Minimalinvasive Bandscheiben-Operationen

Wichtiger Hinweis:
Die Beschreibung der Eingriffe wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt. Es kann sich jedoch nur um einen Überblick handeln, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Zur weitergehenden Information dienen die Webseiten der Leistungserbringer und das persönliche Arzt-Gespräch bzw. die OP – Aufklärung in der jeweiligen operierenden Einrichtung.
Die Verantwortlichen für die Inhalte dieser Website übernehmen keine Gewährleistung für die Vollständigkeit und Korrektheit der Angaben, da ständige Veränderungen, Weiterentwicklungen und Konkretisierungen infolge wissenschaftlicher Forschung oder Anpassung der Leitlinien durch die medizinischen Fachgesellschaften erfolgen.

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In den meisten Fällen lassen sich Rückenschmerzen mit oder ohne Bandscheibenvorfall konservativ, d.h. mit Krankengymnastik und Medikamenten behandeln. In einigen Fällen liegt den chronischen Schmerzen aber ein mechanisches Problem im Sinne einer Nervenquetschung durch vorgefallene Bandscheibenteile zugrunde, das durch einen operativen Eingriff behoben werden sollte. In vielen Fällen kann die Nervenwurzel heute auch minimalinvasiv – d.h. ohne großen Schnitt über einen minimalen Zugangsweg – mechanisch entlastet werden. Da die Patienten schon kurze Zeit nach diesem Eingriff wieder aufstehen können, ist die minimalinvasive Bandscheiben-Operation auch ambulant möglich.

Was geschieht bei diesem Eingriff?

Heute stehen mehrere minimalinvasive Operationstechniken zur Verfügung, die alle das Ziel haben, die gequetschte Nervenwurzel durch die Befreiung von vorgefallenem Bandscheibengewebe zu entlasten. Welches Verfahren bei Ihnen am besten zum Einsatz kommt, hängt von dem jeweiligen Befund und den anatomischen Gegebenheiten und zum Teil auch von den Erfahrungen des Operateurs ab.

Die Bandscheibenoperation kann perkutan endoskopisch, d.h. über ein schmales Rohr mit Optik und Lichtquelle oder mikrochirurgisch durchgeführt werden.

Beide Verfahren erfolgen unter Röntgenkontrolle, um den Eintrittspunkt genau festzulegen. Bei der offenen mikrochirurgischen Vorgehensweise wird über einen kleinen Hautschnitt von etwa 2 cm eine Art Fensterung über der gequetschten Nervenwurzel geschaffen und die vorgefallene Bandscheibe unter mikroskopischer Sicht mit feinen Mikroinstrumenten entfernt. Die Nervenwurzel wird vorsichtig von jeglichem Druck befreit, wobei unter Umständen auch Einengungen durch Knochen beseitigt werden. Um zu verhindern, dass weiteres Bandscheibengewebe nachrutscht, werden alle lockeren Knorpelanteile aus dem Bandscheibenraum entfernt.

Bei dem endoskopischen Eingriff wird ein sehr schmales Rohr (Arbeitskanal) von der Seite in den Körper eingebracht, durch das man dann mittels sehr feiner Instrumente operiert. Hierfür ist nur ein sehr kleiner Hautschnitt von nur 7 - 10 mm erforderlich. Der wesentliche Vorteil ist, dass auf dem Weg durch Muskulatur Knochen und im Wirbelkanal nur sehr weinig Gewebe zerstört wird, so dass Vernarbungen deutlich geringer ausfallen. Der Eintrittspunkt des Endoskopes an der Wirbelsäule befindet sich im sogenannten Foramen intervertebrale, dem Austrittsloch durch welches die Nerven die Wirbelsäule verlassen. Es besteht auch die Möglichkeit endoskopisch von hinten, ähnlich wie bei der mikrochirurgischen Operation, über einen Hautschnitt von 15 - 18 mm zu operieren. Auch hier sind Gewebetraumatisierungen geringer, so daß es weniger Vernarbungen um die Nervenwurzel gibt.

Sowohl bei der endoskopischen als auch bei der offenen mikrochirurgischen Operation kann auch der Laser zum Einsatz kommen. Man spricht dann von „perkutaner Laser-Discus-Dekompression“. Vorfälle und Vorwölbungen der Bandscheiben können mittels Laserenergie geschrumpft werden („Shrinking-Effekt“) und die Lücke, durch die das Bandscheibengewebe durchgetreten ist, mit dem Laser wieder verschweißt werden. Die Bandscheibe muss bei diesem Verfahren nicht vollständig ausgeräumt werden, was der späteren Stabilität der Wirbelsäule zugute kommen kann.

Bei der endoskopischen Operation können mit dem Laser Bandscheibenstücke (Sequester) verdampft werden, die mit den feinen Fasszangen nicht erreichbar und entfernbar sind (z.B. vernarbte oder verkalkte Teile).
Zusätzlich können mit dem Laser Schmerzempfänger ausgeschaltet werden, die im Bereich von Bandscheibenkapsel oder hinterem Längsband sitzen.

Wann rät Ihnen der Arzt zu diesem Eingriff?

Eine Bandscheiben-Operation wird dringend empfohlen, wenn es durch die Quetschung der Nervenwurzel nicht nur zu Schmerzen, sondern auch zu neurologischen Ausfallserscheinungen gekommen ist. Solche Ausfallserscheinungen sind z.B. eine Schwächung des Fußheber- oder Fußsenkermuskels oder ein Taubheitsgefühl im Ausbreitungsgebiet der Nerven. Sofort, d.h. innerhalb weniger Stunden, muss operiert werden, wenn Ausfallerscheinung im Bereich der Blasen- und Darmkontrolle auftreten.

Auch wenn sich die Rücken- und Beinschmerzen innerhalb von 6 - 8 Wochen trotz intensiver konservativer Therapie mit Krankengymnastik und abschwellenden Medikamenten nicht bessern, kann eine Operation angezeigt sein. In solchen Fällen kann es sein, dass der Faserring, der die eigentliche gallertartige Bandscheibe umgibt gerissen ist und sich das ausgetretene Bandscheibenstück unter der Nervenwurzel eingeklemmt hat. Ob ein Eingriff erfolgversprechend ist, kann der Arzt erst nach einem Computer- oder Kernspintomogramm. entscheiden.

Ist der Nerv regelrecht eingeklemmt, sollte man mit dem Eingriff nicht zu lange warten.. Bei zu lange andauernder Quetschung des Nerven, kann sich innerhalb der Nervenwurzel eine Narbe entwickeln, die dann auch nach operativer Druckentlastung weiterhin zu Schmerzen und Missempfindungen führen kann.

Welche Betäubungsmethode wird in der Regel angewandt?

Der Eingriff wird in Vollnarkose (Verweis: Vollnarkose) oder in einer Epiduralanästhesie (Verweis: Epiduralanästhesie) vorgenommen werden.

Wie lange dauert der Eingriff durchschnittlich?

Die Dauer des Eingriffs hängt von der verwendeten Technik und den jeweiligen Gegebenheiten ab. Im Normalfall rechnet man etwa mit 30 - 60 Minuten.

Wer ist eventuell nicht für diesen Eingriff geeignet?

Eine Bandscheiben-Operation ist nur bei einem kleinen Teil der Rückenschmerz-Patienten erfolgversprechend. Dies gilt auch, wenn in bildgebenden Verfahren Bandscheibenvorfälle erkennbar sind. Bei wem der Eingriff in Frage kommt, kann nur im Einzelfall entschieden werden. Dies gilt auch für die Frage, welches Verfahren zur Anwendung kommt und ob der Eingriff ambulant vorgenommen werden kann.

Bei chronischen Beinschmerzen durch einen Bandscheibenvorfall, die sich auch nach 6 - 8 Wochen konservativer Therapie nicht bessern, ist die Operation vorteilhafter im Vergleich zu weiteren konservativen Therapieversuchen.

Bei einem sehr schlechten gesundheitlichen Allgemeinzustand oder mangelnder Narkosefähigkeit muss eventuell von dem Eingriff abgesehen werden.

Wie ist das Risiko einzuschätzen?

Die minimalinvasiven Bandscheiben-Operationen gelten heute als risikoarme Eingriffe. Wie bei jedem operativen Eingriff können Komplikationen natürlich nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden. Über solche seltenen Komplikationen wie Nachblutungen, Wundinfektionen oder Schwellungen wird Ihr Arzt Sie vor der Operationen umfassend aufklären.

Bei vielen Patienten lässt der Ischiasschmerz bereits unmittelbar nach der entlastenden Operation deutlich nach. Trotzdem muss man sich immer vor Augen führen, dass die Bandscheibenoperation nie zur völligen Wiederherstellung der normalen Verhältnisse führt, d.h. die Wirbelsäule ist danach nicht „wie neu“. An die Stelle der entfernten Bandscheibe tritt ein vernarbter Holraum, der zwar nach etwa zwei Monaten fest und belastungsfähig ist, aber nie so elastisch und abpuffernd wie eine gesunde Bandscheibe ist. Auch das Wirbelsäulenleiden als solches bleibt bestehen, da meist auch weitere Bandscheiben und Gelenke von den Alterungserscheinungen betroffen sind.

Probleme können auch durch Narbenbildungen im Bereich der Nervenwurzel entstehen, die dann erneut zu Schmerzen und Missempfindungen führen. Dieses sogenannte „Postdiscektomie-Syndromie“ oder „Syndrom der operierten Bandscheibe“ ist aber bei den heutigen minimalinvasiven Methoden deutlich seltener geworden.

Was müssen Sie vor dem Eingriff beachten?

Ab 22:00 Uhr sollten Sie am Vorabend des Eingriffs nüchtern bleiben, d.h. nichts essen oder trinken, nicht rauchen und auch kein Kaugummi kauen. Nehmen Sie wegen anderer Erkrankungen regelmäßig Medikamente, sollten Sie den Arzt bzw. Anästhesisten rechtzeitig vorher darüber informieren, da einige Medikamente wie z.B. blutverdünnende Substanzen einige Tage vor dem Eingriff abgesetzt werden sollten.
Um die Organisation des Krankentransports nach Hause und die ambulante Nachbetreuung durch Ihren Hausarzt und den Krankengymnasten sollten Sie sich möglichst schon vor dem Eingriff kümmern.

Was geschieht nach dem Eingriff und was ist zu beachten?

Auch bei der ambulanten Bandscheibenoperation bleiben Sie nach dem Eingriff noch für mehrere Stunden unter Beobachtung – so lange bis Sie aufstehen können und sich fitt für den Heimweg fühlen. Die Narkose wird relativ schnell nachlassen, so dass sie bald wieder ansprechbar sind. Bis Sie wieder völlig klar im Kopf sind, kann es aber noch etwas länger dauern. Der Heimweg sollte möglichst liegend erfolgen – entweder mit einem speziellen Krankentransport oder auf dem Liegesitz eines Autos.

Direkt nach der Operation können Sie sich schon im Bett bewegen, ohne dass Sie Angst haben müssen, dass etwas passiert. Sobald die Narkosewirkung vollständig abgeklungen ist, können Sie mit Hilfestellung über die Bauchlage aus dem Bett rollend aufstehen. Diese Aufstehtechnik sollte auch noch in den nächsten Monaten nach dem Eingriff befolgt werden, da die Lendenwirbelsäule dabei stabilisiert wird.

Mit dem Wasserlassen klappt es meistens sofort, spätestens nach dem Aufstehen. In seltenen Fällen muss der erste Urin auch einmal mit einen Schlauch (Katheter) abgelassen werden.

Da leichtere Rückenschmerzen nach der Operation noch normal sind, erhalten Sie meist schon während der Narkose ein Schmerzmittel, das oft bis zu Ihrer Entlassung noch als Infusion weiter verabreicht wird. Zur Weiterbehandlung bekommen Sie Tabletten zur Muskelentspannung und Abschwellung, die Sie nach Anweisung des Arztes noch etwa zwei Wochen einnehmen sollten. Bei Bedarf ist die zusätzliche Einnahme von Schmerzmitteln möglich.

Da der Druck auf die Bandscheiben im Sitzen und gebückter Haltung am größten ist, sollten Sie diese Körperpositionen für etwa zwei Wochen vermeiden. Ihre Mahlzeiten sollten Sie daher liegend oder im Stehen einnehmen. Die ersten Tage sollten Sie noch viel liegen, nicht lange stehen und mehrmals am Tag kurz herumlaufen. Dies können am ersten Tag z.B. 10 x 10 Minuten sein, danach steigern Sie Tag für Tag Dauer und Häufigkeit. Dabei sollten Sie auf Ihre Körpersignale hören, d.h. bei Schmerzen nach längerem Laufen ist es sinnvoll, sich wieder hinzulegen, bei Liegeschmerzen sollte man aufstehen und umhergehen.

Ab dem dritten Tag nach der Operation können Sie duschen, wobei der Verband wasserdicht abgeklebt werden sollte.

Das selbstständige Auto Fahren ist je nach Heilungsverlauf nach etwa 2 - 3 Wochen wieder erlaubt. Längere Strecken sollten aber noch vermieden werden.

Nach etwa einer Woche kann mit einer intensiven Krankengymnastik begonnen werden, eventuell auch in Form einer ambulanten Rehabilitation.

Wann findet in der Regel der nächste Arzttermin statt?

Noch am Tag des Eingriffs, wird Ihr Arzt Ihnen mitteilen, wann Sie zur nächsten Kontrolluntersuchung wiederkommen sollten. In Ihrem eigenen Interesse sollten Sie diesen Termin unbedingt einhalten. Unter Umständen wird auch ein Hausbesuch vereinbart.
Bekommen Sie zu Hause höheres Fieber, starke Schmerzen, Lähmungserscheinungen oder stellen Sie an der Wunde Rötungen und andere Entzündungszeichen fest, sollten Sie umgehend mit dem Arzt Kontakt aufnehmen. Auch wenn Sie unsicher sind und noch Fragen zum normalen Heilungsverlauf haben, wird Ihnen in der Praxis niemand böse sein, wenn Sie sich telefonisch Rat holen.

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