BAO-MAO-Aktuell; Nr. 46/05, vom 30. November 2005 Nachrichten für Ambulante Operateure und Anästhesisten
++++ Gesetzliche Krankenversicherung ++++
+++ Ministerin Stewens gibt Niedergelassenen Rückendeckung +++
Die im Koalitionsvertrag von Union und SPD vorgesehene Regelung zur Behandlung im privatärztlichen Bereich mit reduzierten Honorarsätzen verpflichtet die Ärzte nicht dazu, zu nicht angemessenen Gebührensätzen zu behandeln, so Bayerns Sozialministerin Christa Stewens.
Das Grundrecht aus Artikel 12 Absatz 1 des Grundgesetzes - die Berufsfreiheit - umfasse nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts auch die Freiheit, das Entgelt für berufliche Leistungen selbst festzusetzen oder mit denen, die an diesen Leistungen interessiert sind, auszuhandeln, erläuterte Stewens.
Ein generelles Verbot abweichender Gebührenvereinbarungen wäre nach Stewens Auffassung verfassungsrechtlich nicht haltbar.
Quelle: Ärzte Zeitung 23.11.2005
+++ Es ist Krieg +++
"Als Kassenpatient bist du der letzte Arsch"(Bildzeitung: Hauptüberschrift 19.11.2005)
Unsere verehrte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (...) hat schlicht den niedergelassenen Ärzten den Krieg erklärt. Nebenbei auch den Kassen, aber denen allerdings nur ein bisschen. Die geballte ministeriale Wut trifft die Ärzteschaft – das sind die schwächsten Glieder der Kette, da uneins, zerstritten und zumeist politisch desinteressiert.
Fassen wir zusammen, was gerade passiert: die Enteignung der niedergelassenen Ärzte als mittelständische Unternehmer ist angepeilt. Nicht nur, dass Praxen unverkäuflich werden (viele ältere Kollegen finden z. B. in Großstädten keinen Nachfolger mehr) – damit ist auch die Altersvorsorge, die vor Jahren geplant wurde, dahin. Hier zeichnet sich – kein Witz – die Altersarmut vieler niedergelassener Ärzte ab, die sich ihr Leben lang für andere aufgeopfert haben.
Quelle: Dipl.-pol. Ekkehard Ruebsam-Simon
http://www.nai-ev.de/aktuelles/kommentare/2005/Kommentar11-2005.pdf
+++ "Wir brauchen einen neuen Ansatz" +++
Den Mut, in der Gesundheitspolitik die ausgetretenen Pfade zu verlassen, hat der Präsident des Industrie- und Handelskammertages (DIHK) Ludwig Georg Braun gefordert.
Braun regt an, den gesetzlichen Leistungskatalog konkret zu definieren. Die Behandlung von Patienten mit so genannten Bagatellerkrankungen soll darin kaum noch auftauchen. Kassen und Leistungserbringern würde Braun strikten Wettbewerb verschreiben.
Die KVen sollen dabei die Ärzte nur in Vertragsverhandlungen vertreten, die Qualität der Versorgung soll aber durch die Krankenkassen kontrolliert werden.
"Niedergelassene Haus- und Fachärzte müssen sich ebenso wie Kliniken der Frage stellen, ob die Qualität bei ihnen stimmt", sagt Braun.
Quelle: Ärzte Zeitung 23.11.2005
+++ Vier Gesundheitsminister im neuen Kabinett Merkel +++
Die erste Bundeskanzlerin von Deutschland heißt Angela Merkel. Der Bundestag wählte die 51-Jährige gestern mit 397 Stimmen. Noch am selben Tag ernannte Merkel ihr Kabinett.
Gesundheitspolitische Kompetenz repräsentieren darin Franz Müntefering, Ursula von der Leyen, Horst Seehofer und Ulla Schmidt. Alle vier haben auf Landes- oder Bundesebene als Gesundheitsminister gearbeitet.
Quelle: Ärzte Zeitung 23.11.2005
+++ Umfrage: Gesundheitsreform hat nichts verändert +++Über 14.500 Personen beteiligen sich an Online-Befragung / Viele rechnen mit weiteren Leistungskürzungen
Nur zwölf Prozent geben an, von den versprochenen Beitragssenkungen profitiert zu haben. Für 18 Prozent haben sich die Beiträge sogar erhöht, so das Ergebnis einer Umfrage der Münchner eCircle AG.
Für die Entwicklung der medizinischen Versorgung sieht die Mehrheit schwarz: Mehr als 77 Prozent glauben, dass die Leistungen bei steigenden Beiträgen weiter gekürzt werden.
Quelle: Ärzte Zeitung 23.11.2005
+++ Neues Honorarsystem soll ohne Ärzte entwickelt werden +++
Trotz massiver Kritik von Ärzten, PKV-Vertretern und Union hält Gesundheitsministerin Ulla Schmidt an ihrem Plan fest, die ärztlichen Honorarsysteme anzugleichen. Ein wissenschaftliches Institut soll Anfang des Jahres 2006 ein neues Vergütungssystem entwickeln.
Mit der Institutslösung werden Befürchtungen von KBV-Chef Dr. Andreas Köhler wahr, ärztlichen Sachverstand bei der Entwicklung eines neuen Honorarsystems auszuklammern.
BÄK-Präsident Jörg-Dietrich Hoppe wies darauf hin, dass Ärzte nicht verpflichtet werden könnten, zu gesetzlich festgelegten Honoraren zu behandeln.
Quelle: Ärzte Zeitung 24.11.2005
+++ Genossenschaften werben für Kostenerstattung +++
In einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel hat der Bundesverband der Ärztegenossenschaften (BVÄG) vor einer zunehmenden staatlichen Regulierung im Gesundheitswesen gewarnt. Die Genossenschaften werben für die Kostenerstattung.
Quelle: Ärzte Zeitung 24.11.2005
+++ "Die falsche Medizin fürs System" +++
BÄK-Präsident und KBV-Chef kritisieren Schmidts Instituts-Plan für Honorarfrage
Mit heftiger Kritik haben die Spitzen der verfassten Ärzteschaft den Vorschlag von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt zurückgewiesen, einem wissenschaftlichen Institut die Neuordnung der ärztlichen Vergütungssysteme zu überlassen.
"Einheitsmedizin, Einheitsversicherung, Einheitsvergütung - das ist die falsche Medizin für unser Gesundheitswesen", sagte Bundesärztekammerpräsident Professor Jörg-Dietrich Hoppe.
Dieser staatsmedizinische Ansatz demontiere das Gesundheitswesen und zementiere den Ärztemangel. "Mit einem Institut für einheitsmedizinische Vergütung wird der Weg beschritten in die sozialromantische Einebnung einer defizitären Staatsmedizin", so Hoppe.
Auch der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Dr. Andreas Köhler warnte davor, die Arbeit des Bewertungsausschusses am vertragsärztlichen Honorarsystem einem Institut zu übertragen.
Die Arbeit des Bewertungsausschusses sei prinzipiell erfolgreich. Allerdings könne auch dieser Ausschuss natürlich nicht das Grundproblem lösen, dass für die ambulante Versorgung zu wenig Geld zur Verfügung stehe, sagte Köhler.
Quelle: Ärzte Zeitung 25.11.2005
+++ Schmidt streitet mit Hoppe über Gerechtigkeit +++
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt hat ihren Plan zur Angleichung der Arzthonorare erneut verteidigt.
Im ZDF sagte Schmidt, die unterschiedlich hohe Vergütung gleicher Leistungen sei ungerecht, weil gesetzlich Versicherte dadurch längere Wartezeiten in Kauf nehmen müssten.
Schmidts Gerechtigkeitsargument zieht nach Meinung von BÄK-Präsident Jörg-Dietrich Hoppe nicht. "Wartezeiten für Kassenpatienten sind doch vor allem dadurch bedingt, dass die Budgets der Ärzte und Krankenhäuser schon längst nicht mehr ausreichen", sagte Hoppe.
Viele Ärzte würden ihre Patienten am Ende eines Quartals kostenlos behandeln oder versuchen, nicht notwendige Behandlungen aufs nächste Quartal zu verlegen. "Die Unterversorgung ist staatlich verursachte Zweiklassenmedizin, mit vermeintlich privilegierter Medizin für Privatpatienten hat das nichts zu tun", so Hoppe.
Ärztliche Leistungen in der GOÄ seien "zum großen Teil" sogar völlig unterbewertet und entsprächen schon längst nicht mehr dem aktuellen Stand der Medizin.
Quelle: Ärzte Zeitung 25.11.2005
+++ Rendsburger Ärztin droht kein Zulassungsentzug +++
Die KV Schleswig-Holstein bezeichnete den Antrag des Ersatzkassenverbandes (VdAK) auf Entzug der Zulassung für die Dauer von zwölf Monaten als "völlig unrealistisch".
Die Orthopädin hatte, wie berichtet, mit einem Aushang ("Warum kommt man für 30 Euro gleich dran?") in ihrer Praxis für Aufsehen gesorgt, weil Patienten einen Passus darauf als "Sofortbehandlung gegen Barzahlung" interpretiert hatten.
KV-Chef Dr. Klaus Bittmann sieht keinen Grund für eine Sanktion, weil die Ärztin den Aushang sofort wieder entfernt hatte. Der Antrag des VdAK habe "überhaupt keine Relevanz".
Quelle: Ärzte Zeitung 25.11.2005
+++ Freie Ärzteschaft "Dienst nach Vorschrift: Mittwochs sind die Praxen zu" +++
Die Freie Ärzteschaft ruft Sie auf: Beteiligen Sie sich an der Dezember-Aktion
"Dienst nach Vorschrift: Mittwochs sind die Praxen zu".
Wir erfüllen damit den Auftrag des Sozialgesetzbuches (ausreichende Behandlung) und berücksichtigen auch die unsinnigen Vorwürfe der Politik, wir würden zu viele unnötige Leistungen erbringen. Das sei der Grund für die sinkende Vergütung.
Zukünftig wollen wir uns strikt an die gesetzlichen Einschränkungen halten. Gratis-Leistungen werden wir nicht mehr erbringen, das heißt Leistungen, die unser Kassenbudget überschreiten. Mittwochs werden wir uns dem Abarbeiten der Kassenbürokratie widmen, uns fortbilden und mit anderen Praxen darüber diskutieren, wie wir den immer neuen Zumutungen dieser Regierung begegnen. Für echte Notfälle gibt es eine Vertretung.
Download von Plakaten etc.: http://www.freie-aerzteschaft.de/content/articles/1021/1022/index.html?catid=1022&artid=40312&topid=1021&nosum=1
+++ Bundesärztekammerpräsident Hoppe attackiert Ulla Schmidt +++Im Streit um die unterschiedliche Behandlung von Kassen- und Privatpatienten bekräftigt die Ärzteschaft ihre Vorwürfe gegen die Bundesregierung. Bundesärztekammer-Präsident Jörg-Dietrich Hoppe warf den Politikern am Samstag vor, für die unterschiedliche Behandlung verantwortlich zu sein.
Zu den Vorwürfen, Kassenpatienten würden etwa bei Terminen für Operationen benachteiligt, sagte Hoppe in der "Berliner Zeitung", man dürfe nicht Ursache und Wirkung verdrehen. Mit Privatpatienten müssten Ärzte nur einen Termin ausmachen, bei gesetzlich Versicherten reiche dies nicht aus.
"Hier geht es nicht nur darum, wann der nächste Termin verfügbar ist, sondern auch, ob dass von der Politik für Kassenpatienten vorgegebene Budget ausgeschöpft ist", erläuterte Hoppe. Sei das Budget ausgeschöpft, würden planbare Eingriffe bei Kassenpatienten auf später verschoben, erläuterte Hoppe.
Quelle Ärzte Zeitung 28.11.2005
+++ Protest gegen dramatische Honorarverluste +++
Rund 1000 niedergelassene Ärzte und ihre Helferinnen aus allen Teilen Brandenburgs haben sich am Freitag zu einer Protestveranstaltung in Potsdam versammelt. Die Ärzte haben unmissverständlich ihre Wut über die sich verschärfende Unterfinanzierung der ambulanten Medizin in Brandenburg zum Ausdruck gebracht.
Quelle: Ärzte Zeitung 28.11.2005
+++ Wettbewerb bedeutet Unterschiede, auch bei der Qualität +++
Nur einmal wurde es richtig spannend bei "Sabine Christiansen" am Sonntagabend: Wettbewerb, den ja alle, die Politik, die Krankenkassen und die Gesundheitsökonomen so gerne im Munde führen, - dieser "Wettbewerb bedeutet Unterschiede, das ist nämlich das Merkmal des Wettbewerbs".
Der Präsident der Bundesärztekammer Professor Jörg Dietrich Hoppe, in dieser Frage durchaus einig mit dem Pharma-Unternehmer Patrick Schwarz-Schütte, macht auf einen fundamentalen Irrtum von Ulla Schmidts Wettbewerbs- und Gleichheits-Ideologie aufmerksam, nämlich dass Konkurrenz Unterschiede nicht nur beim Service, sondern auch bei Qualität und Preisen bedeutet.
Die Moderatorin erkennt nicht den Widerspruch zwischen Hoppes Hinweis und Einwand und der Schmidtschen Gerechtigkeitspolitik und würgt jede tiefergehende Diskussion ab.
Quelle: Helmut Laschet. Ärzte Zeitung 29.11.2005
+++ Spar-Operation statt einer Finanzreform? +++
Wenn sich Union und SPD nicht auf eine Finanzreform bis Mitte 2006 einigen, müssen sich Ärzte und Patienten auf neue Spar-Operationen am bestehenden System einrichten.
Das kündigte der SPD-Gesundheitsexperte Professor Karl Lauterbach auf dem Health-Kongress gestern in Berlin an.
Grund für das vorläufige Scheitern der Koalitionsgespräche im Punkt Gesundheit sei die Weigerung der Union gewesen, die Pflichtversicherungsgrenze anzuheben.
Quelle: Ärzte Zeitung 29.11.05
+++ 1,8 Milliarden Euro kostet Verwaltung des DMP-Diabetes +++
Nicht nur Ärzte, auch einige Kassen beurteilen Disease-Management-Programme kritisch. Etwa 300 Euro geben Kassen jährlich für jeden DMP-Versicherten an Verwaltungskosten aus. Das sind dreimal mehr als Ärzte zusätzlich für Leistungen erhalten.
Die DMP seien mit einer "gigantischen Bürokratie" verbunden, kritisierte Uwe Seybold, Vorstand der Energie-BKK aus Hannover.
Quelle Ärzte Zeitung 29.11.2005
+++ Hessens Ärzte sind sauer: "Es brennt im System" +++
Hessens Ärzte sind sauer auf die Sozialministerin Silke Lautenschläger. Die CDU-Politikerin hatte auf der Delegiertenversammlung in Bad Nauheim den Ärzten vorgeworfen, sie würden das Gesundheitswesen schlechtreden.
Aufgebracht wiesen die Kollegen die Vorwürfe zurück.
"Verantwortlich dafür sind die miserablen Bedingungen, unter denen Ärzte arbeiten müssen", sagte Kammerchefin Dr. Ursula Stüwe. Ein Zeichen für die miserable Lage seien die Demos von Klinikärzten und die Streikaktionen von Niedergelassenen. Stüwe: "Wenn Ärzte auf die Straße gehen, dann brennt es im System."
Quelle Ärzte Zeitung 29.11.2005
+++ 2000 Charité-Ärzte sind seit gestern im Streik +++
Klare Arbeitszeitregelung und bessere Bezahlung gefordert
"Einen Streik von dieser Güte und Quantität gab es bisher noch nicht", sagt der Hauptgeschäftsführer des Marburger Bundes (MB) Deutschland Armin Ehl. Notfall- und stationäre Versorgung werden weitergeführt, planbare und nicht dringende Eingriffe jedoch verschoben.
Auf dem Weg "vom Leuchtturm zur Grabkerze" sieht der Chirurg Olaf Guckelberger von der Ärzteinitiative der Charité die Berliner Uniklinik. mb-Landeschef Albrecht sagt, die Situation an der Charité habe sich kontinuierlich verschlechtert. Die Fallpauschalen hätten enorme Arbeitsverdichtung bei gleichzeitigem "Ausdünnen" des Personals gebracht. Der Haushalt werde dauerhaft mit unbezahlten Arzt-Überstunden geplant.
Unterstützung signalisierten die Ärztekammer Berlin und der Hartmannbund.
Quelle: Ärzte Zeitung 29.11.2005
+++ Marburger Bund ruft zu Warnstreiks am Freitag auf +++
Mit einem Protestmarsch zum Bundeskanzleramt geht heute der Ärztestreik an der größten deutschen Uniklinik, der Charité in Berlin, weiter. Zum Abschluss der Streikwoche am Freitag hat der Marburger Bund (mb) zu Warnstreiks an allen deutschen Universitätskliniken aufgerufen.
Quelle: Ärzte Zeitung 30.11.2005
++++ Privatversicherer++++
+++ Ahrens: Ärzte dürfen Privatpatienten nicht vorziehen +++
Die AOK hat die Ärzte erneut aufgefordert, gesetzlich und privat versicherte Patienten gleich zu behandeln
(28.11.05) Quelle: http://www.aok-bv.de/
+++ „Dolchstoß“ für Niedergelassene +++
Eine Absenkung der Gebührensätze für Privatpatienten verschärfe die Situation der niedergelassenen Ärzte, da diese dann keine Rücklagen mehr bilden könnten, argumentiert der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. med. Andreas Köhler. Schon jetzt seien von 100.000 Praxisinhabern 30.000 nicht in der Lage, Geld zurückzulegen. Die Absicht, ambulante und stationäre Leistungen an den Schnittstellen gleich zu vergüten, begrüßt Köhler jedoch: „Das kann nur heißen, dass wir endlich feste Preise für solche Leistungen bekommen.“
Der NAV-Virchow-Bund spricht im Zusammenhang mit der geplanten Absenkung der Honorare von einem „Dolchstoß für die ambulante Medizin“. Der Deutsche Hausärzteverband kündigt ebenso wie der Hartmannbund an, sich gegen eine Absenkung der GOÄ-Sätze „entschieden zur Wehr zu setzen“.
Aus: Rabbata, Samir; Rieser, Sabine; Stüwe, Heinz
Koalitionsvereinbarung: Alter Kurs, neues Tempo
Deutsches Ärzteblatt 102, Ausgabe 47 vom 25.11.2005, Seite A-3221
++++ Rechtliches++++
+++ Entgegen der Rechtsprechung des 6. Senats des Bundessozialgerichts besteht ein Rechtsanspruch des einzelnen Arztes und Zahnarztes auf eine angemessene Vergütung seiner vertrags(zahn)ärztlichen Tätigkeit +++Quelle: Helge Sodan: Die gesetzliche Krankenversicherung nach dem GKV-Modernisierungsgesetz. GesundheitsRecht 3. Jahrgang, Heft 8/2004, 305-310, Internet, in Auszügen http://www.arzt-in-europa.de/pages/2005HS_ZehnThesen.html
+++ Expertenwissen – nicht immer der Maßstab +++
Im Ergebnis ist dieses Urteil ein guter Beleg dafür, dass gerade der besondere Experte sich selbst eingehend prüfen muss, damit er nicht das, was ihm nach seinem überlegenen Expertenwissen als wünschenswert erscheint, zum allgemein gültigen Maßstab erhebt.
Quelle: Dr. Rudolf Ratzel. Frauenarzt 46 (2005) Nr. 11, 964
++++ Praxismanagement++++
+++ Achtung BAO-Mitglieder: Integrierte Verträge! +++
Einige Krankenkassen - so u. a. die Techniker Krankenkasse - bieten immer wieder Operateuren IV-Verträge zu Dumping-Preisen an, obwohl sie inhaltlich gleiche Verträge mit anderen Operateuren auf DRG-Basis abgeschlossen haben. Der BAO koordiniert deshalb ab sofort diese Aktivitäten: Direkte Ansprechpartner sind die BAO-Präsidiumsmitglieder Dr. Andreas Bartels (Tel. 06131-223315) und Dr. Claus Möller (Tel. 040-4328580), die selber reichlich Erfahrung mit IV-Verträgen haben.
MAO-Geschäftsführer Prof. Brökelmann
+++ Befristung für ältere Arbeitnehmer unzulässig +++
Arbeitnehmer über 52 Jahren können nicht mehr generell ohne einen ausreichenden Grund befristet eingestellt werden. In ihrer allgemeinen Form verstößt diese Regelung des Hartz I-Gesetzes gegen den Gleichheitsgrundsatz, urteilte am Dienstag der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg. Danach kann Deutschland die Regelung aber nachbessern.
Urteil des Europäischen Gerichtshofs, Aktenzeichen C-144/04
Quelle: Ärzte Zeitung 23.11.2005
+++ Befunde über Internet direkt in die Karteikarte des Kollegen +++
Ein neues, ganz einfaches System für den Informationsaustausch unter Kollegen hat TurboMed, einer der führenden Praxis-EDV-Anbieter, entwickelt. Für das System hat TurboMed jetzt ein Gütesiegel des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein bekommen - und damit eine Diskussion über die Online-Anbindung von Arztpraxen ausgelöst.
Quelle: Ärzte Zeitung 24.11.2005
+++ Überleben trotz EBM: Reduzieren auf das Optimum! +++
...(Das) heißt: Weniger arbeiten, weniger Patienten, weniger Umsatz - aber eine deutlich höhere Rendite. In der Beschränkung zeigt sich der EBM-Meister. War früher selbst der Hausarzt ohne Labor und Apparate nicht lebensfähig, so schleppt er sie heute eher als Service durch.
Wer seit April 2005 einen Patienten zweimal im Quartal sieht, ein paar Zeilen schreibt und ansonsten hörbereit ist, erlöst mehr, als der Radiologe mit millionenschwerem Gerät für eine Computer-Tomographie. Wer in den technikarmen Bereichen des neuen EBM das Richtige zusammenstöpselt und das Überflüssige weglässt, kann die Welt ordentlich dotiert und nach frühem Feierabend erleben.
Quelle: Ludger Beyerle, Ärzte Zeitung 24.11.2005
+++ Belegkrankenhäuser/Belegärzte: Existenzielle Sorgen +++
Die Belegärzte, die Belegkliniken und Belegabteilungen von Akutkrankenhäusern sehen sich existenziell bedroht. Namentlich der Bundesverband Deutscher Privatkrankenanstalten e.V. und der Bundesverband der Belegärzte e.V. beklagen gravierende wirtschaftliche Einbußen der Belegärzte und Belegkliniken infolge der neuerlichen Änderungen im EBM 2000plus und als Folgewirkungen der Fallpauschalenkataloge der Jahre 2005 und 2006.
Quelle: H. Clade, Deutsches Ärzteblatt 102, Ausgabe 47 vom 25.11.2005, Seite A-3230
++++ Europa ++++
+++ Künstliche Gelenke für Übergewichtige? Nein! +++
Entscheidung einer lokalen Gesundheitsverwaltung löst in Großbritannien heftige Debatte über Rationierung aus
Quelle: Ärzte Zeitung 25.11.2005
+++ Mehr als die Hälfte der französischen Erwachsenen rauchen, trinken oder sind übergewichtig. Das geht aus einer Untersuchung des nationalen Statistikinstituts hervor.
Quelle: Ärzte Zeitung 23.11.2005
++++ Allgemeines ++++
+++ Kohlendioxid - Höchststand seit 650.000 Jahren +++
Die Konzentration des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre hat den höchsten Stand der vergangenen 650.000 Jahre erreicht.
Das hat die Analyse eines Eisbohrkerns aus der Antarktis ergeben, wie ein internationales Forscherteam im Fachjournal "Science" (310, 2005, 1313) berichtet.
Die noch steigende CO2-Konzentration liege heute bereits um 27 Prozent über dem höchsten aufgezeichneten Stand während der vergangenen 650.000 Jahre, erläuterte Professor Thomas Stocker von der Universität Bern.
Die Forschungen im Rahmen europäischen Eisbohrkernprojekts EPICA haben den Angaben zufolge einen engen Zusammenhang zwischen Klima und Treibhausgasen in der Vergangenheit ergeben.
Quelle: Ärzte Zeitung 28.11.2005
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Jost Brökelmann
Bundesverband für Ambulantes Operieren - BAO
Managementgesellschaft Ambulantes Operieren – MAO
Sterntorbrücke 1, D-53111 Bonn
Tel.: 0228-692423
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