Schmidt will Ärzte zur Veröffentlichung ihres Einkommens zwingen
Mehr Transparenz bei den ärztlichen Honoraren fordert Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD). Sie plant ein Gesetz, das Kassenärzte verpflichtet, sämtliche Einkünfte aus der Behandlung von Kassenpatienten offen zu legen.
- Ulla Schmidt schlägt vor, die durchschnittliche Honorarsumme der niedergelassenen Ärzte pro Planungsbezirk fachgruppenspezifisch zu veröffentlichen. Zugleich plant die Ministerin, zukünftig die Werte für die höchste und niedrigste Honorarsumme der jeweiligen Arztgruppe ausweisen zu lassen.
- Die KV Westfalen-Lippe (KVWL) wirft Schmidt dagegen vor, die Ärzteschaft mit einer Neiddebatte überziehen zu wollen. "Was sagt es denn aus, dass ein westfälischer Hausarzt einen durchschnittlichen Umsatz von 174.850 Euro mit den gesetzlich versicherten Patienten in seiner Praxis macht und er damit ein Einkommen vor Steuern von durchschnittlich 78.980 Euro erzielt? Ist das nun zuviel, angemessen oder zu wenig angesichts der qualitätvollen Versorgung von rund 1.000 Menschen im Quartal?", fragte KVWL-Vorsitzender Dr. Ulrich Thamer. Obwohl die Höhe der Ärztehonorare nichts über Versorgungsqualität und -aufwand aussage, löse deren Veröffentlichung mit Sicherheit Neid aus.
Quelle: A&W-Newsletter - 30. März 2009
CSU weiter auf Konfrontationskurs in der Gesundheitspolitik
Die CSU bleibt in der Gesundheitspolitik auf Konfrontationskurs. Parteichef Horst Seehofer kündigte im Handelsblatt vom Montag an, die CSU werde in der Debatte mit der CDU über den umstrittenen Gesundheitsfonds "erst lockerlassen, wenn wir unser Ziel erreichen". Auch die Schwesterpartei habe "den Menschen versprochen, dass nach der Einführung des Fonds kein Arzt weniger Geld hat und kein Patient schlechter versorgt ist". Dieses Versprechen werde aber "nicht eingehalten".
- Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) sagte der Passauer Neuen Presse, der Gesundheitsfonds sorge "für eine gigantische Umverteilung der Beiträge von Süd- nach Ostdeutschland". Er kritisierte: "Die bayerischen Patienten müssen mehr bezahlen und bekommen eine schlechtere Versorgung als vorher." Damit habe Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) "leider ein grundlegendes Versprechen gebrochen: Dass nach der Reform kein Arzt und Patient weniger hat als vorher".
Quelle: ddp/aerzteblatt.de Montag, 30. März 2009
CSU-Papier: Kehrtwende bei Gesundheitsfonds und Honorarsystem
Der Streit zwischen Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) und der CSU spitzt sich zu. Am Mittwoch wurden Details aus dem angekündigten CSU-Gesundheitskonzept bekannt, das der Parteivorstand am Freitag auf einer Klausurtagung in Kloster Banz beraten will. Darin richten sich die Christsozialen grundlegend gegen Schmidts Kurs, fordern unter anderem eine neue Gebührenordnung für Vertragsärzte an und stellen den Gesundheitsfonds infrage. Schmidt verteidigte ihre Politik gegen die Kritik und bezeichnete die Vorstöße aus der CSU als Ablenkungsmanöver.
- Auch das System der Kassenärztlichen Vereinigungen stellt die CSU in Frage. Die "Zwangsmitgliedschaft" der Ärzte und der "Status als öffentlich-rechtliche Körperschaft" müssten "auf den Prüfstand gestellt werden", heißt es in dem Entwurf.
- Den jetzt mit dem Gesundheitsfonds eingeführten Einheitskrankenkassenbeitrag will die CSU wieder abschaffen.
Quelle: ddp/aerzteblatt.de Mittwoch, 1. April 2009
Bayerns Hausärzte versagen Fachärzten die Unterstützung
Bei den Protesten der Fachärzte in Bayern geht es nicht ums Honorar. "Es geht darum, wie viel den Patienten für die ambulante Facharztmedizin zur Verfügung gestellt wird", so der Vorsitzende des Deutschen Facharztverbandes (DFV), Dr. Thomas Scharmann, beim zweiten bayernweiten Protesttag am Dienstag. Auf Solidarität der Hausarztkollegen können die Fachärzte aber nicht zählen.
- Bis zur Bundestagswahl im September wollen die Fachärzte in Bayern künftig an jedem vierten Dienstag im Monat ihre Praxen schließen, um die Bevölkerung über eine drohende Verknappung medizinischer Leistungen zu informieren, kündigte Scharmann an. Die völlig gescheiterte Honorarreform führe unweigerlich zu einer "vergütungsadaptierten Versorgung", so Scharmann.
- Keinen Rückenwind bekommen die Fachärzte vom Hausärzteverband. Der wirft den Fachärzten vor, mit gespaltener Zunge zu reden. Von den Fachkollegen vor Ort würden die Hausärzte zur Zeit intensiv umworben, um die Proteste zu unterstützen, aber bei öffentlichen Auftritten würde von den gleichen Kollegen immer wieder die Qualität der Hausärzte kritisiert.
Quelle: Ärzte Zeitung, 25.03.2009
Können KVen in Zukunft noch Qualität bieten?
Für seine überaus harsche Kritik am KV-System ist der bayerische KV-Vorsitzende Dr. Axel Munte heftig gescholten worden - die Fakten und Argumente, die er in der Debatte anführt, sind damit jedoch nicht aus dem Weg geräumt.
Munte analysiert dabei zwei Ebenen. Die eine ist die unmittelbare und für Bayern spürbar negative Wirkung der Vergütungsreform. Seine Thesen hierzu sind: Die Regelleistungsvolumina (RLV) sind für die meisten Arztgruppen zu niedrig, um eine Grundversorgung zu gewährleisten. Bei unterschiedlichen Leistungsspektren von Fachärzten wirken sie pauschalierend und dabei zuungunsten qualifizierter Ärzte. Die Arztgruppen partizipierten überdies nicht gleichermaßen an relevanten freien Leistungen, deren Katalog außerdem auch lückenhaft sei. Insgesamt stellt Munte fest: "Die Systematik der RLV ist leistungs- und qualitätsfeindlich."
Bestimmt ist die Analyse allerdings von der speziellen bayerischen Perspektive. Die neue Vergütungssystematik, die auf eine Angleichung der Vergütungsniveaus und -strukturen in ganz Deutschland abstellt, konterkariert die bisherige bayerische Vertragspolitik und deren Eigenständigkeit. Dabei war Munte bislang bestrebt, speziell in der Facharzt-Medizin zusätzliches Honorar auf besonders qualifizierte Ärzte zu konzentrieren.
Daraus folgt für Munte der zweite Kritikpunkt: Während das KV-Kollektivvertragssystem vereinheitlicht wird, versuchen sich Krankenkassen, derzeitig vor allem die AOK, mit Verträgen nach Paragraf 73 b und c sowie Integrationsverträgen zu profilieren. Bei letzten ist die KV stets ausgeschlossen. Der Zwang für Kassen zum Vertragsabschluss mit dem Hausärzteverband und die notwendige Budgetbereinigung schadeten dem KV-Kollektivvertragssystem.
Quelle: Ärzte Zeitung, 27.03.2009
HB: Winn begrüßt Bekenntnis der KVen zu mehr Wettbewerb
KV-System muss seine Rolle neu definieren und die Herausforderungen geschlossen annehmen
Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Prof. Dr. Kuno Winn, hat von den Kassenärztlichen Vereinigungen für die Zukunft unbedingte Geschlossenheit gefordert.
- Als entscheidende Herausforderung des KV-Systems bezeichnete Winn es, dessen Rolle jetzt neu zu definieren. Die von der KBV-Vertreterversammlung beschlossenen Grundsatzpositionen seien ein Anzeichen dafür, dass man diese Notwendigkeit erkannt habe. So sei zum Beispiel die Forderung nach einer klaren Wettbewerbsordnung uneingeschränkt zu unterstützen.
Dabei sei im Übrigen zu prüfen, ob nicht derjenige, der den Auftrag für die Versorgung bekomme, künftig auch ihre Sicherstellung zu gewährleisten habe. Dies wäre letztendlich nur konsequent.
- Kritisch äußerte sich der Hartmannbund-Vorsitzende zu den Plänen des KBV-Vorsitzenden Köhler, "das Kostenerstattungsprinzip parallel zum Sachleistungsprinzip" zu stärken. "Eine solche Halbherzigkeit verkompliziert das System lediglich weiter, ohne die erforderliche Wirkung zu erzielen". Stattdessen müsse die Kostenerstattung endlich in aller Konsequenz umgesetzt werden.
Quelle: Pressemeldung Hartmannbund vom 27.03.2009 http://www.hartmannbund.de
Kassen und Ärzte suchen nach Lösung im Honorarstreit
Im Streit um die Ärztehonorare suchen Krankenkassen und Ärztevertreter weiter nach einer Lösung. Verhandlungen zwischen beiden Seiten gingen am Montag in Berlin ohne Ergebnis zu Ende, wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) mitteilten. Die Atmosphäre sei konstruktiv gewesen, hieß es übereinstimmend.
Die KBV will erreichen, dass Ärzte künftig mehr Leistungen zusätzlich abrechnen können, das heißt außerhalb des Regelleistungsvolumens pro Quartal.
Die KBV will erste Änderungen bei der Abrechnung bereits ab 1. Juli durchsetzen.
- Der GKV-Spitzenverband äußerte sich zu diesen Details nicht, zeigte sich aber grundsätzlich kooperationsbereit. Man wolle die Ärzteschaft dabei unterstützen, die interne Verteilung der Honorare zwischen den Medizinern zu verbessern, ohne dass das Gesamtvolumen der Vergütungen steige, sagte Verbandssprecher Florian Lanz. Noch gebe es keine umfassenden Daten aber über die Auswirkungen der Reform im ersten Quartal des Jahres. Die Gespräche würden deshalb am 20. April fortgesetzt.
Quelle: ddp/aerzteblatt.de Montag, 30. März 2009
Freie Ärzteschaft: Aufruf zu bundesweiten Praxisschließungen und Mahnwache
Bundesvorstand und Regionalbeauftragte der 'Freien Ärzteschaft' begrüßen nachdrücklich die vielen geplanten Protestaktionen der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen. Um die vielen Einzelaktionen zu bündeln und die Wirkung unserer Proteste nachhaltig zu forcieren, rufen wir zu einer bundesweiten Protestwoche auf: vom 18. bis zum 23. Mai werden - bei Aufrechterhaltung einer Notfallversorgung - zwischen Flensburg und Passau, zwischen Aachen und Frankfurt an der Oder die Praxen geschlossen bleiben.
Bundesweit werden die Bürgerinnen und Bürger in Protest- und Informationsveranstaltungen in dieser Woche verstärkt über die Auswirkungen einer krankmachenden Gesundheitspolitik ins Bild gesetzt.
- Insofern ruft die 'Freie Ärzteschaft' ebenfalls zu einer Mahnwache vor der Mainzer Rheingoldhalle, dem Tagungsort des 112. Deutschen Ärztetages, auf. In ihrer Existenz bedrohte Kolleginnen und Kollegen werden den Repräsentanten der verfassten Ärzteschaft, die sich zunehmend hilflos und zudem untereinander heillos zerstritten geriert, aufzeigen, wofür wir kämpfen müssen:
Wir kämpfen für den Erhalt unserer Freiberuflichkeit in wirtschaftlicher Unabhängigkeit!
Wir kämpfen für den Erhalt unserer Therapiefreiheit!
Wir kämpfen für den Erhalt der flächendeckenden wohnortnahen haus- und fachärztlichen Versorgung!
Quelle: Freie Ärzteschaft e.V., http://www.freie-aerzteschaft.de http://www.gesundheitswahlkampf.de http://www.stoppt-die-e-card.de mail@freie-aerzteschaft.de
AOK-Hausarztvertrag ist Blaupause auch für Fachärzte
Geht es nach dem Medi-Verbund in Baden-Württemberg, dann sollen nach den Haus- auch die Fachärzte aus der KV in die neue AOK-Welt emigrieren. Die Kardiologen sind als erste Gruppe am Start.
- Geht es nach Medi, soll die Vereinbarung für die bis zu 300 niedergelassenen Kardiologen nur der Auftakt zu einer Serie von 73 c-Verträgen sein. "Wir haben Vertragsentwürfe für weitere Fachgruppen komplett fertig", berichtet Conrad. Blaupausen lägen für Gastroenterologen, Orthopäden/Chirurgen, Neurologen/Psychiater, Urologen sowie für Gynäkologen vor.
- Dreh- und Angelpunkt für Kasse und für Ärzteverbände ist dabei die Vernetzung mit dem bestehenden Hausarztvertrag. Dafür sollen konkrete Behandlungspfade definiert werden, wann der Hausarzt an den Facharztkollegen überweist und mit welchen Informationen versehen der Patient wieder zum Hausarzt zurückkommt.
Quelle: Ärzte Zeitung, 02.04.2009
Ein Drittel der Deutschen kennt den Gesundheitsfonds nicht
Mehrere Monate nach der Einführung des Gesundheitsfonds weiß ein Drittel der Deutschen noch nichts von der Neuerung. Lediglich 66 Prozent der Bürger haben vom Fonds gehört oder gelesen, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid ergab, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Von diesen Fonds-Kennern fühlen sich nur 35 Prozent gut über den Sinn und Zweck der neuen Strukturen informiert. Das entspreche weniger als einem Viertel der Gesamtbevölkerung, sagte TNS-Emnid-Geschäftsführer Klaus-Peter Schöppner.
- Die Mehrheit der Deutschen (61 Prozent) hält die Fonds-Einführung demnach für schlecht. 36 Prozent bewerten sie positiv.
Quelle: ddp/aerzteblatt.de Mittwoch, 1. April 2009
Medizinklimaindex: Ärzte im Stimmungstief
Die Ärzte in Deutschland bewerten ihre zukünftige wirtschaftliche Lage weit schlechter als noch im vergangenen Herbst. Laut aktuellem Medizinklimaindex (MKI) fiel der Wert von minus 16,8 auf minus 36,7. Damit befindet sich die Ärzteschaft im größten Stimmungstief seit Beginn der Erhebungen 2006.
- Insgesamt erwarten laut MKI 63,3 Prozent der niedergelassenen Ärzte, Zahnärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in den nächsten sechs Monaten Einkommenseinbußen. Knapp ein Drittel rechnet mit unverändertem, lediglich 9,8 Prozent der Befragten mit besserem Einkommen.
- Ihre aktuelle Einkommenssituation beurteilt mit 44,2 Prozent fast die Hälfte der Befragten als zufriedenstellend, 38,4 Prozent als schlecht und 18,4 Prozent als gut. Für die Zukunft sehen besonders die niedergelassenen Ärzte schwarz: Ihr MKI liegt bei minus 47,2 Prozent.
Quelle: hil/aerzteblatt.de Donnerstag, 2. April 2009
In Köln wollen Ärzte-Verbände gemeinsam agieren
Mit einer "Kölner Erklärung" haben Vertreter verschiedener Ärzteverbände in Köln ihren Willen dokumentiert, bei wichtigen gesundheitspolitischen Themen an einem Strang zu ziehen.
- Der Verein hatte Vertreter von Ärztegenossenschaften, Ärzteforum Nordrhein, Freier Ärzteschaft, Hartmannbund, Hausärzteverband, NAV Virchowbund und verschiedener Ärztenetze zu einer Konsensrunde an einen Tisch gebracht.
- "Unser Problem ist doch die ständige Zankerei zwischen den Verbänden, obwohl sich ihre Positionen oft nur um Millimeter unterscheiden", sagt Kapp der "Ärzte Zeitung".
Geeinigt haben sie sich auf folgende Punkte:
* die ambulante wohnortnahe freiberufliche ärztliche Versorgung muss erhalten bleiben,
* die ambulante Versorgung muss angemessen bezahlt werden,
* die Industrialisierung des Gesundheitswesens ist zu stoppen,
* die E-Karte wird abgelehnt,
* die medizinische Versorgung ist zu entbürokratisieren,
* die Würde von Patienten und Ärzten muss erhalten bleiben beziehungsweise wiederhergestellt werden,
* gegen die Zerschlagung des Gesundheitssystems ist die Zusammenarbeit mit Patientenorganisationen anzustreben,
* der Spaltung der Interessenvertretung der Ärzte soll entgegengewirkt werden.
Quelle: Ärzte Zeitung, 03.04.2009
Für den Basistarif gilt zunächst die GOÄ
Seit 1. Januar steht Privatversicherten der so genannte Basistarif offen. Doch KBV und PKV-Verband konnten sich bisher nicht auf eine Vergütung einigen. Für die Behandlung greifen daher zunächst reduzierte Sätze der GOÄ.
Im Februar 2008 kündigten KBV und PKV-Verband Vertragsverhandlungen über die Vergütung ambulanter Leistungen innerhalb des Basistarifs an. Ziel war, dass die Vergütung nach Art, Umfang und Höhe jener der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) entspricht. Doch daraus wurde nichts.
Wie die KV Nordrhein mitteilt, brach man die Verhandlungen ohne Einigung ab. Nun soll eine Schiedsstelle entscheiden, wie viel Ärzte und Psychotherapeuten für die Behandlung von Basistarif-Versicherten abrechnen können. Das Problem: Bis es so weit ist, müssen für die Behandlung von Basistarif-Versicherten andere Regeln greifen. Denn: Ablehnen können Ärzte die Behandlung nicht, da die KVen den Sicherstellungsauftrag für die Versorgung dieser Versichertengruppe haben.
Die Steigerungssätze sind im Basistarif begrenzt.
Die KV Nordrhein weist jetzt darauf hin, dass Ärzte und Psychotherapeuten bis zur Entscheidung der Schiedsstelle nach der Gebührenordnung für Ärzte abzurechnen haben. Dabei reicht der Patient die Rechnung zur Erstattung an die Versicherung weiter. Bei der Liquidation sind Steigerungsfaktoren anzusetzen, die das Sozialgesetzbuch V in Paragraf 75 vorgibt.
Demnach kann für die ambulante Behandlung von Versicherten des Basistarifs grundsätzlich der 1,8-fache Satz abgerechnet werden. Der 1,38-fache Satz ist zu nehmen bei Leistungen aus den Abschnitten A (Gebühren in besonderen Fällen), E (physikalisch-medizinische Leistungen) und O (Strahlendiagnostik und -therapie, Nuklearmedizin und MRT). Fürs Labor (Abschnitt M) und die Ziffer 437 rechnen Ärzte den 1,16-fachen Steigerungssatz ab.
Da Leistungen, die nicht zum Katalog der GKV gehören, nicht zum Basistarif gehören, müssen diese auch nicht nach den obigen Vorgaben abgerechnet werden. In diesem Fall können Ärzte wie bei Individuellen Gesundheitsleistungen vorgehen und dabei auch einen höheren Faktor nutzen. Sinnvoll ist es, diese Leistungen auf der Rechnung gesondert auszuweisen, so die KV Nordrhein.
Quelle: Ärzte Zeitung, 17.03.2009
BGH: Verkäufer kann für Sanierung von Asbesthaus haftbar sein
Wer ein asbestbelastetes Haus verkauft und dabei den gefährlichen Baustoff verschweigt, kann vom Käufer für die Sanierung haftbar gemacht werden. Das folgt aus einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom Freitag.
Danach kann die Verwendung des gesundheitsschädlichen Materials in einer Außenfassade auch dann als Sachmangel einzustufen sein, wenn es zur Zeit des Hausbaus durchaus gebräuchlich war. Damit gab das Karlsruher Gericht einem Hauskäufer vorerst Recht, der vor drei Jahren ein 1980 errichtetes Fertighaus gekauft hatte. Die Fassade enthielt Asbestzementplatten - was der Verkäufer wusste, aber trotz Nachfrage des Käufers verschwiegen hatte. Das Oberlandesgericht Celle muss den Fall nun erneut prüfen.
Quelle: Ärzte Zeitung online, 17.03.2009
Praxiskauf: Was können Ärzte abschreiben?
Ärzte, die eine Praxis kaufen, wollen anschließend einen möglichst großen Teil des Kaufpreises steuerlich abschreiben. Die Finanzämter spielen nicht immer mit. Die Oberfinanzdirektion (OFD) Münster hat jetzt eine neue Linie vorgegeben.
Entscheidend ist nach Ansicht der OFD Münster die Frage, mit welcher Absicht eine Praxis gekauft wird: So kann der Kaufpreis einer Praxis, die ausschließlich wegen ihrer Vertragsarztzulassung gekauft wurde und dann in eine Gemeinschaftspraxis oder ein Medizinisches Versorgungszentrum integriert wird, überhaupt nicht abgeschrieben werden.
Kauft jedoch ein Arzt in einem gesperrten Planungsbereich eine Praxis um sie fortzuführen, dann kann er nach Ansicht der OFD Münster das Anlagevermögen und Teile des immateriellen Werts abschreiben, nicht jedoch den Wert der Zulassung. Die OFD Münster geht damit hinter ein Urteil des Finanzgerichts Rheinland-Pfalz zurück, das den Kaufpreis für die Praxis und Kassenzulassung als untrennbare Einheit ansieht, der voll absetzbar ist.
Quelle: Ärzte Zeitung, 01.04.2009
Medizin Erhebliches Krebsrisiko durch wiederholte Computertomografie
Die Zahl der Menschen, die im Laufe ihres Lebens mehr als einmal der Strahlendosis einer Computertomografie ausgesetzt sind, ist in den letzten Jahren gestiegen. Viele haben einer Studie in Radiology (2009; 251: 175-184) zufolge ein deutlich erhöhtes Krebsrisiko.
- Die Computertomografie hat sich zu einem wichtigen Bestandteil der radiologischen Diagnostik entwickelt und wird deshalb zunehmend häufiger eingesetzt. In den USA kamen 2007 auf 300 Millionen Einwohner 68,7 Millionen CTs. Es verwundert daher nicht, dass Aaron Sodickson vom Brigham and Women's Hospital in Boston bei der Analyse der Patientenakten seiner Klinik und des Dana-Farber Cancer Center feststellte, dass viele Patienten in ihrem Leben bereits mehr als eine CT-Untersuchung erlebt hatten. Bei jedem dritten waren es sogar 5 oder mehr CTs, bei 5 Prozent mehr als 22 CTs und ein Prozent brachte es sogar auf mehr als 38 CTs.
Die Patienten waren damit einer beträchtlichen Strahlendosis ausgesetzt. Laut den Berechnungen von Sodickson lag sie bei 15 Prozent der Patienten bei mehr als 100 Millisievert (mSv), was etwa 1.000 Röntgen-Thoraxuntersuchungen entspricht. Vier Prozent der Patienten waren sogar einer Dosis von 250 mSv und ein Prozent einer Dosis von mehr als 399 mSv ausgesetzt.
- Das dies zu viel ist, zeigen Berechnungen von Sodickson auf der Basis des BEIR-VII-Reports (Biological Effects of Ionizing Radiation). Bei 7,3 Prozent der Patienten war das Lebenszeitrisiko auf eine Krebserkrankung (das in der US-Bevölkerung 42 Prozent beträgt) durch die CTs absolut um ein Prozent erhöht. Unter den 315 Patienten im oberen Zehntel der Strahlenposition war das Krebsrisiko um 2,7 bis 12 Prozent erhöht. Gewiss, das CT sei ein exzellentes diagnostisches Hilfsmittel von außerordentlichem klinischen Wert, die Strahlendosis sollte jedoch immer in die Indikationsstellung mit einfließen, fordert Sodickson.
Quelle: rme/aerzteblatt.de Dienstag, 31. März 2009
Gesundheit bleibt ein Megatrend
Das Kelkheimer Zukunftsinstitut sieht die wirtschaftliche Entwicklung pharmazeutischer Betriebe und der Gesundheitswirtschaft allgemein auch in Zeiten der Wirtschaftskrise positiv. Das permanent wachsende Interesse an Gesundheitsthemen zeige, dass Gesundheit insgesamt ein "Megatrend" sei.
- Wichtige Treiber für den Megatrend seien demografische Entwicklung und gestiegene Lebenserwartung in den Industrieländern.
Quelle: Ärzte Zeitung, 20.03.2009
Anästhesie: Lernstörungen nach Narkosen im Kleinkindalter
Kann eine Narkose die Hirnentwicklung von Kleinkindern schädigen? In einer bevölkerungsbasierten Kohortenstudie in Anesthesiology (2009; 110: 796-804) waren Zahl und Dauer von Vollnarkosen in den ersten drei Lebensjahren mit einer erhöhten Rate von späteren Lernstörungen assoziiert.
Quelle: rme/aerzteblatt.de Mittwoch, 25. März 2009 http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=35962&src=suche&p=an%E4sthesie
EU-Gesundheitsausschuss stimmt für offene Grenzen beim Arztbesuch
Der Gesundheitsausschuss des Europäischen Parlaments hat sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, die Grenzen für die medizinische Versorgung der Patienten in Europa zu öffnen. Die Mitglieder der sozialdemokratischen Fraktion (SPE) hatten sich bei der Abstimmung enthalten.
- "Der Beschluss des Ausschusses geht prinzipiell in die richtige Richtung", so die Abgeordneten. Deutschland habe zwar die entsprechende Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofes bereits umgesetzt, viele andere Mitgliedstaaten aber nicht. "Dies schadet den Patienten in anderen EU-Mitgliedsländern und ist zum Nachteil für Gesundheitsanbieter in Deutschland."
Quelle: Ärzte Zeitung, 02.04.2009
Ausland EU will Patienten vor Behandlungsfehlern schützen
Der Schutz von Patienten vor Infektionen oder Komplikationen bei medizinischen Behandlungen soll EU-weit verbessert werden. Der Gesundheitsausschuss des Europaparlaments billigte einen entsprechenden Vorschlag der Europäischen Kommission. Danach sollen die EU-Mitgliedstaaten dafür Sorge tragen, dass die Sicherheit der Patienten durch eine verbesserte Vorbeugung und die Eindämmung von Therapiebegleitenden Infektionen erhöht wird.
- Infektionen, die infolge einer medizinischen Behandlung auftreten, führen Schätzungen der Kommission zufolge zu rund 37.000 Todesfällen jährlich. Auch wird angenommen, dass es EU-weit bei acht bis zwölf Prozent der in Krankenhäuser eingelieferten Patienten während der Behandlung zu Infektionen oder Komplikationen kommt. Die meisten davon seien auf systembedingte Faktoren, wie etwa zu wenig Personal oder mangelnde Hygiene, zurückzuführen, so der CDU-Europaabgeordnete Thomas Ulmer.
- Es soll jedoch den EU-Ländern überlassen sein, zu entscheiden, wie sie die Kompensation etwaiger Zwischenfälle regeln wollen.
Quelle: ps/aerzteblatt.de Mittwoch, 1. April 2009
Deutsche sehnen sich stärker nach Sicherheit
Die Deutschen wenden sich angesichts der Finanzkrise von der Konsum- und Erlebnisgesellschaft ab. Nur noch jeweils 21 Prozent halten diese gesellschaftlichen Leitbilder für zukunftsfähig, ergab eine am Donnerstag veröffentlichte repräsentative Umfrage der Stiftung für Zukunftsfragen unter 2.000 Deutschen ab 14 Jahren. Deutlich mehr Bürger setzen sich für eine "Wohlfühlgesellschaft" ein. 39 Prozent wollen eher "gut leben statt viel haben". Die große Mehrheit wünscht sich eine "Sozialgesellschaft, in der der Staat die Bürger vor Not, Armut und Arbeitslosigkeit schützt und sozial absichert".
"Die Deutschen wollen nach wie vor ein sicheres Einkommen haben und sorgenfrei und ohne Angst leben können", sagte der Wissenschaftliche Leiter der Studie, Prof. Horst W. Opaschowski. "Sie erwarten, dass der Staat seine Sicherheitsversprechen einlöst, und hoffen auf mehr soziale Gerechtigkeit." Lediglich drei Prozent der Befragten glauben, die Zivilgesellschaft garantiere Freiheit, Gleichheit und Sicherheit. 39 Prozent sehen in Deutschland dagegen eine Klassengesellschaft, in der das Wohlstandsgefälle wachse.
Quelle: Ärzte Zeitung, 03.04.2009
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Prof. Dr. Jost Brökelmann, Redakteur BAO-MAO-Aktuell
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