BAO-MAO-Aktuell; Nr. 27/06, vom 28. Juni 2006
Nachrichten für Ambulante Operateure und Anästhesisten
Die nachhaltig wirkende Reform - die wird es nicht geben
Eine Gesundheitsreform, die 20 Jahre lang für Ruhe sorgt, ist eine Illusion
Alle Leistungen des Gesundheitswesens gehören auf den Prüfstand
Die moderne Medizin so, wie sie von Politikern gefordert und der Bevölkerung versprochen wird, ist unbezahlbar. Medizinischer Fortschritt für alle, keine Wartezeiten, sprechende Medizin, zuwendungsorientierte Pflege, qualitativ hochwertige und gesicherte Gesundheitsversorgung - alles ist Aufwand, der kostet und bezahlt werden muss. Hinzu kommt ein hoher bürokratischer Aufwand und ein sich ständig ausweitendes Kontrollsystem, ebenfalls verbunden mit hohen und steigenden Kosten.
Genauso unrealistisch wie der Versuch, ein derartiges Gesundheitswesen finanzieren zu wollen, ist die Vorstellung, eine Gesundheitsreform könne nachhaltig wirken. Peter Struck, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, wünscht sich eine Reform, die 20 Jahre Ruhe gibt.
Andere sind bescheidener, denken jedoch auch in einem Zeitraum von mehreren Jahren. Wir haben und wir behalten ein umlagefinanziertes Gesundheitssystem, das jährlich seine Ausgaben über die in diesem Jahr erzielten Einnahmen decken muss.
Schon bisher ist die GKV defizitär. In der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken vom Mai dieses Jahres geht Die Linke für 2007 von einem Defizit von rund 15 Milliarden Euro aus. Das Bundesgesundheitsministerium räumt acht Milliarden Euro ein. Der Schätzerkreis der Krankenkassen sagt für 2008 ein Defizit von 15 Milliarden Euro voraus.
In keiner Berechnung sind die Unterfinanzierung der vertragsärztlichen Versorgung von rund zehn Milliarden Euro und die Auswirkungen der Tarifabschlüsse des Marburger Bundes für Krankenhausärzte enthalten. Es ist davon auszugehen, dass am Ende die Defizit-Prognosen für das nächste Jahr um Milliarden Euro vermutlich übertroffen werden.
Zur Diskussion steht die gesamte Leistungsbreite unseres Gesundheitswesens, steht die Pflegeversicherung, die gesetzliche Unfallversicherung, die Rehabilitation und dabei in erster Linie die stationäre Reha, zur Disposition steht aber auch der Leistungskatalog der GKV der einen im internationalen Vergleich weit überdurchschnittlichen Umfang hat, mit den weltweit wohl geringsten Zuzahlungen. Was wir uns in unseren bislang hauptsächlich umlagefinanzierten Sozialsystemen leisten, geht über unsere Wirtschaftskraft hinaus. Keine erfreuliche Perspektive und vor allem für Politiker eine Aufgabe, die der Öffentlichkeit schwer verständlich zu machen ist. Alles andere aber ist illusionär.
Quelle: Fritz Beske. Ärzte Zeitung 28.06.2006
Ambulantes Operieren: Das erweiterte Bundesschiedsamt entscheidet
Zum Vertrag über das Ambulante Operieren und stationsersetzende Eingriffe im Krankenhaus gibt es keine Einigung zwischen der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) und den Spitzenverbänden der gesetzlichen Krankenkassen (GKV). Die Vertragspartner haben jetzt erneut das erweiterte Bundesschiedsamt angerufen. Der Termin für die mündliche Verhandlung wurde auf den 17. August 2006 festgelegt.
Der durch das erweiterte Bundesschiedsamt am 18. März 2005 festgesetzte Grundvertrag zu § 115b Abs. 1 SGB V (einschl. Katalog ambulant durchführbarer Operationen und stationsersetzender Eingriffe) wurde von der DKG beklagt und zum 30. Juni 2006 gekündigt. Auch bei dieser Verhandlungsrunde haben die Vertragspartner keine Einigung erreicht. Die Vertragspartner haben jetzt gemeinsam ein neues Schiedsamtsverfahren beantragt.
Die Vertragspartner sind sich darin einig, dass eine lückenlose Anschlussregelung zwingend notwendig sei. Da eine Entscheidung des erweiterten Bundesschiedsamtes vor dem 30. Juni 2006 nicht erreicht werden konnte, haben sich die Vertragspartner jetzt in einer Ergänzungsvereinbarung darauf verständigt, dass der bestehende dreiseitige Vertrag bis zu einem vom erweiterten Bundesschiedsamt festzusetzenden Anschlussvertrag weiter gelten soll.
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst, 26. Juni 2006, Nr. 51/2006, 15
Merkel für feste Honorare
Die Honorierung niedergelassener Ärzte soll in absehbarer Zeit ähnlich gestaltet werden wie die Vergütung von Leistungen im Krankenhaus. Das hat Bundeskanzlerin Angela Merkel angekündigt.
"Wir brauchen eine Vergleichbarkeit mit den Preisen im Krankenhaus", sagte Merkel gestern in der Haushaltsdebatte im Bundestag. Das sei nur zu erreichen, wenn auch Vertragsärzte nach einer Gebührenordnung mit festen Eurobeträgen abrechneten und Krankenhäuser nur Geld für ihre Leistungen, nicht aber für Investitionen bekämen.
Erneut machte die Kanzlerin klar, dass trotz Reformen das Gesundheitssystem tendenziell teurer werde. Deshalb müsse die "solidarische Grundlage" verbreitert werden. Eine Zerschlagung der privaten Krankenversicherung lehnte sie aber ab.
Quelle: Ärzte Zeitung 22.06.2006
DGVP kritisiert Gesundheitspolitik
Als eine Methode, Finanzierung im Gesundheitssystems noch undurchsichtiger zu gestalten als sie bisher schon ist, sieht die Deutsche Gesellschaft für Versicherte und Patienten (DGVP) die bisherigen Äußerungen zur Gestaltung eines Fondsmodell. „Da neben den Versicherungsbeiträgen auch noch Steuermittel einfließen sollen, wird für die Versicherten überhaupt nicht mehr erkennbar, was sie denn ihre Gesundheit eigentlich kostet“, kritisiert DGVP-Präsident Wolfram-Arnim Candidus die bisherigen Vorstellungen. Versicherungsbeiträge und Arbeitgeberbeiträge verschwänden bereits jetzt in der Black Box der Kassenärztlichen Vereinigungen. Die Entstehung der Verteilungsschlüssel und ihre Handhabung ist für die Versicherten als Zahlmeister des Systems nicht mehr erkennbar, lautet die Kritik der Patientenvertretung.
Quelle: klinik@news - Ausgabe 0067
Zentrale Protestveranstaltung in Mainz, Mittwoch 28. Juni 11.00 bis 13.30 Uhr
Protest braucht Protestierende“
Sind Sie auch dabei?? http://www.medi-suedwest.info/index-Dateien/Page379.htm
Praxen sollen am Ende des Quartals eine Woche schließen
Die Praxen im Norden sollen zum Ende dieses Quartals eine Woche lang geschlossen bleiben. Dies empfiehlt die Ärztegenossenschaft Schleswig-Holstein aus Protest gegen die nach ihrer Ansicht "verfehlte Gesundheitspolitik".
"Neue Konzepte werden nur in Form von Parolen angekündigt, dringend erforderliche Reformen jedoch immer wieder verschoben", begründet Genossenschaftsvorstand Dr. Klaus Bittmann den Aufruf zur Praxisschließung. Er fürchtet, dass die Kostendämpfung viele Arztpraxen die Existenz kosten und die Praxisinhaber in abhängige Beschäftigungsverhältnisse an Medizinischen Versorgungszentren treiben wird.
"Wir bewegen uns mit großen Schritten in eine Staatsmedizin, in der Freiberuflichkeit unerwünscht ist", sagte Bittmann.
Quelle: Ärzte Zeitung 23.06.2006
Arbeitskampf der Klinikärzte löst heftige Auseinandersetzung aus
Marburger Bund: 24-Stunden-Notdienst wird in kommunalen Häusern sichergestellt
Die anstehenden Streiks an den kommunalen Krankenhäusern, die für Hausärzte als Einweiser wichtige Partner sind, werden von vielen Seiten heftig kritisiert. Der Marburger Bund sieht aber keinen Grund, von seinem eingeschlagenen Weg abzuweichen.
Quelle: Ärzte Zeitung 23.06.2006
Tarifabschluss der Uniklinikärzte: Kompromiss mit Perspektive
Doch auch wenn die vereinbarten Regelungen nicht alle Hoffnungen der streikenden Ärzte erfüllen können: Es ist ein Meilenstein für den MB, überhaupt einen eigenständigen Tarifvertrag für Ärzte erkämpft zu haben.
Erst jetzt – nach den monatelangen und zuvor nicht für möglich gehaltenen massiven Protesten und Streiks tausender Uniklinikärzte – akzeptierte die TdL den Marburger Bund als eigenständige Gewerkschaft. Mit diesem Status haben es die Ärzte in Zukunft selbst in der Hand, weitere Gehaltssteigerungen und besser auf die Besonderheiten des Arztberufes zugeschnittene Arbeitsbedingungen zu erstreiten.
Quelle: Deutsches Ärzteblatt 103, Ausgabe 25 vom 23.06.2006, Seite A-1715
Ärzte in Berlin läuten neue Runde von Praxisschließungen ein
An mehreren "Bürokratietagen" bleiben kommende Woche die Praxen geschlossen
Der Protest der niedergelassenen Ärzte in Berlin geht in die nächste Runde. Unter dem Motto "Heilen statt Stempeln" wenden sich die Ärzte ab kommendem Montag erneut mit Praxisschließungen gegen übermäßigen Verwaltungsaufwand und unzureichende Finanzierung in der ambulanten Versorgung.
Quelle: Ärzte Zeitung 23.06.2006
Drei Verbände für GKV-Ausstieg
Die Ärzteverbände Medi Deutschland, der Bundesverband der Ärztegenossenschaften und die Freie Ärzteschaft wollen einen Ausstieg der Vertragsärzte aus dem GKV-System vorbereiten.
Anfang Juli sollen Vertragsärzte über die Möglichkeit eines Systemausstiegs informiert werden, teilten die Verbände mit. Eine angemessene Patienten-Versorgung könne nur "in einem neuen System erfolgen", heißt es.
Quelle: Ärzte Zeitung 27.06.2006
Gutachten: „Mehr Wettbewerb im System der gesetzlichen Kranken-
versicherung“
Der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) hat in einem Gutachten gefordert, die gesetzlichen Voraussetzungen für einen funktionierenden Wettbewerb in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu schaffen.
An die Adresse der Bund-Länder-Arbeitsgruppe geht in diesem Gutachten die Aussage, der Beirat befürchte, dass die derzeitige Reformdiskussion ein Kernproblem der GKV nicht wirklich angehe. Der Beirat sieht in einer Stärkung des nachfrageseitigen Wettbewerbs, also des Wettbewerbs zwischen den GKV-Kassen als Sachwalter der Versicherten auf dem Markt für medizinische Leistungen gegenüber den Leistungserbringern ein wesentliches Reformelement, das geeignet sei, das Kernproblem des Gesundheitswesens, einer wachsenden Kluft zwischen den medizinischen Möglichkeiten und den finanziellen Möglichkeiten zu lösen.
Eine grundlegende Gesundheitsreform erfordert nach Meinung des Beirates einen zweiseitigen Wettbewerb: Auf dem Leistungsmarkt dezentrale Verhandlungsmöglichkeiten zwischen Versicherungen und Leistungserbringern, sowie auf dem Versicherungsmarkt ein unverzerrtes Preissystem mit der Möglichkeit, durch Fusionen und Aufspaltungen die optimale Betriebsgröße zu erreichen. Für den Beirat sind folgende Leitlinien von zentraler Bedeutung:
1. Vertragsfreiheit zwischen GKV-Kassen und Leistungserbringern mit der Möglichkeit, ineffiziente Leistungserbringer auszuschließen,
2. Abschaffung des Zwangsvertragsmonopols der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen),
3. Kontrahierungszwang und Preisdiskriminierungsverbot seitens der GKVKassen,
4. Preiswettbewerb zwischen GKV-Kassen über einkommensunabhängige Versicherungsprämien, einschließlich der Übertragung risikoäquivalenter Rückstellungen bei einem Versicherungswechsel,
5. Verlagerung der Umverteilung von Reich nach Arm in das Steuer- und Transfersystem.
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst, 26. Juni 2006, Nr. 51/2006, 6
GKV-Finanzierung: Mehr Geld ist keine Lösung
Erhebliche Bedenken gegen eine weitgehend über Steuern finanzierte gesetzliche Krankenversicherung (GKV) hat der SPD-Gesundheitsexperte Eike Hovermann MdB.
Er stellt sich damit in Gegensatz zu seinem Fraktionskollegen Prof. Karl Lauterbach MdB. Durch eine über Steuern finanzierte GKV fließe, so Hovermann, zwar neues Geld in das GKV-System, aber ohne dass auch nur ansatzweise nachhaltige Strukturreformen eingeläutet würden, „die die Effizienzreserven unseres überbürokratisierten Systems ausschöpfen könnten“. Statt die dringend notwendige Optimierung von Qualität und Leistung im Gesundheitssystem voranzutreiben, solle nun der Bundesfinanzminister bzw. der Steuerzahler neue Milliardensummen zur Sicherung verkrusteter Strukturen schultern.
Die Erfahrung zeige leider, so Hovermann, mit aller Deutlichkeit, dass jegliches neues Geld mühelos von den gegenwärtigen Strukturen aufgesaugt werde. Denn lediglich mehr Geld reiche leider nicht aus, um unter anderem die Herausforderungen des demographischen Wandels und des medizinischen Fortschritts angemessen bewältigen zu können.
Die richtige Antwort wäre die Entwicklung hin zu einem kreativen Wettbewerb zwischen den Leistungserbringern und – viel wesentlicher – zwischen den GKV-Kassen. Durch die aktuellen Überlegungen werde dieser sicherlich schwere und zum Teil schmerzhafte Prozess jedoch leider weiter hinausgezögert. Nach Ansicht Hovermanns werde die grundsätzliche Wahrheit vernebelt, dass das wirtschaftliche Wachstum im Verhältnis zu den Ausgaben stagniere, so dass die Verschuldung der öffentlichen Hände ohne ein Gegensteuern zwangsläufig zunehmen müsse. Dass dies mit Solidarität für kommende Generationen wenig zu tun habe, werde immer offensichtlicher.
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst, 26. Juni 2006, Nr. 51/2006, 7
Auf der Suche nach sieben Milliarden
Ärzten und Patienten stehen harte Zeiten bevor. Da sich die große Koalition nur schwer einigen kann, wie sie die Einnahmen der gesetzlichen Kassen sanieren soll, bleibt ihr nur eine Alternative: Kostendämpfung.
Quelle: Hanno Kautz. Ärzte Zeitung 27.06.2006
Hoppe plädiert für Erhalt des PKV-Systems
Bundesärztekammerpräsident Professor Jörg-Dietrich Hoppe hat sich gegen ein Einbeziehen der Privatversicherten in den geplanten Gesundheitsfonds ausgesprochen. Er bezweifle, dass ein solcher Schritt rechtlich zulässig sei, sagte Hoppe.
Dadurch werde das gesunde private Kassensystem faktisch abgeschafft, um das kranke gesetzliche System zu stützen.
Quelle: Ärzte Zeitung 21.06.2006
KV-Börse für Kooperation und Praxisabgabe
Ein neues Internet-Angebot soll es niedergelassenen Ärzten erleichtern, Kooperationspartner oder einen Käufer für die Praxis zu finden. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNo) Consult und die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) Consult GmbH haben gemeinsam eine Kooperations- und eine Praxisabgabebörse entwickelt.
Das Angebot http://www.kv-boerse.de ist seit dem 19. Juni online. "Die KV-Börse bietet Mitgliedern die Möglichkeit, einfach und kostengünstig Kooperationspartner oder Praxisnachfolger zu finden", sagte der KVNo-Vorsitzende Dr. Leonhard Hansen. Plattformen zur Vermittlung von Kooperationspartnern - das zentrale Anliegen der KVen - gibt es bisher nur wenige. Praxisabgabe- und Stellenbörsen gibt es dagegen an vielen Stellen im Internet.
Für Inserate haben die KVNo und die KVWL Consult zwei Leistungspakete entwickelt, die sich in der Dauer der Schaltung und den Gestaltungsmöglichkeiten unterscheiden. Sie kosten 60 Euro, respektive 90 Euro. Für Mitglieder der KVen reduziert sich der Preis um 20 Prozent. Wer auf der Internetplattform nach Angeboten sucht, braucht nichts zu bezahlen.
Die Plattform bietet die Möglichkeit des direkten Kontakts mit dem Inserenten oder einer Chiffre-Antwort per E-Mail, je nachdem, wie der Inserent es wünscht. Ärzte, die keinen Computer haben, können ihre Anzeige für die KV-Börse auch per Fax schicken.
Wer nachsehen will, ob die KV-Börse für ihn etwas Passendes hat, kann zunächst nach der KV-Region suchen, dann nach der gewünschten Kooperationsform und sich dort die Einträge anschauen.
Die Kooperationsbörse im Internet: http://www.kv-boerse.de. Auch die KV Mecklenburg-Vorpommern bietet eine Praxisbörse unter http://www.kvmv.de an.
Quelle: Ärzte Zeitung 27.06.2006
Neue Standards zum Schutz vor Nadelstichen
Ärzte, Pflegepersonal, Laboranten und auch Reinigungskräfte - für viele Beschäftigte im Gesundheitswesen gehören Nadelstichverletzungen (NSV) zu den häufigsten Arbeitsunfällen. Experten schätzen, dass sich jährlich 500.000 Menschen an scharfen oder spitzen Gegenständen verletzen. Jetzt sollen Sicherheitsprodukte in allen Gesundheitsberufen eingeführt werden.
Das hat der Ausschuss für biologische Arbeitsstoffe (ABAS) - ein Gremium, das dem Bundesarbeitsministerium unterstellt ist - in einer Neufassung der Technischen Regeln für biologische Arbeitsstoffe (TRBA 250) festgelegt. Der Gebrauch von sicheren Instrumenten, dazu gehören außer sicheren Kanülen-Systemen etwa auch Sicherheits-Schneidgeräte, bei denen eine Feder die Klinge automatisch in den Griff zurückzieht sobald das Gerät aus der Hand gelegt wird, ist nun Pflicht. Verantwortlich dafür, dass die TRBA 250 in den Praxen umgesetzt wird, sind die Arbeitgeber.
Als häufigste Infektionserreger bei NSV gelten Hepatitis B-, C- und HI-Viren.
Quelle: Christiane Inholte. Ärzte Zeitung 22.06.2006
Pro: Fachärzte gründen Medizin-Zentrum in Berlin
Gegenentwurf zu MVZ / Zusammenarbeit von Freiberuflern
Wie sichere ich langfristig die Existenz meiner Praxis? Wie kann ich gute Medizin trotz immer schlechterer wirtschaftlicher Rahmenbedingungen machen? Wie will ich in 15 Jahren arbeiten? Diese Fragen hatten sich Warmuth und seine Kollegin Casper vor drei Jahren gestellt.
Herausgekommen ist das Konzept eines medizinischen Zentrums, das Freiberuflichkeit mit enger Kooperation verbindet und Therapie durch Präventionsangebote ergänzt. Am 1. Juni war Grundsteinlegung des Polimedica Facharzt- und Präventionszentrums "Am Schloßpark Biesdorf". In einem Jahr soll das Gebäude mit Leben erfüllt sein.
Das Konzept stellt einen Gegenentwurf zum derzeit größten Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Deutschlands dar, dem Polikum, das ebenfalls in Berlin seinen Sitz hat. Bewusst haben sich die Ärzte gegen die Ansiedlung auf Klinikgelände entschieden. Dahinter steckt der Gedanke, attraktiver sei für Patienten die Nähe zu einem Einkaufszentrum und für Kassen die Flexibilität in Bezug auf stationäre Kooperationspartner bei Integrationsprojekten.
Das Wichtigste: Entgegen dem Trend zum MVZ mit angestellten Ärzten setzt Polimedica bewusst auf die enge Zusammenarbeit unter Freiberuflern. "Wir wollen alle Voraussetzungen für ein MVZ schaffen, aber primär erfolgreiche Niedergelassene aus der Region gewinnen", sagt Warmuth.
Verbindungsglied zwischen den Ärzten ist die Trägergesellschaft Polimedica GmbH. Als Dienstleister übernimmt sie die Verwaltung des Hauses, organisiert zentrale Einkäufe oder klärt Versicherungsfragen. Die einzelnen Ärzte können Gesellschafter werden, müssen aber nicht.
"Dadurch, dass wir Aufträge über die Trägergesellschaft selbst und gemeinsam vergeben, spart jeder einzelne Geld", hat Warmuth ausgerechnet. Auch die gemeinsame Nutzung von Labor, OP oder Seminarräumen macht die Einzelpraxen wirtschaftlicher. Aus der Kombination der Einzelangebote ergeben sich zudem viele Modelle für Integrationsprojekte.
Quelle: Angela Mißlbeck. Ärzte Zeitung 16.06.2006
Kontra: Halbgötterdämmerung
Auszüge:
Im Polikum im Berliner Stadtteil Friedenau arbeiten 40 Mediziner zufrieden unter einem Dach – in demselben Gesundheitssystem, das ihre Kollegen in den Ausstand treibt.
Das Polikum ist ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ). Und holt damit ein Stück DDR zurück in die bundesrepublikanische Gegenwart: die Poliklinik.
Es ist eine paradoxe Kombination. Denn während die Klinikärzte zum ersten Mal massenhaft für ihre Arbeitnehmerrechte fechten, verteidigen die niedergelassenen Ärzte ihr Unternehmertum.
(...) Im ganzen Haus stehen nur zwei Ultraschallgeräte.
Dieses männliche Dominanzverhalten aber könnte nun durchbrochen werden: durch die Feminisierung der Medizin. 1975 studierten noch doppelt so viele Männer wie Frauen Medizin, inzwischen sind es weitaus mehr Frauen als Männer. In Jena liegt der Anteil an weiblichen Studierenden der Medizin bereits bei 83 Prozent.
"Es ist ein Abschied vom Bild des Doktors, der immer im Dienst ist, der keinen Beruf hat, sondern eine gesellschaftliche Rolle", sagt der deutsche Volkskundler Eberhard Wolff, der am Medizinhistorischen Institut der Universität Zürich arbeitet.
Noch in anderer Hinsicht könnten die neuen Strukturen einiges ändern: Angestellte Ärzte lassen sich besser dirigieren als 130.000 praktizierende Einzelunternehmer.
Quelle: Harro Albrecht. Die Zeit Nr. 24 vom 8. Juni 2006, 21-22
EU-Vergleich - Deutschland auf Platz drei
Deutschlands Gesundheitssystem ist besser als oft kolportiert. Im gestern vorgelegten EU-Gesundheits-Konsumenten-Index 2006 unter 26 Ländern belegt Deutschland Platz drei mit nur einem Punkt hinter den Niederlanden (572) und Frankreich (576).
Deutschland habe Vorbildcharakter, wenn es etwa um den Zugang zur medizinischen Versorgung, um geringe Wartezeiten, um das staatliche Leistungsangebot und um die Bezuschussung von Leistungen geht, heißt es in der Auswertung.
"Es gibt wenige wirkliche Schwachpunkte, das deutsche Gesundheitswesen wäre aber wirklich toll, wenn es bei der Qualität noch zulegen würde", sagt Dr. Arne Björnberg, Leiter des Health Consumer Indexes. Auch gebe es keine gesetzliche Regelung für Patientenrechte.
Schweden hingegen ist auf Platz vier der Bestenliste der eigentliche Sieger bei der medizinischen Qualität. Nur aufgrund schlechterer Noten beim Zugang zu medizinischen Leistungen verpasste Schweden den Spitzenplatz.
In Südeuropa bieten Italien und Spanien dem Index zufolge hervorragende Gesundheitsdienstleistungen. Sie fallen aber auf Platz 11 und 17 zurück, weil nur private Zusatzversorgung Zugang zu medizinischer Exzellenz eröffnet. Großbritannien liegt bei Gesundheitsinformationen vorn, fällt aber durch lange Wartezeiten auf Platz 15 zurück.
Die osteuropäischen Staaten schlagen sich angesichts geringer staatlicher Gesundheitsausgaben erstaunlich gut. Nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis seien Slowenien, Estland und Ungarn Spitze.
Quelle: Ärzte Zeitung 27.06.2006
Lachen hilft sogar beim Kinderkriegen
Lachen hilft in allen Lebenslagen - sogar beim Kinderkriegen! Israelische Frauen, die Besuch von Clown-Doktoren erhielten, wurden nach einer IvF deutlich häufiger schwanger als Frauen ohne lustigen Beistand.
Einem Bericht des britischen Senders BBC zufolge hat Dr. Shevach Friedler vom Assaf Harofeh Medical Centre in Zerifin 186 Frauen im Alter zwischen 25 und 40 Jahren während ihrer künstlichen Befruchtung und danach begleitet.
Die Hälfte der Frauen erhielt Besuch von einem Clown-Doktor, und zwar direkt nachdem die befruchtete Eizelle in die Gebärmutter eingesetzt worden war. Er brachte sie eine viertel Stunde lang zum Lachen. Ein Drittel von ihnen wurde schwanger, dagegen nur 19 Prozent jener Frauen, die keinen Clown-Besuch erhalten hatten.
Friedler ist überzeugt davon, dass die gestressten Patientinnen sich durchs Lachen entspannen. Die BBC sprach angesichts des Erfolgs bereits vom "therapeutic clowning".
Quelle: Ärzte Zeitung 23.06.2006
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Jost Brökelmann, Redakteur BAO-MAO-Aktuell
Bundesverband für Ambulantes Operieren e.V. – BAO
Präsident Dr. med. Jörg-A. Rüggeberg
Vereinsregister VR 6346
Managementgesellschaft Ambulantes Operieren – MAO
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E-Mail: baobonn@t-online.de oder maobonn@t-online.de
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