11.07.07: BAO-MAO-Aktuell

BAO-MAO-Aktuell; Nr. 25/07, vom 11. Juli 2007
Nachrichten für Ambulante Operateure und Anästhesisten

Gesetzliche Krankenversicherung

Weigeldt tritt nach Misstrauensvotum als KBV-Vorstand zurück
Am Mittwoch bereits Wahl eines neuen KBV-Vizes
Der seit Monaten andauernde Streit in der Führungsspitze der KBV ist
beendet. Mit 47 von 60 Stimmen sprachen die KBV-Delegierten Ulrich Weigeldt
ihr Misstrauen aus. Weigeldt trat daraufhin am Freitagnachmittag zurück.
Trotz dieses bislang einmaligen Vorgangs in der KBV-Geschichte, ist man
zuversichtlich, den Zeitplan für die Euro-Gebührenordnung einzuhalten.
In einer mehr als dreistündigen Debatte hatte sich die Vertreterversammlung
in nicht öffentlicher Sitzung mit dem zuvor von 20 Delegierten eingereichten
Abwahlantrag gegen das KBV-Führungsduo Köhler/Weigeldt beschäftigt. Am Ende
sprachen sich die KBV-Vertreter für die Ablösung Weigeldts aus. KBV-Chef Dr.
Andreas Köhler erhielt hingegen die Unterstützung von 51 Delegierten. Über
die Nachfolge Weigeldts wird am Mittwoch entschieden. Kandidat ist der
rheinland-pfälzische KV-Chef Dr. Carl-Heinz Müller.
Quelle: Ärzte Zeitung 9.07.2007
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Bayerische Hausärzte: Ausstieg aus dem GKV-System
Einen Ausstieg aus dem System der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) will der Bayerische Hausärzteverband (BHÄV) gemeinsam mit Medi Deutschland in die Wege leiten.
Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss hat die Mitgliederversammlung des BHÄV fast einstimmig gefasst (07.06.07). In Zusammenarbeit mit Medi soll dieses Ziel auch in Baden-Württemberg angestrebt werden. Ob die Hausärzte in beiden Bundesländern bereit sind, einem solchen Schritt zu folgen, ist kaum vorherzusagen. Der BHÄV sieht selbst noch großen Aufklärungsbedarf.
Zusammen mit Medi will der BHÄV Informationsmaterial erstellen. Der Schritt, so heißt es, könne nur gelingen, wenn eine ganz große Mehrheit der Hausärzte mitmache, damit die gesamte ambulante ärztliche Versorgung innerhalb des GKV-Systems zusammenbreche. Deshalb müssten mindestens 70 % der Hausärzte eine entsprechende Bereitschaft bei einem Notar hinterlegt haben, ehe man diesen Schritt vollziehe.
Skeptiker sehen eine deutliche Hürde zwischen der Sympathiebekundung für einen solchen Schritt und dem tatsächlichen Vollzug durch eine Unterschrift.
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst, 9.07.2007, Nr. 51/2007, 5

Sachverständigenrat: Kooperation und Verantwortung
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen hat sein diesjähriges Jahresgutachten unter die Zielsetzung "Kooperation und Verantwortung als Voraussetzungen einer zielorientierten Gesundheitsversorgung" gestellt.
Das knapp 1000 Seiten starke Gutachten des Sachverständigenrates ist eine wahre Fundgrube an Informationen zum Stand der gesundheitlichen Versorgung und zu den Ansatzpunkten für eine sinnvolle Weiterentwicklung. Im Zentrum des Gutachtens steht dieses Jahr die Empfehlung einer stärkeren Einbindung nicht-ärztlicher Gesundheitsberufe in die Gesundheitsversorgung und die Forderung nach einer verbesserten Kooperation der Gesundheitsberufe. Diese Vorschläge zielen darauf ab, eine "optimale Ressourcenallokation im Gesundheitswesen" zu erreichen und einem eventuellen Ärztemangel vorzubeugen.
Bei einem "Neuzuschnitt von Aufgaben" der an der Gesundheitsversorgung beteiligten Gesundheitsberufe spricht sich der Sachverständigenrat u. a. für eine Modernisierung der Definition des Heilkundebegriffs aus. Schrittweise sollen Aufgaben, die bisher den Ärzten vorbehalten waren, an nicht-ärztliche Berufe delegiert werden. Der Sachverständigenrat wagt sich hier an ein hoch brisantes Thema heran. Es empfiehlt sich, wegen der Brisanz der Veränderung der Aufgabenteilung mit kleinen Schritten zu beginnen, so die realistische Einschätzung zum weiteren Vorgehen:
• Im ersten Schritt können über den Weg der Delegation ärztliche Aufgaben an nicht-ärztliche Gesundheitsberufe abgegeben werden.
• Im zweiten Schritt sollten regionale Modellprojekte zur Veränderung des Professionenmix und zur größeren Eigenständigkeit nicht-ärztlicher Gesundheitsberufe durchgeführt und evaluiert werden.
• Wenn diese Modellprojekte ihre Praktikabilität beweisen, erfolgt im dritten Schritt eine breitere Einführung der Neuerung.
Der Sachverständigenrat empfiehlt die Verankerung einer Modellklausel in das Sozialgesetzbuch zur stärkeren Einbeziehung nicht-ärztlicher Gesundheitsberufe in die Gesundheitsversorgung.
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst, 5.07.2007, Nr. 50/2007, 3-4
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Strukturierte Facharztversorgung: Gutachterstreit
Das Wissenschaftliche Institut der Ortskrankenkassen (WIdO) bezweifelt die Aussagen in dem Gutachten des Instituts für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) zur Entwicklung fachärztlicher Leistungen im deutschen Gesundheitssystem.
Die strukturierte Facharztversorgung hat Zukunft. Das ist die zentrale Aussage in dem kürzlich veröffentlichten IGES-Gutachten. Der Umfang vermeidbarer Doppel- und Mehrfachuntersuchungen werde überschätzt. Die vorhandene Evidenzlage zum Vorwurf einer "doppelten Facharztschiene" sei unzureichend und stehe in einem deutlichen Missverhältnis zur Häufigkeit des Ineffizienzvorwurfs.
Das WIdO bezweifelt die Aussagen dieser Studie und spricht von "fragwürdigen Annahmen" ohne freilich selbst mit eigenen Berechnungen Aussagen zur Struktur der ärztlichen Versorgung zu treffen. "Um die beispiellos hohe Facharztdichte in Deutschland zu relativieren" sei ein statistischer Kunstgriff bemüht worden: Zum einen wird die Gruppe der Fachärzte um diejenigen Ärzte reduziert, die sich noch in Ausbildung befinden. Zum andern werden die niedergelassenen Kinderärzte und Internisten den Allgemeinmedizinern zugerechnet.
In Sachen Doppel- und Mehrfachuntersuchungen kritisiert das WIdO, dass in der Studie nicht die Parallelstrukturen fachärztlicher Diagnostik im ambulanten Bereich in den Blick genommen wurden. Die Autoren vermissen einen internationalen Vergleich der Gesundheitssysteme und verweisen auf Modelle aus den USA, bei denen die gesamte fachärztliche Versorgung der Bevölkerung einschließlich eines Großteils der stationär erbrachten Leistungen weitenteils vom ambulanten Bereich her organisiert wird - vergleichbar unserem "Belegarztsystem".
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst, 5.07.2007, Nr. 50/2007, 8

Auch Berliner Ärzte gegen E-Card-Einführung
Mit einer Resolution haben sich die Delegierten der Ärztekammer Berlin gegen die elektronische Gesundheitskarte in der derzeit geplanten Form ausgesprochen. Sie schlossen sich damit den Beschlüssen des 110. Deutschen Ärztetages in Münster an.
Die Einführung der Karte dürfe nicht zulasten des Arzt-Patienten-Verhältnisses gehen, forderten die Berliner Delegierten. Sie betonten, dass sich die Berliner Ärzte neuen Techniken nicht verschlössen. "Von oben verordneter, überhastet durchgedrückter so genannter Fortschritt hilft nicht", heißt es in der Resolution. Vor jeder Entscheidung müsse zudem eine transparente Kostenrechnung vorliegen.
Quelle: Ärzte Zeitung 10.07.2007

"Völlig inakzeptable Bilanz" bei E-Card-Testläufen
Die Ärztegenossenschaft Nordwest (ägnw) hat auf ihrer Generalversammlung in Oldenburg einstimmig eine Resolution gegen die elektronische Gesundheitskarte (E-Card) beschlossen und sich damit hinter die Beschlüsse des 110. Deutschen Ärztetages in Münster gestellt.
Kaum Nutzen, wenig Akzeptanz, risikobehaftet, unsicher und teuer, das Projekt verschleppe den Praxisablauf und belaste das Arzt-Patienten-Verhältnis, kritisierten die Delegierten.
Quelle: Ärzte-Zeitung vom 4.07.2007

Rechtliches

Finanzrichter sehen Labor-GmbH als Arzt an
Medizinische Labore müssen die Umsatzsteuer nicht in Rechnung stellen / Deutsches Recht nicht EU-konform
Ärzte, die medizinische Analysen bei einer Labor-GmbH in Auftrag geben, müssen darauf wohl bald keine Umsatzsteuer mehr bezahlen. Denn diese Leistungen sind als Teil der ärztlichen Heilbehandlung steuerfrei, urteilte der Bundesfinanzhof (BHF) in München.
Die Labore müssen danach keine Mehrwertsteuer in Rechnung stellen; Rechnungen mit Mehrwertsteuer bleiben aber weiterhin gültig.
Anlass des Münchner Grundsatzurteils ist die Klage einer Labor-GmbH in Westfalen, die Analysen im Auftrag von behandelnden Ärzten oder von Laborgemeinschaften ausführt.
Das Unternehmen führte zwar Umsatzsteuer ab, nicht aber für alle Umsätze. Sein Streit mit dem Finanzamt wanderte durch die Instanzen zum BFH, der im November 2004 die Sache dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg vorlegte. Dessen Antwort vom Juni 2006 setzte der BFH nun für Deutschland um und kam zu einem überraschenden Ergebnis: Die Labor-GmbH ist ein Arzt.
"Eine richtlinienkonforme Neuregelung des Sektors dürfte nun unumgänglich sein", äußerte sich der BFH zu dem Urteil. Denn bislang verwende Deutschland andere Kriterien zur Abgrenzung der steuerbegünstigten Leistungen als das europäische Recht.
Nach Einschätzung von Experten werden die Labore die Entscheidung sofort umsetzen und keine Mehrwertsteuer mehr verlangen. Urteil des Bundesfinanzhofs, Az.: V R 55/03
Quelle: Ärzte-Zeitung 11.07.2007

Praxismanagement

Externe Zertifizierung von Praxen hebt das Qualitätsniveau
Externe Qualitätssicherung ist geeignet, Struktur- und Prozessqualität in Arztpraxen messbar zu verbessern. Zugleich steigt dadurch auch die Arbeitszufriedenheit im Team.
Dies geht aus einer jetzt veröffentlichten Evaluation des Europäischen Praxisassessments (EPA) in Hausarztpraxen hervor. EPA ist eine Initiative der Stiftung Praxissiegel, hinter der wiederum die Bertelsmann-Stiftung steht. Die untersuchten Praxen waren im Zeitraum von Juli bis November 2005 von einem externen Visitor zertifiziert worden.
Unter der Leitung von Professor Joachim Szecsenyi von der Uni Heidelberg wurden 79 Ärzte, 208 medizinische Fachangestellte und 3871 Patienten aus 59 Praxen in die Untersuchung einbezogen.
Ein wichtiges Ergebnis ist: Die Praxisbegehung durch einen externen Visitor wird von 86 Prozent der befragten Ärzteals hilfreich angesehen, um Qualitätsverbesserungen für die Praxis anzuregen. 91 Prozent der Ärzte halten auch den Vergleich mit anderen Praxen für wichtig. Konkrete Verbesserungen sind sichtbar:
*Im Bereich der Dokumentation: 76 statt vorher 49 Prozent der Praxen führen eine Inventarliste zur Sicherheitsausstattung; in 84 Prozent (vorher: 49 Prozent) existiert eine Liste über den Inhalt der Arzttaschen; 96 statt vorher 80 Prozent der Praxen dokumentieren telefonische Auskünfte in der Patientenakte.
* Patientensicherheit: Alle Praxen (vorher 75 Prozent) haben einen Hygieneplan; der Anteil der Praxen, die ein Verfahren zur Prüfung von Wiederholungsrezepten praktizieren, hat sich von 84 auf 98 Prozent erhöht. Alle Praxen prüfen ihre medizinische Ausstattung (zuvor 93 Prozent).
* Fehler- und Beschwerde-Management: 78 Prozent der Praxen (vorher 45 Prozent) praktizieren ein Verfahren zum Umgang mit Kritik von Patienten. 76 (53) Prozent analysieren und diskutieren Patientenbeschwerden. 53 (29) Prozent führen ein Verzeichnis kritischer Ereignisse.
Die Zufriedenheit der Ärzte mit ihren Kollegen und nichtärztlichen Mitarbeitern ist leicht gestiegen, ebenso die Arbeitszufriedenheit im Team. Die Kommunikation geschieht systematischer, Besprechungen werden häufiger dokumentiert.
Quelle: Ärzte Zeitung 10.07.2007

Mehr Transparenz für Patientinnen und Patienten
Die Qualitätsberichte der etwa 1.700 deutschen Krankenhäuser werden in Zukunft auch Informationen darüber enthalten, mit welcher Qualität bestimmte Behandlungen in einzelnen Krankenhäusern vorgenommen wurden. Einen entsprechenden Beschluss fasste der G-BA. Im Zuge der so genannten externen stationären Qualitätssicherung wurden bisher anonymisiert Qualitätsdaten zum internen Krankenhausvergleich und zur Qualitätsverbesserung erhoben (http://www.bqs-outcome.de). Erstmalig stehen diese Daten nun künftig allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung. Die Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung (BQS) hat im Auftrag des G-BA aus der Vielzahl der vorhandenen Qualitätsmerkmale diejenigen ausgewählt, die sich für eine Veröffentlichung eignen.
Der Beschluss des G-BA sieht vor, dass die ausgewählten Daten von jedem Krankenhaus im Qualitätsbericht einheitlich berichtet werden. Damit haben Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, sich vor der Auswahl eines Krankenhauses nicht nur über dessen Strukturen und Leistungsschwerpunkte zu informieren, sondern auch über die Behandlungsqualität.
Quelle: kma@news Ausgabe 93 vom 04.07.2007

Von freundlich bis inkompetent: Patienten bewerten ihre Ärzte
Der eine nimmt seine Patienten angeblich nicht ernst, der andere kein Blatt vor den Mund, und ein Dritter ist einfach nur sehr nett: So beurteilen Patienten im Internetportal Topmedic ihre Ärzte.
Mit der Bewertung durch die Patienten setzt sich Topmedic von seinen Konkurrenten ab und sorgt zugleich für Gesprächsstoff. Viele Ärzte wissen bis heute nicht, dass sie auf diesem Portal beurteilt werden können.
Nach Angaben von Bauer sind bislang etwa 5.000 Bewertungen von Patienten über Ärzte in ganz Deutschland abgegeben worden. Rund drei Viertel der Urteile seien positiv. Allerdings findet sich kaum ein Arzt, für den schon mehr als eine Bewertung abgegeben wurde. Hauptsächlich kritisiert werden die Wartezeiten. Die positiven Bewertungen will Bauer in ein Buch über "die beliebtesten Ärzte Deutschlands" - so die Werbung auf der Portalseite - einfließen lassen.
Im neuen Internetportal Topmedic können Patienten ihre Ärzte beurteilen. Service und Organisation, Erscheinungsbild, Personal und Arzt werden mit Schulnoten bewertet. Außerdem sollen die Patienten ihre Noten schriftlich begründen. Die daraus resultierende Gesamtnote entscheidet, ob Topmedic die Praxis mit einer grünen, gelben oder roten Ampel versieht. Ärzte können verlangen, dass ihr Eintrag gelöscht wird.
Mehr Informationen im Internet: http://www.topmedic.de
Quelle: Dirk Schnack. Ärzte Zeitung 9.07.2007

Die Medizin wird weiblich - nicht ohne Einfluss auf den Arztberuf
Die Zahl der Ärztinnen in Deutschland steigt seit Jahren stetig. Das sollte und muss sich in den Arbeitsbedingungen in Praxis und Krankenhäusern widerspiegeln, wenn die gut ausgebildeten Frauen in der Patientenversorgung bleiben sollen.
Zwischen 1991 und 2006 ist nach Angaben der Bundesärztekammer der Frauenanteil bei den Ärzten von 33,6 auf 40 Prozent gestiegen. Zudem sind 52 Prozent der Medizinstudenten weiblich. Den meisten angehenden Medizinerinnen schwebt dabei vor, Beruf und Familie zu vereinbaren, wie unter anderem Gespräche zeigen, die die "Ärzte Zeitung" mit Studentinnen geführt hat.
Quelle: Ärzte Zeitung 5.07.2007

Europa

Krankenhausfinanzierung: Spannung vor dem EuGH-Urteil
Mit Spannung wird bei den Krankenhausträgern das für kommenden Mittwoch (11.07.07) vorgesehene Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) zur öffentlichen Finanzierung von Krankenhäusern erwartet.
Sollten die Richter in Luxemburg ihnen Recht geben, dann würden den öffentlichen Krankenhäusern künftig jährlich rund 3 Mrd. Euro fehlen. Gezahlt wird diese Subvention von Städten, Kommunen und Zweckverbänden. Die privaten Krankenhausbetreiber sehen sich dadurch im Wettbewerb benachteiligt.
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst, 9.07.2007, Nr. 51/2007, 6-7

Arztkostenerstattung über Grenzen hinweg noch immer problematisch
Theoretisch ist eigentlich alles geregelt: Wer im Urlaub in einem anderen EU-Land krank wird, hat Anspruch auf Kostenerstattung durch seine Krankenkasse. So steht dies in einer EU-Verordnung aus dem Jahre 1971. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat mehrfach entschieden, dass Kassen Arzt- und Krankenhauskosten, die im EU-Ausland entstanden sind, erstatten müssen - auch bei geplanten Behandlungen wie Zahnersatz oder Kuren.
Doch zwischen Recht und Praxis klafft noch immer eine große Lücke, wie die zahlreichen Beschwerden zeigen, mit denen sich die Mitarbeiter des Europäischen Verbraucherzentrums "Euro-Info" in der badischen Grenzstadt Kehl befassen.
Zwar haben alle EU-Staaten sowie die Schweiz, Liechtenstein, Island und Norwegen die Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) anerkannt. Theoretisch übernehmen dann die dortigen Kassen die Behandlungskosten und rechnen später mit der Kasse des Heimatlandes ab. Doch Urlaubsreisende müssen immer wieder erleben, dass Ärzte und Krankenhäuser die Karte erst gar nicht anerkennen und Vorauszahlung fordern.
Die deutschen Krankenkassen und der Bund der Versicherten empfehlen daher bei Reisen ins Ausland grundsätzlich den Abschluss einer privaten Reiseversicherung - zumal die gesetzlichen Krankenversicherungen den Rücktransport von Kranken meist nicht übernehmen.
Quelle: 9. Juli 2007. http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=29082

Rettungsdienst - EU will Deutschland verklagen
Brüsseler Kommission fordert mehr Wettbewerb bei der Vergabe von Leistungen
Der Zwist zwischen der Europäischen Kommission und Deutschland um die Vergabe von rettungsdienstlichen Leistungen geht in die nächste Runde.
Die Brüsseler Behörde kündigte an, Deutschland beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) zu verklagen. Damit will die Kommission durchsetzen, dass sich deutsche Behörden bei der Vergabe von Rettungsdienstleistungen an den Vorschriften des europäischen Vergaberechts orientieren. Demnach müssten die deutschen Behörden entsprechende Aufträge künftig konsequent und transparent ausschreiben.
Nach Recherchen von EU-Beamten ist dies in Nordrhein-Westfalen, Niedersachen, Sachsen und Sachsen-Anhalt in der Vergangenheit zumindest zeitweilig nicht der Fall gewesen. Hier hätten die Behörden Vergabeverfahren entweder gar nicht bekannt gemacht oder bestehende Verträge ohne Ausschreibung einfach verlängert.
Quelle: Ärzte Zeitung 10.07.2007

Verzögerung bei IT-Netz frustriert britische Ärzte
Das vom Britischen Gesundheitsministerium bereits vor mehr als acht Jahren angekündigte IT-Netz für alle Hausarztpraxenund Krankenhäuser des staatlichen Gesundheitsdiensts National Health Service (NHS) ist noch immer nicht voll funktionstüchtig. Der Startzeitpunkt des größten IT-Projekts der Welt ist noch unklar.
Nicht nur in Deutschland klemmt es bei der Einführung eines neuen IT-Systems im Gesundheitswesen. Auch in Großbritannien sollten eigentlich bereits über das System "Connecting for Health" so viele Transaktionen wie möglich online ablaufen. Anders als in Deutschland, wo die elektronische Gesundheitskarte der Dreh- und Angelpunkt des neuen IT-Systems wird, gibt es dort keine Chipkarten für Patienten.
Nach Angaben des britischen Ärztebunds British Medical Association sorgen die Computerpannen "für große Frustration im hausärztlichen Alltag".
Insgesamt sollen dem Ministerium zufolge umgerechnet 18 Milliarden Euro in Computer und Software investiert werden. Jeder Patient soll seine eigene elektronische Krankenakte bekommen, die von allen 32.000 staatlichen Hausärzten und jeder NHS-Klinik eingesehen werden kann.
Quelle: Ärzte-Zeitung vom 4.07.2007

Arbeiten im Ausland: Sieben Jahre Norwegen
Im Winter 2000 übersiedelte ich mit meiner Familie von Hamburg in die mittelnorwegische Kleinstadt Namsos, die 200 Kilometer nördlich von Trondheim liegt.
Der gut strukturierte Arbeitsalltag mit ausreichend bemessener Zeit für die Patienten – neurologische Facharztkonsultationen sind mit einer Stunde angesetzt – und das Wohlwollen und Vertrauen der Patienten und Kollegen führten dazu, dass die weitere Eingewöhnung rasch verlief.
Besuche aus Deutschland blieben wegen der großen Entfernung selten. Dies und die Tatsache, dass unsere Kinder kurz vor der Einschulung standen, führten zum Entschluss, nach Oslo umzuziehen. Einige unserer Sprachkurskollegen, die auch in kleine Orte gelangt waren, durchlebten Ähnliches und wechselten in größere Städte oder kehrten nach Deutschland zurück, nachdem die erste Euphorie abgeklungen war.
Unsere Kinder besuchen die deutsche Schule in Oslo, die deutsche und norwegische Lehrpläne integriert und von beiden Ländern anerkannt wird.
Die Wochenarbeitszeit in Norwegen beträgt 37,5 Stunden, davon stehen drei Wochenstunden für die individuelle fachliche Vertiefung und das Literaturstudium zur Verfügung. Eine Wochenstunde kann für physisches Training, zum Beispiel Schwimmen oder Gruppengymnastik, verwendet werden. Die Krankenhäuser bieten in der Regel ein reichhaltiges kulturelles Programm sowie Betriebssport an.
Bis zu einem Jahr wird Krankengeld in voller Höhe des Lohns gezahlt, und man erhält 80 Prozent des Lohns im Erziehungsjahr.
Wenn man Kinder hat, besteht die Möglichkeit, reduziert zu arbeiten. Überall stehen Vollzeitkindergartenplätze und eine Ganztagsbetreuung in der Schule zur Verfügung. Erkranken die Kinder, kann man pro Kind ohne Arztkonsultation bis zu zwölf Tage im Jahr zu Hause bleiben. Diese familienfreundlichen Regelungen tragen dazu bei, dass Norwegen die höchste Geburtenrate in Europa hat mit 2,1 Kindern pro Frau.
Das Gesundheitswesen ist in drei Sektoren getrennt. Der primäre Gesundheitsdienst besteht aus den Allgemeinärzten, die von den Patienten als feste Bezugspersonen gewählt werden, und dem kommunalen Versorgungsapparat mit einer sehr gut ausgebauten häuslichen Krankenpflege und Weiterbetreuung. Der sekundäre Gesundheitsdienst umfasst die niedergelassenen Fachärzte, von denen es nur wenige gibt, und die regionalen Krankenhäuser, die unter anderem poliklinisch-fachärztliche Untersuchungen anbieten. Der tertiäre Gesundheitsdienst wird von den Universitätskrankenhäusern in Oslo, Bergen, Trondheim, Tromsø und Stavanger ausgeführt. Die Überweisung der Patienten ist nur zur nächsthöheren Instanz möglich.
Diese Dreiteilung des Gesundheitssystems schafft übersichtliche Verantwortlichkeiten. Der Nachteil ist, dass es oft Kapazitätsprobleme gibt, die zu langen Wartelisten führen.
Formell sind die verschiedenen Berufsgruppen, die für die Patienten tätig sind, nahezu gleichgestellt. Krankenschwestern und -pfleger haben ein dreijähriges Hochschulstudium absolviert und dadurch einen akademischen Rang. Sie sind befugt, alle Medikamente, auch intravenöse, zu verabreichen und selbstständig Patientengespräche zu führen. Das ist aus ärztlicher Sicht eine enorme Erleichterung.
Die Patienten haben einen "partnerschaftlichen" Status und Anspruch auf einen für sie verantwortlichen Arzt, der ihr Ansprechpartner ist. Es ist üblich, viel Zeit dafür zu verwenden, die Patienten in einer für sie verständlichen Sprache zu informieren. In der Regel erhalten sie Kopien der Epikrisen.
Die Ausrichtung der Medizin ist weitgehend angloamerikanisch, was die Literatur, die apparative Diagnostik und die Behandlungsstandards betrifft.
Für die deutsche medizinische Literatur nimmt das Interesse ab. Auch die Zahl der Norweger, die in Deutschland Medizin studieren, ist rückläufig.
Quelle: Gunnar Riemer. Deutsches Ärzteblatt 104, Ausgabe 27 vom 06.07.2007, S. A-1972

Allgemeines

Für Organspenden gibt es heute keine Altersgrenze
Als Folge des Mangels an Organspenden in Deutschland greifen Transplantationsmediziner auch auf nicht optimale Spenderorgane (so genannte marginal organs) zurück. Grundsätzlich gibt es heute unter medizinischen Gesichtspunkten keine Altersgrenze mehr für Spenderorgane - eine Tatsache, die auch unter Ärzten noch nicht hinreichend bekannt ist.
Angesichts einer Warteliste von derzeit 12.000 Patienten fordern Transplantationsmediziner eine deutlich intensivere Aufklärung über die Möglichkeit der Organspende, systematisch etwa bei allen Führerschein-Neulingen. Da auch ältere Menschen potenzielle Organspender sein können, wären auch diese Personen eine wichtige Zielgruppe für Informationen.
Quelle: Ärzte Zeitung 10.07.2007

Prof. Dr. Jost Brökelmann, Redakteur BAO-MAO-Aktuell
Bundesverband für Ambulantes Operieren e.V. – BAO
Präsident Dr. med. Jörg-A. Rüggeberg
Vereinsregister VR 6346
Managementgesellschaft Ambulantes Operieren – MAO
Sterntorbrücke 1, D-53111 Bonn
Tel.: 0228-692423, Fax: 0228-631715
E-Mail: baobonn@t-online.de oder maobonn@t-online.de
Internet: http://www.operieren.de oder http://www.mao-bao.de

Chirurgen Magazin + BAO Depesche

Heft 111 | Ausgabe 1 – Februar 2024
Sektorenverbindende Versorgung: Können Hybrid-DRG wirklich die verschleppte Ambulantisierung retten?
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OP-Netzwerk

2021 OP-Netzwerk | Ein Service des BAO e. V. Auf OP-Netzwerk finden interessierte Ärztinnen und Ärzte umfangreiche Informationen, hilfreiche Tipps und wichtige Anlaufstellen rund um das Thema "Ambulantes Operieren". !
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Berufsverband der Phlebologen e.V.

Der Berufsverband der Phlebologen und Lymphologen e.V.
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Helmsauer Gruppe

Persönlicher Kontakt, Vertrauen und Stabilität stehen bei uns an erster Stelle, wenn es um die Betreuung unserer Kunden geht...
+ Kompetenz aus jahrzehntelanger Erfahrung + Spezialisierung auf Ihre Bedürfnisse + Mehrwerte über exklusive Rahmenverträge
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Partner PKG

Die Deutsche Praxisklinikgesellschaft (PKG) e.V. ist ein Zusammenschluss von Operationszentren, Tages- und Praxiskliniken und medizinischen Versorgungszentren, in denen ambulante und praxisklinische Operationen durchgeführt werden.
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Partner AND

Das AND e.V. als Zusammenschluss regionaler Anästhesie-Netze und –Genossenschaften vertritt auf Bundesebene Interessen der freiberuflich tätigen und niedergelassenen Anästhesisten.
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Partner DGH

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie
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BVASK

Der Berufsverband für Arthroskopie e. V.
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