Operation des Karpaltunnel-Syndroms

Wichtiger Hinweis:
Die Beschreibung der Eingriffe wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt. Es kann sich jedoch nur um einen Überblick handeln, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Zur weitergehenden Information dienen die Webseiten der Leistungserbringer und das persönliche Arzt-Gespräch bzw. die OP – Aufklärung in der jeweiligen operierenden Einrichtung.
Die Verantwortlichen für die Inhalte dieser Website übernehmen keine Gewährleistung für die Vollständigkeit und Korrektheit der Angaben, da ständige Veränderungen, Weiterentwicklungen und Konkretisierungen infolge wissenschaftlicher Forschung oder Anpassung der Leitlinien durch die medizinischen Fachgesellschaften erfolgen.

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Im Bereich des Handgelenkes verlaufen Nervenstränge zusammen mit neun Beugesehnen unterhalb des straffen Mittelbandes, das quer über die Unterseite des Handgelenkes zieht. Eine Einengung in diesem Bereich kann zu Schmerzen und Gefühlsstörungen führen – man spricht von Karpaltunnelsyndrom.
Der Druck auf den Mittel-Nerv (Nervus medianus) macht sich anfangs meist als „Einschlafen“ oder „Kribbeln“ (Ameisenlaufen) an der Fingerkuppe des Mittelfingers bemerkbar. Oft wird auch angegeben, dass sich die Hand geschwollen anfühlt. Später kommen Schmerzen dazu, die vor allem in Ruhe – und damit bevorzugt nachts – auftreten. Bei weiterem Fortschreiten der Erkrankung kann ein andauerndes Taubheitsgefühl insbesondere an Daumen-, Zeige- und Mittelfinger entstehen. Bleibt die Erkrankung unbehandelt kann es im weiteren Verlauf auch zu einem Schwund der Daumenballenmuskulatur mit einer Schwächung der Kraftentwicklung kommen.
Besonders häufig sind Frauen in den Wechseljahren vom Karpaltunnelsyndrom betroffen. Die genaue Ursache lässt sich meist nicht feststellen. Die Computerarbeit mit Maus und Tastatur scheint einen gewissen Risikofaktor darzustellen. Meist ist zuerst die Arbeitshand betroffen, aber oft tritt die Nerveneinklemmung auch beidseitig auf. In seltenen Fällen kann das Karpaltunnelsyndrom auch als Folge eines Knochenbruchs oder eines Tumors im Bereich des Handgelenks vorkommen.
Durch einen ambulant durchführbaren operativen Eingriff, kann den Nerven wieder ausreichend Platz verschafft werden.

Was geschieht bei diesem Eingriff?

Bei Eingriffen an der Hand wird meist die Möglichkeit genutzt, in Blutleere zu operieren, um den Blutverlust so gering wie möglich zu halten und dem Operateur eine bessere Übersicht zu ermöglichen. Dazu wird eine Gummibinde von den Fingern an fest um den betreffenden Arm gewickelt. Sind die Venen dann weitgehend blutleer, wird eine Blutdruckmanschette am Arm aufgepumpt, die einen neuerlichen Bluteinstrom während des Eingriffs verhindert. Die Gummibinde kann dann wieder entfernt werden.
Beim Karpaltunnelsyndrom besteht die Möglichkeit entweder „offen“ oder „minimal-invasiv“ mit speziellen optischen Geräten (Endoskop) durch ein „Schlüsselloch“ zu operieren.
Bei der offenen Operation wird nach einem Hautschnitt an der Innenseite des Handgelenkes das bindegewebige Mittelband (Retinaculum flexorum) durchtrennt, um den Nerven mehr Platz zu verschaffen. Ggf. werden noch gutartige Weichteiltumoren oder auch ein verdicktes Sehnengleitlagergewebe entfernt, die möglicherweise Druck auf den Nerven ausüben.
Bei der minimal-invasiven (endoskopischen) Vorgehensweise wird über zwei kleine Hautschnitte das schmale Operationsinstrument in die Hohlhand eingeführt und die Druckentlastung der betroffenen Nerven durch eine Durchtrennung des Mittelbandes quasi von „innen“ vorgenommen. Vorteil dieser Vorgehensweise ist vor allem die schnellere Abheilung und die geringere Narbenbildung.
Zum Abschluss des Eingriffs werden die Hautschnitte vernäht und ein fester Verband angelegt. Je nach Art des Eingriffs wird noch ein kleiner Kunststoffschlauch zur Ableitung von Wundsekret eingelegt, der nach wenigen Tagen wieder entfernt wird.

Wann rät Ihnen der Arzt zu diesem Eingriff?

Zur operativen Behandlung des Karpaltunnelsyndroms wird immer dann geraten, wenn die konservative Therapie mit Schonung, nächtlicher Schienung oder Kortisonspritzen keine ausreichende Besserung gebracht hat. Auch wenn der gequetschte Nerv bereits deutliche Ausfallerscheinungen wie ein gestörtes Tastempfinden oder eine Schwächung der von ihm versorgten Muskulatur zeigt, wird in der Regel eine Operation empfohlen.

Eine sofortige Operation ist bei den seltenen akuten bzw. rasch fortschreitenden Verläufen angezeigt. Ist das Karpaltunnelsyndrom durch andere Erkrankungen oder Verletzungen bedingt wie z.B. durch schlecht verheilte Brüche oder Verrenkungen der Handwurzelknochen muss dies bei der Operation zusätzlich gerichtet werden.

Ob bei Ihnen mittels Schlüssellochchirurgie (endoskopisch) operiert werden kann oder ein offener Eingriff besser ist, muss der Arzt anhand der jeweiligen Gegebenheiten entscheiden.
Wenn beide Hände betroffen sind, wird mit Ausnahme von Notsituationen zuerst immer nur eine Seite operiert, damit man nach der Operation noch eine Hand zur Verfügung hat. Erst wenn die operierte Hand wieder voll einsatzfähig ist, wird die zweite Operation auf der anderen Seite geplant.

Welche Betäubungsmethode wird in der Regel angewandt?

Die genannten Eingriffe am Handgelenk werden in der Regel in einer intravenösen (i.v.) Regionalanästhesie oder Plexusanästhesie vorgenommen.

Wie lange dauert der Eingriff durchschnittlich?

Die Dauer des Eingriffs hängt von der Vorgehensweise und den anatomischen Gegebenheiten ab.

Wer ist eventuell nicht für diesen Eingriff geeignet?

In der Schwangerschaft ist man mit der Operation eines Karpaltunnelsyndroms zurückhaltend, weil es hier möglicherweise durch eine erhöhte Schwellneigung des Gewebes bedingt ist, die nach der Geburt wieder zurückgeht. Manchmal tritt das Karpaltunnelsyndrom auch im Rahmen bestimmter Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus oder rheumatoide Arthritis auf. In solchen Fällen empfiehlt der Arzt vielleicht zuerst eine optimale Behandlung der Grunderkrankung.
Ist der Nerv bereits so stark geschädigt, dass er mehr oder weniger funktionslos geworden und die von ihm versorgte Muskulatur schon verkümmert ist, lässt sich durch die Operation möglicherweise keine Besserung mehr erzielen.

Wie ist das Risiko einzuschätzen?

Bei der operativen Therapie des Karpaltunnelsyndroms handelt es sich um relativ risikoarme Eingriffe.

Wie bei jeder Operation lassen sich natürlich Komplikationen nicht hundertprozentig ausschließen. Über seltene Komplikationen wie Nachblutungen, Verletzungen von benachbarten Strukturen, Wundinfektionen oder überschießende Narbenbildung wird Ihr Arzt Sie vor dem Eingriff umfassend aufklären.

Da eventuell kleine Hautnerven durch den Schnitt durchtrennt werden, kann ein Taubheitsgefühl im Operationsgebiet zurückbleiben.

Die Erfolgsaussichten beider Operationen sind sehr gut. Beim Karpaltunnelsyndrom lässt der Schmerz oft schon direkt nach dem Eingriff nach. Bis der Mittelnerv sich aber wieder vollständig von der Quetschung erholt hat, kann es einige Wochen dauern. In weit fortgeschrittenen Fällen bilden sich die schon vor dem Eingriff bestehenden Taubheitsgefühle (Sensibilitätsstörungen) oder der Muskelschwund nicht mehr zurück.

Was müssen Sie vor dem Eingriff beachten?

Nehmen Sie wegen anderer Erkrankungen regelmäßig Medikamente, sollten Sie den Arzt bzw. Anästhesisten rechtzeitig vorher darüber informieren, da einige Medikamente wie z.B. blutverdünnende Substanzen einige Tage vor dem Eingriff abgesetzt werden sollten.

Was geschieht nach dem Eingriff und was ist zu beachten?

Auch bei ambulanten Eingriffen am Handgelenk bleiben Sie nach dem Eingriff noch für einige Zeit unter Beobachtung – so lange bis Sie sich fit für den Heimweg fühlen. Die Betäubung des Armes kann noch einige Zeit anhalten. Sie sollten am Tag des Eingriffs nicht selbst Auto fahren und sollten sich auch nicht alleine mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg machen. Lassen Sie sich von Angehörigen oder Freunden abholen oder nehmen Sie ein Taxi nach Hause.
Nach der Operation des Karpaltunnelsyndroms haben Sie noch etwa 7-10 Tage einen festen Verband. In manchen Fällen empfiehlt der Arzt auch eine Gipsschiene, die dann direkt nach der Operation angelegt wird.

Sie sollten die Finger aber von Anfang an bewegen und die Hand möglichst nicht nach unten hängen lassen. Eventuell empfiehlt der Arzt auch Krankengymnastik. Die Fäden werden nach 8 bis 14 Tagen gezogen. Unter Umständen schließt sich dann noch eine Nachbehandlung mit Bädern in lauwarmen Wasser, Kältebehandlungen oder ähnlichem an.

Grundsätzlich sollte die Hand zwar bewegt, aber die ersten 6 Wochen nicht belastet werden. Als Belastung gilt dabei alles, was über das Anheben einer Tasse Kaffee hinausgeht, heißt eine Faustregel. Wird die Hand zu früh zu stark belastetet kann sich das durch Schmerzen und Schwellungen bemerkbar machen.

Narben im Bereich der Hand sind meist länger empfindlich als in anderen Körperbereichen, da die Gefühlsnerven hier besonders dicht sind. In den ersten Wochen können sie daher noch als sehr störend empfunden werden. Auch wenn die Narben in den ersten Monaten noch gerötet und dick sind, braucht sie das nicht zu beunruhigen. Nach ein bis zwei Jahren sind sie meist kaum noch zu sehen.

Wann findet in der Regel der nächste Arzttermin statt?

Noch am Tag des Eingriffs wird Ihr Arzt Ihnen mitteilen, wann Sie zur nächsten Kontrolluntersuchung wiederkommen sollen. In Ihrem eigenen Interesse sollten Sie diesen Termin unbedingt einhalten.
Bekommen Sie zu Hause Schwellungen, starke Schmerzen oder Fieber oder drückt der Verband, sollten Sie umgehend mit dem Arzt Kontakt aufnehmen. Auch wenn Sie unsicher sind und noch Fragen zum normalen Heilungsverlauf haben, wird Ihnen in der Praxis niemand böse sein, wenn Sie sich telefonisch Rat holen.

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