Sterilisation der Frau (Eileiterdurchtrennung)

Wichtiger Hinweis:
Die Beschreibung der Eingriffe wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt. Es kann sich jedoch nur um einen Überblick handeln, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Zur weitergehenden Information dienen die Webseiten der Leistungserbringer und das persönliche Arzt-Gespräch bzw. die OP – Aufklärung in der jeweiligen operierenden Einrichtung.
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Nach abgeschlossener Familienplanung ist die Sterilisation der Frau – d.h. die operative Durchtrennung der Eileiter - einer der sichersten Formen der Empfängnisverhütung. Sie sollten aber in Ihrer Entscheidung, keine Kinder mehr zu wollen, sehr sicher sein, da der Eingriff praktisch nicht wieder rückgängig zu machen ist. Circa 6% aller Frauen in Deutschland haben sich für diese endgültige Form der Empfängnisverhütung entschieden. Die Eileiterdurchtrennung wird mittels einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) vorgenommen und kann problemlos ambulant durchgeführt werden.

Was geschieht bei diesem Eingriff?

Zuerst muss ein Zugang zur inneren Bauchhöhle hergestellt werden. Dazu wird mit einer dickeren Spezialnadel durch die Bauchdecke gestochen. Als Einstichsort wird in der Regel die untere Bauchnabelgrube gewählt, da hier der Abstand zwischen Haut und Bachdecke am geringsten ist. Dies hat darüber hinaus auch kosmetische Vorteile, da die zurückbleibende Narbe an dieser Stelle später kaum zu sehen ist.

Vor dem Einstich (Punktion) wird sichergestellt, dass keine großen Gefäße oder Organe im Weg liegen und verletzt werden könnten. Erst dann wird der Arzt die Punktionsnadel setzen.

Auch nach der erfolgreichen Punktion muss der Operateur sich mit seinem Einblick noch etwas gedulden. Zuerst muss der Bauch ein wenig „aufgepumpt“ werden, damit die eng zusammenliegenden Organe und Darmschlingen dem Arzt nicht die Sicht versperren. Zu diesem Zweck wird an die liegende Kanüle ein keimfreier (steriler) Schlauch angeschlossen und mit einer Gaspumpe (Insufflator) verbunden. Dann wird unter ständiger Druckmessung Kohlendioxid (CO2) in den Bauchraum geleitet. Da der Druck im Bauchraum dabei die ganze Zeit kontrolliert wird, braucht keiner Angst haben zu „platzen“. Je nach Körpergröße wird die Bauchhöhle mit 2,5 bis 7 l Gas prall gefüllt, bis sich eine Art Kuppel bildet und der Operateur sich mit seinen Instrumenten sicher zwischen den Organen bewegen kann.

Für den Eingriff als solchen reicht die Punktionskanüle (Hohlnadel) mit ihrem kleinen Durchmesser noch nicht aus. Sie wird durch eine Plastik- oder Metallhülse (Trokar) ersetzt mit einem Durchmesser von 5 bis 12 mm. Dieser ist mit einem spitzen Ende zur Durchstoßung der Bauchdecken versehen, der dann wieder herausgezogen wird, so dass eine Art Hülse als Zugang zurückbleibt. Ein Ventil sorgt dafür, dass das eingeleitete Gas nicht wieder herausströmt. Auch während des Eingriffs wird entschwundenes Gas immer wieder ersetzt. Für das Einführen von Instrumenten wird ein zweiter kleiner Schnitt meist direkt über der Schamhaargrenze gesetzt.

Nach Einführung des optischen Instruments Laparoskops verschafft sich der Operateur einen zuerst einen Überblick über die Bauch und Becken- und Beckenorgane. Dann werden beidseitig die Eileiter durchtrennt- entweder durch das Setzen einer Kunststoffklammer, Durchtrennen mit dem Skalpell oder Verschweißen mit Hitze (Thermokaogulation). Der so behandelte Eileiterabschnitt ist danach nicht mehr durchgängig, d.h. Eizellen und Spermien können nicht mehr zusammenkommen.
Bei Beendung des Eingriffs wird das Trokar vorsichtig unter Sicht durch die Kamera herausgezogen und die Baucheinschnitte durch wenige Nähte verschlossen. Das noch verbliebende Gas wird problemlos vom Körper aufgenommen und über die Lungen abgeatmet.

Wann rät Ihnen der Arzt zu diesem Eingriff?

Eine Sterilisation empfiehlt sich als Verhütungsmethode immer dann, wenn die Familienplanung abgeschlossen ist und man sich definitiv sicher ist, keine Kinder mehr zu wollen. Viele Frauen wünschen sich diese Art der Verhütung, da die regelmäßige Einnahme der „Pille“ wegfällt und sie sich nicht mehr ständig mit dem Thema Verhütung beschäftigen müssen.

Welche Betäubungsmethode wird in der Regel angewandt?

Die Eileiterdurchtrennung wird in der Regel in einer kurzen Vollnarkose Vollnarkose durchgeführt. Für Sie heißt das: bis auf die Narkoseeinleitung bekommen Sie nichts mit, weder wie ihre Bauchwand durchstochen wird noch wie ihr Bauch „aufgepumpt“ wird. Sie wachen erst wieder auf, wenn alle Instrumente entfernt und der Eingriff vorbei ist.

Wie lange dauert der Eingriff durchschnittlich?

Der Eingriff dauert etwa 30 Minuten.

Wer ist eventuell nicht für diesen Eingriff geeignet?

Technisch schwierig oder auch unmöglich kann die Bauchspiegelung (Laparoskopie) bei sehr übergewichtigen Personen sein. Auch bei vielen Voroperationen im Bauchraum wird man von einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) eher abraten, da Verwachsungen im Bauch den Zugang behindern können.

Nicht durchgeführt werden darf der Eingriff bei Verdacht auf bösartige Erkrankungen und bei bestimmten internistischen Vorerkrankungen mit eingeschränkter Herz-Lungen-Funktion. Hierzu gehören zum Beispiel Erkrankungen der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit, Angina pectoris und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD).

Auch Infektionen im Bauchraum wie die Bauchfellentzündung (Peritonitis) und Störungen der Blutgerinnung (Koagulopathien mit erhöhter Blutungsneigung, z.B. Markumar®-Therapie) können gegen eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) sprechen. Abgeraten wird eventuell auch bei Nabel- oder Narbenbrüchen (Hernien) oder bei Lücken im Zwerchfell (Hiatushernie), da die Gefahr besteht, dass durch den erhöhten Druck Bauchorgane in den Lücken eingeklemmt werden.

Letztendlich liegt die Entscheidung bei Ihrem behandelnden Arzt, der Ihre individuellen Risiken nach den Voruntersuchungen abschätzen wird.

Bei unter 35-Jährigen Frauen, die noch keine eigenen Kinder haben, wird der Arzt vielleicht eher abraten, da die Erfahrung besteht, dass dann doch noch irgendwann der Wunsch nach dem eigenen Kind aufkommt. Letztendlich entscheiden aber allein Sie, ob die Sterilisation für Sie die richtige Verhütungsmethode ist. Eine Einwilligung von Ehemann oder Partner ist nicht erforderlich.

Verboten ist in Deutschland die Sterilisation bei Minderjährigen und nicht-einwilligungsfähigen Personen.

Wie ist das Risiko einzuschätzen?

Die Eileiterdurchtrennung ist bei der heutigen Technik ein sehr sicherer Eingriff. Trotzdem lassen sich wie bei jedem operativen Eingriff Komplikationen nicht hundertprozentig ausschließen. In den allermeisten Fällen sind sie aber beherrschbar, auch wenn in Einzelfällen ein zweiter Eingriff notwendig werden kann.

Über die Art und Häufigkeit der Komplikationen wie Blutungen, Organ- und Gefäßverletzungen oder Wundinfektionen wird Ihr Arzt Sie vor dem Eingriff umfassend aufklären. In seltenen Fällen kann es durch Verletzung der Blutgefäße zum Eileiter zu einer nachfolgenden Minderdurchblutung der Eierstöcke mit einem vorzeitigem Einsetzen der Wechseljahe kommen.

Die Gefahr, nach einer Sterilisation doch noch ungewollt schwanger zu werden, ist gering. Der Eingriff ist zu 98 bis 99% erfolgreich. Von 1000 sterilisierten Frauen werden innerhalb eines Jahres nur ein bis drei schwanger (sogenannte Pearl-Index 0,1 bis 0,3).

Was müssen Sie vor dem Eingriff beachten?

Ab 22:00 Uhr sollten Sie am Vorabend des Eingriffs nüchtern bleiben, d.h. nichts essen oder trinken, nicht rauchen und auch kein Kaugummi kauen. Nehmen Sie wegen anderer Erkrankungen regelmäßig Medikamente, sollten Sie den Arzt bzw. Anästhesisten rechtzeitig vorher darüber informieren, da einige Medikamente wie z.B. blutverdünnende Substanzen einige Tage vor dem Eingriff abgesetzt werden sollten. Da der Bauch nach dem Eingriff noch etwas gebläht sein kann, sollten sie zum Operations-Termin möglichst lockere Kleidung tragen

Was geschieht nach dem Eingriff und was ist zu beachten?

Nach der Eileiterdurchtrennung bleiben Sie noch für einige Stunden unter Beobachtung – so lange bis Sie sich fitt für den Heimweg fühlen. Die Narkose wird relativ schnell nachlassen, so dass sie bald wieder ansprechbar sind. Bis Sie wieder völlig klar im Kopf sind, kann es aber noch etwas länger dauern. Sie dürfen daher am Tag des Eingriffs nicht selbst Auto fahren und sollten sich auch nicht alleine mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg machen. Lassen Sie sich von Angehörigen oder Freunden abholen oder nehmen Sie ein Taxi nach Hause. Noch mehrere Stunden nach dem Eingriff können sie erschöpft und schläfrig sein. Legen Sie sich also ruhig ins Bett und ruhen sich aus. Einige Schritte sollten Sie aber noch am Operationstag laufen, um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen.

Bedingt durch die Narkose kann bei einigen Patienten nach der Operation eine leichte Übelkeit auftreten, die aber bald wieder abklingt.
Mit größeren Schmerzen ist nach einer Eileiterdurchtrennung nicht zu rechnen. Einige Patienten klagen über rechtsseitige Schulterschmerzen. Als Ursache wird eine Nervenreizung vermutet, die durch den erhöhten Druck im Bauchraum mit Verlagerung der Leber entsteht. Etwas Bewegung oder Lagerung im Bett mit einem Kissen unter dem Gesäß kann Abhilfe schaffen – falls nicht, hilft ein leichtes Schmerzmittel.

Bekommen Sie keinen Schreck wenn sich auf Ihrem Bauch größere Pflaster befinden - die Wunde darunter sind wesentlich kleiner. In der Regel können sie nach 1-2 Tagen duschen, wobei die Wunde nicht eingeseift und gut trocken getupft werden sollte. Auf ein Vollbad sollen Sie noch für etwa 5 Wochen verzichten.

Die empfängnisverhütende Wirkung ist praktisch sofort nach dem Eingriff vorhanden. Rückgängig gemacht werden kann der Eingriff nur durch komplizierte mikrochirurgische Operationen mit geringen Erfolgsaussichten.

Keine Auswirkungen bestehen auf den Hormonhauhalt, d.h. Sie bekommen wie bisher regelmäßig Ihre Tage. Auch die Lust auf Sex wird nicht verändert. Beachten sollten Sie aber, dass die Sterilisation zwar Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft bietet, nicht aber vor sexuell übertragbaren Erkrankungen.

Wann findet in der Regel der nächste Arzttermin statt?

Noch am Tag des Eingriffs, wird Ihr Arzt Ihnen mitteilen, wann Sie zur nächsten Kontrolluntersuchung wiederkommen sollten. In Ihrem eigenen Interesse sollten Sie diesen Termin unbedingt einhalten.

Bekommen Sie zu Hause Fieber oder starke Schmerzen oder stellen Sie an der Wunde Rötungen und andere Entzündungszeichen fest, sollten Sie umgehend mit dem Arzt Kontakt aufnehmen. Auch wenn Sie unsicher sind und noch Fragen zum normalen Heilungsverlauf haben, wird Ihnen in der Praxis niemand böse sein, wenn Sie sich telefonisch Rat holen.

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