Kopie des MAO-BAO-Newsletters EXTRA vom 25.10.05:
BAO-MAO-Aktuell – Extra vom 25. Oktober 2005
Nachrichten für Ambulante Operateure und Anästhesisten
++++ Notlage in Rheinland-Pfalz ++++
Die Lage in Rheinland-Pfalz spitzt sich zu. Lesen Sie dazu den nachfolgenden "Brandbrief" von Dr. Bartels, Vorsitzender des LAO Rheinland-Pfalz. Die im Originalbrief als Anlage mitgesandten Patientenvorlagen können beim LAO oder in der Geschäftsstelle des BAO angefordert werden. Zu dieser Problematik finden Sie außerdem mehrere veröffentlichte Stellungnahmen des BAO-Präsidenten Dr. Rüggeberg.
Prof. Brökelmann BAO-Geschäftsstelle
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
anbei erneutes Schreiben mit unserer Streikankündigung und der Bitte um größtmögliche Solidarität. Reichen Sie die Informationen per Mail oder Post oder mündlich auch allen betroffenen Kollegen weiter, die nicht im LAO organisiert sind - wir müssen uns unbedingt mit einer schlagkräftigen und solidarischen Einheit gegen diese fatale Situation wehren - die Kollegen in Hessen haben es uns vorgemacht. Natürlich wird uns am Anfang auch ein kräftiger Wind entgegenkommen aber diesmal sollten wir bis zum Schluss standhaft sein, denn es geht um die Existenz unserer Praxen und den Erhalt der Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter.
Sollten Sie über Pressekontakte verfügen, bitte ich Sie dringend diese auszunutzen und gegebenenfalls an mich weiterzuverweisen (Tel.0171/3156424) oder mir mitzuteilen.
Im Anhang haben wir Ihnen die notwendigen Patientenflyer vorformuliert. Bitten Sie den Patienten die Patientenerklärung zu unterschreiben und senden Sie diese an Krankenkasse und Ministerium weiter.
Grüsse Dr. med. Andreas Bartels
1. Vorsitzender LAO Rheinland Pfalz
" Verteiler wie zuvor: KKen, KV-Rhl-Pfalz, Ministerium" 24.10.2005
Durchführung ambulanter Operationen in Rheinland - Pfalz
Sehr geehrte Damen,
sehr geehrte Herren,
leider haben sich die in unserem ersten Schreiben geäußerten Befürchtungen mehr als bewahrheitet.
Die Abrechnungsergebnisse des Quartals 2/2005 ergaben für die meisten Praxen die erwarteten massiven Einbußen. Die gemittelten Punktwerte liegen bei den meisten operativen und anästhesiologischen Leistungen nur knapp über 3 Cent. Unter diesen Vergütungsbedingungen sind Operationen entsprechend den geforderten hygienischen, apparativen und personellen Standards nur noch defizitär zu erbringen.
Ein Großteil der operativ tätigen Praxen wird und muss die kostenintensive ambulante Operationstätigkeit einstellen.
Der LAO empfiehlt seinen Mitgliedern nach der Behandlung seiner bereits einbestellten Patienten - spätestens ab dem 28.11.2005 keine Operationen mehr anzubieten, die nicht durch extrabudgetäre Komplexpauschalen oder IV-Verträge kostendeckend sind (Ausnahme nur wirkliche Notfälle). Praxispersonal und Patienten sind über die notwendigen Strukturveränderungen der Praxen zu informieren. Diesbezüglich hat der LAO eine Patienteninformation erarbeitet, die unsere Mitglieder ab sofort verteilen sollten (Anlage).
Der LAO bittet nochmals dringend die befugten Entscheidungsträger in Rheinland-Pfalz eine schnelle und tragfähige Lösung herbeizuführen. Es kann weder im Sinne des Patienten, noch der Krankenkassen und der Politik sein, dass unsere Patienten zukünftig wieder größtenteils stationär im Krankenhaus behandelt werden müssen.
Alleine in Mainz müssten zusätzlich 15.000 Oparationen/Jahr wieder von Uniklinik und Katholischem Klinikum erbracht werden.
Wir werden uns mit allen Mitteln für den Fortbestand unserer Einrichtungen, unserer Mitarbeiter und unsere Patienten einsetzen.
Mit freundlichen Grüssen
Dr. med. A. Bartels
1. Vorsitzender LAO Rheinland-Pfalz
+++ Ambulante Operateure streiten mit den Kassen um neue Strukturverträge mit höheren Honoraren +++
Auszüge:
Feste Euro-Preise, extrabudgetäre Leistungen und gültige Vereinbarungen mit allen Kostenträgern - für die niedergelassenen ambulanten Operateure in Schleswig-Holstein ist die Welt noch halbwegs in Ordnung.
Doch bundesweit ist um das ambulante Operieren ein zähes Vertragsringen ausgebrochen. Die Krankenkassen kündigen erprobte Strukturverträge und sorgen bei niedergelassenen Ärzten für Unverständnis - schließlich operieren sie deutlich günstiger als die Hauptabteilungen in den Krankenhäusern.
Kollegen bieten Patienten Kostenerstattung an
Die Ärzte traten die Flucht nach vorn an: Auf Initiative der niedergelassenen Chirurgen wird den Patienten eine sofortige Operation nur noch auf Privatrechnung angeboten. Alle anderen Patienten, bei denen planbare Eingriffe anstehen, werden auf das nächste Quartal vertröstet.
Zugleich nutzen die Operateure die Gelegenheit, ihren Patienten die Gründe für die Aktion und die finanziellen Rahmenbedingungen zu erklären. Damit stoßen sie nach Auskunft des Bundesverbandes für ambulante Operateure (BAO) überwiegend auf Verständnis. Unter den Kollegen herrschte schnell Einigkeit - außer den Chirurgen beteiligen sich auch die Operateure anderer Fachgruppen an der Aktion.
Die Krankenkassen stecken in einem Dilemma. Sie befürworten die vergleichsweise günstigen ambulanten Eingriffe und wollen sie grundsätzlich auch finanziell fördern. Auf der anderen Seite sind die im Gegenzug erhofften Einsparungen im stationären Bereich ausgeblieben. "Es ist den Kassen nicht gelungen, diese Gelder frei zu schaufeln", sagt der BAO-Vorsitzende Dr. Jörg-Andreas Rüggeberg.
Dennoch steht für die Kassenvertreter fest, dass die Forderungen der Niedergelassenen zum Teil überhöht sind. Für Martin Schneider, stellvertretender Leiter der Abteilung Vertrags- und Versorgungsmanagement beim VdAK-Bundesverband, ist das Festhalten vieler KVen an einem festen Punktwert von 5,11 Cent für das ambulante Operieren unrealistisch: "Da haben wir keine finanziellen Mittel für."
Zugleich gibt er zu bedenken, dass in Folge des neuen EBM manche Leistungen ohnehin besser bewertet seien. Um das ambulante Operieren besser fördern zu können, wünscht er sich eine Angleichung der Vergütungssysteme in Krankenhäusern und Praxen sowie mehr Wettbewerb.
Genau den scheut auch Rüggeberg nicht. Er will erreichen, dass der Paragraph 115b im SGB V, der das ambulante Operieren im Krankenhaus regelt, auch für den niedergelassenen Bereich gilt. Denn über diese Regelung wären auch die Niedergelassenen von Budgetzwängen befreit.
... in Hessen zeigen sich die ersten Kassen bereit zum Kompromiss: Mit dem BKK-Landesverband verständigte sich die Körperschaft auf einen festen Punktwert von 5,11 Cent für ambulante Ops.
Quelle: Dirk Schnack. Ärzte Zeitung vom 25.10.2005
+++ Ambulante Operateure spüren Aufwind +++
Erfolgreiche Proteste in Hessen / Kompromiss mit BKK
Niedergelassene Ärzte gehen selbstbewusst in die in vielen Regionen anstehenden Verhandlungen um die Vergütung ambulanter Operationen. Der Bundesverband Ambulantes Operieren (BAO) ist erfreut über den Rückhalt in der gesamten Ärzteschaft.
"Wir stehen auf einem hohen Qualitätsniveau und scheuen keinen Vergleich. Die Krankenkassen müssen sich bewegen", sagt der BAO-Chef Dr. Jörg-Andreas Rüggeberg.
Rüggeberg fordert von den Kassenvertretern, dass Niedergelassene bei der Vergütung ambulanter Operationen mittelfristig nicht schlechter gestellt sein dürfen als Krankenhäuser. Kurzfristig heißt das Ziel, Strukturverträge extrabudgetär zum festen Punktwert von 5,11 Cent abzuschließen.
Auf diesen Punktwert hat sich etwa die Kassenärztliche Vereinigung Hessen mit den Betriebskrankenkassen verständigt - zuvor hatten die Kollegen eine Protestaktion gestartet:
Planbare Operationen wurden Patienten nach Budgetausschöpfung nur gegen Kostenerstattung angeboten, gleichzeitig wurden die Patienten über die Situation aufgeklärt. Die Resonanz war positiv. Und auch alle Fachgruppen hatten sich solidarisch gezeigt.
Für Rüggeberg ist der Rückhalt in der Ärzteschaft ein ermutigendes Signal: "Ich bin froh, dass solche Aktionen wie in Hessen noch möglich sind."
Quelle: Ärzte Zeitung vom 25.10.2005
+++ Kollegen halten Trümpfe in der Hand +++
In vielen Regionen gleichen die Verhandlungen um die Vergütung der ambulanten Operationen einem Pokerspiel, bei dem sich keine Seite in die Karten schauen lässt. Krankenkassen und Kliniken wissen aber, dass die niedergelassenen Ärzte wichtige Trümpfe in der Hand halten: Sie liefern die erforderliche Qualität und sie arbeiten kostengünstiger als die Kliniken.
Um ihre berechtigten Forderungen nach einer angemessenen extrabudgetären Vergütung durchsetzen zu können, haben die Ärzte in Hessen ihr Blatt zusätzlich aufgebessert: Sie ziehen bei den Verhandlungen an einem Strang. Der Vertragsabschluß mit den Betriebskrankenkassen zeigt, dass diese Strategie Erfolg verspricht.
Doch Einigkeit unter niedergelassenen Operateuren wird immer schwerer herzustellen sein. Die Kalkulation eines großen ambulanten OP-Zentrums ist mit der einer Einzelpraxis nicht vergleichbar. Die Patienten in Flächenländern sind aber auf die Leistungen beider angewiesen.
Quelle: Dirk Schnack. Ärzte Zeitung vom 25.10.2005
Bundesverband für Ambulantes Operieren - BAO
Managementgesellschaft Ambulantes Operieren – MAO
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