Gesundheitsreform: Kommt sie oder kommt sie nicht?
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel hat auf die „Notbremse“ getreten und sich für die Verschiebung des Starttermins vom 1. Januar 2007 auf den 1. April 2007 ausgesprochen. Die SPD hat dem zugestimmt.
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst 07. September 2006 Nr. 73/2006 / 4
Warum es auch 2006 keine nachhaltige Reform geben kann
Difficile est satiram non scribere (luvenal)
Näheres siehe http://www.arzt-in-europa.de/
Honorar stagniert, Budgets bleiben - Reformprotest wächst
Vertragsärzte werden beim Start der Honorarreform 2009 voraussichtlich nicht besser als bisher bezahlt. Das geht aus dem zweiten Entwurf zur Gesundheitsreform hervor, den die Arbeitsgruppe der Koalition heute weiter berät.
Danach werden die alten Budgets lediglich ersetzt durch regionale, "morbiditätsorientierte Gesamtvergütungen".
Diese werden auf Basis der bisher erbrachten Leistungsmenge berechnet.
Als "ideologisch geprägt" bezeichnete der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Andreas Köhler die Regierungspläne. "Die Budgets bestehen fort und damit auch die chronische Unterfinanzierung der ambulanten Versorgung", sagte Köhler der "Ärzte Zeitung". Die Koalition versuche offenbar, das deutsche Gesundheitswesen "in eine ostdeutsche Staatsmedizin mit westdeutscher Bürokratie zu verwandeln".
Quelle: Ärzte Zeitung 6.09.2006
Ärzte-Allianz rügt Absage der Hausarzt-Spitze
Der Aufruf des Hausärzteverbands, den Protesttag am 22. September in Berlin nicht zu unterstützen, stößt auf harsche Kritik bei der Allianz Deutscher Ärzteverbände.
Der Sprecher der Allianz, NAV-Chef Dr. Maximilian Zollner, bedauerte die Entscheidung des Hausärzte-Verbands und kündigte an, "dass die Allianz ersatzweise die Interessenvertretung der Hausärzte übernehmen wird". "Dazu hat die Allianz auch das politische Mandat", heißt es in einem Schreiben Zollners an Verbandschef Rainer Kötzle.
Denn die Verbände der Allianz - BDI, Ärztegenossenschaften, GFB, Hartmannbund, Medi und der NAV - vereinten mehr hausärztlich tätige Niedergelassene als der Hausärzteverband, so Zollner.
Quelle: Ärzte Zeitung 6.09.2006
AOK will Einzelverträge
Der AOK-Bundesverband will mit Ärzten, Arztgruppen und Kliniken über Preise, Qualität und Menge direkt verhandeln. Was dafür bezahlt wird, soll aus den Kollektivbudgets herausgenommen werden.
Genau dies werde aber mit der geplanten Gesundheitsreform verhindert, so AOK-Chef Hans-Jürgen Ahrens gestern in Berlin. Beispiel Euro-EBM: Das sei von vorn bis hinten ein Einheits-Kollektivvertrag zwischen KBV, KVen und dem Einheits-Kassenverband. Für Vielfalt gebe es keine Spielräume. Wolle die AOK einen Integrationsvertrag abschließen und dessen Leistungen durch Bereinigung der Gesamtvergütungen finanzieren, dann müssten AOK-Wettbewerber dem zustimmen. Auf diese Weise, so Ahrens, werde Wettbewerb verhindert.
Quelle: Ärzte Zeitung 5.09.2006
Bürger für freie Wahl zwischen GKV und PKV
Bei der Krankenversicherung wollen zwei Drittel der Deutschen frei und unabhängig vom Einkommen zwischen gesetzlichen und privaten Kassen wählen können.
Das ergab eine Studie der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh. Politiker müssten nun Konzepte entwickeln, um einen tatsächlichen Wettbewerb zwischen beiden Systemen möglich zu machen, forderte Stiftungs-Vorstandsmitglied Brigitte Mohn: "Dies bedeutet vor allem, dass die unzeitgemäße Grenzziehung zwischen den Systemen abgeschafft wird."
Für die Studie waren 15.000 Versicherte und 2.500 Ärzte befragt worden.
Quelle: Ärzte Zeitung 6.09.2006
Zuviel Staat ist schlecht fürs Gesundheitswesen"Lieber kein Gesetz als diesen Unfug". So hat der Vorstandsvorsitzende der DAK, Professor Herbert Rebscher, den Arbeitsentwurf des Bundesgesundheitsministeriums für die geplante Gesundheitsreform in der vergangenen Woche kommentiert.
Das Arbeitspapier stelle einen Rückschritt in der Gesundheitspolitik um mindestens zehn bis 15 Jahre dar, erklärte Rebscher bei einer gesundheitspolitischen Diskussionsveranstaltung in München. Von mehr Wettbewerb könne keine Rede sein. Im Gegenteil. "Tatsächlich reden wir über die Einführung eines staatlichen Gesundheitssystems", sagte der DAK-Vorstandsvorsitzende zum beabsichtigten Gesundheitsfonds.
Kritik äußerte auch der Münchner Gesundheitsökonom Professor Günter Neubauer. Die Vorstellung, dass in ganz Deutschland gleiche Preise für medizinische Leistungen gelten sollen, sei mit dem Wettbewerbsgedanken nicht vereinbar. Auch müsse das Gesundheitswesen "entstaatlicht" werden, forderte Neubauer.
Quelle: Ärzte Zeitung 4.09.2006
Hoppe kritisiert "Geheimpolitik"
Bundesärztekammerpräsident Professor Jörg-Dietrich Hoppe hat Gesundheitsministerin Ulla Schmidt vorgeworfen, "Geheimpolitik" zu betreiben. Die Gesundheitsberufe seien bei der Vorbereitung der Reform bewusst ausgeschlossen worden.
"Wir sollten gar nicht mitreden, geschweige denn gestalten dürfen. Die Devise hieß doch: Bloß kein Sachverstand, das stört die Ideologie", sagte Hoppe den "Ruhr Nachrichten". Schmidt habe kein Interesse an einer konstruktiven Debatte. Es sei daher "sehr anmaßend", wenn sie nun von den Ärzten einen konstruktiven Dialog fordere.
Quelle: Ärzte Zeitung 4.09.2006
PKV-Reform: Verfassungsrechtliche Bedenken
Der Präsident des Berliner Verfassungsgerichtshofes, Prof. Helge Sodan, hält mehrere Regelungen der geplanten Gesundheitsreform für „verfassungsrechtlich äußerst bedenklich“.
„Die Altersrückstellungen gehören rechtlich der Versichertengemeinschaft. Das sind keine individuell angesparten Summen, die sich mitnehmen lassen“, so lautet die klare verfassungsrechtliche Botschaft.
Den Ausschluss der Kinder Privatversicherter aus einer steuerfinanzierten beitragsfreien Kinderversicherung ist nach Meinung von Sodan „absurd“. Gegen einen solchen Ausschluss könnten Privatversicherte mit Kindern unter Hinweis auf das Gleichheitsgebot des Grundgesetzes klagen.
Verfassungsrechtliche Bedenken gibt es schließlich auch noch zu der Angleichung der Vergütungen der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) an die finanziellen Konditionen im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst 07. September 2006 Nr. 73/2006 / 14
3,5facher Satz ist keine Obergrenze
Gerichtsentscheidungen: Maßstab für GOÄ-Honorar ist der marktübliche Preis
Ärzte, die bei Privatpatienten wegen begründet hohen Aufwandes deutlich mehr als den 3,5fachen Satz nach GOÄ berechnen, haben bei einem Streit mit dem Versicherer zunehmend bessere Karten.
Versicherungen erstatten privatärztlich erbrachte Leistungen mit einem wesentlich höheren als dem 3,5fachen Steigerungssatz in den meisten Fällen nur höchst ungern.
Als Begründung werde oft der pauschale Vorwurf verwendet, dass nach Paragraph 5 Absatz 1 der GOÄ höchstens der 3,5fache Satz erlaubt sei, weiß der Fachanwalt für Medizinrecht Emil Brodski. "Doch dieses Argument der Versicherungen müssen Ärzte nicht gelten lassen", meint der Münchener Jurist.
Seine Auffassung wurde jetzt von mehreren Gerichten bestätigt, vor denen Brodski für die vertretenen Ärzte Entscheidungen erstritten hat. Deren Tenor: Ärzte dürfen per Honorarvereinbarung einen weit höheren Steigerungssatz als den 3,5fachen vereinbaren, falls dies notwendig ist, um für ihre Leistung einen marktüblichen Preis zu erzielen, der sich an ihren Kosten orientiert.
Versicherungen, die dies nicht zahlen wollen, können die Honorarforderungen demnach nicht mehr einfach pauschal ablehnen, sondern müssen belegen, dass der Arzt im konkreten Fall klar mehr verlangt hat, als Kollegen bei Leistungen dieses Standards fordern würden
Quelle: Ärzte Zeitung 6.09.2006
Entfernung von Tätowierungen
Tätowierungen sind groß in Mode. Sich tätowieren zu lassen kostet viel Geld und wird gerne privat bezahlt. Wenn die Tätowierung später lege artis entfernt werden soll, so kann diese Maßnahme der Solidargemeinschaft nicht aufgebürdet werden. Die Entfernung von Tätowierungen ohne Komplikationen (z. B. großflächige Vereiterungen) ist ausschließlich eine IGeL-Leistung. Grundsätzlich muss jede IGeL-Leistung auf der Basis der GOÄ abgerechnet werden. Entspricht die Leistung nicht exakt der GOÄ-Leistungslegende, ist es ratsam, in der IGeL-Rechnung die GOÄ-Ziffer als Analog-Ziffer durch Zusatz des Buchstaben "A" zu benutzen.
Quelle: Arzt & Wirtschaft 08/2006, 54
Ein Viertel aller Patientenklagen sind berechtigt
Seit dreißig Jahren gibt es Gutachterkommissionen bei der Landesärztekammer Baden-Württemberg. In dieser Zeit kamen die Gutachter bei ungefähr einem Viertel der Patientenklagen zu dem Ergebnis: Es ist fehlerhaft behandelt worden.
Quelle: Ärzte Zeitung 5.09.2006
Ambulante Behandlung billiger
Die Techniker Krankenkasse in NRW verzeichnet sinkende Ausgaben für die Versorgung ihrer Versicherten bei Vertragsärzten. Hatte sie im Jahr 2004 noch 495 Euro pro Mitglied für die ambulante Arztbehandlung ausgegeben, waren es 2005 nur 480 Euro.
Steigerungen verzeichnete die TK dagegen im stationären Bereich. Dort stiegen die Ausgaben je Mitglied von 708 Euro auf 732 Euro.
Quelle: Ärzte Zeitung 5.09.2006
Medizinische Fachangestellte: Modernes Berufsbild mit erweiterten Kenntnissen
Die Arbeit mit der Praxis EDV gewinnt an Bedeutung
http://www.mao-bao.de/artikel/2006WT_MedizinischeFachangestellte.htm
Regeln zur "IGeLei"
Kommentar des Zehn-Punkte-Plans der BÄK zur "IGeLei"
Näheres: Walter van Laack http://www.mao-bao.de
Kaum Datenschutz bei Internet-Telefonaten
Die Anbieter von Internet-Telefonie sollten ihre Kunden nach Meinung von Datenschützern unbedingt auf die Risiken hinweisen. Denn die Nutzung von Voice over Internet Protocol (VoIP) ist nach Angaben des Berliner Datenschutzbeauftragten Alexander Dix besonders riskant.
Das Internet sei eine unsichere Infrastruktur, die Nutzer seien quasi auf einer freien Wildbahn. Die Kundenaufklärung müsse deshalb viel stärker Teil der Hard- und Software werden, sagte Dix auf der Internationalen Funkausstellung, die gestern zu Ende ging. Er sieht bei dem Telefonangebot allerdings auch Chancen. Positiv sei, dass die Kommunikation ohne Einschaltung eines Diensteanbieters laufe.
Dafür könnten unerwünschte Mitteilungen (Spam) bei der Internet- Telefonie zu einem großen Problem werden. Es drohe ein gewaltiger "elektronischer Hausfriedensbruch", wenn Spam über Internet-Telefonie verbreitet werde. Gefordert seien intelligente Lösungen gegen solche Sprach-Spam.
In der "Ärzte Zeitung" hat der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar bereits auf Sicherheitslücken von VoIP hingewiesen und deshalb Arztpraxen von einer Nutzung der Internettelefonie abgeraten.
Quelle: Ärzte Zeitung 7.09.2006
Kassenfusionen: Große Kassen arbeiten nicht wirtschaftlicher
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt hat die AOK zu länderübergreifenden Fusionen aufgefordert. Diese politische Forderung wird auch damit begründet, dass Fusionen zu Großkassen einen Beitrag zur Senkung der Verwaltungskosten leisten können.
„Große Kassen arbeiten nicht wirtschaftlicher“, so titelt Prof. Bert Rürup, Vorsitzender des Sachverständigenausschusses zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, die Veröffentlichung einer Untersuchung zu den Verwaltungskosten im System der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).
Der Gesundheitsökonom kommt zu folgenden Ergebnissen: „Mit den Daten der GKV-Statistik lässt sich die Annahme, dass große Kassen kostengünstiger arbeiten als kleine, nicht belegen. Die vorliegenden Daten legen sogar eher den umgekehrten Schluss nahe, nämlich den, dass gesetzliche Krankenkassen mit zunehmender Größe eher kostenungünstiger arbeiten.“
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst, 07. September 2006 Nr. 73/2006, 13
Qualitätsmanagement: QEP-Zertifizierungsurkunden für Praxisteams
Die ersten drei Teams von niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten sind im Rahmen des Qualitätsmanagement-Systems, Qualität und Entwicklung in Praxen (QEP), der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zertifiziert worden.
Bei QEP stehe die Patientenorientierung sowie die reibungslose und qualitätsgesicherte Versorgung in den Praxen im Mittelpunkt, so die KBV. Entwickelt worden sei das Programm von Praktikern für Praktiker. QEP erfülle die gesetzlichen Vorgaben zum Qualitätsmanagement und sei kompatibel mit anderen marktgängigen Qualitätsmanagement-Programmen.
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst 07. September 2006 Nr. 73/2006, 18
Arzt-Suchmaschine umfasst jetzt mehr Informationen
Die privaten Krankenversicherer (PKV) haben ihre Arzt- und Krankenhaus-Suchmaschine im Internet ausgeweitet
Unter http://www.derprivatpatient.de können niedergelassene Ärzte schneller als bisher nach Krankenhäusern suchen, wenn sie Patienten einweisen wollen. In die Krankenhaus-Suchmaschine hat der PKV-Verband zusätzliche Informationen eingespeist. Dafür wurden die Qualitätsberichte der Kliniken ausgewertet, zu denen auch ein Link geschaltet ist.
Bei den einzelnen Krankenhäusern können sich Internetnutzer gezielt die 30 am häufigsten abgerechneten Fallpauschalen Diagnosis Related Groups (DRG) der Klinik und zudem die "Top 10 DRG" der einzelnen Fachabteilungen ansehen.
Auch die Arztsuche für Patienten wurde ausgeweitet. Dort sind außer den Fachgebiets- und den Schwerpunktbezeichnungen jetzt auch die Zusatzbezeichnungen nach der Weiterbildungsordnung hinterlegt.
Die Krankenhaussuche sei bereits in der Vergangenheit sehr rege in Anspruch genommen worden, ebenso wie das Online-GOÄ-Prüfprogramm, berichtet Kessler. Damit können Privatpatienten Arztrechnungen im Internet selbst kontrollieren.
Quelle: Ärzte Zeitung 25.08.2006
US-Ökonom: Medizinischer Fortschritt kostet die Bürger zwischen 20.000 und 85.000 US-Dollar pro zusätzliches Lebensjahr
Angesichts dramatisch steigender Ausgaben im Gesundheitswesen fragen sich viele Menschen, ob der medizinische Fortschritt sein Geld wohl wert ist. Ein US-Ökonom versucht im New England Journal of Medicine (2006: 355: 920-927) eine Antwort zu geben. Gemessen an dem Anstieg der Lebenserwartung sei das Geld gut angelegt, meint David Cutler von der Harvard Universität. Dies gelte allerdings nicht für alle Altersgruppen.
In keinem anderen Land sind die Gesundheitskosten, besser die Ausgaben für die Behandlung von kranken Menschen, so stark gestiegen wie in den USA. Wurden 1960 noch 700 US-Dollar pro Einwohner und Jahr (bezogen auf die Gesamtbevölkerung) ausgegeben, so sind es mittlerweile mehr als 6.000 US-Dollar, also fast das Zehnfache. Da die Wirtschaftskraft ebenfalls gestiegen ist, hat sich der Anteil des Gesundheitswesens am Bruttosozialprodukt „nur“ verdreifacht. Dennoch ist auch dies eine Entwicklung, die langfristig nicht anhalten kann. Die Bereitschaft der Bürger, immer mehr Geld für Medikamente, Krankenhäuser und Arztbesuche, auszugeben, dürfte irgendwann erschöpft sein, vor allem wenn sich das Gefühl einstellen sollte, dass man zu wenig für die Beiträge erhält.
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=25512Quelle: Deutsches Ärzteblatt Freitag, 1. September 2006
Großer Unterschied bei der Qualität von Klinik-Portalen
Ein Vergleich von Krankenhaus-Suchmaschinen im Internet der Verbraucherzentrale Hamburg hat große Leistungsunterschiede ergeben. Denn viele Klinik-Portale zeichnen sich bislang nicht durch Vollständigkeit und klare Suchkriterien aus.
Am besten schnitt in dem Vergleich von insgesamt 22 Portalen die Website http://www.klinik-lotse.de ab.
Die Studie ist im Internet unter http://www.vzhh.de zu finden
Quelle: Ärzte Zeitung 4.09.2006
Die Bitternis des Monats: Immer mehr Ärzte am finanziellen Minimum
126 Praxen, so das Statistische Bundesamt in Wiesbaden, haben das vergangene Jahr wirtschaftlich nicht überlebt. Das ist laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) aber nur die Spitze eines gigantischen Eisbergs: Insgesamt 30.000 von 96.000 Arztpraxen seien derzeit von einer Insolvenz bedroht. KBV-Chef Köhler: "Die Zahlen zeigen, dass immer mehr Ärzte am finanziellen Minimum angekommen sind". Statistisch gesehen hätte ein Drittel aller Praxen wirtschaftliche Probleme und sei gefährdet. Die Praxisinhaber hätten kaum Chancen, innerhalb des GKV-Systems Rücklagen zu bilden.
Quelle: Arzt&Wirtschaft 08/2006, 10
Nutzen Sie die neuen Steuergesetze!
Handwerker- und Pflegeleistungen: Für Erhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen dürfen Privathaushalte Handwerkerrechnungen nun viel stärker absetzen. Gleiches gilt bei Betreuungsleistungen für eine pflegebedürftigste Person. Konkret sind seit Jahresbeginn 2006 bis 20 Prozente der Arbeitskosten absetzbar – maximal 1.200 Euro im Jahr bei der Betreuung und höchstens 600 Euro jährlich bei Renovierung im eignen Haushalt.
Quelle: Arzt & Wirtschaft 08/2006, 32
Erfolgreiches Prinzip der roten Ohren - Netzärzte in Rendsburg ziehen nach zehn Jahren positives Fazit
Vor zehn Jahren wurden Rendsburger Ärzte plötzlich bundesweit bekannt: Die Medizinische Qualitätsgemeinschaft Rendsburg (MQR) war mit ehrgeizigen Zielen angetreten. Heute sagen die Netzärzte: "Wir waren der Zeit in vielen Dingen voraus."
Regelmäßiger Austausch, Patientenbegleitbriefe und Anlaufpraxen zählen heute in vielen Regionen zum ärztlichen Alltag. Als die Qualitätsgemeinschaft damit vor zehn Jahren begann, gab es viele Skeptiker, die den Neuerungen misstrauisch gegenüber standen.
Außer dem intensiven Austausch nennen Schmidt und Heß folgende Vorteile der Netzarbeit:
- Die medizinische Versorgung wurde verbessert: Etwa durch regelmäßige Weiterbildung, die im Netz durch Qualitätszirkel forciert wurde, aber auch durch das Kennenlernen der vielen Spezialisierungen der Kollegen. "Ich habe erst durch die Netzarbeit erfahren, was wir niedergelassenen Ärzte in der Region ambulant alles leisten können", sagt Dr. Heike Heß.
- Bessere Infrastruktur: Eine am Krankenhaus eingerichtete Anlaufpraxis und eine einheitliche Notrufnummer haben den Zugang zur Versorgung für Patienten in Rendsburg vereinfacht.
- Freizeitgewinn für die Ärzte: Die täglich geöffnete Anlaufpraxis nimmt den Ärzten nach der Sprechstunde viel Arbeit ab. Anrufe von Patienten nach den Sprechstunden gehören damit weitgehend der Vergangenheit an.
- Imagegewinn in der Bevölkerung: Die bessere Versorgung und das erweiterte Angebot haben auch den Ärzten Wertschätzung und Anerkennung gebracht. Besonders die Anlaufpraxis hat sich als Angebot der Qualitätsgemeinschaft in der Region herumgesprochen.
All diese Punkte führen, so Heß und Schmidt, die beide dem aktuellen vierköpfigen MQR-Vorstand angehören, bei den Ärzten auch zu einer höheren Arbeitszufriedenheit. Zugleich musste die MQR aber auch Rückschläge hinnehmen. Beispiele:
- Die Kooperation mit dem Krankenhaus: Gemeinsame Leitlinien und Qualitätszirkel, ein gemeinsames ambulantes Operationszentrum - alles angedachte, aber nicht realisierte Projekte zwischen dem Netz und der Klinik. Schmidt resümiert enttäuscht: Die Projektverwirklichung mit den Krankenkassen: Die Ersatzkassen waren zusammen mit den Ärzten in das Projekt MQR gestartet und förderten das Modell drei Jahren lang finanziell. Als sich die erhofften Einsparungen bei Klinikeinweisungen und Arzneiverordnungen unter dem Strich als "schwarze Null" entpuppten, ließ die Unterstützung der Kassen nach. Becker bewertet dies als "zu kurz gedacht." Bei neueren Projekten wie etwa Integrationsverträge ist es bislang noch nicht zu Vereinbarungen gekommen.
- Den Organisationsgrad: Die zeitweilig 140 Ärzte sind für die MQR längst Vergangenheit. Nach Auslaufen der Kassenförderung sorgte eine Rechtsformänderung von der Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) zur Genossenschaft für einen Schwund auf 42 Rest-Mitglieder.
Mehr zum Rendsburger Netz im Internet: http://www.mqr.de Quelle: Dirk Schnack. Ärzte Zeitung 1.09.2006
Kinderwunsch im europäischen Vergleich
Die Deutschen wünschen sich weniger Kinder als ihre europäischen Nachbarn
http://www.arzt-in-europa.de/
Mehrheit für Rauchverbot
Die meisten Deutschen befürworten einer repräsentativen Umfrage zufolge ein gesetzliches Rauchverbot in der Gastronomie.
Dafür sprachen sich 54 Prozent aus, dagegen waren 46 Prozent, wie der "Ärztliche Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit" als Auftraggeber der Befragung in München mitteilte.
Quelle: Ärzte Zeitung 5.09.2006
Auch Amöben haben Familiensinn
Amöben halten in schlechten Zeiten zu ihrer eigenen Sippe. Einige der so genannten Kollektiven Amöben sterben sogar, um das Überleben der Gruppe zu sichern, berichtet ein Forscherteam um Natasha Mehdiabadi von der Universität von Texas in Austin in dem britischen Fachjournal "Nature" (442, 2006, 881).
Es sei zuvor nicht bekannt gewesen, dass die Mikroorganismen ihre eigene Sippe erkennen und sich von anderen so stark abgrenzen können. "Man dachte, dieses ausgeklügelte Verhalten sei höheren Wesen vorbehalten", schreiben die Wissenschaftler.
Quelle: Ärzte Zeitung 30.08.2006
Vierter Protesttag der niedergelassenen ÄrzteschaftAm 22. September 2006 mit zentraler Protestkundgebung
Berlin am Gendarmenmarkt, Beginn 13 Uhr
http://www.protesttag.de
Die BAO-Geschäftsstelle ist vom 11.09. – 22.09.2006 wegen Urlaubs geschlossen. Das nächste BAO-MAO-Aktuell erhalten Sie in der 39. KW
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Jost Brökelmann, Redakteur BAO-MAO-Aktuell
Bundesverband für Ambulantes Operieren e.V. – BAO
Präsident Dr. med. Jörg-A. Rüggeberg
Vereinsregister VR 6346
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