Wichtiger Hinweis:
Die Beschreibung der Eingriffe wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt. Es kann sich jedoch nur um einen Überblick handeln, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Zur weitergehenden Information dienen die Webseiten der Leistungserbringer und das persönliche Arzt-Gespräch bzw. die OP – Aufklärung in der jeweiligen operierenden Einrichtung.
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Die Leiste – von außen gesehen eher unscheinbar – ist mit eine der kompliziertesten anatomischen Regionen im Körper. Das kräftige Bauchfell, dass die inneren Organe zusammenhält, weist hier eine natürliche Lücke auf, um Nerven, Gefäßen, Lymphbahnen und beim Mann auch dem Samenleiter den Durchtritt zu ermöglichen.
Zwar sind die empfindlichen Strukturen durch kräftige Muskeln und Bänder geschützt, trotzdem ist die Leiste vor allem bei Männern eine natürliche Schwachstelle des Körpers.
Kann die Leiste einer Belastung wie z.B. dem Heben schwerer Lasten nicht standhalten, können Lücken im Bindegewebe auftreten, durch die sich Fett und Darmanteile durchdrängen und nach außen wölben. Häufig bemerken die Patienten dann eine kleine Beule in der Leiste, die bei einer Druckerhöhung im Bauchraum (z.B. beim Husten) verstärkt wird. Solange keine Nerven mit eingeklemmt sind, macht der Leistenbruch dabei kaum Schmerzen.
Gefährlich kann der Leistenbruch werden, wenn sich Darmschlingen in dem Bruch einklemmen, dadurch nicht mehr ausreichend durchblutet werden und absterben. In diesem Fall treten starke Schmerzen auf und der Patient muss innerhalb von sechs Stunden notfallmäßig operiert werden. Um das zu verhindern, sollte jeder Leistenbruch operiert werden, was in vielen Fällen ambulant möglich ist.
Bei der Leistenbruch-Operation werden verschiedene Techniken angewandt.
Nach der herkömmlichen Methode wird der Leistenbruch über einen Schnitt in der Leiste operiert, möglich ist aber auch eine Operation mittels Bauchspiegelung (laparoskopische Operation).
Bei der Operation mit Schnitt gibt es wiederum verschiedene Techniken. Bei der Methode nach Shouldice wird oberhalb des Leistenbandes ein querverlaufender Hautschnitt gesetzt, von dem aus sich der Operateur einen Weg bis zu dem Bruchsack bahnt. Dieser wird eröffnet und der Inhalt zurück in den Bauchraum gedrückt. Dann wird der Bruchsack abgetragen und vernäht. Anschließend werden Teile der Bauchmuskulatur (Faszia transversalis) über die Lücke gezogen, doppelt vernäht und ein Muskelstrang unter dem Samenstrang hindurch angelegt. Auf diese Weise wird der innere Leistenring eingeengt und die Hinterwand des Leistenkanals gestrafft und verstärkt.
Bei der Methode nach Lichtenstein macht der Operateur einen etwa 6 cm langen Hautschnitt über der Ausstülpung. Der Inhalt des Bruchsacks wird zurückgedrängt und ein dünnes Kunststoffnetz aus Polypropylen mit der Bauchwandmuskulatur vernäht.
Bei der Rutkow-Methode ist der Hautschnitt über der Ausstülpung besonders klein, die Narbe später kaum zu sehen. Wie bei der Lichtenstein-Methode wird die Schwachstelle in der Muskulatur hier mit einem schirmähnlichen Kunststoffnetz versehen und zusätzlich mit einer kleinen Netzplatte (Per Fix) gegen einen erneuten Bruch gesichert.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den Leistenbruch über eine Bauchspiegelung von innen anzugehen (Schlüssellochoperation, z.B. Methode nach Meyer). Dazu wird über einen kleinen Schnitt am unteren Bauchnabelrand und nach Einleitung von Kohlendioxid ein optisches Gerät mit Lichtquelle und Digitalkamera eingeführt. Dann werden links und rechts vom Nabel zwei weitere höchstens 10 mm große Schnitte vorgenommen, durch die der Operateur die benötigten Instrumente einführen kann. Rund um den Bruch wird das Bauchfell dann von innen eröffnet, der Bruch zurückgedrängt und das Bauchfell wieder vernäht. Auch hier wird dann der Bruchkanal durch ein Kunststoffnetz gesichert, das allerdings innen an der Bauchwand befestigt wird.
Bei der sogenannten „Sandwichoperation“ werden Kamera und Spezialinstrumente in einen natürlicherweise vorhandenen Spalt zwischen Haut und Bauchfell eingeführt und von dort aus der Leistenbruch aufgesucht. An dieser Stelle wird dann nach Wiederherstellung der natürlichen anatomischen Verhältnisse ein dünnes Kunststoffnetz eingezogen, das von alleine einwächst und nicht durch Nähte fixiert werden muss.
Heute wird in der Regel bei jedem Leistenbruch zu einer Operation geraten. Von alleine wird ein Leistenbruch meist nicht besser, sondern nimmt im Laufe der Zeit noch an Größe zu. Dabei besteht immer die Gefahr, dass sich der Bruch irgendwann „einklemmt“ und dann eine wesentlich risikoreichere Notfalloperation vorgenommen werden müsste. Von den früher noch manchmal eingesetzten Bruchbändern wird abgeraten, da sie den notwendigen Eingriff nur verzögern und nicht sicher vor einer Einklemmung schützen.
Welche Operationsmethode Ihnen der Arzt empfiehlt, hängt von verschiedenen Faktoren wie Alter, Größe des Bruches, Voroperationen und Gewebeverhältnissen ab. Meist hat jeder Chirurg seine „Lieblingsmethode“ mit der er die meisten Erfahrungen hat und die er dadurch am besten beherrscht. Da alle modernen Methoden ähnlich gute Ergebnisse bringen, sollten Sie sich hier ruhig auf die Empfehlung des operierenden Arztes verlassen.
Vielfach können Leistenbruchoperationen in örtlicher Betäubung des Operationsgebietes vorgenommen werden (Verweis: örtliche Betäubung). Operationen mittels Bauchspiegelung werden meist in einer kurzen Vollnarkose vorgenommen (Verweis: Vollnarkose).
Die Operation eines Leistenbruchs dauert je nach Größe des Bruches und angewandter Methode 20 bis 30 Minuten.
Im Prinzip kann und sollte ein Leistenbruch bei jedem Patienten operiert werden. Im Hinterkopf muss man dabei immer behalten, dass eine lebensnotwendige Notfalloperation bei eingeklemmtem Bruch erst recht ein Risiko darstellen würde.
Im Einzelfall kann es bei bestimmten Grunderkrankungen nötig sein, die Operation solange aufzuschieben, bis z.B. ein Diabetes optimal eingestellt ist oder ein geschwächter Patient wieder bei Kräften ist.
Die Leistenbruch-Operation ist ein sehr häufig vorgenommener risikoarmer Routineeingriff.
Wie bei jedem operativen Eingriff können Komplikationen natürlich nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden.
Über solche seltene Komplikationen wie Verletzungen von Nerven, Gefäßen, Samenleiter oder Darm oder Entzündungen wird Ihr Arzt Sie vor der Operationen umfassen aufklären.
Das im Körper verbleibende Kunststoffnetz aus Polypropylen macht nur extrem selten Probleme. Insbesondere die Sorge, dass durch den Kunststoff bösartige Erkrankungen ausgelöst werden könnten, ist unbegründet. Polypropylen wird seit mehr als 40 Jahren in der Chirurgie für die verschiedensten Materialen eingesetzt, ohne dass jemals Krebs dadurch hervorgerufen wurde.
Bei manchen Patienten tritt trotz der Operation ein erneuter Bruch (Rezidiv) auf, sodass eine Zweitoperation notwendig wird. Das Risiko für solch ein Rezidiv ist aber relativ gering und liegt je nach Methode zwischen 0,5 und 2,6%.
Wird der Eingriff in Vollnarkose durchgeführt, sollten Sie 6 Stunden vor der Anästhesie nichts mehr essen und keine trüben Flüssigkeiten mehr trinken! 2 Stunden vor der Anästhesie sollten auch keine klaren Flüssigkeiten mehr getrunken werden. (Ausnahme: Vorbereitungstablette(n) mit etwas Wasser) Am Anästhesietag soll nicht mehr geraucht werden. Wenn Sie morgens Medikamente einnehmen, besprechen Sie bitte mit Ihren Anästhesisten, welche Medikamente Sie vor der Anästhesie noch einnehmen können.
Da nach einem Eingriff mit Bauchspiegelung der Bauch etwas gebläht sein kann, sollten sie zum Operations-Termin möglichst lockere Kleidung tragen.
Wurde der Eingriff in einer Vollnarkose vorgenommen, bleiben Sie nach dem Eingriff noch für einige Stunden unter Beobachtung – so lange bis Sie sich fit für den Heimweg fühlen. Die Narkose wird relativ schnell nachlassen, so dass sie bald wieder ansprechbar sind. Bis Sie wieder völlig klar im Kopf sind, kann es aber noch etwas länger dauern. Sie dürfen daher am Tag des Eingriffs nicht selbst Auto fahren und sollten sich auch nicht alleine mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg machen. Lassen Sie sich von Angehörigen oder Freunden abholen oder nehmen Sie ein Taxi nach Hause. Noch mehrere Stunden nach dem Eingriff können sie erschöpft und schläfrig sein. Legen Sie sich also ruhig ins Bett und ruhen sich aus. Einige Schritte sollten Sie aber noch am Operationstag laufen, um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen.
Bedingt durch die Narkose kann bei einigen Patienten nach der Operation eine leichte Übelkeit auftreten, die aber bald wieder abklingt.
Mit größeren Schmerzen ist nach einem Eingriff mittels Bauchspiegelung (Laparoskopie) nicht zu rechnen. Einige Patienten klagen über rechtsseitige Schulterschmerzen. Als Ursache wird eine Nervenreizung vermutet, die durch den erhöhten Druck im Bauchraum mit Verlagerung der Leber entsteht. Etwas Bewegung oder Lagerung im Bett mit einem Kissen unter dem Gesäß kann Abhilfe schaffen – falls nicht, hilft ein leichtes Schmerzmittel.
Bekommen Sie keinen Schreck, wenn sich auf Ihrem Bauch drei größere Pflaster befinden - die Wunde darunter ist wesentlich kleiner.
Wurde der Eingriff in örtlicher Betäubung vorgenommen, können Sie sofort nach dem Eingriff aufstehen und nach einer kurzen Beobachtungsphase nach Hause gehen.
Leichtere Schmerzen in der operierten Leiste sind nach einer Leistenbruchoperation normal. Meist sind sie nach etwa zwei Wochen abgeklungen.
Zum Schutz der operierten Leiste sollten Sie in den ersten Wochen nach dem Eingriff für zwei bis vier Wochen auf schwere körperliche Arbeit und das Heben von schweren Lasten verzichten. Die genaue Dauer der Schonphase hängt sehr von der verwendeten Methode ab. Ihr Arzt wird Sie genau darüber unterrichten, wann Sie sich wieder normal belasten, Sport Treiben oder Intimverkehrt haben dürfen.
Schon wenige Tage nach dem Eingriff, wird der Arzt Sie zu einer Kontrolluntersuchung in die Praxis bestellen. In Ihrem eigenen Interesse sollten Sie diesen Termin unbedingt einhalten.
Bekommen Sie zu Hause Fieber oder starke Schmerzen oder stellen Sie an der Wunde Rötungen und andere Entzündungszeichen fest, sollten Sie umgehend mit dem Arzt Kontakt aufnehmen. Auch wenn Sie unsicher sind und noch Fragen zum normalen Heilungsverlauf haben, wird Ihnen in der Praxis niemand böse sein, wenn Sie sich telefonisch Rat holen.