Augen-Op-Zentren schließen sich zusammen
In Niedersachsen und Bremen haben 17 augenärztliche Zentren ein Versorgungsnetz für Augen-Op im Nordwesten aufgebaut. Das Netz rechnet seinen IV-Vertrag direkt mit den Kassen ab. Für viele Kollegen bedeutet das ein Umsatz-Plus. Vor allem aber schätzen die Ärzte die neu entdeckte Kooperation und die prompte extrabudgetäre Bezahlung der Leistungen.
Das Projekt heißt: Integrierte Versorgung Ophthalmochirurgie (IVOC). Zusammen mit mehr als 200 zuweisenden Augenarztpraxen decken die Op-Zentren den Großteil der regionalen Versorgung in Niedersachsen ab. Mit elf Kassen haben die IVOC-Mitglieder ihren IV-Vertrag geschlossen und zwar für die Operation von Grauem Star, für Op der Lidchirurgie und Netzhautchirurgie. Derzeit steht die IVOC GmbH vor Vertragsabschlüssen zur Behandlung des Grünen Stars und der altersbedingten Makuladegeneration.
Organisiert wird der Zusammenschluss vom Hannoveraner Zentralbüro aus. "Die Verhandlungen werden professionell geführt, das entlastet uns", sagt Augenarzt Steffen Schlosshardt aus dem niedersächsischen Stade, "unsere Interessen werden direkter vertreten als durch die KV." Die IVOC GmbH hat den Vertrag mit den Krankenkassen gemacht. Die einzelnen Op-Zentren machen den Vertrag mit den Zuweisern je für sich. Wenn ein Patient im Rahmen des IVOC-IV-Vertrages behandelt werden soll, erhält der Zuweiser für die Vor- und Nachbehandlung 100 Euro von der Op-Praxis. Der Patient spart die Praxisgebühr und bekommt das Fahrtgeld erstattet.
IVOC sieht ihr Angebot als ideale Antwort auf die veränderte Kassenfinanzierung. Wenn sich die Kassenleistungen kaum voneinander unterscheiden, dann werden Qualität und Kostensicherheit der Behandlungen die entscheidenden Faktoren sein, weshalb sich Patienten für eine bestimmte Kasse entscheiden, hieß es. Die IVOC-Teilnehmer haben sich hohe Qualitätsstandards gesetzt. Jedes Mitglied muss mehr als 750 erfolgreiche Operationen vorweisen können.
Quelle: Ärzte Zeitung, 12.06.2008
Neue Punktwerte für ambulante Op im Norden
KV und AOK im Norden haben sich auf neue Punktwerte für das ambulante Operieren geeinigt. Die Kasse honoriert das effiziente Arbeiten der ambulanten Operateure durch Aufschläge im Vergleich zu den Klinikleistungen.
Die 2.143 ambulanten Operateure in Schleswig-Holstein erhalten für ihre AOK-Leistungen künftig 4,2 Cent oder 4,7 Cent je Punkt, wenn diese dem früheren Strukturvertrag entsprechen. Damit liegt die Honorierung deutlich über den Punktwerten, die die AOK für ambulante Operationen an die Krankenhäuser zahlt - diese erhalten 3,65 Cent.
Die KV begründet diese Besserstellung mit den für die Sicherstellung verbundenen Kosten der ambulanten Operateure.
- Außer den angepassten Werten handelte die KV auch aus, dass mehrere weitere Leistungen aus den Fachgebieten Neurochirurgie, Chirurgie und Orthopädie in die Vereinbarung integriert werden. Diese Leistungen sind nicht Bestandteil des Paragrafen 115b SGB V, haben sich nach Angaben der KV aber in den bisherigen Strukturverträgen bewährt.
Quelle: Ärzte Zeitung, 13.06.2008
Merkel stimmt die Bürger auf eine teurere Medizin ein
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Forderungen der Krankenkassen zurückgewiesen, den Gesundheitsfonds in seiner Startphase nur in einem Parallelsystem zu simulieren. "Der Gesundheitsfonds kommt zum 1. Januar 2009", sagte sie anlässlich des Festakts zum 125. Jubiläum der gesetzlichen Krankenversicherung in Berlin.
Den Ärzten sicherte die Bundeskanzlerin zu, dass ihre Vergütung verlässlicher werden soll. Die demografische Entwicklung und die Teilhabe aller am medizinischen Fortschritt werde nicht billiger werden. Die zusätzlichen Belastungen aufzufangen werde nicht allein durch Rationalisierung oder mehr Effizienz zu schaffen sein.
Quelle: Ärzte Zeitung, 12.06.2008
Union scheint zu Erhöhung der Kassenbeiträge bereit
Die Union ist offenbar bereit, die Kassenbeiträge anzuheben, um höhere Ärztehonorare zu finanzieren. CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer sagte der "Frankfurter Rundschau" vom Mittwoch, die Spitzen von CDU und CSU hätten sich darauf verständigt, "dass die Honorare von Ärzten auch in Ländern wie Bayern und Baden-Württemberg nicht nur nicht gesenkt werden, sondern in Maßen auch steigen dürfen".
Auf die Frage, wer das bezahlen solle, sagte Ramsauer: "Der Versicherte, der auf Dauer eine medizinische Weltspitzenleistung garantiert bekommt." Solche Leistungen gebe "es nicht zum Nulltarif. Sie haben ihren Preis".
Quelle: afp/aerzteblatt.de Mittwoch, 11. Juni 2008
Ärzte in Berlin machen Ende Juni ihre Praxen dicht
Für eine bessere Finanzierung der ambulanten Medizin wollen die Ärzte in der Hauptstadt protestieren: sie setzen dabei auf Praxisschließungen in der letzten Juni-Woche.
- Zu den Protesttagen hat das Bündnis Berliner Kassenärzte aufgerufen. Die Politiker hätten zwar anerkannt, dass mehr Geld für die ambulante Medizin nötig sei, doch sie wollten sich nun davor drücken, dieser Erkenntnis auch Taten folgen zu lassen.
- Seit Jahren würden mehr als ein Drittel aller ambulanten Leistungen von den Vertragsärzten in der Hauptstadt ohne Bezahlung erbracht.
Quelle: Ärzte Zeitung, 11.06.2008
Kassen-MVZ sorgt für Unmut in Hamburg
Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Atrio-Med sorgt unmittelbar vor seiner Eröffnung in Hamburg für Diskussionsstoff. Die KV übt scharfe Kritik, dagegen verteidigt die Techniker Krankenkasse (TK) als Partner des Atrio-Med das MVZ.
"Wir sind alles andere als glücklich über diese Einrichtung", sagte KV-Vize Walter Plassmann. Grund: Eine Betreiber-GmbH mit nicht bekannten Gesellschaftern hat in der Hansestadt Kassenzulassungen aufgekauft, um sie in zentraler Lage zu bündeln. An den früheren Standorten wird damit die Versorgung ausgedünnt, während Praxen im ohnehin gut versorgten Zentrum zusätzliche Konkurrenz erhalten.
Quelle: Ärzte Zeitung, 12.06.2008
Kassen interessieren sich für Leistungs-Dokumentation
Ärzte müssen sich auf Nachfragen einstellen
Praxischefs müssen sich darauf einstellen, dass KVen und besonders Kassen sich in den kommenden Quartalen stark dafür interessieren werden, welche Teilleistungen sie bei der Abrechnung der Versichertenpauschalen erbringen.
Nach Informationen der "Ärzte Zeitung" ist zu erwarten, dass spätestens ab dem dritten Quartal die KVen bei den vorgeschriebenen Stichprobenprüfungen auch die Dokumentationsunterlagen einer genaueren Betrachtung unterziehen werden. So soll verglichen werden, ob zum Beispiel die Zahl der Arzt-Patienten-Kontakte im Vergleich zum Jahr 2007 gleich geblieben ist oder die Gesprächsleistungen noch im selben Umfang wie ein Jahr zuvor geführt werden.
Quelle: Ärzte Zeitung, 13.06.2008
Einzelverträge bleiben ein hartes Geschäft
Die Herausforderung aus Sicht der Krankenkassen ist die Verständigung über Qualität und Leistung
Fast keine Krankenkasse verzichtet auf Verträge zur Integrationsversorgung, zur hausarztzentrierten oder besonderen ambulanten Versorgung. Dass diese Verträge einen Mehrwert bedeuten, wird vermutet - der präzise Nachweis eines zusätzlichen Nutzens ist jedoch schwierig.
Charakteristisch für die Qualität der noch jungen Vertragsformen ist eine Aussage von Dr. Johannes Vöcking, dem Vorstandsvorsitzenden der Barmer Ersatzkasse: "Ich will nicht über unseren Hausarzt-Vertrag reden - das gehört zu unseren Geschäftsgeheimnissen. Andere würden das auch nicht tun, wenn sie einen Fehler machen." Generell gelte nämlich immer noch, dass die Krankenkassen für ärztliche Behandlung bezahlen, nicht jedoch für Leistung und Erfolg. Das Ziel müsse aber sein, die Vergütung auch der Ärzte stärker am Erfolg zu orientieren.
Die Möglichkeiten einer einzelnen Krankenkasse, auch einer großen, seien heute noch beschränkt. Etwa acht Prozent des Leistungsvolumens werden heute in Eigenverantwortung einer Kasse definiert - 92 Prozent sind kollektiv auf der Verbandsebene vereinbart. Vöcking hält es für möglich, den Anteil der selbst verantworteten Verträge zu verdoppeln. Nach seiner Einschätzung wird es daher bei einem Nebeneinander von Kollektiv- und Selektivverträgen bleiben.
Quelle: Ärzte Zeitung, 10.06.2008
Bundesärztekammer lehnt Basisversicherung ab
Die Bundesärztekammer (BÄK) hat sich für den Erhalt der privaten Krankenversicherung ausgesprochen. Damit reagiert sie auf Medienberichte, wonach einige Privatversicherer für die Einführung einer einheitlichen Basisversicherung für alle Bürger plädieren.
Sollte dies stimmen, werde dies den "energischen Widerspruch" der BÄK herausfordern, erklärte Dr. Franz Gadomski, Vorsitzender des Gebührenordnungsausschusses. Das Nebeneinander von gesetzlicher (GKV) und privater (PKV) Krankenversicherung habe sowohl die Nachteile staatlich gelenkter Gesundheitssysteme, etwa eine Wartelistenmedizin, als auch eine rein marktwirtschaftlich orientierte Mehrklassenmedizin bislang vermeiden können, so Gadomski.
Auch der Vizechef der Techniker Krankenkasse, Dr. Christoph Straub, sprach sich gegen die Einführung einer Basisversicherung aus. Mit einem solchen Modell sei die Teilhabe aller Bürger am medizinischen Fortschritt nicht zu gewährleisten. "Ich kenne kein schlüssiges, medizinisch nachvollziehbares, ökonomisch sinnvolles oder sozialpolitisch akzeptables Konzept für eine Basisversorgung", sagte er.
Quelle: Ärzte Zeitung, 12.06.2008
PKV drängt auf Konzept zur Weiterentwicklung der GOÄ
Die Bundesärztekammer und der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) sollten sich bald auf ein gemeinsames Konzept zur Weiterentwicklung der Gebührenordnung Ärzte verständigen. Darauf macht der PKV-Verband in seinem Rechenschaftsbericht 2007 aufmerksam.
Zwar sei noch nicht abzusehen, wann sich das Bundesgesundheitsministerium der längst überfälligen Überarbeitung der GOÄ widmen wolle. Da die Novellierung der zahnärztlichen Gebührenordnung bis Ende 2008 abgeschlossen sein soll, könne es sein, dass das Ministerium im kommenden Jahr mit den Vorbereitungen für eine neue GOÄ beginnt. Dann bleibe PKV und Ärzteschaft nicht mehr viel Zeit, wenn sie ein gemeinsames Konzept präsentieren wollen, heißt es im Bericht. Bisher gebe es zwischen den beiden Seiten aber keine ausreichende Schnittmenge für eine gemeinsame Initiative.
Quelle: /aerzteblatt.de Samstag, 14. Juni 2008
Basistarif: Verfassungsklage nicht angenommen
Obwohl das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) eine Klage gegen den Basistarif in der privaten Krankenversicherung (PKV) nicht angenommen hat, wertet der Hartmanbund wegen der Begründung diesen Vorgang als einen Erfolg.
Dort sei vermerkt, dass der Vertragsarzt nach § 95 Abs. 3 Satz 1 SGB V nur zur Teilnahme an der vertragsärztlichen Versorgung verpflichtet sei, die Versorgung der Basistarif-Versicherten hingegen laufe außerhalb dieses Systems. Demnach seien Vertragsärzte und Vertragszahnärzte mit Einführung des PKV-Basistarifs ab 1. Januar 2009 nicht verpflichtet, entsprechend versicherte Patienten zu behandeln.
Der Hartmannbund sieht seine Auffassung bestätigt, für das bisherige PKV-System "als wichtiges wirtschaftliches Standbein der Ärzte zu kämpfen". Mit der an den Basistarif gekoppelten Honorierung würde sich die schlechte Vergütungs- und damit auch die Versorgungssituation weiter zuspitzen. Anfang April hatten 6 Ärzte und Zahnärzte eine Verfassungsbeschwerde gegen das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz (GKV-WSG) beim BVerfG eingereicht.
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst 12.06.2008 Nr. 46/2008, 16
Wettbewerbshüter haben ein Auge auf die Arztwerbung
Die neuen Freiheiten bei der Arztwerbung führen nach Meinung der Wettbewerbszentrale zu einem erhöhten Beratungsbedarf. So habe der Bundesgerichtshof in einem Urteil zwar Arztwerbung im weißen Kittel gestattet, dies habe er allerdings mit der Einschränkung versehen, es dürfe davon keine Gesundheitsgefährdung ausgehen.
Laut Juristin Christine Köber, in der Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs in Bad Homburg zuständig für den Bereich Gesundheit, ist noch nicht ausgemacht, ob es bei der Zulässigkeit von Arztwerbung im weißen Kittel immer auf die Gesundheitsgefährdung ankomme. Veranlasst durch Ärztekammern oder Ärzteverbände, befassen sich die Wettbewerbshüter auch mit unzulässigen Feldstudien, bei denen Ärzte ihre Patienten auf andere Arzneimittel umstellen sollen.
Ein aktueller Fall betreffe Anwendungsbeobachtungen mit einem "Gelenkprotein", über dessen Wirkung Ärzte berichten sollen. Dafür sollen sie etwa 1.000 Euro pro Monat erhalten.
Quelle: Ärzte Zeitung, 12.06.2008
Arzt muss Patienten Honorar nach Fehler erstatten
Nach einem Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Oldenburg steht einem privatversicherten Patienten alternativ zum Anspruch auf Erstattung von Nachbehandlungskosten ein Anspruch auf Rückerstattung des gezahlten Honorars zu.
Das ist nach dem Urteil dann der Fall, wenn eine Nachbearbeitung nicht möglich und eine Neuanfertigung - wie hier im konkreten Fall von Zahnersatz - zu erfolgen hat. Dies berichtet der Anwalt-Suchservice.
Nach Beendigung der Behandlung habe der Zahnarzt bei privatversicherten Patienten keinen Anspruch auf eigene Mängelbeseitigung, heißt es. Etwas anderes gelte nur, wenn dem Patienten im Rahmen seiner Schadensminderungspflicht ausnahmsweise eine Nachbesserung zuzumuten sei.
Urteil des Oberlandesgerichts Oldenburg, Az.: 5 U 22/07
Quelle: Ärzte Zeitung, 16.06.2008
Krankenhausbehandlung nur mit Personalausweis
Wer ins Krankenhaus geht, sollte seinen Personalausweis mitnehmen. Nach einem am Donnerstag verkündeten Grundsatzurteil des Bundessozialgerichts (BSG) in Kassel werden die Kliniken die Identität ihrer Patienten wohl künftig verschärft prüfen. Denn im Fall eines Missbrauchs gehen sie ohne Honorar aus, wie die obersten Sozialrichter urteilten. (Az: B 3 KR 19/07 R)
- Wie das BSG entschied, muss das Krankenhaus zahlen. Es habe die Möglichkeit, sich von jedem Patienten einen Lichtbildausweis vorzeigen zu lassen. Dagegen hätten die Krankenkassen keine Möglichkeit, einen solchen Missbrauch zu erkennen, erklärten die Kasseler Richter zur Begründung.
Die Krankenversichertenkarte gelte nur für ambulante Behandlungen, ihre Vorlage im Krankenhaus reiche daher nicht aus. Als Konsequenz des Urteils wird sich das Duisburger Krankenhaus nun wohl an die beiden Freunde halten. Denn sowohl die Weitergabe der Karte wie auch ihre missbräuchliche Verwendung gelten als Betrug.
Quelle: afp/aerzteblatt.de Donnerstag, 12. Juni 2008
Fahrtkosten bei Fortbildungen sind voll absetzbar
Auch wenn Arzthelferinnen eine mehrere Jahre dauernde Fortbildung besuchen, muss das Finanzamt die Fahrtkosten in voller Höhe als Reisekosten anerkennen. Das geht aus einem jetzt schriftlich veröffentlichten Urteil des Bundesfinanzhofs (BFH) in München hervor.
In dem entschiedenen Fall besuchte ein technischer Angestellter neben seiner vollen Arbeit vier Jahre lang samstags und an zwei Abenden je Woche eine 39 Kilometer entfernte Berufsschule. In seiner Steuererklärung machte er die Fahrtkosten als Reisekosten mit jeweils 30 Cent je gefahrenem Kilometer geltend. Das Finanzamt meinte dagegen, nach drei Monaten sei die Berufsschule zu einer zweiten "regelmäßigen Arbeitsstätte" geworden und erkannte nur die deutlich geringere Entfernungspauschale für Wege zur Arbeit an.
Wie der BFH entschied, kann jedoch eine Fortbildungseinrichtung "nicht durch bloßen Zeitablauf" zu einer regelmäßigen Arbeitsstätte werden. Auch eine Fortbildung über vier Jahre sei immer noch vorübergehender Natur. Arbeitnehmer könnten diese Wege daher nicht durch einen Umzug vermeiden und in der Regel auch keine Fahrgemeinschaften bilden.
Urteil des Bundesfinanzhofs, Az.: VI R 66/05
Quelle: Ärzte Zeitung, 17.06.2008
Immer mehr Freiberufler in Deutschland tätig
Immer mehr Menschen in Deutschland sind als Selbstständige in Heilberufen tätig. Aktuell arbeiten 311.000 Männer und Frauen als Ärzte, Zahn- oder Tierärzte, Apotheker oder in anderen Heilberufen. Im Januar 2007 waren es noch 301.000. Das teilte der Bundesverband der Freien Berufe (BFB) auf Anfrage mit.
Erstmals habe im Jahr 2007 die Zahl der Selbstständigen in den freien Berufen des Heilwesens, der Wirtschafts- und Rechtsberatung, als Architekt, Ingenieur oder Publizist die Marke von einer Million überschritten. Das geht aus einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" hervor.
Nach Angaben des Präsidenten des BFB, Ulrich Oesingmann, sind weitere knapp 2,97 Millionen Menschen in den freien Berufen beschäftigt, zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Selbstständigen in den Freien Berufen habe in Jahresfrist um fünf Prozent zugenommen, sagte Oesingmann, der selbst Arzt ist, unter Bezug auf neue Berechnungen des Instituts für Freie Berufe an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Zahlen zeigten die steigende Bedeutung der Freien Berufe für die Volkswirtschaft.
Quelle: Ärzte Zeitung, 09.06.2008
Großes Interesse an Arztbewertungsportalen
Die Bewertung von Haus- und Fachärzten im Internet ist ein neuer Trend. Nach einer vorläufigen Übersicht gibt es in Deutschland derzeit etwa ein Dutzend Arztbewertungsportale. Sie alle wollen mehr "Transparenz in den Gesundheitsmarkt", Orientierungshilfe im verwirrenden Gesundheitssystem sein und Patienten bei der Suche nach einem "guten" Arzt unterstützen.
Die Website von docinsider.de soll den Dialog zwischen Ärzten und Patienten fördern.
- Gesellschafter und Geldgeber von DocInsider sind mehrere Verlage und Risikokapital-Unternehmen, gefördert wird das Projekt durch das Bundeswirtschafts- und das Bundesforschungsministerium.
Quelle: Ärzte Zeitung, 11.06.2008
Die Führungskraft Chefarzt kann nicht mehr alles wissen
Von der Hierarchie zum Team
Ärzte verlieren an medizinischer Kompetenz, je höher sie in der Verwaltungshierarchie eines Krankenhauses aufsteigen. Umgekehrt reicht medizinische Exzellenz nicht aus, um ein Krankenhaus oder auch nur eine Abteilung zu führen.
In diesen Kernaussagen stimmten die Referenten bei der Veranstaltung "Management und Führung in Kliniken" beim Hauptstadtkongress in Berlin überein. Die Unterschiede in den Auffassungen zur gegenwärtigen und künftigen Rolle von medizinischem Spitzenpersonal in Kliniken lagen im Detail.
"Krankenhäuser sollten eine qualifikationsorientierte Aufgabenverteilung anstreben", riet Professor Hartwig Bauer von der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. In diesem Satz schwang mit, dass die traditionellen, hierarchischen Strukturen im Medizinbetrieb noch nicht überwunden sind. "Wir müssen vom Paternalismus zur partizipativen Entscheidungsfindung mit dem Patienten", sagte Bauer.
- Einer völligen Trennung von administrativen und medizinischen Aufgaben im Krankenhaus erteilte Oberstabsarzt Georg Mager eine Absage. "Ärzte brauchen eine betriebswirtschaftliche Zusatzqualifikation, um nicht aus den ökonomischen Prozessen im Krankenhaus herausgedrängt zu werden", sagte Mager. Allerdings sollten Vorstände auch die Sprache der Ärzte sprechen können.
Quelle: Anno Fricke. Ärzte Zeitung, 06.06.2008
Bundestag kritisiert Trend zur Harmonisierung der EU-Gesundheitssysteme
Der Deutsche Bundestag fürchtet ein Ausufern der gesundheitspolitischen Kompetenzen der EU. Dies geht aus einem Beschluss des Parlaments bei Stimmenthaltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen von Anfang Juni hervor. Darin heißt es: Der Deutsche Bundestag "spricht sich gegen die erkennbare Absicht der Europäischen Kommission aus, [...] einen schleichenden Weg zur Harmonisierung der Gesundheitssysteme in der Europäischen Union zu beschreiten."
Im Klartext: Die Abgeordneten haben zwar grundsätzlich nichts gegen eine engere Zusammenarbeit zwischen den EU-Ländern beispielsweise bei der grenzüberschreitenden Infektionsbekämpfung oder im Kampf gegen einen ungesunden Lebenswandel der EU-Bürger. Das Ansinnen der Europäischen Kommission, künftig gesundheitspolitische Prioritäten zu setzen oder Leitlinien und Empfehlungen zu formulieren, geht den Mitgliedern des Deutschen Bundestages allerdings zu weit.
Genau dies aber ist Inhalt der "EU-Gesundheitsstrategie". Auf ihrem Treffen in Luxemburg Anfang dieser Woche hatten die EU-Gesundheitsminister sich darauf verständigt, auf der Grundlage dieser von der Kommission vorgeschlagenen Strategie ihre gesundheitspolitische Zusammenarbeit zu verstärken. Auch das Bundesgesundheitsministerium (BMG) sprach sich nicht grundsätzlich gegen ein strukturiertes Vorgehen in der europäischen Gesundheitspolitik aus.
Die Kommission leitet den Anspruch für ein stärkeres gemeinschaftliches Engagement in der Gesundheitspolitik aus dem neuen EU-Vertrag von Lissabon ab.
Quelle: ps/aerzteblatt.de Mittwoch, 11. Juni 2008
Ärzte protestieren weiter
In Österreich sind Praxisschließungen geplant
Am Montag sollen in ganz Österreich viele Arztpraxen geschlossen bleiben. Die Haus- und Fachärzte protestieren damit gegen die von der Regierung geplante Gesundheitsreform.
- Die Pläne sehen unter anderem vor, dass die Ärzte den Patienten künftig nur noch Wirkstoffe und keine Markenpräparate mehr verschreiben dürfen. Zudem sollen die Krankenkassen künftig direkt mit den Ärzten über die Erteilung von Lizenzen für den Betrieb einer Vertragspraxis verhandeln.
- Die Ärzte wollen die Bevölkerung mit den Praxisschließungen vor den Folgen der Reform warnen. Mittelfristig sehen sie die Qualität der ärztlichen Versorgung in Gefahr.
Quelle: Ärzte Zeitung, 16.06.2008
Piercing als Belastung für das britische Gesundheitswesen
Der britischen Health Protection Agency (HPA) bereitet die Piercing-Mode Sorgenfalten. Nach einer Umfrage im Britischen Ärzteblatt (BMJ doi: 10.1136/bmj.39580.497176.25) trägt jeder zehnte erwachsene Brite einen Körperschmuck, bei jungen Frauen ist es sogar jede zweite. Jeder siebte begibt sich später wegen Komplikationen in Behandlung. Nach Einschätzung der HPA könnte sich daraus für die nächsten Jahre durchaus eine signifikante Belastung für den staatlichen Gesundheitsdienst ergeben.
Zusammen mit der London School of Hygiene and Tropical Medicine ließ die HPA 10.503 Erwachsene über 16 Jahre befragen. 1.049 gaben an, dass sie ein Piercing tragen (Prävalenz 10 Prozent). Beliebt ist dies vor allem in der Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen (Prävalenz 27,4 Prozent), und hier vor allem bei Mädchen und jungen Frauen (Prävalenz 46,2 Prozent).
Bei diesen jüngeren Menschen ist das Komplikationsrisiko jedoch besonders hoch. Jeder dritte klagte über Schwellungen, Blutungen, Infektionen, Allergien oder Geweberisse, und einer von sieben suchte deshalb professionelle Hilfe auf. Am häufigsten werden die Betreiber der Piercing-Studios um Rat gefragt oder auch der Apotheker. An dritte Stellen steht der Allgemeinpraktiker (GP). Immerhin ein Prozent der Gepiercten schätzte die Situation als so bedrohlich ein, dass er oder sie sich an die Notfallaufnahme einer Klinik wandte und viele wurden dann tatsächlich hospitalisiert.
Ein Drittel aller Komplikationen betraf nach Auskunft von Louise Brown von der HPA und Mitarbeitern den Bauchnabel, der aber auch mit Abstand der beliebteste Piercing-Ort ist (vor allem bei Frauen). Wesentlich riskanter ist das Zungenpiercing (nach Nabel, Nase und Ohr der viertbeliebteste Ort). Hier kommt es häufig zu Schwellungen: Nach dem Zungenpiercing benötigte jeder vierte professionelle Hilfe. Beim Genitalpiercing war es jeder Zweite, doch diese Form des Körperschmucks wird relativ selten nachgefragt.
Auch wenn die meisten Komplikationen aus medizinischer Sicht eher banal sind und spontan heilen, sind schwere Verläufe möglich. Das größte Risiko dürfte in der Übertragung von Viren bestehen (Hepatitis B und C oder HIV). Solche Fälle sind nach Kenntnis des HPA in Großbritannien noch nicht beobachtet worden. Dennoch rät die Behörde, sich das Piercing-Studio sorgfältig auszusuchen und den Eingriff keinesfalls von Freunden oder selbst durchzuführen. Insgeheim hofft man dort aber, dass die Modewelle wieder abklingen möge.
Quelle: rme/aerzteblatt.de Samstag, 14. Juni 2008
Deutschland ist Spitzenreiter bei Akzeptanz von Alternativmedizin
Deutschland ist nach Angaben der Berliner Charité EU-Spitzenreiter bei der Nutzung von Alternativmedizin. Mehr als 60 Prozent der Bevölkerung in Deutschland nehmen die Angebote von Akupunktur bis hin zur Traditionellen Chinesischen Medizin in Anspruch, wie Charité-Ärztin Claudia Witt in Berlin sagte. Damit liege die Akzeptanz in Deutschland vor Frankreich (50 Prozent), der Schweiz (40 Prozent) oder Großbritannien (20 Prozent). Witt tritt in dieser Woche an der Charité die erste deutsche Uni-Professur zur Erforschung der Alternativmedizin an. Am beliebtesten bei deutschen Patienten sind nach Witts Angaben Naturheilverfahren wie Wasseranwendungen. 65 Prozent der Frauen und rund die Hälfte der Männer griffen darauf zurück. Homöopathie nähmen in Deutschland 15 Prozent der Bevölkerung in Anspruch, bei Akupunktur seien es 9 Prozent. Viele Patienten nutzten die Angebote auch in Kombination mit der klassischen Schulmedizin. Nach Witts Erhebungen scheint es jedoch eine Art Prototyp für alternative Heilmethoden zu geben: Es seien in der Regel jüngere, gut gebildete Menschen mit chronischen Krankheiten - häufiger Frauen als Männer.
Quelle: kma@news - Ausgabe 0116, 03.06.08
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Prof. Dr. Jost Brökelmann, Redakteur BAO-MAO-Aktuell
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