Kassen: Ärzte sind selbst schuld an Problemen mit Honorarreform
Im Streit um die Honorarreform für niedergelassene Ärzte wollen die Krankenkassen hart bleiben. "Auf der Bundesebene sehe ich keine Notwendigkeit zur Korrektur", sagte der Vize-Chef des Spitzenverbands der Krankenkassen, Johann-Magnus von Stackelberg, der "Welt am Sonntag".
- "Die Zahlen, die die Ärzte bisher vorgelegt haben, zeigen, dass ihre Honorare 2008 in verschiedenen Regionen schon über das Maß gestiegen sind", sagte Stackelberg. Die Ärzte sollten sich jetzt in Geduld üben und die Abrechnungen für das erste Quartal abwarten. Weil die Reform des Honorarsystems hauptsächlich von den Ärzten konzipiert wurde, hätten diese sich "die Probleme selbst eingebrockt", sagte Stackelberg. Es sei mutig gewesen, das neue Abrechnungssystem auf einen Schlag einzuführen.
Quelle: ddp/aerzteblatt.de Montag, 16. März 2009
Ulla Schmidt: Das Gesundheitssystem ist bezahlbar
"Dieses System ist bezahlbar." Mit diesen Worten reagierte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt auf die aufkeimende Diskussion über den Umfang des GKV-Leistungskataloges und die Notwendigkeit eines Dialoges über die Rationierung von Gesundheitsleistungen.
Bei einer Veranstaltung in Stendal wurde Schmidt mit dem Vorwurf konfrontiert, in der Gesundheitsversorgung reiche das Geld vorn und hinten nicht, und die Ärzte müssten sich mit einem Hungerlohn begnügen. Sie würde es begrüßen, wenn alle Zahlen offen auf den Tisch kämen, um die Lage richtig einzuschätzen, so die Ministerin an die Adresse der Kritiker. "Nicht einer hat seinen Verdienst offengelegt", stellte Schmidt fest.
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst 16.03.2009 Nr. 21/2009, 10
Hoppe fordert Milliarden-Nachschlag
Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass die Honorarmittel für Niedergelassene um 1,5 Milliarden Euro aufgestockt werden, fordert der Präsident der Bundesärztekammer Professor Jörg-Dietrich Hoppe. Und Internisten-Chef Dr. Wolfgang Wesiack ist der Meinung, dass es für begrenztes Geld nur begrenzte Leistungen geben kann.
"Wenn für eine Honoraraufstockung im Gesundheitsfonds keine Mittel zur Verfügung stehen, muss man Steuermittel nehmen", sagte Hoppe in Düsseldorf. Die Ankündigung, die Vergütung der Vertragsärzte um zehn Prozent aufzustocken, habe auf falschen Annahmen beruht. Jetzt sei es nötig, 2008 statt 2007 als Basisjahr für die Berechnung zu nehmen. "Die Politik muss sich die Daten noch einmal durch den Kopf gehen lassen", so Hoppe. Es müsse etwas passieren. "So wie es ist, kann es nicht bleiben. Es ist Betrug an den Ärzten im Vergleich zu dem, was man ihnen versprochen hat."
Quelle: Ärzte Zeitung, 11.03.2009
Hoppe warnt Politiker vor Eskalation der Proteste
In Deutschland wird für die Krankenversorgung im internationalen Vergleich deutlich weniger ausgegeben als häufig berichtet wird. Darauf macht der Präsident der Bundesärztekammer Professor Jörg-Dietrich Hoppe aufmerksam.
Es mache keinen Sinn, auf die Gesamtausgaben für das Gesundheitswesen zu blicken, sagte Hoppe vor Journalisten in Düsseldorf. Wichtig seien stattdessen die Ausgaben für die gesetzliche Krankenversicherung. Sie lägen seit 50 Jahren zwischen fünf und sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts, aktuell seien es sechs Prozent. "Das zeigt, dass in Deutschland das soziale Sicherungssystem der Krankenversorgung schlechter ausgestattet ist als in den skandinavischen Ländern, Großbritannien, Frankreich oder den Niederlanden", sagte Hoppe. In Großbritannien flössen neun Prozent in den National Health Service, obwohl es dort auch ein privates System gebe.
Die Regierung müsse sich Gedanken machen, ob sie es dabei belassen wolle. "Dann geht es mit der Qualität der gesundheitlichen Versorgung bei uns den Bach hinunter", prognostizierte er.
Quelle: Ärzte Zeitung, 12.03.2009
Baumgärtner: Ärzte haben nur zwei Optionen
Medi-Chef Dr. Werner Baumgärtner sieht nach eigenen Angaben zwei Wege, um den Honorarverwerfungen in Baden-Württemberg zu entkommen: "Erste Option sind die Verträge nach Paragraf 73 b für Hausärzte und 73 c für Fachärzte. Zweite Option sind die Körbe und der kollektive Systemausstieg.
Eine dritte Option gibt es meines Erachtens augenblicklich nicht", erklärt Baumgärtner in einem Schreiben an Praxisteams.
Quelle: Ärzte Zeitung, 17.03.2009
Stützen für die Verlierer der Honorarreform
Die Honorarreform beschert einigen Vertragsärzten erhebliche Umsatzverluste. Knapp die Hälfte der KVen werden jedoch die Einbußen, die Niedergelassene zu tragen haben, auf weniger als 15 Prozent begrenzen.
Sieben KVen haben sich mit den Kassen darauf verständigt, eine sogenannte Konvergenzphase einzuführen. Mit dieser sollen die größten finanziellen Härten, die die Umstellung der ärztlichen Vergütung auf das neue RLV-System mit sich bringt, fürs erste abgefedert werden. Konkret ist in den folgenden KVen vorgesehen:
* Baden-Württemberg: "Vorrangig verfolgt die KV Baden-Württemberg das Ziel, Umsatzeinbußen von mehr als fünf Prozent auszugleichen", sagt KV-Pressesprecherin Eva Friehn. Die fünfprozentige Verlustbegrenzung gelte dabei primär nur für Honorare, die aus der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung gezahlt werden. Bei den Berechnungen soll das jeweilige Vorjahresquartal herangezogen werden. Finanziert wird das baden-württembergische Modell von den niedergelassenen Ärzten selbst. "Eine Nachschussverpflichtung durch die Kassen hat der Bewertungsausschuss ausgeschlossen", so Friehn. Das heißt: Die sogenannten Gewinner der Reform würden entsprechend herangezogen. "Der Ausgleich übermäßiger Honorarverluste erfolgt durch Gewinnbegrenzung anderer Praxen", teilt die KV dazu mit.
* Hamburg: Die KV arbeitet noch daran, die Konvergenzregelung auf die Hamburger Bedürfnisse zuzuschneiden. Die Konvergenzregelung bezieht sich laut KV nur auf das Regelleistungsvolumen. Ziel sei es, den Praxen die Möglichkeit zu geben, stufenweise auf acht Quartale bis Ende 2010 gestreckt, mögliche Verluste in diesem Bereich durch Umstrukturierungen auszugleichen. Bislang ist angedacht, die Verluste zunächst auf maximal fünf Prozent im RLV-Bereich unter Ceteris-paribus-Bedingungen zu begrenzen. Die Gewinner werden nicht zur Finanzierung herangezogen. Die KV erwartet, dass die Rückstellungen für die Verlustbegrenzungen ausreichen werden.
* Schleswig-Holstein: Ziel der KV ist eine Übergangslösung, bei der die Verlustbegrenzung zunächst für ein Halbjahr festgeschrieben wird. In diesem Halbjahr soll der maximale Verlust der Praxen auf einen einstelligen Prozentbereich begrenzt werden. Mit Unterstützung der Berufsverbände werden Zugewinne von Praxen grundsätzlich bis auf Null begrenzt; eine Differenzierung innerhalb der Gruppe der Gewinner ist möglich. Mengenzuwächse bei extrabudgetären Leistungen werden jedoch anteilig von der Solidarität ausgenommen, um einen Anreiz zu belassen.
* Westfalen-Lippe: Nach dem RLV-Vertrag in Westfalen-Lippe gibt es ab dem zweiten Quartal einen Honorarkorridor. Basis ist der Umsatz des Arztes im Vorjahresquartal. In die Betrachtung einbezogen wird das Honorar für Leistungen, die unter die morbiditätsorientierte Gesamtvergütung fallen. Kosten nach den EBM-Kapiteln 32 und 40 sowie Leistungen des organisierten Notdienstes fallen nicht darunter.
Bei dem auf diese Art ermittelten Umsatz werden die Verluste auf fünf Prozent begrenzt, außer wenn der Rückgang durch eine sinkende Fallzahl verursacht ist.
Gewinnt ein niedergelassener Arzt beim Umsatz mehr als zehn Prozent hinzu, werden die über diese Grenze hinaus erzielten Gewinne nur quotiert vergütet. Von dem so abgeschöpften Geld wird der Verlustausgleich finanziert.
* Nordrhein: In der KV Nordrhein müssen sich im zweiten Quartal alle Praxen, die durch die Honorarreform Zuwächse verbuchen, an der Finanzierung von Stützungsmaßnahmen für die Verlierer beteiligen. Die Rückgänge werden pro Praxis auf 7,5 Prozent begrenzt. Konkret sieht die mit den Kassen verhandelte Regelung folgendermaßen aus: Bei den Hausärzten werden von den Zuwächsen generell 40 Prozent abgeschöpft, um die Verluste innerhalb des Versorgungsbereichs zu begrenzen. Die Fachärzte müssen auf 50 Prozent der reformbedingten Honorarsteigerungen verzichten. Die Regelungen gelten zunächst nur für das zweite Quartal. Ende Februar hatte die Vertreterversammlung beschlossen, dass die Verluste auf fünf Prozent begrenzt werden, die Honorarzuwächse aber unangetastet bleiben sollen. Die Umsatzbegrenzung bezieht sich nur auf die Regelleistungsvolumina. Leistungen, die außerhalb der RLV und der morbiditätsorientierten Gesamtvergütung bezahlt werden, sind von den Maßnahmen nicht betroffen.
* Saarland: Die KV-Vertreterversammlung hat einstimmig eine Stützung für alle Praxen beschlossen, die in den ersten beiden Quartalen 2009 im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresquartalen ein Umsatz-Minus von mehr als fünf Prozent hinnehmen müssen. Dafür werden aus Rücklagen insgesamt 716.000 Euro bereitgestellt. Nach einer ersten Simulationsrechnung der KV werden von der Stützung rund 200 der 1.380 Praxen im Saarland profitieren - darunter 40 Hausarzt- und 160 Facharzt-Praxen. Die KV befürchtet, dass in der Spitze einzelne Praxen Umsatzverluste bis zu 30 Prozent verzeichnen werden. Die Gewinner der Reform werden im Saarland zur Finanzierung der Hilfen nicht herangezogen. Es gibt keine Begrenzung der Gewinne.
* Sachsen: In der KV werden die Gewinne und Verluste auf je zehn Prozent begrenzt. Die Regelung gilt ab dem zweiten Quartal. Dafür sollen die Mittel zwischen den Fachgruppen umgeschichtet werden.
Die übrigen KVen planen einer Umfrage zufolge keine Verlustbegrenzungen auf unter 15 Prozent. Teilweise sind die Gespräche mit den Kassen auch noch nicht abgeschlossen. So zum Beispiel in Bayern, vertragliche Regelungen zur Begrenzung der Umsatzverluste gibt es dort noch nicht.
Quelle: Ärzte Zeitung, 12.03.2009
In Bayern soll ein Korb für Fachärzte starten
Am 25. März will der bayerische Facharztverband bei einer Mitgliederversammlung ein bayernweites Korbmodell starten. Dieser Korb mit dem Ziel des Ausstiegs aus der GKV soll dann in Unterkörbe für Regierungsbezirke und einzelne Fachgruppen gesplittet werden, teilt der Verband mit.
- Die Fachärzte fordern eine Abschaffung der Regelleistungsvolumen und drohen damit, ab April "die fachärztliche Versorgung in ganz Bayern dem RLV" anzupassen.
Quelle: Ärzte Zeitung, 17.03.2009
Saar-KV-Chef lobt Vorkasse-Aktion in Arzt-Praxen
Der saarländische KV-Vorsitzende Dr. Gunter Hauptmann hat die Vorkasse-Aktion zahlreicher Vertragsärzte in Deutschland ausdrücklich gelobt.
- Im Saarland bekämen die Vertragsärzte im Durchschnitt zwar acht bis zehn Prozent mehr Geld. "Aber das Geld wird völlig falsch verteilt", klagte Hauptmann. So gebe es zwischen den Fachgruppen "erhebliche Verwerfungen".
Bei den gesetzlichen Krankenkassen sollen sich seit Jahresbeginn bereits Tausende Patienten beschwert haben, dass Mediziner nur noch gegen Vorkasse und Barzahlung behandeln wollten.
Quelle: Ärzte Zeitung, 12.03.2009
Ärzteschaft KV und Kassen vereinbaren Notprogramm für Schleswig-Holstein
Ein Notprogramm soll Praxen in Schleswig-Holstein vor zu großen Verwerfungen durch die Honorarreform schützen. Das mit den Krankenkassen abgestimmte Programm ist begrenzt auf das erste Halbjahr 2009.
- Ingeborg Kreuz, Kommissarische Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Schleswig-Holstein, bezeichnete die Vereinbarung als "Notlösung". "Es soll die durch die Honorarreform verursachten Verwerfungen abmildern, was nur durch eine Begrenzung der Gewinne auf null möglich war", sagte sie. In Schleswig-Holstein gebe es daher keine Gewinner der Honorarreform. Die KV hoffe, auf diese Weise Praxisschließungen abzuwenden und einen Beitrag dazu zu leisten, dass den Patienten vorerst längere Wege und Wartezeiten erspart blieben.
- Kreuz betonte, der in der Honorarreform versprochene Zuwachs von 59 Millionen Euro gegenüber dem Jahr 2007 für Schleswig-Holstein sei bereits vollständig im Jahr 2008 verbraucht worden. "Für 2009 gibt es kein neues Geld, es ergibt sich sogar im Vergleich zu 2008 ein leichtes Minus von 0,7 Prozent", sagte sie. Außerdem fehlten mit Einführung des Gesundheitsfonds in Schleswig-Holstein weitere 30 Millionen Euro durch die Kündigung regionaler Verträge mit den Kassen.
Quelle: hil/aerzteblatt.de Montag, 16. März 2009
Augenärzte im Norden machen früher Schluss
Augenärzte in Schleswig-Holstein machen ab 16. März "Dienst nach Vorschrift". Damit schließt sich die Fachgruppe einem Aufruf der Gemeinschaft fachärztlicher Berufsverbände (GfB) und der Ärztegenossenschaft Schleswig-Holstein an.
Die Aktion ist zunächst bis zum Quartalsende befristet und umfasst reduzierte Sprechstundenzeiten und zum Teil Praxisschließungen. Damit wollen die Augenärzte "einen Vorgeschmack auf den künftigen Mangel in der ambulanten Versorgung" geben. Der Verband begründet die Aktion mit den Auswirkungen der Honorarreform, nach der den Augenärzten im Norden nur 23 Euro pro Patient im Quartal für Behandlungen zur Verfügung stehen.
Quelle: Ärzte Zeitung, 16.03.2009
ASG-Eckpunkte für das SPD-Wahlprogramm: Auf dem Weg zur Bürgerversicherung
Die Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Gesundheitswesen (ASG) hat ein Eckpunktepapier für das Wahlprogramm ihrer Partei vorgelegt.
Die Gesundheitspolitik soll bei den Wahlen in diesem Jahr zu einem bestimmenden Thema in der Innenpolitik werden. Die ASG setzt in ihren Eckpunkten voll auf die Überführung des Gesundheitsfonds und des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs (Morbi-RSA) in eine Bürgerversicherung "unter sofortiger Einbeziehung der privaten Krankenversicherung". Die Sicherstellung und Wiederherstellung der Gesundheit aller sei eine solidarische Aufgabe aller Bürger. "Wir fordern deshalb die solidarische Bürgerversicherung."
Die SPD plädiert für mehr Solidarität und eine bedarfsgerechte medizinische Versorgung für alle statt Individualisierung und Privatisierung im Gesundheitswesen.
Die Eckpunkte der ASG stehen im Internet unter http://www.asg.spd.de/asg/materialien/090210_Eckpunkte_Gesundheitspolitik.pdf
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst 16.03.2009 Nr. 21/2009, 6
Bundesverband der Freien Berufe (BFB): Das neue Leitbild soll auch als Selbstverpflichtung angenommen werden
Anlässlich des 60-jährigen Bestehens des BFB sprach die Bundeskanzlerin.
- Sehr positiv äußerte sich die Kanzlerin zu der im BFB vorangetriebenen Diskussion um die eigenen Wertvorstellungen und die Definition eines Leitbilds. Dies trage zu einem Selbstbewusstsein bei, auf dessen Grundlage zum Beispiel das "Spannungsfeld zwischen niedergelassenen Ärzten und angestellten Ärzten in Gesundheitsfabriken" im Sinne des Freiberuflerdaseins leichter aufgelöst werden könne. Die Präzisierung eines Leitbilds der freien Berufe könne auch nützlich sein bei den Auseinandersetzungen auf europäischer Ebene um das Wettbewerbsrecht und die damit einhergehende Regulierung beziehungsweise Deregulierung freiberuflicher Arbeitsmöglichkeiten.
- Anlässlich des 60-jährigen Bestehens des Bundesverbandes der Freien Berufe präsentierte BFB-Präsident Oesingmann in Berlin zehn Kernthesen, die das moderne Leitbild der freien Berufe in komprimierter Form beschreiben sollen. Gerade angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise sei es notwendig, in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik zu verdeutlichen, was die freien Berufe so besonders mache, wie sich ihre Angehörigen vom Dienstleistungsgewerbe unterschieden und wodurch ihre berufsrechtliche Sonderstellung gerechtfertigt sei. Oesingmann verwies vor allem auf die persönliche Leistungserbringung, den rigorosen Vertrauensschutz und die Verpflichtung der Angehörigen der freien Berufe auf das Allgemeinwohl. Kompetenz, Unabhängigkeit, Vertrauen und persönliche Leistungserbringung bildeten die vier Achsen des freiberuflichen Koordinatensystems.
- Der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) warf Oesingmann vor, sich explizit gegen das Konzept der Freiberuflichkeit mit der Begründung ausgesprochen zu haben, diese passe nicht mehr in die Zeit. Entsprechend würde die Ministerin mit ihrer Gesetzgebung handeln.
Quelle: Gerst, Thomas. Dtsch Arztebl 2009; 106(11): A-488
"Ärzte haben mit ihrer Kritik am Honorarsystem Recht"
Der SPD-Gesundheitspolitiker Professor Karl Lauterbach spricht sich für den Ausstieg aus dem KV-System und die Einführung einer einheitlichen Gebührenordnung für GKV- und Privatversicherte aus.
- "Ich schlage daher eine 'GOÄ für alle' vor", sagte Lauterbach.
Deren Honorare sollen sich nach dem Willen Lauterbachs über den aktuellen Honoraren für GKV-Versicherte, aber unterhalb des derzeit häufig abgerechneten 2,3-fachen Satzes für Privatversicherte bewegen. Die Preisfindung für die ärztlichen Leistungen soll wie bei der Ermittlung der Klinik-Fallpauschalen auf Basis der Kostensituation erfolgen.
Quelle: Ärzte Zeitung, 16.03.2009
Briefdatum ist nicht entscheidend
Viele Kollegen sind verunsichert: Der neue RLV-Bescheid datiert von Februar, ist aber erst Mitte März zugegangen. Ist das RLV nun zu spät oder noch rechtzeitig mitgeteilt worden?
Diese Frage beschäftigt besonders Ärzte in der KV Nordrhein. Die Schreiben, mit denen ihnen die KV das Regelleistungsvolumen fürs zweite Quartal verkündet, datieren von Ende Februar, zugestellt wurden sie jedoch erst nach dem 3. März - also nach Ablauf der gesetzlich vorgesehenen Vier-Wochen-Frist. Nicht nur bei der "Ärzte Zeitung", sondern auch bei Arztrechtler Dr. Ingo Pflugmacher in Bonn häuften sich deshalb die Anfragen von Praxischefs bezüglich der Rechtzeitigkeit.
Ausschlagend dafür, ob die RLV fristgemäß mitgeteilt wurden, ist nicht das Datum auf dem Bescheid, sondern der tatsächliche Zugang beim Arzt.
Quelle: Ärzte Zeitung, 16.03.2009
Vertragsärzte in Thüringen müssen länger arbeiten
Die Landesärztekammer Thüringen hat nach heftigen Kontroversen für eine ab 2012 beginnende schrittweise Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre gestimmt. Für 1964 und später geborene Ärzte heißt das: Sie müssen bis zum 67. Lebensjahr arbeiten.
Der Geschäftsführer des Ärzteversorgungswerkes, Dr. Wolfgang Thöle, zeigte sich erleichtert. "Das Defizit in der Ärzteversorgung Thüringens von 72,5 Millionen Euro ist mit dem Beschluss weg", sagte er der "Ärzte Zeitung". Die Regelung spart insgesamt mehr als 100 Millionen Euro. Das Thüringer Finanzministerium als Aufsichtsbehörde hatte die Ärzteversorgung angewiesen, die Deckungslücke durch eine Satzungsänderung zu schließen.
Quelle: Ärzte Zeitung, 12.03.2009
Ärzte empfinden Arbeitsabläufe als zu langsam
Viele Ärzte, die im Rahmen von Feldtests mit der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und dem elektronischen Heilberufeausweis arbeiten, stehen der neuen Telematik-Infrastruktur weiterhin kritisch gegenüber.
Das berichten Wissenschaftler des Fachgebietes Medien- und Sozialpsychologie, Fakultät für Informatik, der Hochschule Heilbronn. Sie evaluierte 2007 und 2008 im Auftrag des Ministeriums für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg die Einführung der eGK in der Testregion Heilbronn. Im Gegensatz zu anderen Untersuchungen befragten sie also Ärzte, Apotheker und Patienten, die bereits mit der Karte arbeiten. Der Grund für die kritische Haltung der Ärzte sei, dass die Arbeitsabläufe länger dauerten als mit der bisherigen Krankenversicherungskarte und zumeist als langsam und schwierig erlebt würden, berichten die Wissenschaftler.
Quelle: A&W-Newsletter - 16. März 2009
Schwedische Ärzte kämpfen um weiße Kittel
Zwischen schwedischen Ärzten und ihren Arbeitgebern ist ein bitterer Streit um den weißen Arztkittel entbrannt. Während die Leitung des Universitätskrankenhauses in Uppsala mit der Abschaffung der Kittel jährlich 140.000 Euro sparen will, kämpfen die betroffenen Ärzte um ihr traditionelles Erkennungszeichen.
Quelle: Ärzte Zeitung, 17.03.2009
Schutz für Ärzte bei Computerviren
Verschicken Sie oder eine Ihrer Mitarbeiterinnen eine virenverseuchte E-Mail vom Praxis-PC und verursachen Sie dadurch einen Schaden, sind Sie in der Regel über die Berufshaftpflichtversicherung abgesichert.
Sie übernimmt den Schaden aber nur dann, wenn Sie einen aktuellen Virenscanner und eine Firewall verwendet haben. Bei der Gothaer, der Allianz und der Deutschen Ärzteversicherung etwa ist das Risiko in der Berufshaftpflicht bereits inbegriffen.
- Die Deckungssumme für Personen- und Sachschäden beträgt normalerweise drei oder fünf Millionen Euro, bei Vermögensschäden von 100.000 Euro bis 500.000 Euro. Doch Vorsicht - bei einigen Versicherern müssen Sie das IT-Risiko über einen Zusatzbaustein für Nutzer von Internet-Techniken besonders einschließen.
Wenn Sie oder ein Familienmitglied eine verseuchte E-Mail in der Freizeit versenden, gelten dieselben Bedingungen wie bei der beruflichen Nutzung. Statt der Berufshaftpflicht kommt dann die private Haftpflichtversicherung für den Schaden auf.
Quelle: Ärzte Zeitung, 11.03.2009
Ärzte-Handy – Bakterienschleuder
Handys von Krankenhausärzten sind Bakterienschleudern und zum Teil sogar mit gefährlichen Erregern kontaminiert. Das geht aus einer Studie türkischer Wissenschaftler hervor.
Fatma Ulger und Kollegen von der Ondokuz-Hayis-Universität in Samsun am Schwarzen Meer haben 200 Mobiltelefone von Ärzten und Pflegern unter die Lupe genommen ("Annals of Clinical Microbiology and Antimicrobials" 2009, 8:7). 94,5 Prozent der Handys waren mit Bakterien kontaminiert, jedes dritte davon mit Erregern mindestens zwei verschiedener Stämme. Als bedenklich bezeichneten die Forscher die Tatsache, dass mehr als die Hälfte aller untersuchten Mobiltelefone (52 Prozent) Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) aufwiesen. Neun von zehn Ärzten und Pflegern gaben an, ihr Telefon nie zu reinigen.
Ähnliche Untersuchungen hat es auch mit PC-Tastaturen von Ärzten, mit Geldscheinen und Türgriffen gegeben.
Quelle: Ärzte Zeitung, 16.03.2009
Immer mehr Jugendliche fliehen in virtuelle Welten
Männliche Jugendliche entwickeln sich am Computer immer mehr zu Sorgenkindern: Sie bevorzugen gewalttätige Spiele und verbringen viel mehr Zeit mit dem Spielen als Mädchen. Aber sowohl Mädchen als auch Jungs spielen deutlich mehr als noch vor zwei bis drei Jahren.
- Ein 15-jähriger Junge verbringt heute an einem Schultag im Schnitt 130 Minuten mit Computer- und Videospielen, im Jahr 2005 waren es noch 90 Minuten. Mädchen spielen zwar deutlich weniger, haben ihren Konsum im selben Zeitraum aber ebenfalls drastisch gesteigert, und zwar von täglich 19 auf knapp 53 Minuten. An Wochenenden spielen Jugendliche zum Teil noch deutlich länger.
Das geht aus der bislang größten repräsentativen Studie zur Nutzung von Computerspielen in Deutschland hervor. Die Erhebung, bei der 44.600 Neuntklässler aus 61 deutschen Städten und Landkreisen befragt wurden, hat das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) in Hannover gestern vorgestellt. Zuvor hat es 2005 eine Befragung bei etwa 14.000 Neuntklässlern in Westdeutschland gegeben.
Deutliche Unterschiede zwischen Mädchen und Jungs gibt es nicht nur bei der Spieldauer: So gelten nach der neuen Umfrage 3 Prozent der Jungs als computerspielsüchtig, aber nur 0,3 Prozent der Mädchen. Weitere 4,7 Prozent der Jungs sind aufgrund ihres exzessiven Spielverhaltens suchtgefährdet, aber nur ein halbes Prozent der Mädchen. Und: Jungs bevorzugen Gewaltspiele wie "Counterstrike" sowie extrem zeitaufwendige Rollenspiele, Mädchen dagegen Spiele, in denen das gewöhnliche Leben simuliert wird.
Quelle: Ärzte Zeitung, 16.03.2009
"Haben wir einen Arzt an Bord?" - RUB-Studie zu Notfällen im Flugzeug
Die häufigsten medizinischen Zwischenfälle im Flugzeug sind Ohnmachtsanfälle, gefolgt von Magendarmbeschwerden.
- Die Forscher zählten bei ihrer Auswertung genau 5.307 Ohnmachtsanfälle (53,5 Prozent), 926-mal Verdauungsbeschwerden (8,9 Prozent) und 509 Herzanfälle (4,9 Prozent). Erkrankungen, die ein chirurgisches Eingreifen erfordern, waren selten: Thrombosen, vor denen im Zusammenhang mit Flugreisen häufig öffentlich gewarnt wird, kamen 47-mal vor (0,5 Prozent). Die Fluggesellschaften berichteten außerdem über 27 Fälle von Blinddarmentzündung (0,25 Prozent) und einen Fall von gastrointestinaler Blutung (weniger als 0,1 Prozent). Außerdem kamen zwei Geburten und 52 Todesfälle vor.
Quelle: Ruhruniversität Bochum. der niedergelassene arzt 2/2009, 6
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Prof. Dr. Jost Brökelmann, Redakteur BAO-MAO-Aktuell
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