Schmerztherapie

Wichtiger Hinweis:
Die Beschreibung der Eingriffe wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt. Es kann sich jedoch nur um einen Überblick handeln, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Zur weitergehenden Information dienen die Webseiten der Leistungserbringer und das persönliche Arzt-Gespräch bzw. die OP – Aufklärung in der jeweiligen operierenden Einrichtung.
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Neben der Narkose und anderen Betäubungsmethoden bei operativen Eingriffen gehört auch die Behandlung von Schmerzen zum Aufgabengebiet der Anästhesisten, der Schmerztherapeuten und behandelnden Ärzte der einzelnen Fachgebiete. Dies bezieht sich nicht nur auf den Schmerz im Zusammenhang mit Operationen. Auch bei akuten und chronischen Schmerzen unterschiedlichster Ursache können Anästhesisten in ihrer Rolle als kompetente Schmerztherapeuten – oft im enger Zusammenarbeit mit den behandelnden Ärzten anderer Fachbereiche - zur Schmerzlinderung mit beitragen.

Die adäquate Schmerztherapie ist auch ein wichtiger Bestandteil der sogenannten Palliativtherapie. Dieser Zweig der Medizin beschäftigt sich mit der Betreuung von unheilbar kranken Patienten. Durch verschiedene Maßnahmen wie Schmerztherapie, Behandlung von anderen Symptomen, wie z.B. Übelkeit oder Luftnot, Sicherstellung der Ernährung und psychologische Betreuung wird hier versucht, die dem Patienten verbleibende Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten.

Was ist eigentlich Schmerz und wie entsteht er?

Das Phänomen Schmerz hat jeder schon einmal erlebt. Da es sich letztendlich um ein subjektiv empfundenes Gefühl handelt, kann man die Ausprägung eines Schmerzes sehr schlecht messen. Die Stärke des Schmerzes hängt zudem nicht nur von der auslösenden Ursache sondern auch von vielen anderen Faktoren ab. Zum einen ist die Schmerzschwelle von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich – empfindet der eine es bereits als Schmerz, ist es für den anderen vielleicht nur ein unangenehmes Gefühl. Hinzu kommen ggf. die äußeren Umstände, in denen der Schmerz entsteht. So kennt jeder das Phänomen, dass die Schmerzen in der Stresssituation unmittelbar nach einem Sturz oder Unfall gar nicht so schlimm sind, zu Hause nach Abklingen der ersten Aufregung aber deutlich zunehmen. Ein Schmerz, der eindeutig zugeordnet werden kann (wie z.B. nach einer Operation) wird oft weniger stark empfunden als ein Schmerz ohne bekannte Ursache, der uns Angst macht.

Der akute Schmerz

Der akute Schmerz hat die Funktion der Warnung, um uns beispielsweise so schnell wie möglich einer Gefahrenzone entziehen bzw. eine Schädigung des Körpers erkennen können. Typisches Beispiel ist das Anfassen einer heißen Herdplatte. Die in der Haut, aber auch in der Muskulatur oder in inneren Organen befindlichen Sinneszellen (sogenannte Nozizeptoren) bilden ein weit verzweigtes „Meldesystem“ im Körper. Bei bestimmten Reizen (z.B. Druck oder Hitze) werden sie aktiviert und das Schmerzsignal wird über Nervenbahnen zum Rückenmark und von hier aus zu den Schmerzzentren im Gehirn geleitet. Das führt z.B. dazu, die Hand von einer heißen Herdplatte zurückzuziehen, noch bevor das Gehirn den Schmerz bewerten kann – der sogenannte Reflexbogen, der bereits auf der Rückenmarksebene ausgelöst wird.

Bleibt die Schmerzursache (z.B. bei einer Wunde oder Entzündung) über einen längeren Zeitraum bestehen, werden in der Umgebung körpereigene chemische Substanzen freigesetzt. Diese Substanzen bewirken, das die Schmerzfühler auf „Habachtstellung“ gehen, d.h. man wird empfindlicher und nimmt den Schmerz daher eher und stärker wahr. Diese Substanzen sind auch der Ansatzpunkt für viele Schmerzmittel (Analgetika).

Der chronische Schmerz

Bestehen sehr starke Schmerzreize unbehandelt über einen längeren Zeitraum, verändern sich die Strukturen der Schmerzzellen. Die Nervenzellen sind sensibilisiert und leiten dann schon bei sehr schwachen Reizen oder sogar ohne jeglichen äußeren Reiz die Information „Schmerz“ über die C-Fasern an das Gehirn weiter. Diesen Mechanismus nennt man heute „Schmerzgedächtnis“ (Plastizität).

Die Folge: Der Schmerz besteht fort, obwohl eigentlich keine eindeutige sichtbare Ursache mehr gegeben ist. Für die betroffenen Patienten beginnt damit oft ein langer Leidensweg. Sie empfinden zwar echte Schmerzen (sind also keinesfalls Simulanten), der Arzt kann aber keine körperliche Ursache darstellen. Diese sehr belastende Situation wirkt sich auch negativ auf die Psyche aus, was den Schmerz zusätzlich verstärken kann. Der chronische Schmerz wird zur „Schmerzkrankheit“, die schwer zu behandeln ist und die gesamte Kompetenz eines erfahrenen Schmerztherapeuten erfordert.

Die modernen Erkenntnisse zur Entstehung chronischer Schmerzen haben dazu geführt, dass man heute versucht, akute Schmerzen möglichst früh ausreichend zu behandeln, um einer Chronifizierung vorzubeugen. Es macht also wenig Sinn, bei starken Schmerzen so lange wie möglich die Zähne zusammenzubeißen und nur Medikamente zu nehmen, wenn man es nicht mehr aushält.

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