Nachrichten für Ambulante Operateure und Anästhesisten
++++ Gesetzliche Krankenversicherung ++++
+++ Ärzte-Tag in Berlin am 18. Januar 2006 +++„Schmidt muss weg“, „Schmidt muss weg“ – dieses skandierten über 21 000 Ärzte, Ärztinnen und Arzthelferinnen bei der Schlusskundgebung vor dem BMGS. Sie waren sich einig mit den Rednern: „Weg mit der Staatsmedizin ... unser Gesundheitssystem ist qualitativ hochstehend, wir lassen es nicht kaputtmachen ... 500 000 Arzthelferinnen bangen um ihren Arbeitsplatz, viele müssen schon Teilzeit arbeiten ... ein Bonus-Malus-System zerstört das Arzt-Patient-Verhältnis ... Schluss mit der unbezahlten Arbeit in Klinik und Praxis ...“
Eindringlich waren auch die Stimmen aus dem Osten: „Wir haben 40 Jahre lang Staatsmedizin erlebt, wir wollen sie nicht wiederhaben ...“
Dieses war die größte Ärzte-Demonstration, die die Bundesrepublik bislang erlebt hat. Sie ist ein Signal für die Regierung, insbesondere für die Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, dass Ärzte in Praxis und Klinik und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Weg in die Staatsmedizin nicht mitgehen werden. Dieses war der Anfang einer neuen Ära – der Aufbruch in ein freieres Gesundheitssystem.
Prof. Dr. J. Brökelmann
+++ 20 000 Kollegen gehen in Berlin auf die Straße +++
Fast 20.000 Ärzte aus ganz Deutschland haben gestern in Berlin gegen Rationierung, schlechte Arbeitsbedingungen und unzureichende Bezahlung demonstriert. Im gesamten Bundesgebiet blieben viele Praxen geschlossen. Auch bei vielen regionalen Kundgebungen haben sich Ärzte zum Protest versammelt.
Ein Ende der "jahrelangen Anti-Ärzte-Politik" forderte Bundesärztekammerpräsident Jörg-Dietrich Hoppe. "Die ärztliche Therapiefreiheit darf nicht durch das Dogma der Beitragssatzstabilität begrenzt werden." Ärzte würden in einen Rationierungskonflikt getrieben, wenn gleichzeitig unbegrenzt Leistungen versprochen, die Budgetierungsschraube aber immer weiter angezogen werde. "Das kann nicht so bleiben", so Hoppe.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 19.01.2006
+++ Auf dem Protestmarsch in Berlin entlädt sich der Frust der letzten Jahre +++
(...) 20.000 Ärzten aus ganz Deutschland, die gestern in Berlin gegen Rationierung und Budgetierung demonstrieren. Der ganze aufgestaute Frust über die Gesundheitspolitik der letzten Jahre scheint sich hier zu entladen. Die Diskussion um Angleichung von PKV- an GKV-Honorare sowie das aktuelle Arzneimittelsparpaket, durch das Ärzte für überdurchschnittliches Verschreiben zur Kasse gebeten werden, haben das Fass zum überlaufen gebracht.
Angesichts der Geschlossenheit und Masse der Demonstranten bildet sich neues Selbstbewusstsein. "Das ist erst der Anfang", sagt BÄK-Präsident Jörg-Dietrich Hoppe. "Wenn es wirklich ernst wird, stehen wir zusammen."
Hauptkritik aller Redner ist der Versuch der Politiker, den schwarzen Peter für die Unterfinanzierung der Gesundheitsversorgung den Ärzten zuzuschieben. Um das System aufrecht zu halten, seien sie gezwungen, unentgeltlich zu arbeiten und Patienten Leistungen vorzuenthalten. "Damit ist jetzt Schluss", so der Tenor unter den Demonstranten.
Quelle: Hanno Kautz. Ärzte Zeitung vom 19.01.2006
+++ Protestaktionen von München bis Ahrweiler +++
Nicht nur in Berlin gingen tausende Ärzte auf die Straße, auch in den Regionen gab es viele Protestaktionen. So zogen gestern allein in Saarbrücken über 3500 Ärzte, Arzthelferinnen, Zahnärzte und Psychotherapeuten durch die Innenstadt.
Auf dem Marienplatz in München demonstrierten etwa 1500 Ärzte, Zahnärzte und Arzthelferinnen mit Transparenten und Trillerpfeifen gegen eine überbordende Bürokratie und für gerechtere Honorare.
In Rheinland-Pfalz zogen bei regnerischem Wetter mehr als 700 Ärzte, Helferinnen und Psychotherapeuten vom Landtag zum Gesundheitsministerium und demonstrierten ihren Unmut mit einem gellenden Pfeifkonzert und lautem Geheul aus Alarmsirenen. Auch in Koblenz, Speyer und Ahrweiler gab es Kundgebungen. Insgesamt blieben 1500 rheinland-pfälzische Praxen zu.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 19.01.2006
+++ Ambulante Operateure in Berlin fordern Honorar-Nachbesserungen +++
GKV-Patienten werden nur noch operiert, wenn Kassen die Kosten übernehmen
"Patienten, die bislang von ihrem vertrauten und selbst ausgewählten niedergelassenen Facharzt kurzfristig ambulant operiert werden konnten, müssen nun mit langen Wartezeiten in Krankenhäuser zu unbekannten Ärzten", sagt die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christa Stoeckel-Heilenz.
Zudem würden die Patienten jetzt oft stationär behandelt. Darin sieht die Arbeitsgemeinschaft eine Verschwendung von öffentlichen Geldern und Krankenkassenbeiträgen.
"Mit in Berlin für Narkose und Operation ausgezahlten Punktwerten zwischen 3,5 und zwei Cent wird die Operation zu einem massiven Zuschussgeschäft. Besonders betroffen sind (...) die Anästhesisten. "Sie haben keine Möglichkeit, anderswoher Geld zu bekommen", so Stoeckel-Heilenz.
Die Arbeitsgemeinschaft fordert einen festen Punktwert von 5,11 Cent unabhängig von Budget- und Fallwertgrenzen. In Bayern, Hessen und Baden-Württemberg sei dieser Punktwert festgelegt.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 17.01.2006
+++ Gesetz zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit: Proteste der niedergelassenen
Ärzte +++
Der Bundesverband der Ärztegenossenschaften (BVÄG) ist ein Zusammenschluss von derzeit 10 Ärztegenossenschaften in Deutschland. Der Zweck des Verbandes ist die Stärkung der Würde, der Freiheit und der Selbstbestimmung des Berufsstandes der Ärzte und Psychotherapeuten. Er hat sich in einem Schreiben vom 5. Januar dieses Jahres an die Bundeskanzlerin Angela Merkel massiv gegen die im Gesetz zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit in der Arzneiversorgung (AVWG) vorgesehene Bonus-Malus-Regelung1 gewandt.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) und der Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) lehnen nach einem Bericht der „Ärztezeitung“ (11.1.) den Gesetzentwurf ebenfalls ab.
Zum weiteren terminlichen Ablauf des Gesetzgebungsverfahrens:
Die Anhörung der Verbände zum Arzneimittelversorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz (AVWG) findet am 18. Januar 2006 im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages statt. Die Beratungen im Bundestagsausschuss sollen am 8. Februar 2006 – spätestens am 15. Februar 2006 – abgeschlossen sein. Die Verabschiedung des Gesetzes durch den Deutschen Bundestag in 2. und 3. Lesung ist für den 16./17. Februar 2006 terminiert.
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst 12. Januar 2006 Nr. 4/2006 / 7
+++ Gesundheitsreform: BDA für Gesundheitsprämie und Leistungskürzung +++
In ihrem Konzept für eine nachhaltige Reform der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) favorisiert die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) die auch von der CDU vertretene einkommensabhängige Gesundheitsprämie, tritt aber gleichzeitig für eine Ausgliederung von Leistungen in Höhe von rund 20 Mrd. Euro ein.
Die BDA geht in ihrem Konzept (12.1.) von einer Prämie von 180 Euro aus. Diese soll auf 12,5 % des Einkommens begrenzt sein. Für die Differenz ist bei geringen Einkommen ein sozialer Ausgleich vorgesehen. Kinder sollen prämienfrei mitversichert sein. Die BDA sieht ihr Prämiensystem nur für die Reform der GKV vor, die privaten Krankenversicherer (PKV) sollen davon unberührt bleiben.
Zudem soll bei jedem Arztbesuch eine Praxisgebühr von 5 Euro gezahlt werden, die Zuzahlungen sollen bis zu 3 % des Jahreseinkommens betragen.
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst. 16. Januar 2006 Nr. 5/2006 / 6
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+++ KBV: Vorschlag zur Nachhaltigkeit der GKV stößt auf breite Ablehnung +++
Keineswegs überrascht war man bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), über die Reaktionen auf Äußerungen des Vorstandsvorsitzenden Dr. Andreas Köhler, auch in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) seien zur Herstellung einer notwendigen Nachhaltigkeit „unterschiedliche Tarife, die das Alter und Krankheitsrisiko der Versicherten berücksichtigen“, erforderlich.
Köhler hat als Reaktion auf die zum Teil sehr heftigen Proteste (unmenschlich, skandalös) darauf verwiesen, dass es nicht „um die Abschaffung des Solidarprinzips in der GKV“ gehe. Im Gegenteil: „Wir wollen das Solidaritätsprinzip zukunfts- und demografiefest machen. Wir müssen aufhören, immer neue Schuldenberge zu schaffen und die Lasten auf die nachfolgenden Generationen zu verlagern.“ Er stützt sich dabei auf das Gutachten „Stärkung der Nachhaltigkeit in der Finanzierung des Versicherungsschutzes der GKV-Versicherten”, das unter der Leitung von Prof. Dr. Volker Ulrich, Gesundheitsökonom an der Universität Bayreuth, erstellt wurde. Darin werden zentrale Reformvorschläge auf ihre Nachhaltigkeit hin untersucht.
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst 12. Januar 2006 Nr. 4/2006 / 5
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+++ Prof. Volker Ulrich über die Finanzreform der Krankenversicherung +++
Koautor der Studie "Stärkung der Nachhaltigkeit in der Finanzierung des Versicherungsschutzes der GKV-Versicherten“
Wir müssen über die Verteilung der Mittel zwischen den Generationen reden. Meiner Meinung nach ist das der Hauptsprengsatz für unser System. Wir leben heute zulasten der jungen Leute und zulasten künftiger Generationen. Das ist unseriös.
Wir brauchen eine generationengerechte Finanzierung. Die bestehende intergenerative Umverteilung muss begrenzt werden. Dabei wird es Gewinner und Verlierer geben. Nachhaltigkeit bedeutet vor allem, dass wir etwas tun müssen zugunsten der Jungen und der nachfolgenden Generationen. Den notwendigen Finanzierungsbeitrag müssen die heute lebenden Generationen leisten, also Menschen, die unter den jetzigen Bedingungen eine zu günstige Krankenversicherung haben. Das derzeitige System bevorteilt übrigens insbesondere die älteren Generationen, die nur einen Bruchteil ihrer Gesundheitskosten selbst finanzieren.
Ich persönlich würde ein risikoorientiertes Kapitaldeckungsverfahren wie das Bayreuther Modell favorisieren. In dem sind die Über-40-Jährigen wie bisher versichert. Die Unter-40-Jährigen wechseln in eine neue GKV, in der sie risikoorientierte Prämien bezahlen. Wer überfordert ist, erhält ein Versicherungsgeld. In diesem Modell gibt es keinerlei intergenerative Umverteilung.
Quelle: KBV Klartext Januar 2006
Die Studie im Internet http://www.kbv.de/7131.html
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+++ Pathologen: Erhalt des zweigliedrigen Systems +++
Aus Sicht des Berufsverbandes Deutscher Pathologen sollte eine Neuordnung der Finanzgrundlage für die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) unter Erhalt der privaten Krankenversicherung (PKV) in einem zweigliedrigen Gesundheitssystem die vorrangige Aufgabe der neuen Bundesregierung sein.
Der Charakter der GOÄ als amtliche Taxe mit ihrer Sektor übergreifenden Wirksamkeit müsse beibehalten werden. Der Leistungsteil der GOÄ müsse neu gefasst werden. Dazu der Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Pathologen, Prof. Werner Schlake: „An dem Kapitel Pathologie sind über 20 Jahre Fortschritte in der Medizin spurlos vorbeigegangen. Die Bundesgesundheitsministerin ist offensichtlich der Aufgabe nicht gewachsen, eine angemessene Modernisierung der GOÄ vorzuschlagen.“
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst 12. Januar 2006 Nr. 4/2006 / 11
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+++ "Keine Alternative zum Umbau des Sozialstaats" +++
Die Finanzierung der GKV muss angesichts der zunehmenden Globalisierung auf eine neue Grundlage gestellt werden, so der Tenor beim BKK-Tag 2006 der bayerischen Betriebskrankenkassen in München.
Der Sozialstaat als Ganzes dürfe dabei allerdings nicht zur Disposition gestellt werden, sagte der Staatssekretär im bayerischen Sozialministerium, Jürgen W. Heike.
"Wir sind nicht mehr der Wohlfahrtsstaat der 70er Jahre", begründete Heike die Notwendigkeit weiterer Reformen.
Sozialreformen dürfen nach Auffassung der gesundheitspolitischen Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag Annette Widmann-Mauz aus Gründen der Generationengerechtigkeit nicht weiter verzögert werden.
Im übrigen werde auch eine Finanzreform der GKV nichts an der Tatsache ändern, dass auch in Zukunft "steigende Leistungen nicht mit sinkenden Beiträgen finanziert werden können", erklärte Hovermann.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 17.01.2006
+++ Unionschef will KVen zum Schutz der Ärzte erhalten +++
Der Fraktionsvorsitzende der Union Volker Kauder hat sich strikt dagegen ausgesprochen, bei der geplanten Gesundheitsreform die Kassenärztlichen Vereinigungen zu schwächen.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 12.01.2006
+++ 90 Prozent der gesetzlich Versicherten glauben, dass ihre Kasse künftig nicht mehr alle Leistungen zahlt +++
Gesetzlich Krankenversicherte in Deutschland schätzen die Aussichten, im Alter medizinisch gut versorgt zu werden, deutlich pessimistischer ein als Privatpatienten. Das ist ein Ergebnis des Gesundheitsmonitors der Bertelsmann Stiftung.
Ansprüche ans GKV-System haben sich stark gewandelt
Für die Experten der Bertelsmann Stiftung lässt sich daraus ein Wandel im Anspruchsdenken ableiten. Mehr Menschen befürworteten, dass in der gesetzlichen Krankenversicherung nur eine umfassende Grundsicherung von der Solidargemeinschaft getragen werden solle, heißt es in einer Erklärung der Stiftung. Für individuelle Risiken und Wahlleistungen solle dagegen der Einzelne selber vorsorgen.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 10.01.2006
+++ Die Proteste gehen weiter:
Hartmannbund Landesverband-Nordrhein plant landesweite Protestkundgebung der Ärzte
08. Februar 2006 +++
Willy- Brandt- Platz in Essen ab 11.00 Uhr
Hartmannbund - Verband der Ärzte Deutschlands e.V.
gka@hartmannbund.de, http://www.hartmannbund.de
+++ Neuer EBM wird vorerst nicht für Kalkulationssicherheit sorgen +++
Was die langfristige Kalkulationssicherheit unter den neuen EBM-Bedingungen angeht, müssen sich Haus- und Fachärzte wohl noch auf eine längere Durststrecke einstellen. Bisher hat noch keine KV ein Patentrezept gefunden, wie das Honorar optimal unter dem neuen EBM verteilt werden kann.
"Uns fehlen 30 Prozent am Volumen der Gesamtvergütung, um das zu realisieren, was mit dem EBM eigentlich erreicht werden sollte", betont der Vize-Chef der KV Westfalen-Lippe Dr. Wolfgang-Axel Dryden.
Quelle: Ärzte Zeitung 13.01.2006
+++ Kammerchefin: "Ärzteproteste sind zeitgemäß" +++
Hessens Kammerchefin Dr. Ursula Stüwe hält die Ärzteproteste für zeitgemäß und wichtig.
"Ich würde mir für die Gesundheitspolitik wünschen, dass man erstmal eine Diagnose stellt, ehe man eine Therapie macht", sagt Stüwe der "Ärzte Zeitung".
Das heißt: Zuerst sollte der Bedarf ermittelt werden, was überhaupt alles an Gesundheitsleistungen gebraucht wird, dann sollte geschaut werden, wie das finanziert werden kann.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 13.01.2006
++++ Rechtliches++++
+++ Diagnosefehler führt nicht zu Beweislastumkehr +++
Ein einfacher Diagnosefehler eines Arztes führt für den Patienten nicht zu Beweiserleichterungen, auch wenn infolge des Irrtums eine objektiv gebotene Befunderhebung unterbleibt. Das hat das Oberlandesgericht Köln (OLG) in einem rechtskräftigen Urteil entschieden.
"Ein Befunderhebungsmangel kann nur angenommen werden, wenn der Arzt die für eine Diagnosestellung oder für eine Überprüfung einer ersten Diagnose erforderlichen Befunde schuldhaft nicht erhebt und deswegen zu einer objektiv unrichtigen Diagnose kommt", so die Richter. Urteil des Oberlandesgerichts Köln, Az. : 5 U 200/04
Quelle: Ärzte Zeitung vom 17.01.2006
+++ Mehr Freiheit durch neues Vertragsarztrecht +++
Die geplanten Änderungen im Vertragsarztrecht werden die kassenärztliche Landschaft stark verändern. Einzelpraxen soll es nach dem Willen des Gesetzgebers nicht mehr geben, gewünscht wird maximale Kooperation – untereinander, aber auch mit dem Krankenhaus. Auch die "Doppeltätigkeit" in Praxis und Krankenhaus wird möglich sein.
"Doppeltätigkeit" von Krankenhausärzten und Vertragsärzten
Für angestellte Ärzte am Krankenhaus, aber auch für Vertragsärzte beziehungsweise im MVZ tätige Vertragsärzte und angestellte Ärzte und (künftig) bei Vertragsärzten angestellte Ärzte interessant ist Neuregelung, dass die Tätigkeit in oder die Zusammenarbeit mit einem zugelassenen Krankenhaus oder einer Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtung künftig mit der Tätigkeit des Vertragsarztes vereinbart ist (§ 20 Abs. 2 Satz 2 Ärzte ZV neu).
Die Änderung stellt weiter klar, dass ein Arzt als Angestellter gleichzeitig in einem Krankenhaus oder einer Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtung und in einem MVZ tätig sein kann. Eine solche Doppeltätigkeit haben die meisten KVen bisher anders gesehen und in der Regel nicht genehmigt. Auch eine gleichzeitige Anstellung in einer Vertragsarzt- oder Gemeinschaftspraxis und in einem Krankenhaus odereiner Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtung wird dann zukünftig möglich sein.
Überörtliche Gemeinschaftspraxen und MVZ
Die last, not least wohl wichtigste Änderung ist die künftige Möglichkeit der Gründung und des Betriebs einer "Berufsausübungsgemeinschaft mehrerer Vertragsärzte unter Beibehaltung mehrerer Vertragsarztsitze im Bezirk derselben Kassenärztlichen Vereinigung (überörtliche Berufsausübungsgemeinschaft), wenn an den Vertragsarztsitzen der überörtlichen Berufsausübungsgemeinschaft jeweils mindestens ein Mitglied persönlich zur Verfügung steht".
Quelle: RA Dr. Ralph Steinbrück. Ambulante Chirurgie, 9. Jahrgang, Heft 6/2005, 3033
+++ Müssen gesetzliche Krankenkassen das Vergaberecht beachten? +++
Folge von § 22 der Verordnung über das Haushaltswesen in der Sozialversicherung (SVHV) ist somit, dass sämtliche Lieferungen und Leistungen, die nicht gesetzliche oder satzungsmäßige Versicherungsleistungen sind, ausgeschrieben werden müssen, unabhängig davon, ob es sich bei der gesetzlichen Krankenkasse um einen öffentlichen Auftraggeber nach der Begriffsdefinition des § 98 Nr. 2 GWB handelt oder nicht.
Unter den Anwendungsbereich des § 22 SVHV und damit unter die Ausschreibungspflicht fallen daher sämtliche Lieferungen und Leistungen, die für den Verwaltungsapparat der gesetzlichen Krankenkassen erforderlich sind. Hierzu zählen Beschaffungsvorgänge hinsichtlich Büroausstattung, EDV, Bau- und Sanierungsaufträge hinsichtlich der Verwaltungsgebäude sowie sonstige im Zusammenhang mit der Verwaltung erforderlich werdende Beschaffungsvorgänge.
Als Zwischenergebnis ist somit festzuhalten, dass dort, wo im SGB V eine Ausschreibung zwingend vorgesehen ist, eine solche auch stattzufinden hat.
Die gesetzlichen Krankenkassen sind öffentliche Auftraggeber nach § 98 Nr. GWB. Hinsichtlich der Beschaffungen von Lieferungen und Leistungen sind gesetzliche Krankenkassen daher in jedem Fall zur Ausschreibung in Form eines förmlichen Vergabeverfahrens verpflichtet.
Quelle: RA Antje Boldt. NJW 52/2005, 3757-3760
++++ Praxismanagement++++
+++ Der Erfolg beginnt mit der Praxisorganisation +++
Wer erfolgreich Zusatzangebote für Selbstzahler in seiner Praxis etablieren will, muss zunächst einmal die Abläufe in seiner Kassenpraxis auf Vordermann bringen. "Drei Viertel der Patientenzufriedenheit hängt von Praxisorganisation und Kommunikation ab. Und nur zufriedene Patienten nehmen gerne IGeL- Angebote an", sagte der Arzt und IGeL-Experte Dr. Bernhard Kleinken bei einer Fortbildungsveranstaltung in Düsseldorf. Service und professionelle Kommunikation - das sind aus Kleinkens Sicht in Zukunft mehr denn je die entscheidenden Faktoren für erfolgreiche Arztpraxen.
Konkret empfiehlt Kleinken, wichtigen Schlüsselfragen in der Praxis besonders viel Aufmerksamkeit zu widmen, weil sie das Urteil der Patienten entscheidend prägen:
- Wie ausgeprägt sind Serviceorientierung und patientengerechte Kommunikation am Telefon und am Empfang?
- Wie läuft die Terminvergabe ab, und wie sieht es mit der Wartezeit in der Terminsprechstunde aus?
- Wie freundlich gehen alle im Praxisteam mit den Patienten um (wobei aufgesetzte, antrainierte Freundlichkeit auch schnell abstoßend wirken kann)?
- Sind die Informationen, die Praxischef und Arzthelferinnen an die Patienten weitergeben, verständlich und nachvollziehbar?
- Wird jeder Patient in der Praxis freundlich und persönlich begrüßt - und ebenso freundlich und persönlich verabschiedet?
- Einen Aspekt sollten Praxisteams nach Kleinkens Meinung künftig unbedingt verstärkt berücksichtigen: "Die Erreichbarkeit der Praxis wird immer wichtiger bei der Entscheidung, welcher Arzt aufgesucht wird." So sollte man in regelmäßigen Abständen die Sprechzeiten überprüfen, ob sie den Patientenwünschen gerecht werden.
Zur Erreichbarkeit gehörten aber nicht nur die Praxis-Öffnungszeiten, sondern auch die Fragen, ob es im Umfeld genügend Parkplätze gibt und wie die Praxis mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist. Die entsprechenden Anfahrtsmöglichkeiten sollten in einer Praxisbroschüre und auf der Praxis-Website prominent präsentiert werden.
Quelle: Ärzte Zeitung 9.01.2006
+++ Krankenhausstatistik 2004 veröffentlicht +++
Das Statistische Bundesamt hat in diesen Tagen die Ergebnisse der Krankenhausstatistik 2004 („Grunddaten der Krankenhäuser“ - Fachserie 12 Reihe 6.1.1 und „Grunddaten der Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen 2004“ - Fachserie 12 Reihe 6.1.2) veröffentlicht. Diese Publikationen können über den Internet-Statistik-Shop des Statistischen Bundesamts (http://www.destatis.de/shop) kostenlos heruntergeladen werden. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse fügen wir als Anlage bei.
Die Zahl der Krankenhäuser und Krankenhausbetten ist weiterhin rückläufig. So gab es im Jahre 2004 in Deutschland 2.166 Krankenhäuser. Bei den aufgestellten Krankenhausbetten ist ein Rückgang um 10.568 auf 531.333 aufgestellte Betten zu verzeichnen. Seit 1990 sind somit 22,5 Prozent der Bettenkapazität (154.643 Betten) abgebaut worden.
Bei den Patientenzahlen wird gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um 2,9 Prozent ausgewiesen: 16.801.649 Patienten für das Jahr 2004 gegenüber 17.295.910 Patienten für das Jahr 2003.
Auf Grund weiter gesunkener Verweildauern (2004 betrug die durchschnittliche Verweildauer in allgemeinen Krankenhäusern 8,2 Tage) ist auch die Zahl der Berechnungs-/Belegungstage rückläufig: sie sank im Vergleich zu 2003 (153,5 Mio.) um 4,4 Prozent auf 146,7 Mio. Berechnungs-/Belegungstage.
Die Zahl des an Krankenhäusern beschäftigten Personals sank auf 805.988 Vollkräfte. Diese Entwicklung ergibt sich aus einem Anstieg der Arztzahlen um 3,1 Prozent (117.681 Vollkräfte) und einem fast ebenso starken Rückgang (3,0 Prozent) des nicht ärztlichen Personals (688.307 Vollkräfte).
Quelle: http://www.dkgev.de/dkgev.php/cat/52/aid/1535/title/Krankenhausstatistik+2004+ver%F6ffentlicht
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Jost Brökelmann, Redakteur BAO-MAO-Aktuell
Bundesverband für Ambulantes Operieren - BAO
Managementgesellschaft Ambulantes Operieren – MAO
Sterntorbrücke 1, D-53111 Bonn
Tel.: 0228-692423
Fax: 0228-631715
E-Mail: baobonn@t-online.de oder maobonn@t-online.de
Internet: http://www.operieren.de oder http://www.mao-bao.de