Wichtiger Hinweis:
Die Beschreibung der Eingriffe wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt. Es kann sich jedoch nur um einen Überblick handeln, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Zur weitergehenden Information dienen die Webseiten der Leistungserbringer und das persönliche Arzt-Gespräch bzw. die OP – Aufklärung in der jeweiligen operierenden Einrichtung.
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Erkrankungen der Muskulatur (Myopathien) machen sich meist durch eine Schwächung der betroffenen Muskeln bemerkbar. Eine deutliche Verschmälerung (Atrophie) der Muskulatur kann im Seitenvergleich erkennbar sein. Es gibt zahlreiche entzündliche, angeborene oder stoffwechselbedingte Erkrankungen, die mit solchen Muskelveränderungen einhergehen können.
Neben Laboruntersuchungen und der Messung der Nervenleitgeschwindigkeit im Muskel (Elektromyogramm, EMG) trägt auch die Untersuchung eines kleinen Muskelgewebestückes zur Klärung der Diagnose bei. So kann z.B. unterschieden werden, ob es sich um eine primäre Erkrankung des Muskels handelt oder der Muskel sekundär durch eine Erkrankung der Nerven oder der Gefäße in Mitleidenschaft gezogen ist. Der kleine Eingriff zur Entnahme des Gewebestückes aus dem Muskel (Muskelbiopsie) kann in der Regel ambulant vorgenommen werden.
Der erste Schritt ist die Auswahl des Muskels, aus dem die Probe entnommen werden soll. Bei Myopathien wählt man hier in der Regel einen Muskel, der zwar deutlich befallen aber auch noch nicht zu stark geschädigt ist. Außerdem sollte im Bereich dieses Muskels in den Wochen vor dem Eingriff möglichst kein Elektromyogramm (EMG) oder eine Injektion erfolgt sein.
Nach Desinfektion wird ein kleiner Hautschnitt über dem ausgewählten Muskel vorgenommen. Dann wird ein etwa 0,5 cm dickes Muskelfaserbündel etwas angehoben und in Verlaufsrichtung der Muskelfasern ein etwa 3 cm langes Holzstäbchen darunter geschoben. Die Muskelfasern werden dann oben und unten an das Holzstäbchen gebunden und anschließend mit dem Skalpell abgetrennt. Die so gewonnene Muskelfaserprobe wird dann zusammen mit dem Holzstäbchen herausgenommen, in eine spezielle Lösung eingelegt und zur Untersuchung an den Pathologen verschickt. Der Chirurg muss dabei sehr vorsichtig vorgehen, da die Probe durch eine Quetschung oder Zerrung der empfindlichen Muskelfasern unbrauchbar werden kann.
Je nach Fragestellung werden evtl. auch weitere Stücke des Muskelgewebes oder auch Proben von Haut, Unterhautfettgewebe oder der derben Muskelhülle (Faszie) entnommen.
Anschließend wird die Haut vernäht und mit einem kleinen Verband abgedeckt.
Zu einer Muskelbiopsie wird der Arzt raten, wenn die Symptomatik mit Schwächung und Abbau der Muskulatur für eine Schädigung des Muskels spricht und die genaue Diagnose anders nicht gestellt werden kann. Eine Muskelbiopsie kann z.B. bei Entzündungen der Muskulatur (z.B. Polymyositis), bei generalisierten entzündlichen Erkrankungen (z.B. Gefäßentzündungen - Vaskulitis), degenerativen Muskelerkrankungen (z.B. Duchennesche Muskeldystrophie), angeborenen Myopathien (z.B. Central-Core-Myopathie), nerval bedingten Muskelatrophien (z.B. spinale Muskelatrophie durch Schädigung des Rückenmarks, Amyotrophische Lateralsklerose) oder bei stoffwechselbedingten Muskelerkrankungen zur Klärung der Diagnose beitragen. Auch bei Verdacht auf medikamentenbedingte Muskelschädigungen (z.B. durch Chloroquin oder fettsenkende Medikamente) kann eine Muskelbiopsie angezeigt sein.
Die Muskelbiopsie kann in örtlicher Betäubung (Verweis: örtliche Betäubung) oder in Leitungsanästhesie (Verweis: Leitungsanästhesie) durchgeführt werden.
Bei Kindern wird der Eingriff auch in einer kurzen Vollnarkose (Verweis: Vollnarkose) vorgenommen.
Die Muskelbiopsie dauert in der Regel nur wenige Minuten.
Ist die Entnahme von Muskelgewebe für die Abklärung einer Erkrankung notwendig, sind keine Umstände bekannt, die gegen die Durchführung der Biopsie sprechen würden.
Umstritten ist die Muskelbiopsie zur Abschätzung der muskulären Leistungsfähigkeit z.B. bei Leistungssportlern.
Die Muskelbiopsie ist ein sehr risikoarmer Eingriff. Über sehr seltene Komplikationen wie Nachblutungen, Infektionen oder Wundheilungsstörungen wird Ihr Arzt Sie vor dem Eingriff umfassend aufklären.
In manchen Fällen bleibt noch für längere Zeit eine Empfindungsstörung im Bereich der Narbe bestehen, die sich aber im Laufe der Zeit meist von selbst zurückbildet.
Das größte „Risiko“ besteht darin, dass auch die Muskelbiopsie keine endgültige Diagnose erlaubt. Da die Muskelfasern sehr empfindlich sind, kann es auch manchmal passieren, dass die entnommene Probe für den Pathologen nicht verwertbar ist und die Biopsie dann ggf. wiederholt werden muss.
Nehmen Sie wegen anderer Erkrankungen regelmäßig Medikamente, sollten Sie den Arzt rechtzeitig vorher darüber informieren, da einige Medikamente wie z.B. blutverdünnende Substanzen eventuell einige Tage vor dem Eingriff abgesetzt werden sollten.
Wird der Eingriff bei Ihrem Kind in Vollnarkose vorgenommen, sollte Ihr Kind am Tag des Eingriffes 6 Stunden vor der Anästhesie nichts mehr essen und keine trüben Flüssigkeiten mehr trinken! 2 Stunden vor der Anästhesie sollten auch keine klaren Flüssigkeiten mehr getrunken werden. (Ausnahme: Vorbereitungstablette(n) mit etwas Wasser)
Wenn Ihr Kind morgens regelmäßig Medikamente einnimmt, besprechen Sie bitte mit dem Anästhesisten, welche Medikamente es vor der Anästhesie noch einnehmen kann.
Auch bei der ambulanten Materialentfernung bleiben Sie nach dem Eingriff noch für einige Zeit unter Beobachtung – so lange bis Sie sich fit für den Heimweg fühlen.
Wurde der Eingriff bei Ihrem Kind in Vollnarkose vorgenommen, muss die ersten 24 Stunden nach der Narkose immer eine Betreuungsperson anwesend sein.
Möglicherweise tritt nach dem Nachlassen der örtlichen Betäubung ein geringfügiger Wundschmerz auf, der mit handelsüblichen frei verkäuflichen Schmerzmitteln aus der Apotheke bekämpft werden kann.
In der ersten Woche nach dem Eingriff sollte die Wunde nicht in direkten Kontakt mit Wasser kommen, sodass Sie auf Duschen und Baden verzichten müssen.
In den ersten Tagen nach dem Eingriff sollten Sie den betroffenen Muskel noch etwas schonen. Eins Schädigung oder zusätzliche Schwächung des Muskels durch die Biopsie brauchen sie nicht zu befürchten.
Einige Zeit nach dem Eingriff, wird der Arzt Sie zu einer Kontrolluntersuchung in die Praxis bestellen, um die Wunde zu kontrollieren und evtl. die Fäden zu ziehen. In Ihrem eigenen Interesse sollten Sie diesen Termin unbedingt einhalten.
Bekommen Sie zu Hause Fieber oder starke Schmerzen oder stellen Sie an der Wunde Rötungen und andere Entzündungszeichen fest, sollten Sie umgehend mit dem Arzt Kontakt aufnehmen.. Auch wenn Sie unsicher sind und noch Fragen zum normalen Heilungsverlauf haben, wird Ihnen in der Praxis niemand böse sein, wenn Sie sich telefonisch Rat holen.
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