Autor: Professor Dr. med. Jost Brökelmann
Nachrichten für Ambulante Operateure und Anästhesisten
Gesetzliche Krankenversicherung
+++ "10 000 Praxen machen zu" +++
Der Aufruf zum nationalen Protesttag der niedergelassenen Ärzte am 9. November ist auf große Resonanz gestoßen. "Wir rechnen damit, dass mehr als 10 000 Praxen im ganzen Bundesgebiet geschlossen bleiben", sagt der Organisator, der Präsident der Freien Ärzteschaft Martin Grauduszus. Zur Kundgebung auf der Kölner Domplatte um 11 Uhr erwartet er bis zu 2500 Teilnehmer.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 8.11.05
+++ In Brandenburg blieben Praxen aus Protest geschlossen +++
Wegen teils hoher Honorareinbußen nach Einführung des Einheitlichen Bewertungsmaßstabs 2000Plus schließen in Brandenburg nach Angaben der KV Brandenburg (KVBB) Ärzte ihre Praxen oder geben gar ihre Zulassung zurück.
Fachärztliche Internisten hätten im zweiten Quartal Einbußen von 30 bis 40 Prozent hinnehmen müssen, bei Hausärzten ist Jaehns Angaben zufolge bis zu 25 Prozent weniger Honorar geflossen. Außer der Einführung des neuen EBM machen die Ärzte auch Politiker und Krankenkassenvertreter für ihre Honorarmisere verantwortlich.
Nach KV-Angaben stehen in diesem Jahr pro Quartal rund fünf Millionen Euro weniger zur Verfügung. Davon fehlen 3,1 Millionen aufgrund der Hartz-IV-Reformen. Weitere 1,5 Millionen Euro gingen durch die Abzüge für die Integrierte Versorgung und durch Kassenwechsel verloren.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 4.11.2005
+++ BNC: Ambulante Operationen nicht unter 5,11 Cent pro Punkt +++
Niedergelassene Chirurgen sollten ambulante Operationen bei gesetzlich versicherten Patienten nur noch durchführen, wenn sie damit tatsächlich einen Punktwert von 5,11 Cent erzielen können. Dies empfiehlt der Berufsverband Niedergelassener Chirurgen (BNC) seinen Mitgliedern, nachdem "in vielen KV-Bezirken die Punktwerte für das ambulante Operieren massiv eingebrochen" seien.
Mit seinem Aufruf erinnere der BNC die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen an ihre gemeinsame Vereinbarung bei der Einführung des EBM 2000plus: "In ihrer betriebswirtschaftlichen Kalkulation sind beide Vertragspartner stets von einem Punktwert von 5,11 Cent ausgegangen", sagte Haack. "Es kann nicht sein, dass KVen und Kassen diese Kalkulationsbasis nun mit Hilfe der regionalen HVV aushöhlen und die niedergelassenen Chirurgen mit Minimalhonoraren abspeisen, mit denen sie nicht einmal die fixen Kosten für eine ambulante Operation decken können."
Quelle: http://www.facharzt.de vom 8.11.05
+++ Widerspruch gegen Quartalsabrechnungen II-IV/05 +++
Nachdem der Bewertungsausschuss am 29.10.04 ohne Übergangsregelung beschlossen hat, dass Regelleistungsvolumina (RLV) vom 01.04.-31.12.05 gelten, und es hiervon nur dann eine Ausnahme gibt, wenn der geltende Honorarverteilungsvertrag vergleichbare Steuerungsmechanismen wie arztgruppenspezifische Grenzwerte, feste Punktwerte und abgestaffelte Punktwerte (Restpunktwerte) vorsieht und in Nordrhein dies nicht der Fall ist, sondern nur ein über die Quotierung floatender Punktwert vorhanden ist, sind m. E. die Abrechnungen II - IV/05 rechtswidrig. Wir empfehlen Ihnen deswegen, Widerspruch gegen die Quartalsabrechnungen einzulegen.
Andere KVen wie Niedersachsen sahen sich in der Lage, RLV einzuführen, ohne die Auswirkungen des EBM 2000plus abwarten zu wollen.
Quelle: Newsletter RA Hohmann vom 07.11.05
+++ Union und SPD vertagen Gesundheitsreform auf "voraussichtlich 2006" +++
Union und SPD vertagen eine Entscheidung über die künftige Gesundheitspolitik und wollen über weitere Strukturreformen in diesem Bereich erst nächstes Jahr entscheiden. Das teilte der Chef der bayerischen Staatskanzlei, Erwin Huber (CSU), am Montagabend am Rande der Koalitionsverhandlungen in Berlin mit.
Quelle: http://www.facharzt.de vom 8.11.05
+++ Oberender: Leistungskatalog ausdünnen und Kassengebühr erhöhen +++
Die Kassengebühr müsste nach Ansicht des Gesundheitsökonomen Prof. Peter Oberender weiter ausgebaut werden, damit das Gesundheitssystem künftig effektiver wird: "Wir haben in Deutschland 690 Millionen Arztkontakte pro Jahr. Das heißt: Jeder Versicherte geht ungefähr zehnmal pro Jahr zu seinem Doktor. In Schweden, wo jeder Arztbesuch acht Euro kostet, gehen die Menschen im Schnitt 2,3 Mal pro Jahr zum Arzt – und die Lebenserwartung ist dort höher als hier", erklärte Oberender in einem aktuellen Interview mit "stern.de".
Quelle: http.www.facharzt.de vom 8.11.05
+++ Belegärzte fordern stärkere Beteiligung an IV-Verträgen +++
Wenn es um integrierte Versorgung (IV) geht, fühlen sich Hals-Nasen-Ohrenärzte, die auch als Belegärzte an Kliniken arbeiten, ausgeschlossen. Ihrer Unzufriedenheit machten sie bei der Podiumsdiskussion "Ambulantes und belegärztliches Operieren - quo vadis" im Mannheimer Rosengarten Luft. Eingeladen hatte der Berufsverband der HNO-Ärzte.
Weit über 1000 Integrationsverträge gebe es bundesweit - doch ihre Berufsgruppe gehe leer aus, klagten die Belegärzte. Mit ihrer Forderung nach einer stärkeren Beteiligung an den neuen Verträgen stießen sie bei Thomas Ballast, Abteilungsleiter beim Ersatzkassen-Bundesverband in Siegburg, auf offene Ohren. Bei Integrationsverträgen folge das Geld der Leistung, sagte Ballast.
Er forderte die Kollegen auf, individuelle Versorgungsangebote zu entwickeln.
Ziel müsste eine sektorenübergreifende Versorgung sein. Der nahtlose Übergang vom stationären in den ambulanten Bereich ist nach Meinung Ballasts Aufgabe der Kliniken, Niedergelassene selbst sollten verstärkt stationäre Leistungen anbieten, etwa in Form von Praxiskliniken.
Die KVen sind für den Kassenvertreter ein Auslaufmodell.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 2.11.2005
+++ Uniklinik Heidelberg bietet ambulante Brachytherapie an +++
Das Universitätsklinikum Heidelberg und die Techniker Krankenkasse Baden-Württemberg haben sich darauf geeinigt, Patienten mit Prostatakrebs künftig ambulant die Seed-Brachytherapie anzubieten.
Ein entsprechender Vertrag, bei dem die niedergelassenen Ärzte nicht beteiligt sind, wurde kürzlich geschlossen.
Für die ambulante Nachbetreuung der Patienten ist laut Vereinbarung ebenfalls die Universität - das erste Mal nach vier Wochen und ein zweites Mal nach sechs Wochen - zuständig.
Da es sich in Heidelberg nicht um einen Vertrag zur integrierten Versorgung handelt, seien die niedergelassenen Fachärzte in diese Vereinbarung entsprechend "nicht direkt eingebunden", so Hubert Forster, Pressesprecher der TK in Stuttgart.
Nach den Universitätskliniken Kiel, Essen und Berlin steht diese Seed-Brachytherapie nun auch Patienten im süddeutschen Raum zur Verfügung. In Berlin und Kiel handele es sich um einen Vertrag zur integrierten Versorgung, so die TK.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 2.11.2005
+++ "Ist das System sicher genug?" +++
Interview mit dem IT-Experten Thomas Maus über Datensicherheit bei der elektronischen Gesundheitskarte
Das Sicherheitsproblem einer solchen Anwendung ist, dass die Vertraulichkeit der Daten noch in 100 Jahren gewährleistet sein muss.
Sollte aus Sicherheitsgründen darauf verzichtet werden, Patientendaten auf zentralen Servern zu speichern?
Meine persönliche Einschätzung ist, dass eine Infrastruktur dieser Größenordnung und dieser Komplexität mit hoher Wahrscheinlichkeit Sicherheitsprobleme bekommen wird.
Quelle: IT Kompakt der Bundesärztekammer, Nr. 5, 21.10.2005, 4
++++ Privatversicherer++++
+++ Steht die PKV vor der Amputation? +++
Möglicherweise müssen Ärzte künftig mit spürbaren Einschränkungen bei ihren Privathonoraren rechnen. Das wird davon abhängen, wie weit sich die SPD mit ihren Vorstellungen zur künftigen Rolle der privaten Krankenversicherung durchsetzen wird.
Das SPD-Konzept läuft darauf hinaus, entweder die Pflichtversicherungsgrenze drastisch zu erhöhen oder alle abhängig Beschäftigten, also auch die Gutverdienenden, zwangsweise in der GKV zu versichern.
Den konkreten Vorstellungen der SPD setzt die Union bislang so gut wie nichts entgegen. Im Dunkeln bleibt, wie sie beispielsweise das Problem einer wachsenden Zahl nicht krankenversicherter Bürger lösen will. Das mag Ausdruck von Ratlosigkeit sein, kann aber auch bedeuten, dass die Bereitschaft zum Widerstand gegen die Vorstellungen des Koalitionspartners wenig ausgeprägt ist.
Quelle: Helmut Laschet. Ärzte Zeitung vom 8.11.05
+++ Union und SPD wollen GOÄ-Sätze kürzen +++
Unter einer Großen Koalition können sich Vertragsärzte auf Honorareinbußen bei Privatpatienten, größeren vertraglichen Spielraum und mehr Arbeitsoptionen einstellen.
Das geht aus einem neunseitigen Textentwurf für den Koalitionsvertrag hervor, den Union und SPD gestern beraten haben. Danach soll die Gebührenordnung für Ärzte überarbeit werden. Geplant sind fixe, "abgesenkte Gebührensätze". Auch die Abrechnung von GKV-Patienten wird verändert.
Im Textentwurf ist von "Pauschalvergütungen kombiniert mit Einzelvergütungsmöglichkeiten für spezielle Leistungen" die Rede. Für ambulante und stationäre Leistungen sollen "vergleichbare Vergütungen" gelten. Das entspricht dem Plan von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, die Kopfpauschalen für Hausärzte und Fallpauschalen für Fachärzte fordert.
Ärzten und Kassen wollen die Großkoalitionäre mehr Möglichkeiten geben, Direktverträge abzuschließen. Sie sollen "stärker über Umfang, Preise und Qualität verhandeln können". KVen werden "den neuen Bedingungen angepasst". Ihre Kollektivverträge verlieren an Bedeutung, sie behalten aber den Sicherstellungsauftrag.
Allerdings wird es für sie einfacher, eine flächendeckende Versorgung zu garantieren: Praxisinhaber sollen leichter Kollegen anstellen dürfen. Ärzte sollen gleichzeitig im Krankenhaus und in einer Praxis tätig sein dürfen. Und geprüft werden soll sogar, ob "nichtärztliche Heilberufe" Versorgungsaufgaben übernehmen.
Umstritten zwischen Union und SPD bleibt die Finanzierung von GKV und Pflege.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 8.11.05
+++ Gesundheitsministerin hält hohe PKV-Honorare für nicht gerechtfertigt +++
Mit massiver Kritik am System der privaten Krankenversicherung hat Gesundheitsministerin Ulla Schmidt eine Einigung von Union und SPD bei den Koalitionsverhandlungen zum Thema Gesundheit erschwert.
Die privaten Versicherer wiesen Schmidts Plan entschieden zurück. Die Ministerin spiele die Bedeutung der Quersubventionierung des gesamten Gesundheitssystems durch die privaten Kassen herunter, um "eine Bürgerversicherung um jeden Preis" durchzusetzen, erklärte PKV-Vorsitzender Reinhold Schulte gestern.
"Richtig ist, dass sich viele Arztpraxen ohne Privatversicherte heute nicht mehr halten könnten, dass Krankenhäuser ohne Privatpatienten kaum noch Investitionen vornehmen könnten, dass Innovationen nicht oder nur verzögert in den Markt kämen", sagte Schulte.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 4.11.2005
+++ Patientenwunsch gehört auf Rechnung +++
Wussten Sie, dass auf jede IGeL-Rechnung der Hinweis gehört, dass es sich um eine Wunschleistung gehandelt hat? Auf diese Vorschrift weist Rechtsanwalt Ingo Pflugmacher aus Bonn hin.
Der Anwalt empfiehlt, die Kennzeichnung als Wunschleistung automatisch per EDV in alle IGeL-Rechnungsformulare einzubauen. Der Zwang zur Abrechnung nach GOÄ sei auch im Interesse der Ärzte: "Der Hinweis auf eine amtliche Gebührenordnung bei der vor Behandlungsbeginn zwingend erforderlichen wirtschaftlichen Aufklärung ist auch ein Beleg für die Seriosität des Angebots."
Quelle: Ärzte Zeitung vom 2.11.2005
++++ Europa ++++
+++ Deutschland darf länger sparen +++
Die EU-Kommission hat Deutschland in Sachen Stabilitätspakt mehr Zeit eingeräumt: Erst ab 2007, so heißt es aus Brüssel, will man wieder auf die Einhaltung des Defizit-Kriteriums drängen.
Währungskommissar Joaquín Almunia sagte nach Beratungen mit den Finanzministern der Eurozone in Brüssel, das Gremium werde im Dezember einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten. In zwei Jahren, also 2007, müsse das Staatsdefizit dann wieder unter drei Prozent des Brutto-Inlandsprodukts (BIP) sinken.
Deutschland verstößt bereits seit 2002 gegen den Pakt, in diesem Jahr also bereits zum vierten Mal in Folge.
http://www.chancenfueralle.de/Steuern
08.11.2005
++++ Allgemeines ++++
+++ Körpersprache wirkt auf Wahrnehmung des Gesichtsausdrucks +++
Studie: Gesamteindruck zählt
Der Gesamteindruck zählt: Bei der Wahrnehmung eines Menschen kann das Gehirn den emotionalen Ausdruck des Gesichts und den der Körperhaltung nicht trennen - auch wenn sich der Betrachter nur auf die Mimik konzentriert. Das haben niederländische Forscher um Hanneke Meeren von der Universität in Tilburg jetzt herausgefunden.
Die Wissenschaftler zeigten Versuchspersonen Bilder, auf denen Gesichtsausdruck und Körpersprache nicht zueinander passten. Bereits innerhalb von 115 Millisekunden erkenne das Gehirn diesen Widerspruch, berichten die Forscher in einer Online-Vorabveröffentlichung des Fachmagazins "PNAS".
Quelle: Ärzte Zeitung vom 2.11.2005
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Jost Brökelmann
Bundesverband für Ambulantes Operieren - BAO
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