BAO-MAO-Aktuell – Extra vom 18. November 2005
Nachrichten für Ambulante Operateure und Anästhesisten
+++ Resolution des Landesverbands für ambulante Anästhesie und Operationen in Rheinland-Pfalz +++
● Die seit 01.04.2005 in Rheinland-Pfalz gültige Honorarverteilung für niedergelassene Ärzte lässt eine kostendeckende Durchführung ambulanter Operationen mit entsprechendem apparativem, personellem und hygienischem Standard nicht mehr zu.
● Eine ab dem 01.01.2006 geltende neue Honorarverteilung wird nach dem derzeitigen Verhandlungsstand zwischen Kassenärztlicher Vereinigung und Krankenkassen diese Situation nicht verbessern.
● Durch die rückwirkenden Fehlbeträge für Ausgaben und Material bei ausgeführten Operationen seit 01.04.2005 droht vielen Praxen eine Zahlungsunfähigkeit.
Der Landesverband beschließt, die Durchführung ambulanter Operationen bis zur Sicherstellung einer kostendeckenden Vergütung ab dem 28.11.2005 einzustellen, um die Praxen vor drohenden massiven Fehlbeträgen zu schützen.
Ausgenommen hiervon sind:
● Notfallpatienten welche nicht, in medizinisch vertretbarer Zeit, einer stationären Behandlung zugeführt werden können.
● Operationen, deren Kostendeckung durch extrabudgetäre Fallpauschalen gesichert ist.
● Operationen deren Finanzierung durch Kooperationskrankenkassen mittels Integrierter Versorgung oder zusätzlichen Strukturvertragszuschlägen gefördert werden, falls hiermit tatsächlich eine Kostendeckung erreicht werden kann.
Zur Wiederaufnahme der ambulant operativen Tätigkeit fordern die Mitglieder des LAO:
● Eine kalkulierbare Vergütung unserer Anästhesien und Operationen nach dem EBM 2000 mit einem betriebswirtschaftlich errechneten Punktwert von 5,11 Cent unabhängig von Budget- und Fallwertgrenzen für jede erbrachte Narkose und Operation.
● Eine Gleichstellung mit Krankenhäusern, welche Operationssaal, Geräte und Instrumente nicht nur aus Ihren Einnahmen, sondern mit zusätzlichen Steuergeldern bezahlen.
Mainz, 16.11.2005, LAO Rheinland-Pfalz
Quelle: BAO-Homepage http://www.operieren.de/content/e3457/e6186/e7153/index_ger.html
Dort weitere Informationen über Presseerklärung des LAO Rheinland-Pfalz vom 16.11.2005, Patienteninformation und Aufsatz „Was bedeutet für den niedergelassenen Arzt eine Operationsvergütung von weniger als 5,11 Cent“.
+++ Anästhesisten wollen aus dem System aussteigen +++
Die Anästhesisten in Nordrhein stehen Gewehr bei Fuß, um aus dem System der gesetzlichen Krankenversicherung auszusteigen. Über 50 Prozent der Mediziner, die gestern Abend beim Nordrheinischen Anästhesistentreffen in Düsseldorf dabei waren, votierten für eine kollektive Zulassungsrückgabe. "Den meisten ist klar, dass wir mit diesem Vergütungssystem den Bach runtergehen", sagte Elmar Mertens, Vertreter der Anästhesisten im Berufsverband der Deutschen Anästhesisten (BDA) im Gespräch mit Facharzt.de.
Mertens wird nun die weiteren Schritte vorbereiten. (...)
Mertens machte aber auch die Gefahren einer Zulassungsrückgabe deutlich: "Geben mehr als 50 Prozent der Anästhesisten in einem Planbezirk die Zulassung zurück, bleibt die Sicherstellung entweder in Händen der KV oder sie geht auf die Krankenkassen über." Tritt der erste Fall ein, könnten die Anästhesisten ohne Zulassung zum einfachen Satz der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) abrechnen. Eine Wiederzulassung sei möglich. Geht die Sicherstellung aber auf die Krankenkassen über, wäre eine erneute Zulassung erst nach sechs Jahren möglich. Mertens warnte: "Von vornherein sollte den Ärzten klar sein: Einzel- und Gruppenverträge werden dann möglicherweise nicht mit den 'Verzichtern' geschlossen. Außerdem könnte der Planbezirk für neue Niederlassungen geöffnet werden. Und natürlich haben die Kassen dann auch das Recht, Patienten in Eigeneinrichtungen zu behandeln."
Sofortige Leistungsbegrenzungen
Diskutiert wurden bei dem Nordrheinischen Anästhesistentreffen auch sofortige Leistungsbegrenzungen – das hieße, die Ärzte müssten ihre Arbeit stark einschränken. "Das geht aber nur gemeinsam mit den Operateuren. Herr Rüggeberg hat gestern ja bereits angekündigt, dass die Operateure nur noch gegen Kostenübernahmeerklärung der Anästhesisten operieren werden. Da müssen wir jetzt eine gemeinsame Strategie finden", sagte Mertens.
Quelle: facharzt.de vom17.11.2005
http://www.facharzt.de/content/facharzt.otx/187,40199,0.html?sID=9558001cf5d251dc96f5dc521d443f0b
+++ Bald keine ambulante Op mehr? +++
Verband: Operateure sollen Leistung umgehend einstellen / Kosten kaum gedeckt
Der Bundesverband Ambulantes Operieren (BAO) hat seine 1300 Mitglieder aufgefordert, vorerst nicht mehr zu operieren.
Für BAO-Präsident Dr. Jörg-Andreas Rüggeberg steht nach der Analyse der Abrechnungsergebnisse aus dem zweiten Quartal 2005 fest: Mit den aktuellen Honorarverteilungsmaßstäben werden ambulante Operationen zu einem Minusgeschäft.
Denn: Nach der Kalkulation des EBM werden bei einem Punktwert von 5,11 Cent 80 Prozent der Vergütung für technische Leistungen wie OP oder Hygienemaßnahmen benötigt; nur 20 Prozent fließen als Ausgleich für die ärztliche Leistung. "Reduziert sich der Punktwert auf unter 4,1 Cent, wie in vielen KVen der Fall, muss der Arzt für seine Operationen Geld mitbringen, das ist keinem Operateur zumutbar", so Rüggeberg.
Der BAO-Chef fordert seine Kollegen auf, ambulante Operationen umgehend einzustellen und damit Druck auf die Krankenkassen auszuüben. Wenn Hunderttausende bislang ambulante Operationen in den Kliniken erbracht werden müssten, könne das wegen höherer Kosten nicht im Interesse der Kassen liegen. Diese seien daher an einer Einigung interessiert.
Für Rüggeberg und BAO-Vize Dr. Wolfgang Rulf ist das Ziel, das sie erreichen wollen, klar: extrabudgetäre Verträge mit einem Punktwert von mindestens fünf Cent. Viele Kassen hatten solche Verträge zur EBM-Einführung gekündigt.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 18.11.2005
+++ Kommt Honorar von Hohn? +++
Fixe Kosten sind fixe Kosten - und sie bleiben es, wie sehr man auch daran herumdeutelt. Das wird den ambulanten Operateuren, die sich mit abgespeckten Punktwerten abplagen, zunehmend klar. Denn anders als die Kollegen können sie die Kosten kaum senken. Es sind eben Fixkosten.
Wer als Operateur meint, dass ein Punktwert von 4,1 Cent sein Honorar um 20 Prozent schmälert, sitzt einem gewaltigen Irrglauben auf. Die Wahrheit ist brutaler: Wer 4,1 Cent bekommt, arbeitet umsonst, weil das gerade die technischen Leistungen deckt. Wessen Punktwert unterhalb von 4,1 Cent liegt, bringt für die Op sogar noch Geld mit.
Solche Honorare sind ein Hohn. Sie entwerten eine Arbeit, die allen Akteuren hohe Kosten erspart. Wenn die Operateure ernst machen und Kliniken die Op übernehmen, wird es für die Kassen teuer - schließlich erfolgt fast jede dritte Op ambulant.
Quelle: Jürgen Lutz, Ärzte Zeitung 18.11.2005
Bundesverband für Ambulantes Operieren - BAO
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