29.04.08: BAO-MAO-Aktuell

BAO-MAO-Aktuell; Nr. 21/08, vom 29. April 2008
Nachrichten für Ambulante Operateure und Anästhesisten

Gesetzliche Krankenversicherung

Hartmannbund: Woher sollen neue Mittel für die ambulante Versorgung kommen?
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) soll offen legen, woher die im Zusammenhang mit der Honorarreform 2009 angekündigten zusätzlichen 2,5 Milliarden Euro für die ambulante Versorgung kommen sollen. Das hat der Vorsitzende des Hartmannbundes (HB), Kuno Winn, in einem Schreiben an das Gesundheitsministerium gefordert.
Signale aus den Regierungsfraktionen hätten seine Zweifel daran bestärkt, dass die niedergelassenen Ärzte ab dem kommenden Jahr auf eine Verbesserung ihrer Honorarsituation hoffen könnten.
Quelle: hil/aerzteblatt.de Dienstag, 22. April 2008

Hartmannbund kritisiert Ärztekammern
Hamburgs Hartmannbund-Vorsitzender Dr. Klaus Wagner hat die Ärzte zu einer stärkeren Organisation außerhalb der Körperschaften aufgerufen. Besonders von den Ärztekammern erwartet er mehr standespolitisches Engagement.
"Unsere Körperschaften sind mittlerweile mehr eine formale Hülle dessen, was sie einst waren. Sie haben an Autorität verloren", stellte Wagner fest. Die Körperschaften seien "entmachtet, umgebaut und staatlich manipulierbar".
Mehr als Kammern, KVen und Ärzteverbände bestimmen nach seiner Beobachtung inzwischen Sozialgerichte, Staat und Parteiideologen das ärztliche Berufsbild.
Als Ausweg sieht Wagner eine bessere Organisation in Ärzteverbänden an. Auch die Kammern bieten nach seiner Ansicht noch Potenzial: "Führen Sie die Ärztekammern aus ihrem Staatsgehorsam in eine andere Politik", ruft der Allgemeinmediziner seine Kollegen auf. Nach seiner Ansicht sollten die Kammern tatkräftiger als bislang gesundheitspolitische und ärztliche Anliegen des Berufsstandes nach vorn tragen.
Quelle: Ärzte Zeitung 23.04.2008

Der Wind des Wettbewerbs ist die Alternative zu Kollektivverträgen
Raus aus dem Sachleistungssystem - diese Forderung hat Silberjubiläum: Vor rund 25 Jahren forderte der Hartmannbund das Ende der Kollektivverträge und ihren Ersatz durch die Direktabrechnung mit den Patienten und Kostenerstattung durch die Krankenkassen.
- Hunderte niedergelassener Zahnärzte und Ärzte lassen schon heute den Wind des Wettbewerbs durch die Praxen blasen - abseits des gesetzlichen Kassensystems. Was sie dabei erleben, ist in jeder Hinsicht abenteuerlich. Für sie ist Frau Ministerin Schmidt völlig out. Charles Darwin dagegen ist in, umflattert von einigen Heuschrecken.
- Unsere Verbands-Akteure denken beim Systemausstieg an die todgute Fortsetzung der herkömmlichen Vertragswerke mit Gruppendynamik, langem Verhandeln und Laufzeiten, festem Honorar und Kündigungsregelung. Die heutige Netztechnologie aber demaskiert die putzigen Vorstellungen als Traumtänzerei rückständiger Pseudovisionäre.
- Rufen wir im Internet eine Arzt-Preisvergleichsseite auf und wärmen uns die erkaltenden Füße mit dem Gedanken an die ehemals zugluftarme, warme Nische der KVen. Im Netz versteigert werden derzeit zahnärztliche und ärztliche Leistungen für Privat- oder Zuzahlungspatienten. Leicht ließe sich das auf die EBM-Regelleistungen ausdehnen - organisiert durch die gesetzliche Assekuranz.
- Doch zurück zum aktuellen Schirmbild, Thema Zahnmedizin: Hier sucht ein Patient ein Angebot für drei Keramik-Inlays, gibt seinen Wohnort ein und dass er bereit ist, 50 km zum Zahnarzt zu fahren. Der Heil- und Kostenplan seines gegenwärtigen Zahndoktors beläuft sich nach der Gebührenordnung inklusive Steigerungssätzen auf 2.664 Euro. Das Gesuch steht auf der Plattform für wahlweise sieben oder 14 Tage, und angebissen haben bisher zwei Zahnarztpraxen, die die Leistungen wesentlich billiger für 1.449 Euro oder 1.949 Euro anbieten.
Eine Praxis mit "eigenem Meisterlabor seit 8 Jahren" gewährt sogar Garantie. Zahnersatz also nicht vom Billigen aus dem Ostblock.
Netzdienste sind in den USA längst Normalität
Die Netzseite listet noch mehr, zum Beispiel Auktionen für Augen- und Frauenärzte, Physiotherapeuten, so genannte Osteopathen und anderes.
Neu ist das Ganze in Deutschland. In den USA mit Millionen unversicherten Patienten sind die Netzdienste längst zum unverzichtbaren Bestandteil der Arztsuche geworden. Das bei uns lange gefürchtete Einkaufsmodell der Krankenkassen mutet demgegenüber als Wohltat an.
Quelle: Dr. Ludger Beyerle. Ärzte Zeitung, 24.04.2008

Systemausstieg: Korbmodell auch in Trier
Nach dem Vorbild von Baden-Württemberg und Bayern wollen auch die Ärzteorganisationen MEDI Trier und die Vertragsärztliche Vereinigung Trier ein Korbmodell zum kollektiven Systemausstieg starten. Die Auftaktveranstaltung dazu fand am Donnerstag statt.
Quelle: hil/aerzteblatt.de Donnerstag, 24. April 2008

BÄK fordert politische Neuausrichtung
Genau vier Wochen vor dem 111. Deutschen Ärztetag in Ulm hat der Vorstand der Bundesärztekammer seine gesundheitspolitischen Leitsätze formuliert und sie den 250 Delegierten zugeschickt. Im Kern handelt es sich um eine schonungslose Kritik an den aktuellen Zuständen im Gesundheitswesen. Zugleich aber werden neue Perspektiven für eine Gesundheitspolitik definiert und zudem konkrete Vorschläge zur GKV-Finanzierung gemacht.
Die Rolle von Staat und Selbstverwaltung
- "Das deutsche Gesundheitswesen braucht eine ordnungspolitische Neuausrichtung", heißt es zu Beginn der Leitsätze. Dabei beschränkt sich der BÄK-Vorstand nicht nur auf die Forderung nach einer neuen Rollendefinition, er verlangt eine Neukonzeption der Versorgungsebenen. Der Wettbewerb zwischen den Versorgungsebenen wird nur dann akzeptiert, wenn dieser sich am "Primat des Patientenwohls, das heißt der Versorgungsqualität und Patientensicherheit" ausrichte.
Budgetmedizin, GKV-Katalog und Eigenverantwortung
Schonungslos ist die Analyse bezogen auf die zur Verfügung stehenden Mittel für die gesundheitliche Versorgung: "Die völlig unzureichenden Budgets (...) haben zu Wartelisten, Unterversorgung und Rationierung geführt." Durch Rationalisierung lasse sich Rationierung jedoch nicht mehr umgehen. Aus diesem Grund fordert die BÄK, den Leistungsumfang der GKV künftig nach dem Versorgungsbedarf der Patienten zu richten und nicht nach der Finanzierbarkeit. In diesem Zusammenhang gibt die BÄK zu bedenken, dass "Sorgfaltsstandards" im Widerspruch zu Budgets und zur Rationierung stehen - und das mit allen rechtlichen Konsequenzen. Zugleich wird aber auch an mehr Eigenverantwortung der Versicherten appelliert
Vorschläge der Bundesärztekammer zur Finanzierung der GKV
Um eine solide Finanzierung der GKV weiterhin zu gewährleisten, schlägt die Bundesärztekammer einen Sieben-Punkte-Maßnahmen-Katalog vor. Im Folgenden Stichworte aus dem Katalog:
* Verbreiterung der Einnahmebasis der GKV - unter Berücksichtigung sämtlicher Einkommensarten;
* Beendigung des Missbrauchs in der GKV - Ausgliederung versicherungsfremder Leistungen sowie Abschaffung zusätzlicher Belastungen etwa durch die Mehrwertsteuererhöhung oder Hartz IV-Gesetze.
* Sozialverträgliche Erweiterung der Eigenbeteiligung;
* Familienversicherung nur noch für erziehende Elternteile;
* Steuerfinanzierung der Beiträge für Kinder;
* Altersrückstellungen durch Gesundheitssoli und demografiebezogenen Ausgleichsfaktor für die Krankenversicherung der Rentner.
* Echter Wettbewerb zwischen GKV und PKV.
Leitsätze siehe http://www.arzt.de/downloads/Ulmer_Papier__111_DAeT.pdf
Quelle: Wolfgang van den Bergh. Ärzte Zeitung, 22.04.2008

Pay for Performance: KBV fordert mehr Geld für bessere Leistungen
Eine leistungsgerechtere Vergütung hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) gefordert. "Wer bessere Leistungen bringt, soll dafür auch mehr Geld bekommen", sagte der KBV-Vorstandsvorsitzende Andreas Köhler zur Eröffnung der Diskussionsveranstaltung "KBV kontrovers" am Donnerstag in Berlin.
Die Veranstaltung beschäftigte sich unter anderem mit Konzepten für eine leistungsgerechte Honorierung ärztlicher Leistungen. Köhler betonte, Transparenz und valide Indikatoren zur Qualitätsmessung ärztlicher Leistungen seien unabdingbar. Nur dann sei eine Kopplung der Qualität an die Vergütung umsetzbar.
Auch Christoph Straub, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse, betonte die Notwendigkeit valider Qualitätsindikatoren. Außerdem könne ein solches Konzept nur funktionieren, wenn es fachgruppenübergreifend angelegt werde.
- KBV-Chef Köhler verwies er auf das Projekt AQUIK (Ambulante Qualitätsindikatoren und Kennzahlen). Damit würden anhand von nationalen und internationalen Expertisen verfügbare Indikatorensets für die ambulante Versorgung erfasst, analysiert und auf ihre Eignung für das deutsche Gesundheitssystem geprüft.
Quelle: hil/SR/aerzteblatt.de Donnerstag, 24. April 2008

Höheres Honorar für gute Qualität gibt's erst ab 2010
"AQUIK"-Projekt verzögert sich
Der Einstieg in eine qualitätsabhängige Honorierung wird voraussichtlich nicht vor 2010 kommen. Das war der Tenor bei einer KBV-Veranstaltung zum Thema "Pay for Performance" in Berlin.
Zwar seien Zuschläge für besondere Qualität in der Behandlung im Kollektivvertrag ab dem kommenden Jahr gesetzlich möglich, so KBV-Chef Dr. Andreas Köhler. Man sei jedoch noch nicht so weit in der Entwicklung indikatorengestützter Parameter.
- Im vergangenen Jahr stellte die KBV ihr Projekt "AQUIK" vor. Das Kürzel steht dabei für "Ambulante Qualitätsindikatoren und Kennzahlen". Noch in diesem Jahr sollen etwa 100 Praxen das System testen.
Quelle: Ärzte Zeitung, 24.04.2008

Rürup fordert gleiches Honorar für gleiche Leistung
Der nächste Reformschritt: Aufhebung der sektoralen Budgetierung und faire Entgelte für niedergelassene Ärzte und Kliniken
Der nächste wichtige Reformschritt im Gesundheitswesen muss nach Auffassung des Wirtschaftsweisen Bert Rürup gleiches Honorar für gleiche Leistungen bei niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern sein.
Mit einem liberalisierten Vertragsarztrecht habe die große Koalition eine wichtige Voraussetzung für flexiblere Versorgungsstrukturen geschaffen, so Rürup beim Berliner Spreestadtforum am Montagabend. Da niemand wisse, wie eine optimale Versorgungsstruktur aussieht, müssten Suchprozesse ermöglicht werden. Damit der Wettbewerb fair funktioniert, müssten die sektoralen Budgets aufgehoben und die Leistungsentgelte für niedergelassene Ärzte und Krankenhäuser angeglichen werden.
- Eines sieht der Vorsitzende des Wirtschaftssachverständigenrates allerdings als sicher an: dass der Gesundheitsfonds am 1. Januar starten wird. Die große Koalition werde nicht auf eines ihrer "Leuchtturmprojekte" verzichten, obwohl Rürup die Finanzreform in wesentlichen Teilen für misslungen hält.
Der politische Charme des Gesundheitsfonds bestehe aber darin, dass er sich nach der nächsten Bundestagswahl entsprechend den Mehrheitsverhältnissen weiter entwickeln lasse - entweder zu einem Prämienmodell oder zu einer Bürgerversicherung und damit in Richtung auf einen einheitlichen Versicherungsmarkt, der die Unterschiede zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung beseitige.
Eine Mehrklassen-Medizin lasse sich aber auch damit nicht verhindern. "Reiche können sich immer eine bessere und teurere Medizin kaufen - es sei denn, man verbindet Rationierung mit Reiseverboten."
Quelle: Ärzte Zeitung 22.04.2008

Erneut weniger Honorar für Ärzte in Westfalen-Lippe
Bei den niedergelassenen Ärzten in Westfalen-Lippe ist die Stimmung im Keller. Grund sind die gesunkenen Honorare.
Die Honorarbescheide für das vierte Quartal 2007 haben den meisten Ärzten erneut einen Rückgang des Honorars beschert. "Die Kollegen haben die Schnauze voll", sagt der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) Dr. Ulrich Thamer.
- Unter den derzeitigen Bedingungen könnte die Qualität des jetzigen Versorgungssystems nicht mehr gehalten werden, sagt Thamer. "Ich kann nicht erwarten, dass die Ärzte und Psychotherapeuten für die Preise, die sie nach 15 Jahren Budgetierung noch erwirtschaften können, sich weiterhin rund um die Uhr motiviert und engagiert um die Versorgung kümmern."
Quelle: Ärzte Zeitung, 24.04.2008

Ärzte bei MVZ-Gründung im Nachteil
Kritisch hat sich jetzt der Hausärzteverband Hessen über die MVZ-Finanzierung durch Krankenhäuser in öffentlicher Hand geäußert. Vertragsärzte, so Verbandschef Dr. Dieter Conrad, seien auch mehr als vier Jahre nach der Gründung der ersten Zentren bei der Finanzierung im Nachteil.
Die EU-Kommission habe zwar im November 2005 beschlossen, dass die bisherige Praxis von deutschen Kliniken, Steuergelder für Defizitausgleich und Investitionszuschüsse zu nutzen, unzulässig sei. "Diese Entscheidung wird aber nur schleppend umgesetzt", kritisiert Conrad. So habe das Bundesgesundheitsministerium die Deutsche Krankenhausgesellschaft erst Anfang Juli 2007 über den Beschluss informiert. Auch die Kreistage, die über die Zuschüsse an Krankenhäuser beschließen, haben sich teilweise erst 2008 mit dem EU-Beschluss beschäftigt.
Quelle: Ärzte Zeitung, 25.04.2008

Gegendarstellung: Hausarzt-Beruf wird nicht obsolet
"In der 'Ärzte Zeitung' vom 22.04.2008 wird der Vorstandsvorsitzende der AOK PLUS Rolf Steinbronn unter der Überschrift "AOK Chef erteilt Ärzten im Osten eine klare Absage" zitiert mit der Aussage, der Beruf des niedergelassenen Hausarztes sei ein Auslaufmodell, und "Die Niederlassung der Ärzte als Form der Zukunft erhalten zu wollen, wäre falsch". Eine solche Äußerung hat der Vorstandsvorsitzende der AOK PLUS nie gemacht.
Quelle: Rolf Steinbronn. Ärzte Zeitung, 24.04.2008

Studie: Immer häufiger Komplikationen bei Schönheits-OPs
Bei den rund 520.000 Schönheitsoperationen pro Jahr in Deutschland kommt es immer häufiger zu Komplikationen. Wie die Bild-Zeitung vom Dienstag unter Berufung auf eine dem Gesundheitsausschuss des Bundestages vorliegende Studie berichtet, klagen 22 Prozent der Frauen und 8 Prozent der Männer nach Schönheitsoperationen über Komplikationen. Der Gesundheitsausschuss beschäftigt sich am Mittwoch in einer Anhörung von Experten mit den Folgen der Schönheits-OPs.
Den Abgeordneten liegt den Angaben zufolge eine von der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft in Auftrag gegebene Studie zu dem Thema vor. Danach treten die meisten Komplikationen nach Fettabsaugungen auf. Bei diesen Eingriffen klagen bis zu 50 Prozent der Operierten über Komplikationen. Der Studie zufolge sind die häufigsten Schönheitsoperationen Faltenbehandlungen (200.000 Fälle), Laserbehandlungen im Gesicht (192.000) und Nasenkorrekturen (39.000).
Quelle: ddp/aerzteblatt.de Dienstag, 22. April 2008

Rechtliches

Streit um Rabattverträge nur bei Sozialgerichten
Im Streit um Arzneimittelrabattverträge der gesetzlichen Krankenkassen haben die AOKen einen Zwischenerfolg beim Bundessozialgericht (BSG) in Kassel errungen. Danach sind die Sozialgerichte für den Streit zuständig.
Die AOKen begrüßten die am Dienstagabend verkündete Entscheidung.
- Zunächst ging es darum zu klären, wo der Streit ausgetragen werden darf: vor den Sozialgerichten, wie die AOK meint, oder vor den Zivilgerichten, wie die Unternehmen und das OLG Düsseldorf glauben. Das ist nun durch das Bundessozialgericht entschieden: Die Arzneimittelrabattverträge seien Beschaffungsverträge des Gesundheitswesens und mit dem Einkauf etwa von Büromaterial durch die Kassen nicht vergleichbar. Ob das allgemeine Wettbewerbsrecht überhaupt anwendbar ist, ließ das BSG offen.
- Darüber wird letztlich der Europäische Gerichtshof in Luxemburg entscheiden. Eine Vorlage des OLG Düsseldorf ist dort anhängig, bislang aber noch nicht terminiert. Auf der Grundlage der Kasseler Rechtsweg-Entscheidung können nun die Sozialgerichte eine weitere Vorlage nach Luxemburg schicken und so den Europarichtern auch die sozialrechtliche Perspektive des Streits aufzeigen.
Beschluss des Bundessozialgerichts, Az: B 1 SF 1/08 R
Quelle: Ärzte Zeitung, 23.04.2008

Praxismanagement

Managerqualitäten sind gefordert
Knapp zehn Millionen Versicherte nehmen bereits an Modellen der Integrierten oder Hausarztzentrierten Versorgung teil. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung geht davon aus, dass bald rund 15 Prozent der ambulanten Versorgung außerhalb der Regelversorgung stattfindet. Die Sonderversorgungsformen sind für niedergelassene Ärzte interessant. Denn sie versprechen zusätzliche Honorare außerhalb der Budgets.
Ärzte, die diese Versorgungsformen mitgestalten, übernehmen in zweifacher Hinsicht eine neue Rolle als Manager. Zum einen sind sie als Versorgungsmanager ihrer Patienten gefordert, die Behandlungsabläufe zu steuern. Zum anderen muss auch das Vertragsmanagement funktionieren, wenn Verträge mit Leben gefüllt werden sollen. Dazu müssen Arbeitsabläufe klar geregelt werden.
Dieser doppelten Management-Rolle sollten Ärzte sich bewusst sein, wenn sie an Verträgen mitwirken. Sie reicht über die reine Arzttätigkeit hinaus und erfordert ein Selbstverständnis des Arztes als freier Unternehmer. Dennoch muss nicht jeder einzelne Arzt das Rad neu erfinden. Gut organisierte Netze können mit betriebswirtschaftlicher Expertise hilfreich zur Seite stehen. Erfolgreiches Management ist aber auch auf passendes Handwerkszeug angewiesen. Deshalb sind die Software-Hersteller gefordert, zügig Instrumente anzubieten, die eine einfache, übersichtliche Abwicklung verschiedener Verträge in einem einzigen Praxisverwaltungssystem ermöglichen.
Quelle: Angela Misslbeck. Ärzte Zeitung, 24.04.2008

Vorteile durch Spezialisierung
Wann ist es für eine Arztpraxis sinnvoll, an einem Vertrag teilzunehmen? Klare Regeln gibt es nicht, denn die Honorare und möglichen Patientenzahlen sind in jedem Vertrag anders.
Betriebswirt Karsten Knöppler vom Berliner Institut für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) empfiehlt Ärzten jedenfalls, nicht jeden Vertrag abzuschließen, der möglich ist. Vielmehr sollten Praxisinhaber außer auf die finanziellen Aspekte auch auf den Organisationsaufwand achten.
"Wenn jeder Vertrag unterschiedliche Anforderungen ans Controlling stellt, gibt es ein Problem. Standardisierung ist hier nötig", so Knöppler. Er hält zudem mehr Spezialisierung der Arztpraxen für sinnvoll. Auch Sonderverträge sollten nur im Spezialgebiet abgeschlossen werden.
- Er empfiehlt Praxisinhabern deshalb, sich stärker zu vernetzen.
Quelle: Ärzte Zeitung, 24.04.2008

Die Software muss mit den Verträgen mitwachsen
Die zunehmende Zahl von Einzel- und Sonderverträgen stellt auch die Hersteller von Praxissoftware vor neue Herausforderungen. Ärzte brauchen sozusagen mitwachsende Software-Lösungen.
Ein Modul, das die Verwaltung sämtlicher Verträge ermöglicht, gibt es bislang nicht. Die Softwarehäuser sind jedoch dabei, solche Lösungen zu entwickeln.
Quelle: Ärzte Zeitung, 24.04.2008

Netz-Software: Eine Auswahl von Anbietern
* Software für Ärztenetze: Einen Überblick über drei Software-Lösungen für Ärztenetze gibt die KV Nordrhein. Teilgenommen an der Marktanalyse haben CompuGroup, On-Lab sowie MCS Pie Data. http://www.kvno.de/mitglieder/itidprax/analyse_netzsoftware.html
* Curanet: Die Software wird für das Ärztenetz Südbrandenburg entwickelt. Sie soll eine umfassende Datenverwaltung ermöglichen, die flexibel an die Bedürfnisse des Netzes und der einzelnen Praxen angepasst werden kann. Außerdem soll eine statistische Auswertung für den Leistungs- und Qualitätsnachweis gegenüber Kassen möglich sein. http://www.curanet.eu
Quelle Ärzte Zeitung 24.04.2008

Nach Behandlungsfehlern sollten Ärzte nicht mauern
Beim Thema Behandlungsfehler sollten Ärzte auf Offenheit setzen und mit ihren Patienten reden. Die Versicherer legen ihnen dabei keine Steine in den Weg - das Einzige, was die Mediziner nicht dürfen, ist finanzielle Ansprüche anzuerkennen oder Schadenzahlungen zuzusagen. "Kein Arzt muss Angst haben, dass er Probleme mit seinem Versicherungsschutz bekommt, weil er eine offene Kommunikation pflegt", sagt Franz-Michael Petry, Leiter der Schadenabteilung der Ecclesia Gruppe.
- Nach den Allgemeinen Versicherungsbedingungen dürfen Versicherungsnehmer keine Ansprüche anerkennen und befriedigen, ohne den Versicherer einzubeziehen, erläutert Petry. Das hindere Mediziner aber nicht daran, Sachverhalte aufzuklären. "Sie dürfen nur keine rechtlichen Schlussfolgerungen ziehen." In der Arzthaftung gebe es Fälle, in denen zwar ein Fehler passiert ist, aber für den Arzt keine Haftung entsteht, etwa weil der Fehler nicht ursächlich für den Gesundheitsschaden war.
"Die Versicherungswirtschaft ist an einer offenen Kommunikation interessiert", sagt auch Ecclesia-Hauptgeschäftsführer Manfred Klocke. Ein offensiver Umgang mit Fehlern helfe, die Kosten zu vermindern und die Verfahren zu beschleunigen, etwa durch eine außergerichtliche Einigung.
Quelle: Ilse Schlingensiepen. Ärzte Zeitung, 23.04.2008

Keine Mehrwertsteuer auf Dienstkleidung
Ärzte, die für ihre Helferinnen Dienstkleidung bereitstellen, müssen darauf keine Umsatzsteuer bezahlen. Nach einer Entscheidung des Bundesfinanzhofs (BFH) in München gilt dies unabhängig davon, ob sich die Helferinnen an den Kosten beteiligen oder nicht.
Urteil des Bundesfinanzhofs, Az.: V R 15/06
Quelle: Ärzte Zeitung, 24.04.2008

Alternative zur "GesundheitsRente"
Der Kölner Versicherer Gothaer hat eine Alternative zur Branchenlösung für die betriebliche Altersversorgung für Arzthelferinnen auf den Markt gebracht. Ärzte können auch mit diesen Verträgen die Anforderungen des neuen Tarifvertrags für die Betriebsrenten erfüllen.
Quelle: Ärzte Zeitung, 22.04.2008

Europa

Britische Firmen sollen Hausarztpraxen betreiben können
In Großbritannien wird offenbar die Teil-Privatisierung der staatlichen Primärmedizin vorbereitet. Die Pläne der Regierung sind umstritten.
Wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums auf Anfrage der "Ärzte Zeitung" bestätigte, sollen von diesem Jahr an "bis zu 250 neue Hausarztpraxen" in Großbritannien eröffnet werden. Das besondere daran: Die Praxen sollen nach Willen der Regierung von privaten Leistungsanbietern und nicht wie bisher von staatlichen Hausärzten betrieben werden.
Wie der stellvertretende Gesundheitsminister Lord Darzi kürzlich in London sagte, werde das Gesundheitsministerium im Jahr 2008 "rund 250 Millionen Pfund" (umgerechnet mehr als 380 Millionen Euro) an lokale Gesundheitsverwaltungen auszahlen, damit diese die neuen Privat-Hausarztpraxen einrichten können. Die Praxen sollen abends bis mindestens 20 Uhr geöffnet sein.
Bisher werden nahezu alle Primärarztpraxen im Königreich vom staatlichen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) betrieben.
Quelle: Ärzte Zeitung, 24.04.2008

Arzt in Irland - harte Arbeit für viel Geld?
In Irland diskutieren Ärzte, Patienten und Gesundheitspolitiker derzeit mal wieder über das Thema hausärztlicher Einkommen. Anlass für die Debatte sind aktuelle Zahlen des Dubliner Gesundheitsministeriums, wonach im vergangenen Jahr etwa 600 Hausärzte des staatlichen irischen Gesundheitswesens mehr als 240.000 Euro brutto verdient haben.
- Viele staatlich praktizierende Primärärzte verdienen nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Dublin jährlich mehr als 600.000 Euro. Das führte jetzt zu öffentlicher Kritik.
Wie Gesundheitsministerin Mary Harney kürzlich vor Journalisten in Dublin bestätigte, sind die Einkommen der staatlichen irischen Hausärzte in den vergangenen Jahren deutlich stärker gestiegen als die Einkommen anderer vergleichbarer Berufsgruppen.
- Zahlreiche andere Ärzte kommen laut Gesundheitsministerin auf Jahreseinkommen von 650.000 Euro vor Steuern.
- Der irische Ärztebund (Irish Medical Organisation, IMO) verteidigte ebenfalls die von Patientenorganisationen kritisierten relativ hohen Einkommen der Hausärzte. Im Vergleich mit anderen Akademikern und auch mit der Arzneimittelindustrie seien irische Primärärzte "keineswegs überbezahlt".
- Die IMO wies außerdem darauf hin, dass die genannten Einkommen Brutto-Zahlen seien. Viele Hausärzte hätten Abzüge von mehr als 50 Prozent.
Quelle: Ärzte Zeitung, 23.04.2008

Allgemeines

USA: Erster allergiefreier Latexhandschuh
Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat erstmals Untersuchungshandschuhe zugelassen, die frei von Kautschuk-Proteinen sind, gegen die eine zunehmende Zahl von Angestellten im Gesundheitswesen allergisch ist. Da langfristige Erfahrungen fehlen, trägt der Yulex(r)-Untersuchungshandschuh aber weiterhin eine Allergiewarnung.
- Hevea braziliensis ist jedoch nicht die einzige Pflanze, aus der ein elastisches Polymer zur Produktion von Latexhandschuhen gewonnen werden kann. Auch die Wurzeln der Guayule-Pflanze (Parthenium argentatum) bestehen zu sieben bis zehn Prozent aus einer kautschukartiger Substanz, was bereits die Azteken wussten, denn das Wort Guayule leitet sich von der aztekischen Bezeichnung für Gummi ab.
Quelle: rme/aerzteblatt.de Donnerstag, 24. April 2008

Termine

BAO-Kongress am 16. und 17.05.2008 in Bremen
Thema: "Erfolgreich in den neuen Vertragsstrukturen"
Das vollständige Kongressprogramm können Sie auf unserer Homepage herunterladen unter:
http://www.operieren.de/content/e3472/e14699/e14719/e17230/FlyerBAO(2).pdf
Anmeldungen sind erbeten unter: http://www.operieren.de/content/e3221/e6257/index_ger.html
Für diese Veranstaltung erteilt die Ärztekammer Bremen 5 Fortbildungspunkte.

Prof. Dr. Jost Brökelmann, Redakteur BAO-MAO-Aktuell
Bundesverband für Ambulantes Operieren e.V. – BAO
Präsident Dr. med. Jörg-A. Rüggeberg
Vereinsregister VR 6346
Managementgesellschaft Ambulantes Operieren – MAO
Sterntorbrücke 1, D-53111 Bonn
Tel.: 0228-692423, Fax: 0228-631715
E-Mail: baobonn@t-online.de oder maobonn@t-online.de
Internet: http://www.operieren.de oder http://www.mao-bao.de

Chirurgen Magazin + BAO Depesche

Heft 112 | Ausgabe 2 – Mai 2024
Phlebologie: Alles im Fluss? Aktuelle Standards und neue Konzepte zur Therapie von Venenerkrankungen
weiter

OP-Netzwerk

2021 OP-Netzwerk | Ein Service des BAO e. V. Auf OP-Netzwerk finden interessierte Ärztinnen und Ärzte umfangreiche Informationen, hilfreiche Tipps und wichtige Anlaufstellen rund um das Thema "Ambulantes Operieren". !
weiter

Berufsverband der Phlebologen e.V.

Der Berufsverband der Phlebologen und Lymphologen e.V.
weiter

Helmsauer Gruppe

Persönlicher Kontakt, Vertrauen und Stabilität stehen bei uns an erster Stelle, wenn es um die Betreuung unserer Kunden geht...
+ Kompetenz aus jahrzehntelanger Erfahrung + Spezialisierung auf Ihre Bedürfnisse + Mehrwerte über exklusive Rahmenverträge
weiter

Partner PKG

Die Deutsche Praxisklinikgesellschaft (PKG) e.V. ist ein Zusammenschluss von Operationszentren, Tages- und Praxiskliniken und medizinischen Versorgungszentren, in denen ambulante und praxisklinische Operationen durchgeführt werden.
weiter

Partner AND

Das AND e.V. als Zusammenschluss regionaler Anästhesie-Netze und –Genossenschaften vertritt auf Bundesebene Interessen der freiberuflich tätigen und niedergelassenen Anästhesisten.
weiter

Partner DGH

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie
weiter

BVASK

Der Berufsverband für Arthroskopie e. V.
weiter