Patienten mit lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen kann seit etwa 20 Jahren mit einem einpflanzbaren (implantierbaren) Defibrillator geholfen werden. Wenn das Herz wie beim Kammerflimmern so schnell schlägt, dass es jeden Moment droht stillzustehen oder bereits ein Herzstillstand eingetreten ist, leitet das kleine nur Streicholzschachtel-große unter die Haut verpflanzte Gerät über Elektroden einen kräftigen elektrischen Impuls an das Herz und bringt es so wieder zum Schlagen.
In Deutschland bekommen circa 5000 Patienten pro Jahr einen solchen Defibrillator eingepflanzt. Ein bisher ungelöstes Problem ist dabei der relativ hohe Stromverbrauch, der dazu führt, dass alle 3-5 Jahre die Batterie ausgetauscht werden muss. Für den Patienten ist damit jedes Mal ein operativer Eingriff mit Entnahme und komplettem Ersatz des Gerätes verbunden. Dieser Eingriff ist mit circa 30.000 € nicht nur sehr teuer für die Krankenkassen, auch die Patienten leiden durch die häufigen Operationen und damit verbundenen Probleme wie Wundinfektionen und Narbenbildungen.
Unter der Leitung von Dr. Michael Niehaus hat die kardiologische Abteilung der Medizinischen Hochschule Hannover in Zusammenarbeit mit dem Institut für elektrotechnische Grundlagenforschung der Technischen Universität Hannover jetzt ein Gerät entwickelt, dass sich über die Haut wieder aufladen lässt. Die kabellose Energieübertragung gelingt dabei über die Kopplung von zwei Spulen über einem starkem Magnetfeld.
Wenn die bisher hergestellten Prototypen sich auch im Langzeittest bewähren, brauchen die Patienten mit diesem Gerät nur noch alle sechs Monate zum „Energie-Aufladen“. Der Ladevorgang dauert etwa zwei Stunden und ist wie beim Handy abhängig vom Ladezustand des Akkus. Die gesamte Betriebsdauer des wiederaufladbaren Defibrillators wird sich auf circa 15 bis 20 Jahre belaufen.