierung auf Ihre Bedürfnisse + Mehrwerte über exklusive Rahmenverträge
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Partner PKG

Die Deutsche Praxisklinikgesellschaft (PKG) e.V. ist ein Zusammenschluss von Operationszentren, Tages- und Praxiskliniken und medizinischen Versorgungszentren, in denen ambulante und praxisklinische Operationen durchgeführt werden.
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Partner AND

Das AND e.V. als Zusammenschluss regionaler Anästhesie-Netze und –Genossenschaften vertritt auf Bundesebene Interessen der freiberuflich tätigen und niedergelassenen Anästhesisten.
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Partner DGH

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie
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BVASK

Der Berufsverband für Arthroskopie e. V.
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