24.01.07: BAO-MAO-Aktuell

BAO-MAO-Aktuell; Nr. 04/07, vom 24. Januar 2007
Nachrichten für Ambulante Operateure und Anästhesisten

Gesetzliche Krankenversicherung

Hoppe fordert vom Bundestag Nein zur Reform
Bundesärztekammerpräsident Jörg-Dietrich Hoppe hat alle Bundestagsabgeordneten aufgefordert, gegen die Gesundheitsreform zu stimmen.
"Wenn die Grundstrukturen der Reform zu wirken beginnen, wird unser Gesundheitswesen sukzessive in ein staatlich gelenktes System nach dem Vorbild nationaler Gesundheitsdienste umgewandelt werden", warnte Hoppe in einem Brief an die Parlamentarier. Bewährte Strukturen würden zerstört und durch eine Zuteilungsmedizin ersetzt, die von Rationierung und Wartelisten geprägt sei, so der Ärztekammerpräsident. Besonders der Finanzteil der Reform stößt bei Hoppe auf Kritik.
Quelle: Ärzte Zeitung 19.01.2007

Jurist: Reform mit Grundgesetz nicht vereinbar
Der Osnabrücker Verfassungsrechtler Jörn Ipsen erwartet, dass die Gesundheitsreform am Grundgesetz scheitern wird. Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Ipsen: "Teile der Reform sind rechtspolitisch falsch und verfassungsrechtlich wohl nicht zu halten."
Für höchst problematisch hält er vor allem den Basistarif. Darin müssen die privaten Kassen Neukunden ab 2009 ohne Risikoprüfung aufnehmen. Ipsen betonte: "Wenn der Gesetzgeber einer ganzen Branche Tarife vorschreibt, greift er tief in die grundgesetzlich geschützte Berufsfreiheit der Unternehmen ein. Dafür sehe ich kein zwingendes Allgemeinwohlinteresse." Für "sehr wackelig" hält der Juraprofessor zudem die angestrebte Übertragbarkeit von Altersrückstellungen.
Quelle: Ärzte Zeitung 19.01.2007

Auch Unionsabgeordnete wollen gegen Gesundheitsreform stimmen
Mindestens 20 Unionsabgeordnete wollen nach einem Bericht der "Wirtschaftswoche" im Bundestag gegen die Gesundheitsreform stimmen. Einer von ihnen, der JU-Vorsitzende Philipp Mißfelder, begründete dies dem Magazin zufolge damit, dass die Reform "in keiner Weise nachhaltig für künftige Generationen ist".
Quelle: Deutsches Ärzteblatt Montag, 22. Januar 2007 http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=27195

In Berlin bleiben viele Praxen dicht
Aus Protest gegen die Gesundheitsreform bleiben in Berlin von Mittwoch bis Freitag dieser Woche etliche Arztpraxen geschlossen. Die Mediziner wollen damit deutlich machen, wie die Versorgung nach Inkrafttreten der Reform aussehen könnte.
Quelle: Ärzte Zeitung 23.01.2007

"Reform höhlt Solidarprinzip in der GKV aus"
Durch die geplante Gesundheitsreform könnten die gesetzlichen Krankenkassen in Konflikt mit dem europäischen Kartellrecht geraten. Bislang gelten Krankenkassen in Deutschland nach EU-Recht nicht als Unternehmen.
Das geplante GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz führe zu einer "schleichenden Verdünnung des Solidarprinzips", schreibt der Rechtswissenschaftler Professor Thorsten Kingreen aus Regensburg in einem Gutachten für die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung.
Kingreen macht dies vor allem an folgenden Details im geplanten Reformgesetz fest: So können zum einen nach Paragraf 53 SGB V Krankenkassen neue Tarife mit Selbstbehalten oder Beitragsrückerstattungen anbieten. Dadurch, argumentiert Kingreen, werde das Solidarprinzip zwischen Gesunden und Kranken, Alten und Jungen, aufgeweicht. Denn Selbstbehalte individualisieren ein bislang kollektiv versichertes Risiko.
Zum anderen enthalte der Gesetzentwurf Regelungen, durch die sich die Strukturen von PKV und GKV annähern.
Als Beispiel nennt der Jurist den PKV-Basistarif, bei dem es keine Gesundheitsprüfung geben soll - ein konstitutives Merkmal der GKV. Ein weiteres Beispiel ist die erweiterte Möglichkeit zur Kostenerstattung in der GKV. In beiden Fällen komme es zur "Assimilation der Wettbewerbsbedingungen" von GKV und PKV.
Bislang sind solidarisch organisierte und finanzierte Sozialversicherungen wie die GKV vom EU-Kartellrecht ausgenommen. Durch die geplante Reform werde es "zunehmend fraglich, ob die gesetzlichen Krankenkassen (weiterhin) dem Einfluss des europäischen Kartellrechts entzogen werden können", schreibt Kingreen.
Die Reform berge das Risiko "einer unumkehrbaren Aufhebung des Sonderstatus der Krankenkassen als Körperschaften öffentlichen Rechts", kommentierte Frank Spieth, gesundheitspolitischer Sprecher der Links-Fraktion im Bundestag, die Expertise. "Damit wären dann die Türen für eine Bürgerversicherung endgültig zu", so seine Befürchtung.
Quelle: Ärzte Zeitung 22.01.2007

Bürgerversicherung lässt grüßen
Die Katze lässt das Mausen nicht. Kaum, dass die größten Hürden im Streit um die Gesundheitsreform genommen sind, fordert die SPD eine Sozialsteuer. Ziel ist, so SPD-Vize Elke Ferner, den Zuschuss zur gesetzlichen Krankenversicherung zu sichern - und "alle Einkunftsarten zur Finanzierung des Gesundheitswesens" heranzuziehen.
Wem dieser Auszug aus dem üblichen gesundheitspolitischen Kauderwelsch bekannt vorkommt, liegt richtig. Ferner fordert nicht weniger, als das Prinzip Bürgerversicherung jetzt doch noch zu verwirklichen: Alle sollen von allem für alle zahlen.
Quelle: Hanno Kautz. Ärzte Zeitung 23.01.2007

SPD diskutiert über neue Gesundheitssteuer
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hat Forderungen aus der SPD-Führung zurückgewiesen, zusätzliche Steuern zugunsten der gesetzlichen Krankenkassen zu erheben.
Laut Reformgesetz soll die GKV im Jahr 2008 1,5 Milliarden und im Jahr 2009 drei Milliarden Euro aus Steuermitteln erhalten. Für die nächste Legislaturperiode ist dagegen nur vereinbart, die Zuschüsse "weiter ansteigen" zu lassen. Sammelstelle der Steuergelder ist der geplante Gesundheitsfonds. Darin sollen außerdem alle Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeiträge verwaltet werden.
Quelle: Ärzte Zeitung 23.01.2007

Kliniken wollen gegen geplante Kürzungen klagen
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) will in jedem Fall gegen die geplanten Kürzungen bei den Kliniken im Zuge der Gesundheitsreform klagen.
Der vorgesehene Sanierungsbeitrag sei verfassungswidrig, sagte DKG-Präsident Rudolf Kösters gestern in Berlin.
Quelle: Ärzte Zeitung 24.01.2007

Augenärzte in Nordrhein prüfen System-Ausstieg
In Nordrhein prüft der Berufsverband der Augenärzte, ob genügend Ärzte bereit sind, ihre Zulassung zurückzugeben. Risikolos soll dies möglich sein mit dem so genannten Korb-Modell.
Beim Korbmodell hinterlegen Ärzte einer bestimmten Region oder Fachgruppe bei einem Treuhänder eine Absichtserklärung zur Rückgabe ihrer Kassenzulassung. Außer dem Treuhänder und gegebenenfalls einem Beauftragen der betroffenen Arztgruppe erfährt niemand, wer die Erklärung abgibt. Wird ein bestimmtes Quorum ausstiegswilliger Mediziner erreicht - in der Regel sind das 70 Prozent - entscheidet eine Vollversammlung der beteiligten Kollegen über das weitere Vorgehen.
Die Düsseldorfer Augenärzte, die das Korbmodell auf den Weg gebracht haben, tauschen sich nach ihren Angaben eng mit dem Urologen Dr. Wolfgang Rulf aus. Rulf hat bei den nordrheinischen Urologen das Korbmodell initiiert. Die Freie Ärzteschaft möchte die verschiedenen Korbmodelle koordinieren. Mit einer Bündelung verschiedener Körbe könnte die Zulassungsrückgabe vieler Ärzte gleichzeitig geschehen.
Quelle: Ärzte Zeitung 23.01.2007

Arzthonorare: KBV fordert von den GKV-Kassen 10 % mehr
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) fordert von den gesetzlichen Krankenkassen (GKV) ab 1. Januar 2007 eine Erhöhung der Gesamtvergütungen um 10 %.
Begründet wird diese Forderung mit folgenden Argumenten:
1. Die Erhöhung der gesetzlichen Mehrwertsteuer von 16 % auf 19 %.
2. Die Tariferhöhungen für die Krankenhausärzte aus dem Tarifabschluss des Marburger Bundes im Jahr 2006.
3. Die durch die Budgetierung verursachten Sparzwänge, insbesondere in den hausärztlichen Praxen.
Nach Auffassung der KBV führen diese Faktoren kalkulatorisch zu höheren Bewertungen der ärztlichen Leistungen im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) um rund 10 %.
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst, 22.01.2007, Nr. 06/2007, 6

BAO-Mitglied Dr. Matthias Bloechle schreibt:
Neben den Protestaktionen gegen die Gesundheitsreform sollten die Bürger, also wir, an die Abgeordneten Detailfragen richten. Jeder Abgeordnete kann unter http://:www.bundestag.de per E-Mail erreicht werden.
Da die Abgeordneten ja sicher alle den Gesetzentwurf nebst Anhängen intensiv studiert haben - das müssen sie ja, sonst können sie gar nicht darüber entscheiden - wird es Ihnen ein leichtes sein, die entsprechenden Fragen zu beantworten.
Einen kleinen Entwurf, der sicher um viele Fragen bereichert werden kann, hänge ich als Beispiel an. Es kann ja jeder die Abgeordneten seines Wahlkreises anschreiben.
Nachfolgend der Entwurf eines Briefes an die Abgeordneten:
Sehr geehrte/r ...
Die Gesundheitsreform soll demnächst verabschiedet werden. Der Gesetzentwurf ist mit annähernd 500 Seiten zuzüglich etwa 600 Seiten Ausführungsbestimmungen am ehesten als unübersichtlich zu bezeichnen. Deshalb wende ich mich als Privatversicherter mit einigen Fragen und der höflichen Bitte um Beantwortung an Sie als meinen Wahlkreisabgeordneten:
* Der neue Basistarif der Privatversicherungen soll im Leistungsumfang demjenigen der Gesetzlichen Krankenkassen entsprechen. Sind darin auch das Mutterschutzgeld, Hebammenhilfe und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall beinhaltet? Diese Leistungen werden in einer privaten Krankenversicherung nämlich nicht gewährt.
* Sehen Sie es als angemessen an, wenn ich als regulär privat Versicherter Beitragserhöhungen hinnehmen muss, um Leistungen im Basistarif quer zu subventionieren, welche ich selbst überhaupt nicht in Anspruch nehmen kann bzw. zusätzlich versichern müsste?
* Wie ist im Basistarif die Familienversicherung geregelt? Müssen Kinder und Ehepartner eigenständig im Basistarif versichert werden? Wenn ja, mit welcher Prämienhöhe ? Ebenfalls Höchstsatz oder abgestaffelt?
Für die Beantwortung meiner Fragen danke ich Ihnen sehr herzlich.
Mit freundlichen Grüßen

Gesundheitswesen: 4,3 Millionen Beschäftigte
Ende 2005 waren knapp 4,3 Mio. Menschen in Deutschland und damit etwa jeder neunte Beschäftigte im Gesundheitswesen tätig. Dies teilte das Statistische Bundesamt mit.
Mit je 1,8 Mio. Personen sei die Mehrzahl der Beschäftigten (84 %) im Jahr 2005 in Einrichtungen der ambulanten sowie stationären und teilstationären Gesundheitsversorgung tätig gewesen. Insbesondere die ambulanten Einrichtungen hätten von dem Beschäftigungsanstieg profitiert. Deren Personal habe um 19.000 zugenommen.
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst, 18.01.2007, Nr. 05/2007, 11

Ende der Muschelwährung in Sicht
Mit der Honorarreform verspricht die Koalition den Vertragsärzten feste Preise.
Das Versprechen klang gut. Gebührenordnung, feste Preise, das Ende der floatenden Punkte. Doch das, was den Vertragsärzten zunächst als Honorarreform angepriesen wurde, hatte einen gewaltigen Pferdefuß. Denn die Koalition wollte das Niveau der ärztlichen Vergütung zunächst einfach fortschreiben. Die Honorarreform sollte kostenneutral starten. Doch diese Nullrunde soll nach dem Willen der Koalitionsfraktionen jetzt wieder aus der Reform gestrichen werden.
Orientierungswert: Wie stark sich die Honorare beim Start der Reform 2009 verändern, soll maßgeblich von den Punktwerten abhängen, die Kassen und KBV auf Bundesebene als Orientierung für die Honorare aushandeln. Der Plan, dafür einfach das Finanzvolumen des Jahres 2008 durch die Leistungsmenge zu teilen, soll zu Gunsten einer Verhandlungslösung aufgeben werden.
Bewertungsmaßstab (EBM): Verzichten wollen die Koalitionsfraktionen ebenfalls darauf, die ärztliche Vergütung schon im EBM abzustaffeln. Jetzt sollen die Preise für ärztliche Leistungen auf Grundlage von Stichproben bei Vertragsärzten lediglich betriebswirtschaftlich kalkuliert werden.
Regionale Gebührenordnung: Auf KV-Ebene handeln Kassenärztliche Vereinigung und Kassen auf Basis der Orientierungswerte eine regionale Gebührenordnung aus. Verhandlungsspielraum besteht dabei in Zu- oder Abschlägen je nach regionaler Versorgungssituation.
Budgetierung: Trotz aller Änderungen: Ohne Budgets kommt auch die neue Honorarreform nicht aus. Mittel zum Zweck ist dabei eine Gesamtvergütung, die Kassen und KVen auf regionaler Ebene auf Grundlage des Versorgungsbedarfs vereinbaren. Diese Obergrenze darf nur im Ausnahmefall (zum Beispiel Grippewelle) überschritten werden. Sollte es dazu kommen, müssen die Kassen die Differenz zum ursprünglich vereinbarten Gesamtbudget zeitnah begleichen. Zweiter Budgetdeckel sind arztbezogene regionale Leistungsmengen (Regelleistungsvolumina, RLV), in deren Grenzen feste Preise gelten. Darüber hinausgehende Leistungen werden abgestaffelt bezahlt.
Vergütung: Hausärzte sollen pro Patient und Quartal eine Pauschale erhalten. Deren Höhe steht noch nicht fest, wird aber wahrscheinlich um die 75 Euro liegen. Zusätzlich sollen ausgewählte einzelne Leistungen vergütet werden. Fachärzte sollen dagegen ähnlich wie Krankenhäuser bezahlt werden. Je nach Diagnose gibt es hier arztgruppenspezifische Grund- und leistungsbezogene Zusatzpauschalen. Vollendet sein wird die Honorarreform erst im Jahr 2011.
Sicherstellungszuschläge: Anders als ursprünglich geplant sollen Krankenkassen Honorarzuschläge, die sie in unterversorgten Gebieten gewähren, bis zum Start der Honorarreform im Jahr 2009 extrabudgetär bezahlen.
Kostenerstattung: Die Kassen sollen nach dem Willen der Koalition Kostenerstattungstarife anbieten.
Quelle: Ärzte Zeitung 22.01.2007

Privatversicherer

PKV-Basistarif: Unterschiedliche Sorgen
Für das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung ignoriert der Kompromiss in der Gesundheitsreform Erfahrungen anderer Länder mit der privaten Krankenversicherung (PKV).
Die Niederlande hätten bewiesen, dass es durchaus gelingen könne, private Versicherungsunternehmen in ein Wettbewerbsmodell und gleichzeitig in ein solidarisches Gesundheitssystem einzubinden.
Nach dem ursprünglichen Gesetzentwurf hätten alle Bürger, auch die in der PKV versicherten, in den günstigen Basistarif wechseln können. Jetzt hätten die Altkunden der PKV lediglich im ersten Halbjahr 2009 innerhalb von 6 Monate die Option, in den Basistarif eines anderen PKV-Unternehmens zu wechseln. Ab dann könnten sie nur noch in den Basistarif ihrer eigenen PKV übertreten und dies auch nur dann, wenn es sich um Bedürftige oder über 55-Jährige handele.
Auf die etwa 8 Mio. privat Versicherten komme deshalb im ersten Halbjahr 2009 ein massiver Entscheidungsdruck zu. Sie müssen eine nicht korrigierbare Entscheidung über ihren künftigen Versicherungsschutz treffen. Zu diesem Zeitpunkt sei aber noch nicht absehbar, welches Unternehmen dauerhaft das beste Angebot mache.
Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) befürchtet, dass der Basistarif zu einer Abwanderungswelle der Besserverdiener zur PKV führen könne, da dieser nach dem Vorbild des GKV-Leistungskatalogs gestaltet werden solle. Der Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse (TK), Prof. Norbert Klusen, äußerte sich in diesem Sinne.
Wenn die PKV-Unternehmen den Basistarif nach individuellem Risiko kalkulieren würden, dann würden Jüngere und Gesunde deutlich weniger als den Höchstsatz von etwa 500 Euro zahlen. Gerade für die Gutverdienenden und vergleichsweise gesunden GKV-Mitglieder wäre dies ein Anreiz zum Wechsel in die PKV. Um die zahlungskräftige Kundschaft zu halten, arbeite die TK bereits an neuen Wahltarifen, so Klusen.
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst, 18.01.2007, Nr. 05/2007, 6

Rechtliches

Verfassungsklage: Zwei Ansatzpunkte
Der privaten Krankenversicherung (PKV) vorgeschriebene Basistarif und die steuerliche Förderung nur für Kinder in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) stoßen bei Rechtsexperten auf erhebliche Bedenken hinsichtlich der Verfassungsmäßigkeit.
Die Bundesregierung beruft sich auf die Voten des Bundesinnen- und des Bundesjustizministeriums, die beide keine verfassungsrechtlichen Bedenken sehen. Die Haltung von Bundespräsident Horst Köhler lässt sich noch nicht einschätzen. Er wird eine eigene Prüfung vornehmen. Sollte das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) ein von ihm unterschriebenes Gesetz als verfassungswidrig einstufen, dann wäre das auch für ihn äußerst unangenehm.
Vor allem in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist die Zahl der "Bedenkenträger" groß. Zu ihnen gehört mit dem Stellv. Vorsitzenden Wolfgang Bosbach auch ein politisches Schwergewicht. Aber auch der rechtspolitische Sprecher, Jürgen Gehb, geht davon aus, dass das Gesetz vor dem BVerfG landet. Der Vorsitzende des Bundestags-Rechtsausschusses, Andreas Schmidt und der CSU-Rechtsexperte, Norbert Geis, haben ebenso Bedenken angemeldet wie Friedrich Merz.
Der baden-württembergische Ministerpräsident, Günther Oettinger, sieht im Zusammenhang mit den Regelungen für die PKV eine Reihe eigentums- und damit verfassungsrechtlicher Fragen. Er hält eine Klage für wahrscheinlich, da es "um erhebliche Vermögensinteressen" von Betroffenen gehe.
Der FDP-Vorsitzende, Guido Westerwelle, misst den Äußerungen der beiden Bundesministerien keine entscheidende Bedeutung bei, da diese "bereits mehrfach vom Bundespräsidenten und vom Bundesverfassungsgericht belehrt worden" seien. Auch nach Ansicht der ehemaligen Bundesjustizministerin, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, sind die verfassungsrechtlichen Bedenken erheblich.
Eine ausreichende Mehrheit für die Gesundheitsreform ist trotz der zahlreichen Bedenken von Bundestagsabgeordneten nicht gefährdet.
Quelle: Schütze-Brief • Gesundheitspolitischer Info-Dienst, 18.01.2007, Nr. 05/2007, 5-6

Praxismanagement

Kooperationen bringen nicht immer mehr Geld
Die Zusammenarbeit von Ärzten hat auch ihre Tücken. Wer hofft, durch Kooperation mehr Honorar generieren zu können, erlebt bisweilen sein blaues Wunder. Statt einer Budget-Erweiterung gibt es für den neuen Kollegen ein Budget von Null. Niedergelassene, die Gemeinschaftspraxen gründen wollen, oder Medizinische Versorgungszentren, die Zulassungen kaufen, sollten deshalb die Honorarverteilungsmaßstäbe ihrer KV genau kennen.
Honorarverteilungsmaßstab - das Maß aller Dinge
Quelle: Professor Christian Dierks. Ärzte Zeitung 24.01.2007

Niedergelassene gegen ambulante Klinikleistungen
Die Pläne der Bundesregierung, Krankenhäuser im Zuge der Reform für die ambulante Behandlung von Patienten mit speziellen Erkrankungen zu öffnen, stoßen auf Widerstand bei vielen niedergelassenen Ärzten.
Besonders für Krebskranke ergebe sich daraus kein Vorteil, meint die Chefin der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin, Dr. Angelika Prehn. Die KV Berlin verweist darauf, dass die Zahl der ambulanten Chemotherapien in Berlin seit 1992 um das 15-fache auf 5.000 im Jahr 2005 gestiegen ist. Mehr als 30.000 Krebspatienten seien 2005 in den Berliner Arztpraxen ambulant behandelt worden.
"Damit hat eine deutliche Verlagerung von Leistungen aus dem Krankenhaus in den ambulanten Bereich stattgefunden, von der vor allem die Patienten profitieren", so Prehn.
Quelle: Ärzte Zeitung 22.01.2007

Praxismarketing braucht das Internet
Wenn immer mehr Patienten im Internet unterwegs sind, wird auch der Auftritt einer Praxis im Web zunehmend strategisch wichtig. Denn so können sich Ärzte im Wettbewerb mit Kollegen gut positionieren. Kammer und KV in Niedersachsen haben das früh erkannt und organisieren bereits seit einiger Zeit jährlich einen Wettbewerb um die beste Arzt-Website. Damit sensibilisieren sie ihre Mitglieder für dieses Marketing-Instrument - und das ist gut so.
Klar: Viele Niedergelassene haben bereits einen eigenen Auftritt im Internet. Doch die meisten sind - nicht zuletzt aus finanziellen und zeitlichen Gründen - über günstige Standardangebote kaum hinausgekommen. Sie sehen die Website als Mittel, um vor allem Basisinformationen über ihre Praxis ins Netz zu stellen.
So wichtig es in diesen Zeiten ist, Geld zu sparen: Kollegen, die so vorgehen, vergeben Chancen für ein effizientes Marketing. Denn das Internet bietet die Option, ganz bestimmte Patientengruppen besonders anzusprechen. Wer etwa verstärkt junge Patienten für seine Praxis gewinnen will, kann über eine pfiffig gestaltete Website, die interaktive Elemente wie Online-Terminkalender oder SMS-Benachrichtigung vor Terminen enthält, durchaus Erfolg haben.
Auch für Informationen über spezielle Individuelle Gesundheitsleistungen lässt sich die eigene Website gut nutzen. Dass es dabei nicht nur auf die Inhalte, sondern auch auf die Gestaltung ankommt, zeigen Wettbewerbe wie der in Niedersachsen.
Quelle: Hauke Gerlof. Ärzte Zeitung 19.01.2007

Fast alle Niedergelassenen arbeiten mit Praxis-EDV
Die Zahl der Vertragsärzte, die mit EDV abrechnen, ist weiter gestiegen.
Zum Stichtag 30. Juni 2006 meldet die KBV 112.383 Arztpraxen, die elektronisch abrechnen.
Wenn die elektronische Gesundheitskarte - nach den derzeitigen Plänen im Jahr 2008 - eingeführt wird, ist die EDV-Abrechnung Pflicht. Um zum Beispiel elektronische Rezepte auszustellen, müssen Ärzte online gehen können.
Quelle: Ärzte Zeitung 23.01.2007

Europa

Österreich: Kritik an der E-Card
Die österreichische Ärztekammer warnt vor Datenschutzrisiken beim Aufbau einer Telematikinfrastruktur. Im Gegensatz zu Deutschland, wo gerade die ersten Tests mit der elektronischen Gesundheitskarte begonnen haben, wird die E-Card in Österreich bereits eingesetzt.
Bisher dient die E-Card in Österreich nur der Identifikation der Patienten in den Praxen. Auch in Deutschland werden in den Testregionen derzeit nur die Versichertendaten auf den Gesundheitskarten getestet. Nach neuen Plänen soll jetzt in Österreich - wie später auch hier zu Lande - ein landesweites System von elektronischen Patientenakten eingeführt werden.
Der Präsident der österreichischen Ärztekammer Reiner Brettenthaler kritisiert, dass die Pläne "unnotwendig weit" gingen. Eine elektronische Vernetzung medizinischer Einrichtungen berge die Gefahr, dass Patientendaten "einer breiteren Anwenderschar" wie Versicherern oder Arbeitgebern zugänglich gemacht würden.
Quelle: Ärzte Zeitung 22.01.2007

Nach der Operation beginnt die Abenteuer-Safari
Immer mehr britische Patienten reisen für eine Operation ins Ausland. Der Trend, der von den ärztlichen Berufsorganisationen mit wachsender Sorge beobachtet wird, führte allein im vergangenen Jahr 30.000 britische Patienten in ausländische Kliniken.
Deutschland ist eines der beliebtesten Zielländer. Gesundheitspolitische Beobachter in London rechnen damit, dass auch 2007 wieder zehntausende britische Staatspatienten für eine Op ins Ausland reisen werden.
Britische Boulevardzeitungen veröffentlichen inzwischen regelmäßig Reisetipps für Patienten. In den Berichten wird erläutert, in welchem Land welche Operationen am besten und am preiswertesten zu haben sind.
Quelle: Ärzte Zeitung 24.01.2007

Allgemeines

Experte: "Wirtschaft hat wenig Interesse daran, Kinder vor Fettleibigkeit zu schützen"
Innerhalb von nicht einmal zwei Jahrzehnten hat sich die Zahl adipöser Kinder und Jugendlicher in Deutschland verdoppelt. Heute sind es etwa 800.000 Mädchen und Jungen. 'Ein großes Problem ist, dass die Wirtschaft wenig Interesse daran hat, Kinder vor Fettleibigkeit zu schützen', sagte Prof. Dr. Martin Wabitsch, Leiter der Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Ulm, im Interview mit BÄK INTERN, dem Informationsdienst der Bundesärztekammer.
Politik und Verbraucherschutz müssten im Sinne der Kinder tätig werden. In Großbritannien sei der Verkauf zuckerhaltiger Getränke an Grundschulen verboten. "Leider sind wir davon in Deutschland noch weit entfernt. Denn die Wirtschaftslobby ist hier größer als die Lobby der Kinder", so Wabitsch.
http://www.arzt.de/Aktuelles/20070122/200701191.html

Termine

7th International Congress on Ambulatory Surgery
April 15th – 18th, 2007 Amsterdam
Abstract deadline February 1st, 2007
http://www.iaascongress2007.org

BAO-Kongress 2007
19. – 20.05.2007 in Berlin

Prof. Dr. Jost Brökelmann, Redakteur BAO-MAO-Aktuell
Bundesverband für Ambulantes Operieren e.V. – BAO
Präsident Dr. med. Jörg-A. Rüggeberg
Vereinsregister VR 6346
Managementgesellschaft Ambulantes Operieren – MAO
Sterntorbrücke 1, D-53111 Bonn
Tel.: 0228-692423, Fax: 0228-631715
E-Mail: baobonn@t-online.de oder maobonn@t-online.de
Internet: http://www.operieren.de oder http://www.mao-bao.de

Chirurgen Magazin + BAO Depesche

Heft 111 | Ausgabe 1 – Februar 2024
Sektorenverbindende Versorgung: Können Hybrid-DRG wirklich die verschleppte Ambulantisierung retten?
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OP-Netzwerk

2021 OP-Netzwerk | Ein Service des BAO e. V. Auf OP-Netzwerk finden interessierte Ärztinnen und Ärzte umfangreiche Informationen, hilfreiche Tipps und wichtige Anlaufstellen rund um das Thema "Ambulantes Operieren". !
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Berufsverband der Phlebologen e.V.

Der Berufsverband der Phlebologen und Lymphologen e.V.
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Helmsauer Gruppe

Persönlicher Kontakt, Vertrauen und Stabilität stehen bei uns an erster Stelle, wenn es um die Betreuung unserer Kunden geht...
+ Kompetenz aus jahrzehntelanger Erfahrung + Spezialisierung auf Ihre Bedürfnisse + Mehrwerte über exklusive Rahmenverträge
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Partner PKG

Die Deutsche Praxisklinikgesellschaft (PKG) e.V. ist ein Zusammenschluss von Operationszentren, Tages- und Praxiskliniken und medizinischen Versorgungszentren, in denen ambulante und praxisklinische Operationen durchgeführt werden.
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Partner AND

Das AND e.V. als Zusammenschluss regionaler Anästhesie-Netze und –Genossenschaften vertritt auf Bundesebene Interessen der freiberuflich tätigen und niedergelassenen Anästhesisten.
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Partner DGH

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie
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BVASK

Der Berufsverband für Arthroskopie e. V.
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