Hat ein Prostatakrebs die Organgrenzen noch nicht überschritten, gelten die radikale chirurgische Entfernung der Prostata oder die Hochvoltbestrahlung von außen als anerkannte Therapieverfahren. In jüngster Zeit ist ein weiteres Behandlungsverfahren hinzugekommen: mit der „interstitiellen Brachytherapie“ kann der bösartige Tumor quasi von „innen“ mit Strahlen bekämpft werden.
Das Wort Brachytherapie leitet sich von dem griechischen Wort „brachys“= kurz ab. Kurz ist dabei nicht die Behandlungsdauer, sondern der Abstand der Strahlenquelle zum Gewebe, das zerstört werden soll. Strahlungsquellen sind hierbei kleine radioaktive „Körnchen“ (Seeds), die direkt in die Prostata eingepflanzt werden und hier unter Schonung des umgebenden Gewebes ihre zerstörerische Strahlung abgeben.
Unter Regionalanästhesie oder in Vollnarkose wird die Prostata durch den Dammbereich unter Ultraschallkontrolle mit den nur reiskorngroßen radioaktiven Körnchen „gespickt“. Die notwendige Zahl der Körnchen richtet sich nach der Größe der Prostata und wird vorher genau berechnet. Bei der „Low-Dose-Rate-Brachytherapie“ ist die Dosisleistung relativ gering und die Körnchen verbleiben lebenslang im Körper.
Die Kosten für diese Behandlung werden von den gesetzlichen Krankenkassen zur Zeit leider nur selten übernommen.
Der Eingriff kann problemlos auch ambulant vorgenommen werden. Allerdings ist nicht jeder Patient mit Prostatakarzinom für diese Therapie geeignet. Wichtige Voraussetzungen sind unter anderem, dass der Tumor nicht zu weit fortgeschritten ist, nicht zu den besonders bösartigen Formen gehört und der PSA-Wert (Prostata-spezifisches Antigen) nicht über 10 ng/ml liegt. Außerdem darf die Prostata nicht zu groß sein und die Lebenserwartung sollte mindestens noch 10 Jahre betragen. Auch Beschwerden beim Wasserlassen durch eine Verengung der Harnröhre kann gegen den Eingriff sprechen.
Bei der richtigen Auswahl der Patienten ist die Brachytherapie ähnlich erfolgreich wie die Operation. Komplikationen wie Harninkontinenz oder Impotenz sind deutlich seltener als nach der operativen Entfernung der Prostata.