Entfernung der Rachenmandeln (Polypen)

Wichtiger Hinweis:
Die Beschreibung der Eingriffe wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt. Es kann sich jedoch nur um einen Überblick handeln, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Zur weitergehenden Information dienen die Webseiten der Leistungserbringer und das persönliche Arzt-Gespräch bzw. die OP – Aufklärung in der jeweiligen operierenden Einrichtung.
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Die Rachenmandel liegt oberhalb des Zäpfchens hinter der Nase und ist ein Teil des körpereigenen Abwehrsystems. Im Kindesalter findet man häufig eine Vergrößerung der Rachenmandel, was an sich noch keinen Krankheitswert hat. In manchen Fällen führt die vergrößerte Rachenmandel (im Volksmund auch „Polypen“ genannt) aber zu Symptomen wie Dauerschnupfen, behinderte Nasenatmung und Schnarchen. Auch die Verbindung von Nase und Ohr kann beeinträchtigt sein, so dass gehäufte Entzündungen des Trommelfells und Mittelohrs auftreten können. In solchen Fällen kann es ratsam sein, die Rachenmandel operativ zu entfernen, was in der Regel ambulant möglich ist. Der Eingriff wird meist im Kindesalter durchgeführt, da die Rachenmandel in der Pubertät eine Tendenz zum Schrumpfen zeigt.

Was geschieht bei diesem Eingriff?

Nach Einleitung der Narkose wird der Kopf zurückgelagert und der Mund mit einem speziellen Spatel (Zugmesser) offen gehalten. Anschließend wird die Rachenmandel durch den Mund hindurch mit einem Schabmesser abgetragen. In manchen Fällen wird dafür auch ein Laser verwendet. Die dabei auftretenden Blutungen werden gestillt, eine Naht ist nicht notwendig.

Besteht zum Zeitpunkt der Operation eine Mittelohrschwerhörigkeit, wird meist zusätzlich ein kleiner Schnitt ins Trommelfell (Parazentese) durchgeführt, um die Belüftung des Mittelohrs zu verbessern. Manchmal wird auch für einige Zeit ein Röhrchen ins Trommelfell eingelegt (Paukendrainage, siehe Operation am Mittelohr), damit zähes Sekret abfließen.

Wann rät Ihnen der Arzt zu diesem Eingriff?

Zur Entfernung der Rachenmandel (Adenotomie) wird der Arzt dann raten, wenn die Rachenmandel durch ihre übermäßige Größe zu Symptomen wie Dauerschnupfen und Behinderung der Nasenatmung führt. Dies ist vor allem bei Kindern der Fall. Auch gehäufte Nasen- und Racheninfekte, Kieferhöhlenentzündungen, Mittelohrentzündungen mit Schwerhörigkeit und Lymphknotenschwellungen am Hals können Folge einer vergrößerten Rachenmandel sein und somit einen Grund darstellen, die Rachenmandel zu entfernen.
In manchen Fällen empfehlen die Ärzte auch bei dem sogenannten Schlaf-Apnoe-Syndrom, bei dem im Schlaf kurzzeitig die Atmung aussetzt, die Entfernung einer vergrößerten Rachenmandel.

Welche Betäubungsmethode wird in der Regel angewandt?

Der Eingriff wird in einer kurzen Vollnarkose durchgeführt.

Wie lange dauert der Eingriff durchschnittlich?

Der Eingriff dauert in der Regel etwa 20 Minuten. Wird gleichzeitig ein Schnitt im Trommelfell vorgenommen oder ein Paukenröhrchen eingesetzt dauert es entsprechend länger.

Wer ist eventuell nicht für diesen Eingriff geeignet?

Der Eingriff sollte nicht bei einer Verminderung bestimmter Abwehrzellen im Blut (Agranulozytose) oder bei weißem Blutkrebs (Leukämie) vorgenommen werden.
Bei akuten Infekten, Kinderkrankheiten oder Fieber muss der Eingriff verschoben werden, bis Sie (bzw. Ihr Kind) wieder gesund sind.
Zurückhaltend mit dem Eingriff ist man bei Kindern, die jünger als ein Jahre alt sind, da sich das körpereigene Abwehrsystem bei den Kleinen noch im Aufbau befindet.
Vor dem Eingriff wird der Narkosearzt die Narkosefähigkeit prüfen. Würde die Narkose ein zu großes Risiko darstellen, muss ebenfalls von dem Eingriff abgesehen werden.

Wie ist das Risiko einzuschätzen?

Die Entfernung der Rachenmandel gilt als relativ risikoarmer Eingriff. Trotzdem lassen sich - wie bei jedem operativen Eingriff - Komplikationen nicht hundertprozentig ausschließen.
Über die Art und Häufigkeit der Komplikationen wie Nachblutungen, Haut- und Weichteilschäden, Entzündungen und Lungenentzündungen wird Ihr Arzt Sie vor dem Eingriff umfassend aufklären.
Nach der Entfernung sehr großer Rachenmandeln kann vorübergehend ein leichtes Näseln auftreten. Dies verschwindet in der Regel von selbst wieder, wenn der Gaumen sich an die neue Situation gewöhnt hat.
Nach etwa einer Woche wird der Wundschorf abgestoßen und es kann erneut wieder etwas bluten.
Ein leichter Schluckschmerz in der ersten Zeit nach dem Eingriff ist normal und kann ggf. mit Schmerzmitteln bekämpft werden.
In seltenen Fällen kann die Rachenmandel wieder nachwachsen, sodass unter Umständen ein zweiter Eingriff notwendig wird.
Die Besserung der Nasenatmung stellt sich nach dem Eingriff sofort ein, wenn die Störung lediglich an der Rachenmandel lag; es können jedoch auch andere Störungen der Nasenatumung vorliegen, wie z.B. Allergien oder chronische Schwellungen der Nasenschleimhaut. Bis Folgeerkrankungen wie Infektneigung oder Mittelohrentzündung abklingen, dauert es meist etwas länger.

Was müssen Sie vor dem Eingriff beachten?

Ab 22:00 Uhr sollte Ihr Kind am Vorabend des Eingriffs nüchtern bleiben, d.h. nichts essen oder trinken und auch kein Kaugummi kauen. Manche Narkoseärzte gestatten am Morgen des Op-Tages bis 2 Stunden vor der Operation das Trinken von einem Glas klarem Leitungswasser. Nimmt Ihr Kind wegen anderer Erkrankungen regelmäßig Medikamente, sollten Sie den Arzt bzw. Anästhesisten rechtzeitig vorher darüber informieren, da einige Medikamente wie z.B. blutverdünnende Substanzen einige Tage vor dem Eingriff abgesetzt werden sollten.
14 Tage vor dem geplanten Eingriff sollten keine Impfungen vorgenommen werden. Infekte sollten mindestens 7 Tage vor dem Eingriff abgeklungen sein.

Was geschieht nach dem Eingriff und was ist zu beachten?

Auch bei der ambulanten Polypenentfernung bleibt Ihr Kind nach dem Eingriff noch bis zu einige Stunden unter Beobachtung – so lange das Kind selbständig gehen kann und sich fit für den Heimweg fühlt. Die Narkose wird relativ schnell nachlassen, so dass Ihr Kind bald wieder ansprechbar sind. Bis Ihr Kind wieder völlig klar im Kopf sind, kann es aber noch etwas länger dauern. Noch mehrere Stunden nach dem Eingriff kann Ihr Kind noch erschöpft und schläfrig sein. Besonders wichtig ist die Kontrolle der Rachenhinterwand mit einem Holzspatel und einer Taschenlampe auf Blutungen durch die Eltern. Diese sollten am Operationstag zunächst alle 30 Minuten, dann stündlich durchgeführt werden; schläft das Kind, braucht es zum Nachschauen in der Regel nicht geweckt zu werden. Bei Blutungen würde Blut aus Mund oder Nase laufen. Aber auch hier gilt: Im Zweifel lieber kontrollieren. Ihr Kind sollte am Tag der Operation möglichst Bettruhe mit leicht hochgelagertem Oberkörper einhalten. 24 Stunden nach dem Eingriff muss immer eine Aufsichtsperson anwesend sein.

Die ersten acht Tage nach dem Eingriff sollte wegen der Nachblutungsgefahr jede körperliche Anstrengung unterbleiben. Auch auf heiße Bäder und Haare Waschen muss verzichtet werden – es darf aber lauwarm geduscht werden.

In Absprache mit dem Narkosearzt kann nach der Operation gegessen und getrunken werden. Die ersten Tage nach der Operation sollten weiche, breiige und kühle Speisen bevorzugt werden. Auf stark gewürzte, heiße und säurehaltige Speisen und Getränke sowie auf „Scharfkantiges“ wie Brötchen oder Chips sollte man besser verzichten.

Kinder sollten für 3 Tage nicht den Kindergarten bzw. die Schule besuchen. Auf die Teilnahme am Sportunterricht (und natürlich auch auf Freizeitsport) muss etwa 14 Tage verzichtet werden. Falls nötig, wird der Arzt Ihnen entsprechende Atteste ausstellen.

Wann findet in der Regel der nächste Arzttermin statt?

Noch am Tag des Eingriffs, wird Ihr Arzt Ihnen mitteilen, wann Sie bzw. Ihr Kind zur nächsten Kontrolluntersuchung wiederkommen sollen. In Ihrem eigenen Interesse sollten Sie diesen Termin unbedingt einhalten.

Nachblutungen – erkennbar an Bluterbrechen oder Blutaustritt aus Nase und Mund – stellen nach einer Rachenmandeloperation immer einen Notfall dar, der unter Umständen einer sofortigen Behandlung bedarf. In diesem Fall sollten Sie sich also sofort bei Ihrem Arzt melden bzw. die Praxis oder ein Krankenhaus aufsuchen. Entsprechende „Notfalladressen“ wird der Arzt Ihnen vorher mitteilen.

Bei Fieber oder starke Schmerzen sollten Sie ebenfalls umgehend mit dem Arzt Kontakt aufnehmen. Auch wenn Sie unsicher sind und noch Fragen zum normalen Heilungsverlauf haben, sollten Sie sich Rat bei Ihrem Arzt holen.

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