22.10.08: BAO-MAO-Aktuell

BAO-MAO-Aktuell; Nr. 46/08, vom 22. Oktober 2008
Nachrichten für Ambulante Operateure und Anästhesisten

Gesetzliche Krankenversicherung

GKV-Finanzen: Belastung von 45,5 Mrd. Euro durch Politik
Nach dem heutigen Stand wird die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) durch
politische Entscheidungen, die zur Entlastung anderer Sozialsysteme
getroffen wurden, jährlich mit 45,5 Mrd. Euro belastet. Das entspricht 4,55
Beitragssatzpunkten.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für
Gesundheits-System-Forschung (IGSF). Dessen Leiter Prof. Fritz Beske, der
die Studie in Berlin vorstellte, verwies darauf, dass durch die politische
Festsetzung des GKV-Beitrages in Zukunft auch deutlich werde, wer für
Beitragssatzsteigerungen verantwortlich sei.
- Heftige Kritik übte Beske an der Höhe des Einheitsbeitrages. Die Erhöhung
belaste vor allem die Rentner, da diese nicht von der Absenkung des
Beitragssatzes der Arbeitslosenversicherung profitierten. Der Hinweis auf
die Entlastung bei der Arbeitslosenversicherung mache zu dem deutlich, dass
die Politik die Quersubventionierung anderer Sozialsysteme durch die
Versichertenbeiträge der GKV fortführen wolle.
- Die Politik verschiebe die Probleme weiter in die Zukunft und verschenke
damit dringend notwendige Zeit, um das System auf die zukünftigen
Veränderungen vorzubereiten. Der Gesundheitsfond sei nicht die Lösung.
Die Studie geht von folgenden Daten aus:
"Die Belastung der GKV 2008 durch die Gesetzgebung von 1989 bis 2008 beträgt
rund 11 Mrd. Euro. Kommen versicherungsfremde Leistungen mit rund 4 Mrd.
Euro, Beitragsfreiheit und reduzierter Beitrag mit 29 Mrd. Euro und
Mehrwertsteuer auf Arznei- und Hilfsmittel mit 4 Mrd. Euro hinzu, erhöht
sich die jährliche Belastung auf rund 48 Mrd. Euro.
Die Studie "Zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung - Auswirkungen
politischer Entscheidungen auf die Finanzsituation der Gesetzlichen
Krankenversicherung" von Prof. Beske ist als Band 110 in der Schriftenreihe
des Fritz Beske Instituts für Gesundheits-System-Forschung Kiel erschienen
und kann gegen eine Schutzgebühr von 10 Euro zzgl. Versandkosten bestellt
werden bei: IGSF Kiel, Weimarer Str. 8, 24106 Kiel, Tel. 0431 - 800 60-0,
Fax 0431 - 800 60-11, E-Mail: info@igsf-stiftung.de.
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst,16.10.2008, Nr.
82/2008, 8-9

Altersgrenze - Ärzte dürfen wieder unbegrenzt arbeiten
Vertragsärzte dürfen nun überall so lange arbeiten, wie sie es möchten. Die
Altersgrenze von 68 Jahren wird abgeschafft. Die neue Regelung tritt
rückwirkend zum 1. Oktober 2008 in Kraft. Bereits mit dem
Vertragsarztrechtsänderungsgesetz war die Altersgrenze in jenen
Planungsbezirken aufgehoben worden, in denen die Landesausschüsse
Unterversorgung festgestellt haben.
Günstig ist die Neuregelung auch für Ärzte, die zwischen dem 1. Januar und
dem 30. September ihre Praxis nach dem alten Recht aufgeben mussten, aber
noch keinen Nachfolger gefunden haben. Ist die Praxis nicht nachbesetzt,
können Ärzte durch Erklärung gegenüber dem Zulassungsausschuss ihre
Tätigkeit als Vertragsarzt wieder aufnehmen. Allerdings muss dies der
Vertragsarzt bis zum 31. März erklären.
Quelle: Ärzte Zeitung, 20.10.2008

Elektronische Gesundheitskarte: USB-Stick wird getestet
Eine wesentliche Forderung des Deutschen Ärztetages zur Einführung der
elektronischen Gesundheitskarte (eGK) ist erfüllt: Die Betreibergesellschaft
Gematik wird ein Konzept zur Testung des USB-Sticks als Alternative zur
servergestützten Datenspeicherung erarbeiten.
- Wichtig sei, dass auch die Versichertendaten auf dem USB-Stick nach dem
höchsten Sicherheitsstandard kryptografisch geschützt seien. Die
Bundesärztekammer empfehle deshalb eine Verschlüsselung mit dem Schlüssel
der eGK.
Quelle: Kbr/aerzteblatt.de Freitag, 17. Oktober 2008

Veranstaltungshinweis zur Versorgung: Fragen nach der Gerechtigkeit
Die Tatsache, dass sich der Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion
im Gesundheitswesen mit dem Thema Generationengerechtigkeit in der
Gesundheitsversorgung beschäftigt, signalisiert, dass diese Thematik an
Bedeutung gewinnt.
- Speziell die Themen Versorgung und Armut im Alter spielen in diesem
Kontext eine besondere Rolle. Armut geht auch im Alter mit einem erhöhten
Krankheitsrisiko einher.
- Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Veranstaltungsreihe MEDICA im
Dialog unter dem Titel "Versorgungs- und Generationengerechtigkeit" am 5.
November in Berlin.
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst 16.10.2008 Nr.
82/2008, 15-16

Sektorübergreifender Ansatz in Hamburg
Die Facharztklinik Hamburg hat ihren Betrieb aufgenommen. Mehr als 70
niedergelassene Belegärzte haben ihren Standort künftig auf dem Gelände des
Universitätskrankenhauses Hamburg-Eppendorf (UKE) - und alle Seiten sollen
profitieren.
- Bislang operieren die niedergelassenen Belegärzte rund 8.000 Patienten im
Jahr, ihr Schwerpunkt sind orthopädische und unfallchirurgische Eingriffe.
Rund 20 Prozent der ausschließlich in Hamburg niedergelassenen Ärzte
erbringen vier Fünftel dieses Volumens. Christian Ernst, kaufmännischer
Geschäftsführer der Facharztklinik, erwartet eine weitere Konzentration auf
weniger Ärzte. Zugleich rechnet er damit, dass die Facharztklinik sich
weiter zum Anziehungspunkt auch für Patienten aus den angrenzenden
Bundesländern entwickeln wird. Schon jetzt kommen 30 Prozent von ihnen aus
den angrenzenden Regionen.
- Die Facharztklinik hält auf 3.700 Quadratmetern sechs Operationssäle und
90 Betten vor. Insgesamt 180 Mitarbeiter betreuen die Patienten. Möglich ist
dieser hohe Personalanteil, weil die von den niedergelassenen Ärzten
getragene gemeinnützige GmbH keine Überschüsse an ihre Gesellschafter
ausschüttet, sondern in den laufenden Betrieb investiert. - Neben Chirurgen
und Orthopäden operieren in der Facharztklinik auch niedergelassene Ärzte
aus den Fachrichtungen HNO, Augenheilkunde, Urologie und Gynäkologie.
Quelle: Dirk Schnack. Ärzte Zeitung, 17.10.2008

"Wir nähern uns einem System, das keiner mehr kapiert und keiner mehr
kapieren will!"

Die Welt des Gesundheitswesens ist hochkompliziert. Das wurde in Frank
Plasbergs ARD-Kultsendung "Hart aber fair" am Mittwochabend wieder einmal
deutlich. Mit dabei: Politiker, Kassenvertreter, Verbraucherschützer,
Klinikmanager und Westfalen-Lippes Kammerpräsident Dr. Theodor Windhorst.
Wir dokumentieren einen Auszug seines Dialogs mit Plasberg im Wortlaut. Im
Detail ging's um wachsende Widersprüche in Kliniken. Plasbergs Dialoge mit
anderen Diskussionsgästen würden sich übrigens im Wortlaut kaum anders
lesen.
Windhorst (W.): ... man meint, man könnte über das Hochkodieren, Abkodieren
in den DRG, also diesen Fallpauschalen, die wir haben, Fallpauschalen ...
Plasberg (P.): Könnten Sie gleichmal ... sonst müssten wir nämlich
Untertitel machen oder so'n Gebärden ... können Sie das mal übersetzen?
W.: Aber das habe ich gesagt, DRG sind Fallpauschalen, homogenisierte
Fallpauschalen ...
P.: Homogenisierte Fallpauschalen?
W.: Ja, wie die Milch.
P.: ach, Milch ... ich mache mir jetzt auch ein bisschen Sorgen ... aber
Entschuldigung ... Herr Dr. Windhorst ...
W.: Herr Plasberg?
P.: Reden Sie so auch mit Patienten, wenn die fragen, was haben Sie
operiert, Herr Doktor?
W.: Ich glaube, das ist eine ganz wichtige Frage, wir nähern uns nämlich
einem System, was keiner mehr kapiert ...
P.: ... da tragen Sie gerade zu bei ...
W.: ... und keiner mehr kapieren will ... Am Krankenbett unterhalte ich mich
nicht über Geld, sondern über das, was dem Patienten zukommt ...(…)
W.: Es gibt große Statistiken ... wo die Patienten sich beklagen, es kommt
keiner mehr ans Bett (...) wir haben gar keine Feedback-Möglichkeiten -
Feedback bedeutet ja: ein Rückkopplungs-Mechanismus.
P.: (begeistert mit Blick auf W.): Geht doch, geht doch! Mensch ...
Quelle: Ärzte Zeitung, 17.10.2008

Privatversicherer

Eine neue GOÄ gibt es nicht vor 2010
Eine neue GOÄ wird es voraussichtlich nicht vor 2010 geben. Denn frühestens
im Herbst 2009 könne man mit dem Bundesgesundheitsministerium über die
Details einer neuen Gebührenordnung verhandeln, so der Vizepräsident der
Bayerischen Landesärztekammer, Dr. Klaus Ottmann.
Was aus der Novellierung der GOÄ dann wird, werde wesentlich vom Ausgang der
Bundestagswahl im September abhängen, sagte Ottmann beim Bayerischen
Ärztetag in Würzburg. Einen Hinweis auf die künftige Ausgestaltung könnte
nach Ottmanns Ansicht die bevorstehende Anpassung der Gebührenordnung für
Zahnärzte (GOZ) geben, in die eine Öffnungsklausel eingefügt werden soll.
Die Öffnungsklausel bedeute, dass die Versicherungen durch Extra-Verträge
mit Ärzten von der geltenden Gebührenordnung abweichen können, erläuterte
Ottmann. Solche selektivvertraglichen Bestimmungen würden von den Kammern
jedoch kategorisch abgelehnt.
Die Vorarbeiten für eine neue GOÄ seien inzwischen weitgehend abgeschlossen.
Etwa 160 Fachgruppen, darunter auch Subspezialitäten, seien aufgefordert
worden, betriebswirtschaftliche Daten zu liefern, die dann Grundlage der
Bewertung sein sollen.
- Da das Bundesgesundheitsministerium immer noch mit der GOZ beschäftigt sei
und das parlamentarische Verfahren etwa ein halbes Jahr benötige, können die
Detailverhandlungen frühestens im Herbst 2009 begonnen werden. Der Grund, so
Ottmann: Im ganzen Ministerium ist für dieses komplexe Aufgabengebiet nur
ein einziger Beamter zuständig.
Quelle: Ärzte Zeitung, 14.10.2008

Rechtliches

Gericht: Zulassung von Homöopathika nur auf wissenschaftlicher Basis
Jahrzehntelange gute Erfahrungen mit einem homöopathischen Arzneimittel
reichen für eine nachträgliche Zulassung auf dem deutschen Markt nicht aus.
Das hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig am Donnerstag entschieden.
Auch für die sogenannte Nachzulassung von homöopathischen Mitteln müssten
die Hersteller umfassende, wissenschaftlich fundierte Nachweise über die
Unbedenklichkeit und Verträglichkeit vorlegen.
Quelle: Ärzte Zeitung online, 17.10.2008

Nicht jede Beleidigung rechtfertigt eine Kündigung
Geschäftsschädigende oder ehrverletzende Beleidigungen des Arbeitgebers
rechtfertigen nicht immer eine Kündigung.
Das geht aus einem am Montag bekannt gewordenen Urteil des
Landesarbeitsgerichts (LAG) Rheinland-Pfalz in Mainz hervor. Nach dem
Richterspruch gilt dies insbesondere, wenn die Äußerungen bei einer
gerichtlichen Auseinandersetzung mit dem Arbeitgeber fallen und daher durch
eine besondere emotionale Belastung des Mitarbeiters zu erklären sind.
Das Gericht gab damit der Kündigungsschutzklage eines Arbeitnehmers statt.
Der Kläger hatte sich vor dem Arbeitsgericht erfolgreich gegen seine
krankheitsbedingte Kündigung gewandt. Dabei hatte der Arbeitnehmer seine
häufigen krankheitsbedingten Fehlzeiten im Vorprozess damit begründet, dass
er aufgrund der akuten Mobbingsituation im Betrieb stark belastet sei. In
dem Prozess hatte er dann außerdem wahrheitswidrig behauptet, im Betrieb des
Arbeitgebers würden Fahrtenschreiber manipuliert. Der Arbeitgeber kündigte
dem Kläger daraufhin erneut - dieses Mal wegen ehrverletzender Äußerungen.
Doch auch hier hatte der Kläger Erfolg. Zwar seien wahrheitswidrige
Äußerungen nicht durch die Meinungsfreiheit gedeckt, argumentierte das LAG.
Allerdings habe sich der Kläger in einer besonderen emotionalen Lage
befunden, sodass seine Entlassung eine unverhältnismäßige Reaktion des
Arbeitgebers gewesen sei, heißt es in dem Urteil weiter. Es sei zu
berücksichtigen, dass für den Kläger die Gefahr bestand, seinen Arbeitsplatz
und damit seine wirtschaftliche Existenz zu verlieren. Es hätte hier
ausgereicht, mit einer Abmahnung zu reagieren.
LAG Mainz, Az.: 10 Sa 169/08
Quelle: Ärzte Zeitung, 16.10.2008

Praxismanagement

Nur jeder fünfte Niedergelassene hat seinen eigenen Stundenlohn schon
ausgerechnet

Auch wenn viele niedergelassene Ärzte mit dem wirtschaftlichen Ergebnis
ihrer Praxis unzufrieden sind: Nur ein Drittel von ihnen betreibt ein
professionelles Finanzmanagement. Dadurch entgehen ihnen wichtige
Informationen für die Praxissteuerung.
- Betriebswirtschaftliche Steuerung aufgrund aktueller Daten - das ist für
viele Ärzte ein Fremdwort. Nur 31 Prozent der Niedergelassenen können auf
betriebswirtschaftliche Auswertungen auf Quartalsbasis zurückgreifen, zwölf
Prozent arbeiten mit betriebswirtschaftlichen Kennziffern. Das zeigt eine
Untersuchung des Düsseldorfer Instituts für betriebswirtschaftliche
Analysen, Beratung und Strategie-Entwicklung (Ifabs). Das Institut hat 1.800
Fragebögen aus Praxisanalysen mit Blick auf die unternehmerische
Praxisführung ausgewertet. Die Praxen sind nach Ifabs-Angaben repräsentativ
für den ambulanten Sektor, bei den Ergebnissen gibt es zwischen den
Fachgruppen keine Unterschiede.
Kontakt mit Steuerberatern ist nicht sehr intensiv
Zwar geben 87 Prozent der Ärzte an, dass sie ihre Praxisfinanzen planen und
steuern. "Der größte Teil der Praxisinhaber setzt aber das Finanzmanagement
mit dem steuerlichen Aspekt der Praxisführung gleich und nutzt allein die
Information des Steuerberaters", nennt Ifabs-Leiter Klaus-Dieter Thill das
zentrale Ergebnis der Untersuchung. Allerdings ist auch der Kontakt mit
diesen Spezialisten nicht sehr intensiv: 68 Prozent der Ärzte führen einmal
im Jahr ein Gespräch mit ihrem Steuerberater, 17 Prozent zweimal pro Jahr
und 15 Prozent quartalsweise.
Ein Problem sei, dass Niedergelassene häufig die Kosten für den
Steuerberater möglichst gering halten wollen, so Thill. Instrumente wie die
gezielte Auswertung der Praxisdaten und den fachgruppenspezifischen
Vergleich, den die Experten liefern können, würden deshalb nicht eingesetzt.
Betriebswirtschaftliche Indikatoren werden nach der Analyse viel zu selten
genutzt. So wissen 14 Prozent, welchen Umsatzanteil jede Mitarbeiterin
erwirtschaftet, 21 Prozent können ihren eigenen "Stundenlohn" beziffern. 24
Prozent der Niedergelassenen kennen den Nutzungsgrad ihrer technischen
Geräte und zwölf Prozent die Deckungsbeiträge ihrer medizinischen
Leistungsangebote.
"Die Praxisinhaber geben an, jährlich im Schnitt lediglich etwa 18 Stunden
Arbeitszeit für ihr Finanzmanagement aufzuwenden", so Thill. Viele gingen
davon aus, dass Finanzmanagement nur etwas für größere Unternehmen sei. Als
kleinere oder mittlere Praxen könnten sie wegen der fixen Kosten und der
gedeckelten Einnahmen ohnehin nichts machen, argumentieren sie. "Das ist
eine Fehleinschätzung", sagt er. Auch in Praxen gebe es Einsparpotenziale,
die aber nicht konsequent gehoben würden. In den Fragebögen hatten 29
Prozent der Ärzte angegeben, dass sie ihre Praxis regelmäßig auf
Rationalisierungsreserven untersuchen. "Zwölf Prozent haben schon einmal
eine Organisationsanalyse durchgeführt, um über eine verbesserte Aufbau- und
Ablauforganisation die Arbeitsproduktivität zu steigern."
Der IGeL-Bereich ist ein absolutes Desaster
Die vom Ifabs befragten Praxen bieten alle individuelle
Gesundheitsleistungen (IGeL) an. "Dieser Bereich ist ein absolutes
Desaster", sagt der Ifabs-Leiter. Nur 19 Prozent haben nach der Untersuchung
ihr IGeL-Angebot vorab betriebswirtschaftlich kalkuliert, in zehn Prozent
der Praxen gibt es ein funktionierendes Rechnungskontroll- und Mahnwesen.
Die Praxen betreiben zum Teil zwar großen Aufwand für das Marketing oder die
Mitarbeiter-Schulung. Die Ärzte wüssten aber oft nicht, wie viel sie mit der
einzelnen Leistung verdienen. "Vielen ist nicht bewusst, dass sie auch die
eigene Arbeitszeit und die der Mitarbeiterinnen einkalkulieren müssen", sagt
Thill.
Gerade wenn die Praxen schon lange etabliert sind, halten die Ärzte ein
Finanzmanagement nicht für nötig. Das sei ein Irrtum. Die
betriebswirtschaftliche Steuerung erhöhe den Wert der Praxis, das sei für
den Abgabepreis von Bedeutung. Thill: "Finanzmanagement ist in jeder Phase
der Praxis wichtig", sagt Thill.
Praxisanalyse nach Schulnoten
Die Auswertung von 1.800 Praxisanalyse-Fragebögen durch das Ifabs zeigt,
dass die Praxisinhaber nicht sehr zufrieden mit ihrer Situation sind. Auf
der Schulnotenskala von 1 bis 6 erreicht die durchschnittliche Zufriedenheit
einen Wert von 4,3. 63 Prozent der befragten Ärzte geben an, dass ihr Gewinn
in den vergangenen zwei Jahren rückläufig war, bei elf Prozent war er
konstant und bei 26 Prozent gestiegen. Für die nächsten beiden Jahre rechnen
laut Ifabs 71 Prozent der Niedergelassenen mit einer rückläufigen
Gewinnentwicklung, 15 Prozent mit einem gleich bleibenden und 14 Prozent mit
einem steigenden Gewinn.
Die Steuerung nach Kennzahlen erhöht den Praxiswert.
Quelle: Ilse Schlingensiepen Ärzte Zeitung, 16.10.2008

Immer mehr Niedergelassene betreiben Praxis-Marketing
Viele Niedergelassene reagieren auf den Wandel im Gesundheitswesen:
Marketing wird für Praxen zunehmend ein Instrument, um Patienten über ihre
Leistungen zu informieren.
Nur jeder fünfte Praxischef ist mit seiner wirtschaftlichen Lage ganz
zufrieden.
"Wirtschaftlich gesehen geht es den meisten Ärzten nicht gut", lautet ein
Fazit, das die Hamburger Stiftung Gesundheit aus ihrer aktuellen Studie
"Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit" zieht. Etwas mehr als die Hälfte der
niedergelassenen Ärzte, Zahnärzte und Psychotherapeuten bezeichnet ihre
wirtschaftliche Lage als befriedigend. Rund ein Fünftel hält die Lage für
schlecht, nicht ganz 21 Prozent für gut.
Zugleich erwarten 70 Prozent der Praxisinhaber einen zunehmenden Wettbewerb.
Eine große Mehrheit rechnet außerdem nicht mit einer verbesserten
Transparenz im deutschen Gesundheitswesen.
In dieser Situation halten viele Ärzte Marketing für ein geeignetes
Instrument, um ihre Patienten zu informieren. Beim Einsatz von Marketing
zeigen sich aber noch große Unterschiede. Das Werbebudget der Praxen
schwankt zwischen 200 und 40.000 Euro im Jahr.
Auch gehen viele Praxen offenbar ungeplant mit diesem Instrument um: 87
Prozent der Praxisinhaber planen kein Marketingbudget - was aber nicht
bedeutet, dass sie keine Marketingmaßnahmen umsetzen.
Quelle: Ärzte Zeitung, 20.10.2008

Infoblatt zum Arztsein im Medizinischen Versorgungszentrum
Ein Merkblatt "Der Weg zum MVZ-Arzt" hat der NAV-Virchow-Bund, Verband der
niedergelassenen Ärzte Deutschlands, erstellt.
Das Merkblatt soll Ärzten eine aktuelle Orientierungshilfe an die Hand zu
geben. Es beleuchtet drei Möglichkeiten, wie ein Arzt in ein MVZ eintreten
kann: MVZ-Gründung durch Vertragsärzte, Praxisverkauf und Anstellung des
verkaufenden Arztes beziehungsweise eines Arztes, der bislang nicht als
Vertragsarzt zugelassen ist.
- Das Infoblatt ist für Mitglieder kostenfrei, alle übrigen Interessierten
bezahlen zwei Euro.
Quelle: hil/aerzteblatt.de Mittwoch, 15. Oktober 2008

50 Kliniken in Bayern wollen ambulant arbeiten
Für die Zulassung zur ambulanten Behandlung im Krankenhaus nach Paragraf
116b SGB V liegen in Bayern derzeit etwa 50 Anträge von bayerischen
Krankenhäusern vor. Darunter sind auch Anträge aller fünf bayerischen
Universitätskliniken.
- Eine Besonderheit in Bayern sei, dass auch nach möglichen
Kooperationsmodellen mit Vertragsärzten gefragt wird.
Darüber hinaus gebe es für die Krankenhäuser inzwischen einen sehr
detaillierten Anforderungskatalog, der die sachlichen und personellen
Voraussetzungen beschreibe. Verlangt werde außerdem der Nachweis von
einrichtungsübergreifenden Maßnahmen zur Qualitätssicherung.
Quelle: Ärzte Zeitung, 14.10.2008

Europa

WHO kritisiert marode Gesundheitssysteme
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die Regierungen angesichts der
weltweiten Finanzkrise zu Reformen ihrer maroden Gesundheitssysteme
aufgefordert. Viele der Systeme seien ungerecht und nicht so effektiv, wie
sie sein könnten, kritisierte die Organisation in einem Bericht. Ohne
politische Anstöße könnten die Gesundheitssysteme künftig nicht mehr mit der
Zunahme chronischer Krankheiten wie Herzbeschwerden, Krebs, Diabetes und
Asthma fertig werden.
Quelle: Ärzte Zeitung, 14.10.2008

Ständiger Ausschuss Europäischer Ärzte: Gemeinsam Gehör finden
Der CPME versteht sich als Stimme der europäischen Ärzteschaft. Für die
EU-Institutionen ist der Verband inzwischen ein unverzichtbarer
Ansprechpartner.
- Lisette Tiddens-Engwirda, Generalsekretärin des Ständigen Ausschusses der
Europäischen Ärzte (CPME), hat zurzeit keinen leichten Job.
- Im Oktober 1959 gründeten die Ärzteorganisationen von Deutschland,
Belgien, Luxemburg, Frankreich, Italien und den Niederlanden den Ständigen
Ausschuss der Europäischen Ärzte. Ziel war es, in der Europäischen Union
(EU) mit einer Stimme zu sprechen und die europäischen Institutionen in
gesundheitspolitischen Fragen zu beraten.
- Inzwischen umfasst der CPME 30 Mitglieder. Hierzu gehören neben den
Interessenvertretungen aus den 27 EU-Ländern auch die ärztlichen
Standesorganisationen aus Norwegen, Island und der Schweiz.
Für zunehmend wichtig hält Tiddens-Engwirda den Schulterschluss mit
Patientenverbänden: "Gemeinsam können wir den Druck auf die
Entscheidungsträger in der EU erhöhen, um notwendige Verbesserungen in der
gesundheitlichen Versorgung herbeizuführen."
Quelle: Petra Spielberg. Dtsch Arztebl 2008; 105(42): A-2199

Schweizer zahlen für ihre Kasse im Schnitt 208 Euro
Im nächsten Jahr steigen die Krankenkassenprämien für Grundversicherte in
der Schweiz im Schnitt um 2,6 Prozent. Je nach Kanton kann es große
Unterschiede geben, teilt das Bundesamt für Gesundheit in Bern mit.
Im vergangenen Jahr waren die Prämien um nur 0,5 Prozent gestiegen. Das
Bundesamt für Gesundheit führt die Entwicklung damals auf gesunkene
Medikamentenpreise und auf die Senkung der finanziellen Reserven der Kassen
zurück. Im nächsten Jahr wird die Grundversicherung für einen Erwachsenen ab
26 Jahren im Schnitt etwa 322 Schweizer Franken kosten - das sind
umgerechnet 208 Euro.
- Das Schweizer System der privaten Kassen galt in Deutschland vor einigen
Jahren als mögliches Modell für das Konzept von Gesundheitsprämien.
Quelle: Ärzte Zeitung, 15.10.2008

In Polens Staatskliniken herrscht der Schlendrian
Verschwendung, Betrug und keine Aufsicht: Das ist das Ergebnis eines
Berichtes, den die staatliche Kontrollkammer NIK über die polnischen
Krankenhäuser erstellt hat.
Die unabhängige Behörde ist in Polen dafür verantwortlich, zu überprüfen,
was der Staat mit den Steuergeldern macht. Wie die polnische Tageszeitung
"Rzeczpospolita" schreibt, geht es in diesem Fall um eine Summe von 2,2
Milliarden Zloty (rund 670 Millionen Euro). Die Regierung hatte diese Gelder
für den Schuldenabbau vorgesehen. Doch sind die Krankenhäuser damit alles
andere als sorgsam umgegangen.
- Obwohl die Kontrolleure nur 34 Spitäler gecheckt haben, mussten sie vier
Mal die Staatsanwaltschaft einschalten. Allein in diesen Einrichtungen
wurden 187 Millionen Zloty (57 Millionen Euro) unrechtmäßig verwendet. Die
NIK hat keine Zweifel, dass sich das gesamte Gesundheitssystem ändern muss.
Besonders groß ist dabei die Schuldenlast, die bei etwa zehn Milliarden
Zloty (3,3 Milliarden Euro) liegt, so die Schätzungen.
- Die Kontrolleure warnen, dass die Krankenhäuser ohne tiefgreifende
Reformen weiter im Schuldensumpf versinken könnten. Folge könnte eine
Privatisierung sein. Das ist jedoch wenig populär.
Quelle: Ärzte Zeitung, 16.10.2008

Allgemeines

1. Welt-Händewaschtag: Die schmutzigen Hände britischer Pendler
Pendler der britischen Hauptstadt dürften sich nach der Lektüre der
morgendlichen Zeitung am Mittwoch zweimal überlegt haben, ob sie ihrer
Kollegin zur Begrüßung die Hand geben. Die Medien berichteten nämlich über
eine Studie der London School of Hygiene & Tropical Medicine, wonach sich
bei weiblichen Pendlern dreimal häufiger Darmbakterien an den Händen
befinden wie bei männlichen Kollegen.
Dabei hatten die Pendler der Metropole, denen die Gruppe um Val Curtis im
Rahmen der "Dirty Hands Study" am Bahnhof Euston Abklatsch-Kulturen abnahm,
noch die saubersten Hände in England und Wales. Bei 21 Prozent der Frauen
und gerade einmal sechs Prozent der Männer wurden Darmbakterien an den
Händen nachgewiesen.
Den zweiten Platz in der Hygiene-Rangliste belegten die Pendler in Cardiff.
In der Hauptstadt von Wales hatten 29 Prozent der Frauen und 15 Prozent der
Männer fäkale Erreger an den Fingern. Auch in Birmingham waren Männer
hygienischer als Frauen (26 vs. 21 Prozent), während es in Newcastle und
Liverpool umgekehrt war. In Newcastle hatten 53 Prozent der Männer, aber nur
30 Prozent der Frauen fäkal verunreinigte Hände, in Liverpool waren es 36
vs. 31 Prozent. Die Hygienemedizinerin konstatiert ein Nord-Süd-Gefälle beim
Händewaschen.
Anlass der Studie war der erste Global Handwashing Day am 15. Oktober, der
auf die große Bedeutung der Hände als Überträger von Krankheitserregern
hinweisen soll. Händewaschen entfernt nicht nur Bakterien, sondern auch
Viren, weshalb die Health Protection Agency die Studie zum Anlass nahm, auf
die bevorstehende Norovirus-Epidemie hinzuweisen.
Sie ist in den Monaten Oktober bis März für etwa 600.000
Durchfallerkrankungen verantwortlich. Nach einer aktuellen Cochrane-Analyse
vermindert Händewaschen die Häufigkeit von Durchfallerkrankungen (nicht nur
durch Noroviren) um ein Drittel (Cochrane Database of Systematic Reviews
2008, doi: 10.1002/14651858.CD004265.pub2).
Quelle: rme/aerzteblatt.de Mittwoch, 15. Oktober 2008

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Prof. Dr. Jost Brökelmann, Redakteur BAO-MAO-Aktuell
Bundesverband für Ambulantes Operieren e.V. – BAO
Präsident Dr. med. Jörg-A. Rüggeberg
Vereinsregister VR 6346
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Tel.: 0228-692423, Fax: 0228-631715
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Partner DGH

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie
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