Hämorrhoiden und andere Enddarmerkrankungen

Wichtiger Hinweis:
Die Beschreibung der Eingriffe wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt. Es kann sich jedoch nur um einen Überblick handeln, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Zur weitergehenden Information dienen die Webseiten der Leistungserbringer und das persönliche Arzt-Gespräch bzw. die OP – Aufklärung in der jeweiligen operierenden Einrichtung.
Die Verantwortlichen für die Inhalte dieser Website übernehmen keine Gewährleistung für die Vollständigkeit und Korrektheit der Angaben, da ständige Veränderungen, Weiterentwicklungen und Konkretisierungen infolge wissenschaftlicher Forschung oder Anpassung der Leitlinien durch die medizinischen Fachgesellschaften erfolgen.

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Als Hämorrhoiden bezeichnet man unter der Schleimhaut liegende Blutgefäße, die wie ein weiches Kissen am Übergang vom Mastdarm zum After liegen. Ihnen kommt die wichtige Aufgabe zu, den Abgang von flüssigem Stuhl und Winden zu kontrollieren. Erst wenn sich die Gefäßgeflechte krankhaft vergrößern und durch den After nach außen vortreten, wird aus den Hämorrhoiden ein Hämorrhoidalleiden. Müssen die größeren Knoten nach jedem Stuhldrang wieder zurückgedrängt werden (Stadium III) oder lassen sie sich gar nicht mehr zurückdrängen (Stadium IV) kann meist nur noch ein operativer Eingriff helfen. Dank neuerer Techniken lassen sich viele dieser Eingriffe heute auch ambulant durchführen. Dies gilt auch für andere Eingriffe am Analkanal wie die Behandlung von Fisteln (röhrenförmige Verbindungen vom Darm bis zur Haut nach außen), Einrisse der Analschleimhaut (Fissuren) oder Abszesse (Eiteransammlungen).

Was geschieht bei diesem Eingriff?

Für die Entfernung der Hämorrhoiden stehen verschiedenen Techniken zur Verfügung. Grundsätzlich bemüht man sich heute dabei die besonders empfindliche Haut des Afterkanals zu schonen. Dadurch wurden die Schmerzen nach der Operation deutlich gelindert, sodass man vielfach auch ambulant operieren kann.

Bei den herkömmlichen Methoden wird das krankhaft vergrößerte Hämorrhoidalgewebe entfernt, also wegegeschnitten. Treten die Gefäßknoten einzeln auf, kann nach der Milligan-Morgan-Methode vorgegangen werden. Dabei wird der einzelne Knoten hervorgezogen, umstochen und dann entfernt. Das Wundgebiet wird offengelassen, sodass das Wundsekret abfließen kann, was die Heilung fördert. In manchen Fällen wird die Wunde auch vernäht, dann spricht man von der Parks-Methode. Nachteil dieser herkömmlichen Methoden sind die relativ starken Schmerzen nach dem Eingriff, die durch die nur langsam heilenden Wunden in der Analschleimhaut entstehen. Diese Eingriffe werden nur im Einzelfall ambulant vorgenommen.

Lassen sich die Hämorrhoiden noch zurückdrücken, wird heute meist die schonendere Operation nach Longo (auch Stapler-Hämorrhoiden-Operation genannt) angewandt. Dabei wird mittels einer ringförmigen Klammernaht ein circa 3 cm breiter Streifen aus der schmerzunempfindlichen Mastdarmschleimhaut entfernt. Dadurch wird die Blutzufuhr zu den Hämorrhoidalknoten unterbrochen. Die vorgefallene Schleimhautregion wird nach oben „gerafft“ und vernährt. Verwendet wird dabei ein fingerförmiges Gerät („Stapler“), das die Schleimhaut automatisch durch Klammern verbindet. Diese Methode (auch „anales Lifting“ genannt) hat den Vorteil, dass die Schmerzen nach der Operation nur sehr gering sind, da der empfindliche innere Afterkanal geschont wird. Sie eignet sich daher besonders gut für den ambulanten Bereich.

Eine weitere Methode ist die dopplersonographisch unterstützte Hämorhoidalarterienligatur, kurz HAL genannt. Mittels Ultraschall (sogenannte Dopplersonographie) spürt der Arzt hierbei im unteren Mastdarm die Gefäße im Hämorrhoidalkissen auf und schnürt sie mit einem Faden ab, sodass sie von der Blutzufuhr getrennt sind. Die Hämorrhoiden verkümmern dann nach einigen Wochen von ganz allein, ohne dass sich eine Wunde bildet. Auch dieses Verfahren verursacht sehr wenig Schmerzen und kann daher meist problemlos ambulant vorgenommen werden. Es ist besonders für Hämorrhoiden im Stadium II geeignet, die sich noch spontan nach dem Stuhlgang wieder in den After zurückziehen.

Bei Einrissen in der Analschleimhaut (Fissuren) kann es manchmal notwendig sein, in Vollnarkose den Schließmuskel vorsichtig einzukerben. Fisteln, also Verbindungen zwischen Darm und Haut, werden möglichst komplett freigelegt, und dann verschlossen. Was im Einzelnen bei Ihnen geplant ist, wird Ihr Arzt genau mit Ihnen besprechen.

Wann rät Ihnen der Arzt zu diesem Eingriff?

Spätestens wenn größere Gefäßknoten bei jeder körperlichen Belastung hervortreten und sich immer schwerer wieder zurückdrängen lassen, wird der Arzt Ihnen eine Hämorrhoiden-Operation empfehlen. Welche Operationsmethode der Arzt vorschlägt, hängt vor allem davon ab, wie ausgeprägt die Hämorrhoiden sind und inwieweit der davor liegende Afterkanal mitbetroffen ist. Im ambulanten Bereich werden vor allem die Operation nach Longo und das HAL-Verfahren durchgeführt.
Bei kleineren, noch nicht sehr ausgeprägten Hämorrhoidalknoten (Stadium I und II) kann die Verödung der zuführenden Gefäße oder Abschnürung mit einem Gummiband (Gummiligatur) eine Alternative zur Operation darstellen.

Schleimhauteinrisse (Analfissuren) werden meist nur operiert, wenn alle anderen Maßnahmen wie Zäpfchen, Stuhlregulierung und durchblutungsfördernde Salben nicht mehr helfen. Fisteln oder Abszesse müssen dagegen fast immer operiert werden.

Welche Betäubungsmethode wird in der Regel angewandt?

Der Eingriff wird in Vollnarkose oder in einer rückenmarksnahen Leitungsanästhesie (Epidural- oder Periduralanästhesie) vorgenommen. Beim HAL-Verfahren reicht meist eine örtliche Betäubung aus.

Wie lange dauert der Eingriff durchschnittlich?

Die Dauer des Eingriffs hängt von dem Ausmaß der Hämorrhoiden und der verwendeten Technik ab. Die Operation nach Longo dauert in der Regel nur 15 Minuten.

Wer ist eventuell nicht für diesen Eingriff geeignet?

Vor einer eventuellen Vollnarkose prüft der Narkosearzt (Anästhesist) die Narkosefähigkeit. Bei bestimmten schweren Grunderkrankungen wird er vielleicht von einer Operation in Vollnarkose abraten. Möglicherweise wird dann nach alternativen Betäubungsmethoden gesucht, die den Gesamtorganismus weniger belasten.

Im Einzelfall kann es bei bestimmten Grunderkrankungen nötig sein, die Operation solange aufzuschieben bis z.B. ein Diabetes optimal eingestellt ist oder ein geschwächter Patient wieder bei Kräften ist.

Wie ist das Risiko einzuschätzen?

Bei den heutigen schonenden Techniken, ist es fast völlig ausgeschlossen dass der Schließmuskel verletzt wird oder eine Fistel (gangförmige Verbindung) zwischen Mastdarm und Scheide entsteht.
Trotzdem lassen sich wie bei jedem operativen Eingriff Komplikationen nicht hundertprozentig vermeiden. Über die Art und Häufigkeit der Komplikationen wie Blutungen, vorrübergehender Harnverhalt oder Wundinfektionen wird Ihr Arzt Sie vor dem Eingriff umfassend aufklären.

Was müssen Sie vor dem Eingriff beachten?

Insbesondere wenn sich bei Ihnen die Hämorrhoiden durch Blutauflagerungen auf dem Stuhl bemerkbar gemacht hat, wird Ihnen Ihr Arzt möglicherweise eine vollständige Darmspiegelung vor dem Eingriff empfehlen. Damit soll sicher gestellt werden, dass die Blutung nicht durch einen beginnenden Darmkrebs verursacht wurde.

Vor dem Eingriff muss der Darm von Stuhlresten befreit werden. Je nach Höhe des geplanten Eingriffs kann das durch einen Einlauf direkt vor der Operation oder aber durch bestimmte Abführmaßnahmen mit speziellen Trinklösungen am Tag vor der geplanten Operation geschehen. Ihr behandelnder Arzt wird Ihnen hierfür genaue Instruktionen mitgeben.

Wird der Eingriff in Vollnarkose durchgeführt, sollten Sie 6 Stunden vor der Anästhesie nichts mehr essen und keine trüben Flüssigkeiten mehr trinken! 2 Stunden vor der Anästhesie sollten auch keine klaren Flüssigkeiten mehr getrunken werden. (Ausnahme: Vorbereitungstablette(n) mit etwas Wasser) Am Anästhesietag soll nicht mehr geraucht werden. Wenn Sie morgens Medikamente einnehmen, besprechen Sie bitte mit Ihren Anästhesisten, welche Medikamente Sie vor der Anästhesie noch einnehmen können.

Was geschieht nach dem Eingriff und was ist zu beachten?

Auch bei der Operation bleiben Sie nach dem Eingriff noch für einige Stunden unter Beobachtung – so lange bis Sie sich fitt für den Heimweg fühlen. Die Narkose wird relativ schnell nachlassen, so dass sie bald wieder ansprechbar sind. Bis Sie wieder völlig klar im Kopf sind, kann es aber noch etwas länger dauern. Sie dürfen daher am Tag des Eingriffs nicht selbst Auto fahren und sollten sich auch nicht alleine mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg machen. Lassen Sie sich von Angehörigen oder Freunden abholen oder nehmen Sie ein Taxi nach Hause. Noch mehrere Stunden nach dem Eingriff können sie erschöpft und schläfrig sein. Legen Sie sich also ruhig ins Bett und ruhen sich aus. Einige Schritte sollten Sie aber noch am Operationstag laufen, um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen.

Zwar sind bei den modernen Methoden die Schmerzen nach der Operation deutlich geringer, ganz vermeiden lassen sie sich aber nicht. In diesen Fällen können Sie ruhig ein Schmerzmittel einnehmen, das der Arzt Ihnen in der Regel mitgeben wird.

Nach einer Hämorrhoiden-Operation sollten Sie sich für etwa drei Wochen noch schonen und keine schweren Lasten heben. Zur Nachbehandlung gehören auch tägliche Sitzbäder und eine gründliche Reinigung mit einem warmen Wasserstrahl nach jedem Stuhlgang. Um in der ersten Zeit für einen möglichst weichen Stuhl zu sorgen, sollte Ihre Ernährung extrem ballaststoffreich sein. Abführmittel sind nach dem Eingriff nicht geeignet und sollten schon gar nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden.

Wann findet in der Regel der nächste Arzttermin statt?

Noch am Tag des Eingriffs wird Ihr Arzt Ihnen mitteilen, wann Sie zur nächsten Kontrolluntersuchung wiederkommen sollen. In Ihrem eigenen Interesse sollten Sie diesen Termin unbedingt einhalten.
Bekommen Sie zu Hause stärkere Blutungen, Fieber oder einen Harnverhalt, sollten Sie umgehend mit dem Arzt Kontakt aufnehmen. Auch wenn Sie unsicher sind und noch Fragen zum normalen Heilungsverlauf haben, wird Ihnen in der Praxis niemand böse sein, wenn Sie sich telefonisch Rat holen.

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