30.08.2010: BAO-Newsletter

BAO-Newsletter; Nr. 09/10, vom 30. August 2010
Nachrichten für Ambulante Operateure und Anästhesisten

Inhalt:
Mitteilungen des Präsidiums
Kommentierte Nachrichten
Nachrichten
Termine

Mitteilungen des Präsidiums

Ambulantes Operieren: Die Budgetierung einer besonders förderungswürdigen Leistung ist widersinnig!
Gemeinsame Pressemitteilung des Bundesverbandes für Ambulantes Operieren e.V. (BAO), Berufsverbandes Niedergelassener Chirurgen (BNC), Berufsverbandes Deutscher Chirurgen (BDC), Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten (BDA) und des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU)

Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) plant, die Vergütung für das Ambulante Operieren in Deutschland erneut zu budgetieren. Die unterzeichnenden kooperierenden Berufsverbände von Operateuren und Anästhesisten protestieren nachdrücklich gegen diese geplante Maßnahme. Das Ambulante Operieren wurde im Honorarverteilungssystem als besonders förderungswürdige Leistung eingestuft und wird deshalb seit 2009 außerhalb der morbiditätsbezogenen Gesamtvergütung ohne Mengenbegrenzung vergütet.
BNC-Präsident Dr. Dieter Haack erklärte hierzu: "Die aus schlichtem Sparzwang angedachte Budgetierung einer besonders förderungswürdigen Leistung ist schon vom Grundsatz her widersinnig - jede Budgetierung wird die Unterfinanzierung des Ambulanten Operierens weiter verschärfen und damit dazu führen, dass weniger Operationen ambulant durchgeführt werden." Und BAO-Präsident Dr. Axel Neumann ergänzte: "Wir halten eine derartige politische Strategie für sehr kurzsichtig - der BAO hat im April 2010 das Gutachten des Bayreuther Gesundheitsökonomen Professor Peter Oberender zu den wirtschaftlichen Vorteilen des Ambulanten Operierens in Deutschland vorgelegt und damit bewiesen, dass durch Verlagerung von Operationen vom stationären in den ambulanten Sektor Millionenbeträge eingespart werden könnten. Eine Budgetierung würde das Prinzip 'Ambulant vor Stationär' und das gemeinsame Bemühen von Ärzten und Krankenkassen konterkarieren, das Ambulante Operieren auszuweiten und zu fördern."
Die Verbände fordern das BMG auf, statt der geplanten Budgetierung das Ambulante Operieren auch bei Vertragsärzten durch kreative politische Steuerungsmaßnahmen zu unterstützen. Ziel muss eine Leistungszunahme im ambulanten Sektor sein. Die Verbände protestieren darüber hinaus gegen absehbare einseitige Honorarbegrenzungen auf Seiten der Vertragsärzte: "Hierdurch würde eine Ungleichbehandlung im Vergleich zum Ambulanten Operieren im Krankenhaus geschaffen, die dem Gedanken und den Inhalten des Paragraphen 115 b SGB V widerspricht", warnte Neumann.
s. auch http://www.operieren.de/content/e3472/e7507/e27086/

Kommentierte Nachrichten

Statistik Ambulante Operationen Krankenhaus
Ambulante Operationen im Krankenhaus bei Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung, Leistungsfälle (Anzahl)
Gliederungsmerkmale: Jahre, Geschlecht, Kassenart, Versichertengruppe
Die Tabelle bezieht sich auf:
Geschlecht: Beide Geschlechter, Kassenart: Gesetzliche Krankenkassen insgesamt

Jahr (absteigend)
             
Versichertengruppen
1996
2000
2005
2006
2007
2008
GKV-Versicherte insgesamt (GKV)
117.776
258.918
1.019.329
1.145.694
1.324.359
1.340.766

Quelle: http://www.gbe-bund.de/oowa921-install/servlet/oowa/aw92/dboowasys921.xwdevkit/xwd_init?gbe.isgbetol/xs_start_neu/&p_aid=3&p_aid=78246742&nummer=295&p_sprache=D&p_indsp=-&p_aid=10680554

Kommentar:

Die Anzahl der ambulanten Operationen in Krankenhäusern liegt mit 1,758,305 Operationen um 24% höher (gleiche Quelle), vermutlich wegen Operationen in 2 Körpergebieten an den gleichen Patienten. Deshalb sollten in Statistiken nicht die Anzahl der Operationen ausgewertet werden, sondern die Operations- bzw. Leistungsfälle.
Für Ambulante Operationen in Praxen (GKV-Bereich) hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) leider seit 2005, d.h. seit Einführung des neuen EBM, keine Operationszahlen veröffentlicht. Der BAO hat die KBV wiederholt um Angabe der Operationsfälle gebeten.
J.B.

Drei tote Säuglinge in Mainz - Uniklinik sucht das Leck (Ärzte Zeitung 24.08.2010)
In der Mainzer Universitätsklinik starben drei Frühgeborene, die mit Infusionen behandelt wurden, die u. a. Enterobakterien der natürlichen Darmflora des Menschen enthalten. Ob es verunreinigte Infusionsschläuche oder die Infusionslösung selbst waren, wird zurzeit ermittelt. Der Direktor der Uniklinik Professor Norbert Pfeiffer hat darauf hingewiesen, dass dieser Vorfall nichts mit der allgemeinen Diskussion um Krankenhaushygiene zu tun hat. Die derzeitigen Ereignisse müsse man vollständig von den Hospitalinfektionen (nosokomiale Infektionen) trennen.
Kommentar: Das Ereignis selber ist eine Tragödie, die Reaktion darauf macht depressiv.
Dem Direktor der Klinik ist voll zuzustimmen und auch die Reaktionen der sonstigen Ärzteschaft (z. B. des Marburger Bundes) waren angemessen. Da die Ursache nicht klar war, warnten sie vor einer voreiligen Reaktion und ermahnten, Maßnahmen auf deren Wirksamkeit hin zu analysieren. Derzeit sieht es am ehesten nach einem Unfall durch eine zerbrochene Infusion aus.
Nur zahlreiche "Parteien" wussten sofort woran es lag und hatten schon die Lösung parat: Die DKG forderte mehr Personal, Ka-Lau, der Mann mit der Fliege, forderte mehr Kontrollen und der Gesetzgeber fühlte sich sofort genötigt, Aktivitäten der Verordnungsgebers anzukündigen. Was müssen die Politiker für eine Angst vor Vorwürfen haben, nicht sofort reagiert zu haben! Alle nach dem Motto: Wenn ich einen Hammer besitze, dann muss doch jedes Problem irgendwie ein Nagel sein. Allein: Um die Patienten und deren Angehörige haben sich wohl nur die Ärzte Gedanken gemacht. Das ist eben unser Beruf - für viele unsere Berufung – und deshalb haben wir in der Bevölkerung immer noch ein viel höheres Ansehen als all die anderen erwähnten Gruppen.
Eines kann man aber auch daraus lernen: Hygienemanagement - Qualitätsmanagement überhaupt mit Reflexion, Festlegung und Kontrollen unserer Arbeitsabläufe ist unabdingbar. Und wir müssen dies im Zweifel belegen können. (Das wird in Mainz sicher alles korrekt gegeben sein.) Sonst müssen wir uns wir im Fall einer Tragödie nicht nur um die Patienten kümmern, sondern auch noch um die eigene Existenz fürchten.
Die oben genannte Äußerung zeigt aber ein weiteres: Nun können alle prima über die toten Säuglinge diskutieren, dann darauf verweisen, dass dieses mit Hospitalismus tatsächlich nichts zu tun hat. Aber genau daran sterben jeden Tag 55 Patienten und der Gesetzgeber tut nichts: deprimierend.
J.H.

Gute Hygiene in Hamburger Arztpraxen (Ärzteblatt 6.08.2010)
Die Ärztekammer Hamburg (ÄKHH) weist darauf hin, dass die Hygienesituation in Hamburger Praxen sich seit der letzten Überprüfung in 2005 wesentlich verbessert habe. Jetzt seinen nur in vier Fällen Mängel, die durch ein nicht geeignetes Arbeitsverfahren entstanden, gefunden worden. Bei einem Drittel der besuchten Praxen seien es überwiegend formale Mängel gewesen.
Kommentar: Aber auch diese formalen Dinge müssen wir noch bearbeiten, wie oben angemerkt. QM und Hygiene sind hier die Stichworte. Sehen Sie, die Mitglieder des BAO, sich hier schon gut aufgestellt, oder würden Sie sich vom BAO noch Unterstützung, z. B. auf den Kongressen etc. wünschen?
J.H.

zum Thema Hygiene siehe auch die nachfolgende Pressemitteilung des Berufsverbandes Niedergelassener Chirurgen (BNC) vom 26.08.2010
Kaum Infektionen beim Ambulanten Operieren – Doch Berliner Sparpläne gefährden die Versorgung
Hamburg, 26. August 2010. Drei infolge von Krankenhausinfektionen gestorbene Säuglinge haben aktuell die Diskussion über Hygienestandards in deutschen Kliniken wieder aufleben lassen. Hunderttausende von Patienten infizieren sich jedes Jahr im Krankenhaus, teilweise mit tödlichem Ausgang. Immer mehr Keime sind resistent gegen gängige Antibiotika, oft helfen nur Kombinationen mehrerer Antibiotika. Im Zusammenhang mit ambulanten Operationen bei niedergelassenen Operateuren hingegen treten kaum Infektionen auf, wie der Berufsverband Niedergelassener Chirurgen (BNC) betont: "Die Infektionsraten beim Ambulanten Operieren gehen gegen Null", sagte BNC-Präsident Dr. Dieter Haack mit Blick auf die jüngste Diskussion.
Obwohl Patienten beim Ambulanten Operieren keinen gefährlichen Krankenhauskeimen ausgesetzt sind, nach ihrer Operation schneller genesen, weniger Schmerzen haben und rascher wieder arbeitsfähig sind, will die Bundesregierung die Zahl ambulanter Eingriffe in 2011 begrenzen: Während das Ambulante Operieren bislang nicht budgetiert wurde, sieht der aktuelle Gesetzentwurf zur Gesundheitsreform enge Budgets auch für das Ambulante Operieren bei niedergelassenen Operateuren vor. Haack kritisierte: "Eigentlich will man seit Jahren Geld einsparen, indem man Operationen vom Krankenhaus in den ambulanten Bereich verlagert. Dieser Grundsatz wurde im Gesetzentwurf völlig in den Hintergrund gedrängt. Scheinbar will die Bundesregierung nicht auf sinnvolle Weise Kosten senken, sondern lieber rasenmäherartig auf allen Gebieten kürzen – selbst wenn die jeweilige Leistung die Kosten senkt und im Interesse des Patienten ist."
Die hervorragende Qualität ambulanter Operationen kommen nicht von ungefähr: "Niedergelassene Operateure erbringen alle Eingriffe mit Facharztstandard. Sie unterliegen strengen Qualitätskontrollen und Hygienevorschriften, regelmäßige Begehungen durch Gesundheitsämter oder Gesundheitsbehörden sind die Regel. Außerdem überprüfen die Kassenärztlichen Vereinigungen bzw. Krankenkassen und Berufsgenossenschaften regelmäßig die operativen Ergebnisse in den Operationseinrichtungen", erinnerte Haack.

Wahltarife: PKV sieht sich bestätigt (Schütze-Brief 12.08.2010 Nr. 61/2010, 11-12)
Die Techniker Krankenkasse (TK) hat kürzlich entschieden, ihren Wahltarif "TK Privat" zum Jahreswechsel zu schließen, weil er sich finanziell nicht trägt. Diese Tatsache bekräftigt die Grundhaltung der Privaten Krankenversicherung (PKV): "Wahl- und Zusatztarife haben in einer staatlich subventionierten Sozialversicherung nichts zu suchen, sie sind ein ordnungspolitischer und versicherungstechnischer Irrtum", so PKV-Verbandsdirektor Dr. Volker Leienbach. Bedenklich sei außerdem, dass - wie geschehen - Wahltarife der gesetzlichen Kassen bei Unterkalkulation jederzeit geschlossen werden können.
Kommentar: Auch als politisch noch so interessierter Arzt kann man gar nicht allen Wahnsinn im Auge behalten:
Bislang hatte ich das so verstanden: Das Sozialversicherungssystem gibt der Bevölkerung keine Sicherheit. Dort kann der Verordnungsgeber jederzeit die Leistungen reduzieren, es gibt keine Vertragstreue. Das gleiche gilt für die Beihilfe, bei der die Betroffenen der Willkür des Staates ausgeliefert sind. Im System der Privatversicherten dagegen gilt das Bürgerliche Gesetzbuch, d. h. ein Vertrag muss erfüllt werden und kann nicht einseitig einfach reduziert werden (Nur die Beiträge sind nicht garantiert). Auch kann man nicht einfach rausfliegen, indem ein Tarif abgeschafft wird. Da sind die Zusatzversicherten einer GKV offenbar deutlich schlechter gestellt. Ein Systembruch bzw. eine Vermischung von Systemen. Ob das nach Europarecht überhaupt geht? Aber man kann ja nicht jede Rechtsnorm überprüfen lassen. J.H.

Nachrichten (zusammengefasst von Jost Brökelmann)

Gesetzliche Krankenversicherung

Köhler: Vertragsärzte brauchen ein komplett neues Honorarsystem (Ärzte Zeitung online 30.07.2010)
Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Dr. Andreas Köhler glaubt nicht an die Weiterentwicklung des heutigen Honorierungs- und Verteilungssystems. Das System sei immer komplexer geworden und würde wahrscheinlich in einem nächsten Schritt ins Chaos führen. Die heutigen Bemessungsgrundlagen wie Fallzahlen und -werte würden nichts über Behandlungsnotwendigkeiten und Praxisstrukturen aussagen.
Köhler forderte, zu einer planbaren, fairen und gerechten Vergütung der Vertragsärzte zurückzukommen. Ein Weg wäre, das Kostenerstattungssystem, das politisch zurzeit keine Mehrheit findet, einzuführen; zum anderen wären die Leistungen der Krankenkassen zu ändern, das heißt zu kürzen.

VV-Vorsitzende fordern Kurswechsel in der Honorarpolitik (Ärzteblatt 17.08.2010)
In der Vertreterversammlung (VV) forderten die Vorsitzenden von vier Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) einen schnellen Kurswechsel in der Honorarpolitik. Das Ergebnis der Honorarreform 2009 sei besonders in westdeutschen Ländern ein Desaster, so die Vorsitzenden in der "Frankfurter Erklärung". Die vertragsärztlichen Leistungen müssten adäquat und leistungsgerecht bezahlt werden, andernfalls würden Überlegungen zu einem Systemwechsel auf KV-Ebene "unverzichtbar" sein.

Neuer Vorstoß zur Kostenerstattung in der GKV (Ärzte Zeitung online 2.08.2010)
Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Daniel Bahr (FDP), hat sich für eine Kostenerstattung oder eine Patientenquittung zur Förderung der Transparenz im Gesundheitswesen ausgesprochen. Im Herbst solle ein entsprechender Gesetzesentwurf eingebracht werden. Zusätzlich plädierte Bahr für mehr Wettbewerb zwischen den Krankenkassen.

Ärzte sollen mehr Behandlungsquittungen ausstellen (Arzt & Wirtschaft 16.08.2010)
Der Chef der KBV Köhler schlägt vor, dass Patienten nach jeder Untersuchung eine Quittung erhalten. Bislang haben nur zwei Prozent der Versicherten solche Quittungen erbeten, die bislang nur auf Wunsch erstellt werden müssen. Über eine solche Quittung könnten Patienten erkennen, wie preisgünstig die ambulante Versorgung in der haus- oder fachärztlichen Praxis etwa im Vergleich zu einem Restaurantbesuch sei. Außerdem wäre dieses der Einstieg in das System der Kostenerstattung.

Verbraucherschützer für Patientenquittung (Ärzteblatt 2.08.2010)
Gerd Billen, Chef des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen und damit Deutschlands oberster Verbraucherschützer spricht sich dafür aus, dass Patienten nach einem Arztbesuch eine Quittung bekommen. Dadurch solle mehr Transparenz im Gesundheitswesen geschaffen werden.

AOK-Chef warnt vor Gesundheitsreform (Ärzteblatt 9.08.2010)
Der Chef des AOK-Bundesverbandes, Herbert Reichelt, hat die Bundesregierung davor gewarnt, die gesetzlichen Krankenkassen künftig dem Kartellrecht zu unterwerfen. Dieses könnte zu erheblichen Mehrkosten führen, die die Versicherten dann über höhere Zusatzbeiträge finanzieren müssten, so der AOK-Chef. Insbesondere sieht er eine Gefahr für die Rabattverträge der Kassen mit den Pharmaunternehmen.

Weg zur Klinik soll nicht länger als 20 Kilometer sein (Ärzte Zeitung online 3.08.2010)
Die neue nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) ist der Ansicht, dass niemand weiter als maximal 20 Kilometer zu einer Klinik haben sollte.
Bei einer Bettenstreichung, wie es der jetzige Krankenhausplan vorsieht, sollte geprüft werden, ob die Versorgung im stationären Sektor flächendeckend ist.

Fachärzte lehnen generelle Öffnung der Kliniken für ambulante Versorgung ab (Ärzte Zeitung online 10.08.2010)
In einem offenen Brief des Präsidenten der Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände (GFB), Dr. Siegfried Götte, an Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) reagierte die GFB auf ein von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) vorgelegtes Positionspapier. Die DKG hatte gefordert, künftig die Kliniken stärker in die ambulante Versorgung einzubinden.
Die GFB sieht allenfalls eine "bedarfsabhängige Öffnung einzelner Leistungsbereiche" als angemessen an. Die ambulante fachärztliche Versorgung sei nachweisbar die flexiblere und kostengünstigere Versorgungsvariante.
Die GFB sprach sich außerdem gegen Medizinische Versorgungszentren (MVZ) in den Händen von Kliniken aus, denn hier bestünde die Gefahr, dass "wirtschaftliche Interessen der Krankenhäuser in den Vordergrund gestellt werden und die fachliche Unabhängigkeit der im MVZ arbeitenden Ärzte gefährdet wird".

Fachärzte fordern finanzielle Unterstützung für die Weiterbildung (Ärzteblatt 6.08.2010)
Die Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände (GFB) hat darauf hingewiesen, dass in den kommenden Jahren ein dramatischer Rückgang der Fachärzte die medizinische Versorgung in Deutschland erschüttern könnte. Bis 2020 müssten insgesamt rund 50.000 Ärzte neu in die ambulante Versorgung kommen. Die GFB fordert daher Förderungsprogramme nicht nur für Hausärzte, sondern auch für Fachärzte. Außerdem müsste die Weiterbildung in Facharztpraxen unterstützt werden. Während die Kosten für die Weiterbildung im Krankenhaus in den DRG's enthalten seien, würden sie bei Facharztpraxen leider nicht berücksichtigt, so die GFB.

Allgemeinmediziner verdienen mehr als Fachärzte (Ärzteblatt 19.08.2010)
Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) haben die Hausärzte die Fachärzte im Jahreshonorar überholt. Ein Hausarzt hat im Jahr 2009 im Durchschnitt 206.000 Euro Honorar erhalten, ein Facharzt 203.000 Euro. Nach Abzug der Kosten lag der Ertrag einer Praxis bei Hausärzten bei mehr als 100.000 Euro, bei Fachärzten unter 100.000 Euro.

Ärztemangel: Flexible Ärzte, flexible Zentren (Dtsch Arztebl 2010; 107(31-32): A-1499 / B-1331 / C-1311, Helming, Hans-Joachim)
Die KV Brandenburg (KVBB) hat zusammen mit der dortigen AOK eine Arbeitsgemeinschaft "Innovative Gesundheitsversorgung in Brandenburg (IGiB)" gegründet, um Lösungen für den Arztmangel auf dem Lande zu finden.
Dr. Hans-Joachim Helming, Vorstand der KVBB, schlägt vor, dass fachübergreifende ärztliche Kooperationszentren (FÄKZ) die ambulante mit der stationären Grundversorgung verzahnen könnten. Fachärzte sollten bei der Grundversorgung flexibel eingesetzt werden, z. B. nur an einzelnen Tagen.
Die Einrichtung eines solchen Zentrums würde Kooperationspartner auf politischer Seite erfordern. Insbesondere bedürfe es neuartiger vertraglicher Strukturen mit den Krankenkassen, die im Kollektivvertragssystem nicht abgebildet werden können.

Privatversicherer

Privater Krankenversicherer forciert das Ambulante Operieren in Praxiskliniken (Ärzte Zeitung online 3.08.2010)
Die Hallesche Krankenversicherung hat einen Rahmenvertrag mit der Deutschen Praxisklinikgesellschaft, der 30 Praxiskliniken bundesweit angeschlossen sind, unterschrieben. Wenn sich Versicherte wegen der Kostenzusage für eine stationäre Operation an die Hallesche wenden, will das Unternehmen anhand der Angaben des Haus- oder Facharztes prüfen, ob der Eingriff auch ambulant in einer Praxisklinik stattfinden kann. Die Hallesche empfiehlt dieses dann den Versicherten. Die Hallesche Krankenversicherung verweist darauf, dass stationäre Eingriffe im Durchschnitt 1.600 Euro teurer sind als ambulante.

Erstmals mehr private als öffentliche Kliniken (kma Newsletter 18.08.2010)
Das Statistische Bundesamt veröffentlichte, dass im Jahre 2009 die Zahl der privaten Kliniken 663 betrüge gegenüber 649 in öffentlicher Trägerschaft. Weitere 768 Kliniken seien frei gemeinnützige Einrichtungen. Über die Hälfte der Krankenhausbetten stünden jedoch in öffentlichen Krankenhäusern, nur 16,6 % in privaten zur Verfügung.

Rechtliches

Berliner Ärzte müssen IV-Verträge nicht offen legen (Ärzte Zeitung online 11.08.2010)
Das Sozialgericht Berlin hat, ebenso wie zuvor der Berliner Senat, entschieden, dass Berliner Vertragsärzte separate Verträge zur Integrierten Versorgung (IV) mit Krankenkassen nicht der KV offen legen müssen. Die KV Berlin wiederum will jetzt gegen diese Entscheidung vorgehen, denn sie befürchtet, dass durch solche Verträge Zuweiserprämien vereinbart würden. Deshalb sei die KV Berlin für eine Offenlegungspflicht dieser Verträge und würde auch ihre Verträge auf ihrer Website veröffentlichen.

Hohe Geldbuße für Gefälligkeits-Attest (Arzt & Wirtschaft 6.08.2010)
Das Verwaltungsgericht (VG) Gießen hat einen Psychiater, der einem Patienten in einem anstehenden Asylverfahren ein Gefälligkeits-Attest ausgestellt hatte, zu einer Geldbuße von 2.000 Euro verurteilt (Az. 21 K 381/09).

Ärzte müssen Aufklärung über Behandlungsalternativen dokumentieren (Ärzteblatt 13.08.2010)
Der Verein Medizinrechtsanwälte weist darauf hin, dass Ärzte im Zweifelsfall durch entsprechende Dokumentation beweisen müssen, dass sie Patienten über Behandlungsalternativen mit vergleichbaren Erfolgsaussichten, aber unterschiedlichen Risiken aufgeklärt haben.

Anwalt darf 500 Euro Stundenlohn verlangen (Ärzte Zeitung online 16.08.2010)
Das Oberlandesgerichts (OLG) Koblenz hat deutlich gemacht, dass in einem rechtlich und tatsächlich schwierigen Wirtschaftsstrafverfahren ein Stundensatz bis 500 Euro zulässig ist (Az.: 5 U 1409/09).

Keine Klinik-Patientendaten für Kassen (kma Newsletter 18.08.2010)
Das Landessozialgericht Niedersachsen-Bremen hat geurteilt (L 1 KR 152/08), dass Krankenhäuser keine Patientendaten herausgeben müssen, damit Krankenkassen bei möglichen Behandlungsfehlern Schadenersatzansprüche prüfen können. Die Revision beim Bundessozialgericht (BSG) in Kassel wurde jetzt zurückgezogen. Damit ist dieses Urteil rechtskräftig.

Fiskus erkennt bis zu 1.250 Euro fürs Arbeitszimmer an (Ärzte Zeitung 16.08.2010)
Laut einem Rundschreiben des Bundesministeriums für Finanzen (BMF Schreiben Nr. IV A 3 - S 0338/07/10010-03) können nachgewiesene oder glaubhaft gemachte Aufwendungen für ein häusliches Arbeitszimmer vorläufig bis zur Höhe von 1.250 Euro berücksichtigt werden, wenn dem Steuerpflichtigen für seine betriebliche oder berufliche Tätigkeit neben dem häuslichen Arbeitszimmer kein anderer Arbeitsplatz zur Verfügung steht.

Kein Kindergeld für Kinder mit genug Einkommen (Ärzte Zeitung online 12.08.2010)
Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass für Kinder mit ausreichendem eigenen Einkommen kein Anspruch auf Kindergeld besteht (Az.: 2 BvR 2122/09)

Praxismanagement

Sicherheitsstandards aus der Luftfahrt sollen Operationsrisiken reduzieren (Ärzteblatt 16.08.2010)
Die KKH-Allianz will unter Anwendung der Sicherheitsstandards aus der Luftfahrt die Sicherheit im Operationssaal verbessern. Dazu hat sie zusammen mit dem Medizinischen Dienst (MDK) der Krankenversicherung in Niedersachsen ein Patientensicherheitsprogramm entwickelt. "Luftfahrt und Medizin haben identische Fehlerquellen. Deshalb trainieren Piloten und Mediziner bei dem Projekt gemeinsam das OP-Personal", erklärte Ingo Kailuweit, Vorstandschef der KKH-Allianz. Die OP-Sterblichkeit könne um 47 Prozent, die Komplikationsrate um 36 Prozent und chirurgische Infektionen um 45 Prozent reduziert werden.

Kollagenschwamm mit Gentamicin kann Wundinfektionen nicht verhindern (Ärzteblatt 18.08.2010)
In einer randomisierten klinischen Studie konnte die Häufigkeit von Infektionen durch gentamicinhaltige Kollagenschwämme nicht signifikant herabgesetzt werden. Nach Herzoperationen konnte die Wundinfektionsrate im Bereich des Sternum nur von 8,7 auf 8,4 % gesenkt werden (JAMA 2010; 304: 755-762).

Europa

Wettbewerbsrecht: CSU fordert Überprüfung der Regierungspläne (Schütze-Brief 2.08.2010 Nr. 58/2010, 10)
Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Johannes Singhammer, hat davor gewarnt, verschiedene Regelungen im Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) auf das Vertragsrecht der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu übertragen. "Wir müssen aufpassen, dass die Erstreckung des europäischen Wettbewerbsrechts auf die Krankenkassen nicht zum Einfallstor für einen direkten Zugriff der EU-Kommission auf das deutsche Gesundheitswesen wird", so Singhammer.

Allgemeines

Plastische Chirurgen prangern Trend der Jugendlichen zu Schönheits-Op an (Ärzte Zeitung online 3.08.2010)
Die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) prangert die Reality-TV-Shows aufs Schärfste an. Der ehemalige DGÄPC-Präsident Professor Albert K. Hofmann: "Schönheits-Op ist kein Friseurbesuch, sondern schwere Körperverletzung, deren Narben mitunter lebenslang entstellen". Hofmann spricht sich außerdem dagegen aus, dass Ärzte an diesen Reality-TV-Shows teilnehmen.

OPs können trotz einfacher Bedingungen sicher sein (Ärzteblatt 18.08.2010)
Wissenschaftler um Kathryn Chu von den Johns Hopkins Medical Institutions, Baltimore, die Ärzte der Organisation Médecins Sans Frontières zwischen 2001 und 2008 begleiteten und knapp 20.000 OPs rund um die Welt auswerteten, kommen zu dem Schluss, dass chirurgische Eingriffe auch in Gebieten mit limitierten Ressourcen unter minimalen, aber angemessenen Standardbedingungen sicher sein können.
Quelle: Archives of Surgery (doi: 10.1001/archsurg.2010.137).
Abstrakt: http://archsurg.ama-assn.org/cgi/content/abstract/145/8/721

Fundsache: Erbsenkultur keimt im Lungenflügel (Ärzte Zeitung 17.08.2010)
In den USA wurde ein 75-jähriger Rentner unter dem Verdacht eines Lungenkarzinoms operiert. Es stellte sich heraus, dass der Tumor durch eine keimende Erbse, die bereits 1,25 cm groß war, verursacht wurde.

Paracetamol verdoppelt Asthmarisiko bei Kindern (Ärzteblatt 16.08.2010)
Die International Study of Asthma and Allergies in Childhood (ISAAC) ist die weltweit größte epidemiologische Studie, die nach den Ursachen der steigenden Rate von Asthmaerkrankungen in den Industrieländern sucht.
Nach der jetzt veröffentlichten Querschnittsstudie im American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine (2010; doi:10.1164/rccm.201005-0757OC) war ein moderater Einsatz von Paracetamol mit einem um 43 % erhöhten Asthmarisiko assoziiert, ein häufiger Einsatz erhöhte das Risiko um den Faktor 2,51.

Studie: Fast 50 Millionen Deutsche im Internet (Ärzte Zeitung online 13.08.2010)
Nach der ARD/ZDF-Onlinestudie nutzen mittlerweile 70 Prozent der Bevölkerung das Internet.

Termine

15. Deutscher Fachärztetag
6. Oktober 2010 ab 14.00 Uhr

AVZ Event Logenhaus / Emser Straße 12-13 /
10719 Berlin
http://www.deutscher-facharztverband.de/

Nächste Jahrestagung des BAO

Die nächste Jahrestagung des BAO findet zusammen mit der Jahrestagung des Berufsverbandes der niedergelassenen Chirurgen BNC in Nürnberg statt. Sie sehen, die Zusammenarbeit mit Berufsverbänden der narkotisierenden und operierenden Kollegen nimmt Form an.
Bitte schon vormerken:


BAO-JAHRESTAGUNG
FREITAG, 4. MÄRZ BIS SONNTAG, 6. MÄRZ 2011
IN NÜRNBERG

9th International Congress on Ambulatory Surgery
State of the Art und Future Possibilities
8 – 11 May 2011
Bella Center
Copenhagen Denmark

http://www.iaascongress2011.org/

Dr. Jörg Hennefründ, Prof. Dr. Jost Brökelmann, Redakteure BAO-Newsletter
Bundesverband für Ambulantes Operieren e.V. – BAO
Präsident Dr. med. Axel Neumann
Vereinsregister: Amtsgericht Bonn VR 6346
Sterntorbrücke 1, D-53111 Bonn
Tel.: 0228-692423, Fax: 0228-631715
E-Mail: baobonn@t-online.de
Internet: http://www.operieren.de

Chirurgen Magazin + BAO Depesche

Heft 111 | Ausgabe 1 – Februar 2024
Sektorenverbindende Versorgung: Können Hybrid-DRG wirklich die verschleppte Ambulantisierung retten?
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OP-Netzwerk

2021 OP-Netzwerk | Ein Service des BAO e. V. Auf OP-Netzwerk finden interessierte Ärztinnen und Ärzte umfangreiche Informationen, hilfreiche Tipps und wichtige Anlaufstellen rund um das Thema "Ambulantes Operieren". !
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Berufsverband der Phlebologen e.V.

Der Berufsverband der Phlebologen und Lymphologen e.V.
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Helmsauer Gruppe

Persönlicher Kontakt, Vertrauen und Stabilität stehen bei uns an erster Stelle, wenn es um die Betreuung unserer Kunden geht...
+ Kompetenz aus jahrzehntelanger Erfahrung + Spezialisierung auf Ihre Bedürfnisse + Mehrwerte über exklusive Rahmenverträge
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Partner PKG

Die Deutsche Praxisklinikgesellschaft (PKG) e.V. ist ein Zusammenschluss von Operationszentren, Tages- und Praxiskliniken und medizinischen Versorgungszentren, in denen ambulante und praxisklinische Operationen durchgeführt werden.
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Partner AND

Das AND e.V. als Zusammenschluss regionaler Anästhesie-Netze und –Genossenschaften vertritt auf Bundesebene Interessen der freiberuflich tätigen und niedergelassenen Anästhesisten.
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Partner DGH

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie
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BVASK

Der Berufsverband für Arthroskopie e. V.
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