Kopie des MAO-BAO-Newsletters 40/05 vom 27.10.05:
BAO-MAO-Aktuell; Nr. 41/05, vom 27. Oktober 2005 Nachrichten für Ambulante Operateure und Anästhesisten
# ++++ Gesetzliche Krankenversicherung ++++
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+++ Freie Ärzteschaft ruft Kollegen zu Protesten auf +++
Niedergelassene Ärzte wollen die Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen nicht länger klaglos hinnehmen. Für den 9. November ruft der Verband "Freie Ärzteschaft" Haus- und Fachärzte zur Teilnahme an einem nationalen Protesttag auf.
"Wir wollen ein starkes Signal an die Politik geben, dass der Umbau des Gesundheitssystems von der wohnortnahen hausärztlichen und fachärztlichen Versorgung zur bürokratisch zentralisierten Kassenmedizin sofort gestoppt werden muss", erläutert Martin Grauduszus, Präsident der Freien Ärzteschaft.
Ihren Unmut sollen die niedergelassenen Kollegen und ihre Praxisteams am 9. November bei einer Kundgebung auf der Kölner Domplatte zum Ausdruck bringen. Die Ärzte, die nicht nach Köln kommen können, könnten ihre Praxen schließen oder zumindest einen eingeschränkten "Dienst nach Vorschrift" machen, sagt Grauduszus.
Der Aufruf zum Protesttag wird nach Angaben von Grauduszus unter anderem von den nordrhein-westfälischen Landesverbänden von Hartmannbund und NAV-Virchow-Bund, dem Berufsverband der Arzthelferinnen sowie einzelnen Berufsverbänden unterstützt.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 22.10.2005 http://www.freie-aerzteschaft.de
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+++ Krankenkassenbeiträge: Düstere Zukunftsvisionen +++
Durch medizinischen Fortschritt und die demographische Entwicklung werden sich die Beiträge zur Gesetzlichen Krankenversicherung verdreifachen, prognostiziert Fritz Beske.
„Die Politik ist aufgefordert, jede Schönfärberei der Situation und der vorhersehbaren Entwicklung aufzugeben und die harte Realität anzuerkennen“, mahnte deswegen Institutsleiter Prof. Dr. med. Fritz Beske bei der Vorstellung des Gutachtens Ende September in Berlin. „Gehandelt werden muss nicht morgen, gehandelt werden muss heute.“ Allein der Bevölkerungsrückgang mit immer mehr älteren und immer weniger jüngeren Menschen führe zu einer Erhöhung des Beitragssatzes von heute rund 14 Prozent auf etwa 18 Prozent im Jahr 2050.
Als viel gravierender aber beurteilt Beske die finanziellen Folgen des medizinischen Fortschritts.
Bei einer durch den medizinischen Fortschritt ausgelösten jährlichen Ausgabensteigerung von realistisch einem Prozent sei eine Verdopplung des heutigen Beitragssatzes auf rund 28 Prozent die Folge. Bei einer dramatischen Steigerungsrate von zwei Prozent würden sich die Beiträge sogar auf etwa 44 Prozent verdreifachen.
Quelle: Timo Blöß, Deutsches Ärzteblatt 102, Ausgabe 42 vom 21.10.2005, Seite A-2838
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+++ Schwund bei großen Kassen +++
Bei den beiden größten deutschen gesetzlichen Krankenkassen hat sich der Mitgliederschwund auch in diesem Jahr weiter fortgesetzt.
Von Januar bis Anfang Oktober betrug das Minus bei der Deutschen Angestellten Krankenkassen rund 57 000, im vergangenen Jahr waren es rund 100 000, teilte ein Sprecher am Donnerstag mit und bestätigte damit in der Tendenz einen Bericht der "Bild"-Zeitung.
Bei der Barmer Ersatzkasse sank die Mitgliederzahl von Anfang 2004 bis Mitte 2005 dem Bericht zufolge um rund 198 000 auf 5,3 Millionen Mitglieder.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 22.10.2005
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+++ Jeder für sich +++
Interview mit Henning Klodt, Leiter des Referates Wachstum und Strukturwandel am IfW Kiel
"Das Gesundheitswesen hat ein ganz grundsätzliches Problem: Die Kunden zahlen nicht direkt für die erbrachten Leistungen. Daran ändern alle Gesundheitsreformen nichts, müssten aber genau da ansetzen. Die Ideallösung wäre, wenn jeder Bürger eine Pflichtversicherung abschließen müsste. Daraus entstünde Wettbewerb.
"Wir haben im Gesundheitswesen ein Problem, das es nirgendwo sonst gibt: Technischer Fortschritt kostet Geld."
„Wir können keine Vollversorgung mehr versichern. Die Krankenkassen behaupten zwar, alles medizinisch Machbare würde getan, in der Realität ist das aber schon längst eine Fiktion."
Quelle: kma 09/05, 24. Weitere Auszüge unter www.arzt-in-europa.de
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+++ Die Reformvorschläge zu unseren Sozialsystemen gehen nicht weit genug, sagt Hans Olaf Henkel. Eigenverantwortung und Wettbewerb sind die Worte der Stunde +++
"Das zu soziale hat zwei gravierende Auswirkungen: Erstens mehr Arbeitslose. Und tragischer noch, es belastet zukünftige Generationen.
Wenn niemand verantwortlich ist, für beispielsweise seinen eigenen Konsum, wirkt sich das immer direkt negativ auf die Gesamtkosten aus. Und genau so ist unser Gesundheitssystem konstruiert. Es muss sich auch für ein Individuum lohnen, mit den Versicherungsleistungen, die es vom Staat zur Verfügung gestellt bekommt, so umzugehen, als wäre es das eigene Geld. Nur so entsteht verantwortliches Handeln.
Quelle: kma 09/05, 22
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+++ Sozialgericht entscheidet für Bundesausschuss +++
Im Streit darüber, wie weit die Aufsichtsrechte des Bundesgesundheitsministeriums über den Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) gehen, hat das Sozialgericht Köln in erster Instanz zugunsten des GBA entschieden. Dabei stellte das Gericht auch fest, dass der GBA, wenn er eine Krankenhausleistung ausschließen will, nicht nachweisen muss, dass diese Methode nutzlos ist.
Bei der Bewertung von Methoden müssten für die ambulante und die stationäre Versorgung die gleichen Kriterien angewendet werden.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 24.10.2005
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+++ Vorsorge ohne Praxisgebühr +++
Bundesausschuss ändert Krebsfrüherkennungsrichtlinie
Patienten, die sich zur Krebsvorsorge ärztlich beraten lassen, müssen dafür keine Praxisgebühr entrichten, heißt es beim Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) von Krankenkassen und Ärzten. Eine entsprechende Änderung der Krebsfrüherkennungsrichtlinie trat am Mittwoch in Kraft. Danach sind "Befundmitteilung und Beratung Bestandteil der Früherkennungsuntersuchungen sowohl der Frauen als auch der Männer". Diese Leistungen der Krebsfrüherkennung sind damit von der Praxisgebühr ausgenommen.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 14./15.10.2005
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+++ Rechtsverordnung zur E-Card noch im Oktober? +++
Die Entscheidung des Gesundheitsministeriums, die Zügel bei der neuen Gesundheitskarte bis zum Beginn der Testphase selbst in die Hand zu nehmen, stößt in der Industrie auf Zustimmung.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 12.10.2005
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+++ Integrationsversorgung und Konkurrenz +++
Auszüge:
Integrationsversorgung soll nach Willen des Gesetzgebers die Sektoren ambulant und stationär besser verzahnen und gleichzeitig Ressourcen freisetzen, sprich: Geld einsparen.
Das Interesse der Kassen ist glasklar: Integrationsversorgung verspricht Verträge neben den KVen und Definitionsmacht der medizinischen Qualität und Kosten. Sie haben als erste kapiert, dass man mit den IV-Verträgen eine Gelddruckmaschine hat, die zusätzliches Geld aus den Leistungserbringern herausholt.
Am bemerkenswertesten ist jedoch das Verhalten der Krankenhäuser. ...
Eine weitere Strategie (der Krankenhäuser) ist das Eindringen in den ambulanten Bereich: allenthalben entstehen Tageskliniken und teilstationäre Ambulanzen – hier direkt mit den niedergelassenen Fachärzten konkurrierend. Diese bemerken zunehmend den Druck, der von diesen Zwittern ausgeht. Bisher haben sich nur wenige als originäre „Medizinische Versorgungszentren“ etabliert – wohl weil es noch zu wenig Kassensitze gibt, die frei käuflich sind…. Verwunderlich, dass dies funktioniert – können diese Ambulanzen niemals den Preisvorteil eines ambulant operierenden Kollegen ausgleichen. Es geht aber wohl vorwiegend darum, den Markt erst einmal aufzuteilen, und dazu reicht auch das gewöhnliche Dumping…
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat ganz deutlich eine Kriegserklärung an die Niedergelassenen ausgesprochen und betrachtet sich als den Big Player im gesundheitspolitischen Teich. „Integration“ bedeutet also gegen den Wortsinn durch die Verschärfung des losgetretenen Wettbewerbs das Gegenteil: wer frisst wen im Karpfenteich.
Quelle: Dipl. pol. Ekkehard Ruebsam-Simon,
http://www.nai-ev.de/aktuelles/kommentare/2005/Kommentar10-05.pdf
# ++++ Privatversicherer++++
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+++ PKV-Reformkonzept Krankenversicherung +++
„Reformieren, nicht zerschlagen“, 15. Juni 2005
Das PKV-Modell sieht vor, die umlagefinanzierte GKV auf ihre Kernaufgaben zu begrenzen und die angesichts der demografischen Entwicklung notwendige Kapitaldeckung auszuweiten. Mit der Konsequenz, dass mehr Leistungen und Menschen in einer kapitalgedeckten privaten Krankenversicherung (PKV) abgesichert werden.
Quelle: http://www.pkv.de/default.asp, dann weiter "Rund um die PKV" und dann "Positionen", Weitere Auszüge unter http://www.arzt-in-europa.de/
# ++++ Rechtliches ++++
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+++ Ambulante Op in einer Privatklinik – Achtung, Falle! +++
Uwe Hohmann: Bundessozialgericht urteilt: Bleibt der Patient über Nacht in der Klinik, muss die KV die Operation nicht vergüten
Wer ambulant in einer Privatklinik operiert, sollte nach einem Urteil des Bundessozialgerichts auf der Hut sein. Denn: Bleibt der Patient im Anschluss an die Op über Nacht in der Privatklinik, muss die KV die ambulante Operation nicht vergüten. Begründung: Es handelt sich um eine stationäre Leistung.
Demgegenüber ist eine ambulante Op dadurch gekennzeichnet, dass der Patient die Nacht nicht im Krankenhaus verbringt. Soweit der Patient sich entschließt, die Nacht in einer (Privat-)Klinik zu verbringen und der Arzt sich den Vergütungsanspruch erhalten will, wird daraus keine stationäre Behandlung, wenn der Arzt keine Veranlassung gegeben hat und nur eine Hotelunterkunft angeboten wird, die durch Arzt-Leistungen ergänzt werden kann.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 18.10.2005
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+++ Krankenhausbehandlungsbedürftigkeit +++
… nur wenn das Behandlungsziel nicht durch teilstationäre, vor- und nachstationäre oder ambulante Behandlung einschließlich häuslicher Krankenpflege erreicht werden kann.
Quelle: Bundessozialgericht Urteil vom 13.5.2004, B 3 KR 18/03 R http://www.bundessozialgericht.de/.
Auszüge http://www.mao-bao.de/artikel/2005BSG_Behandlungsbeduerftigkeit.htm
# ++++ Praxismanagement ++++
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+++ Norm fürs Qualitätsmanagement kann jeder Kollege einfach erfüllen +++
Vertragsärzte haben ausreichend Zeit, das Qualitätsmanagement (QM) in ihren Praxen zu verbessern. Ihnen drohen keine Sanktionen, wenn sie dabei nicht erfolgreich sind. Und: Alle gängigen, auf Arztpraxen ausgerichtete QM-Systeme entsprechen der Norm. Das lässt sich aus dem Beschluss zur neuen QM-Richtlinie ablesen, die der Bundesausschuss gestern veröffentlicht hat.
Mit der Richtlinie werden Vertragsärzte verpflichtet, in den kommenden zwei Jahren ihr Qualitätsmanagement zu planen: Dafür sollen sie den Status quo ihrer Praxis beschreiben, Qualitätsziele definieren, an QM-Fortbildungen teilnehmen, bei größeren Praxen einen QM-Beauftragten benennen.
Danach haben sie weitere zwei Jahre Zeit, ein QM-System zu installieren. Ziel dabei ist, Behandlungsabläufe und -inhalte sowie die Arbeit im Praxisteam zu verbessern. Anspruch und Wirklichkeit muss laufend dokumentiert werden. Ab dem fünften Jahr der QM-Einführung wird den Vertragsärzten jedes Jahr eine Selbstbewertung der Arbeit auferlegt.
Erst nach sechs Jahren werden Vertragsärzte dann von den KVen überprüft.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 26.10.2005
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+++ DocConsult will 15 Facharzt-Zentren errichten +++
Die Ärzte-Beratungsfirma DocConsult plant bundesweit den Aufbau von rund 15 Facharzt-Zentren bis Ende 2008. Pilotprojekte entstehen derzeit in Wiesbaden und Hamburg.
Nur 150 Meter Luftlinie zum "Krankenhaus der Zukunft", dem AK Barmbek, entwickelt DocConsult derzeit für rund 5,5 Millionen Euro ein 3000 Quadratmeter großes Zentrum für Fachärzte und medizinische Dienstleister.
Auch in Wiesbaden wird eine Immobilie zum Facharzt-Zentrum umgebaut. Weitere Zentren werden in Ulm, Bad Kreuznach, Worms, Darmstadt und Dortmund entstehen. Bis 2008 sollen Zentren in weiteren Städten, in denen mindestens 75 000 Einwohner leben und 200 niedergelassene Fachärzte praktizieren, folgen.
DocConsult wird vor Ort je nach Bedarf selbst als Vermieter und Betreiber auftreten oder das errichtete Zentrum weiter veräußern.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 24.10. 2005
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+++ klinik-lotse.de ermöglicht Qualitätsvergleich +++
Unter http://www.klinik-lotse.de stellen die Ersatzkassen Ärzten und Patienten ein neues Informationssystem zur Verfügung, das einen Qualitätsvergleich ermöglicht.
Im Unterschied zum Informationsdienst Krankenhaus-Navigator und Klinik-Konsil (für Ärzte), den die AOK anbietet, basiert der Service des VdAK nicht auf den Abrechnungsdaten, sondern auf den Qualitätsberichten der Kliniken.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 22.10.2005
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+++ Integrierte Versorgungsverträge ambulanter Operationen +++
Zentrales Ziel der Integrierten Versorgung ist die Verschiebung stationärer Operationen hin zur ambulant-operativen Versorgung.
Quelle: Claus-Peter Möller. ambulant operieren 3/2005, 132-133,
Auszüge http://www.mao-bao.de/artikel/2005CPM_Versorgunsvertraege.htm
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+++ Liberales Werberecht – nutzen Sie Ihre Chancen! +++
Tipps für Ihre Werbung
Quelle: WirtschaftsTip, Oktober 2005, 13-15
Auszüge siehe http://www.mao-bao.de/artikel/2005WT_Werberecht.htm
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+++ Informatiker Maus zur eCard: Ministerium drängelt auf Kosten der Sicherheit +++
Eine begleitende Dokumentation auf Papier ist notwendig
Auszüge siehe http://www.mao-bao.de/artikel/2005fa_InformatikerMaus.htm
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+++ Krankenhäuser: Kostendämpfung durch Patientenhotels +++
Die Einrichtung von Patientenhotels soll die Tageskosten für Krankenpflege auf ein Drittel reduzieren
Auszüge siehe http://www.mao-bao.de/artikel/2005SB_Patientenhotels.htm
# ++++ Europa ++++
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+++ Frankreich geht Defizite im Gesundheitswesen an +++
Die französische Krankenversicherung schreibt weiterhin rote Zahlen. Die erhoffte Kostensenkung durch die Gesundheitsreform ist nicht eingetreten.
Auch Patienten sollen, so die Pläne der Regierung, stärker zur Kasse gebeten werden. Bislang zahlen sie einen Euro pro Arztkontakt, künftig sollen sie für alle medizinischen Leistungen und Untersuchungen, die mehr als 91 Euros kosten, 18 Euro zuzahlen.
Im Parlament wird dieser Vorschlag derzeit kontrovers diskutiert. Offen ist zum Beispiel, ob die Zuzahlung von Privatversicherungen übernommen wird.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 26.10.2005
# ++++ Allgemeines ++++
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+++ Bei Karpaltunnel ist Skalpell besser als Spritze +++
Bei Patienten mit idiopathischem Karpaltunnelsyndrom hilft die chirurgische Dekompression langfristig besser als die Behandlung mit einer lokalen Steroidinjektion.
Dies ist das Ergebnis einer randomisierten Studie mit 50 chinesischen Patienten. Dr. Andrew C.C. Hui vom Princes of Wales Hospital in Hongkong und seine Kollegen hatten bei 25 Patienten eine einzelne lokale Steroid-Injektion gesetzt und bei weiteren 25 Patienten das Retinakulum gespalten und so den komprimierten Nervus medianus entlastet (Neurology 64, 2005, 2074).
Quelle: Ärzte Zeitung vom 18. Oktober 2005
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Jost Brökelmann
Bundesverband für Ambulantes Operieren - BAO
Managementgesellschaft Ambulantes Operieren – MAO
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